Kastration - Für uns eine Option?

  • Also eigentlich kam es für mich nie in Frage, in letzter Zeit geht mir der Gedanke allerdings doch immer wieder durch den Kopf: Würde es Sinn machen Balou via Chip kastrieren zu lassen?

    Zuerst die Fakten:
    Balou ist jetzt 8 Jahre alt, bis Herbst 2009 dachten wir er wäre - wie es im Vertrag des Tierheims steht - kastriert, erfuhren dann aber auf Nachfrage von unserem Tierarzt etwas anderes.
    Draußen markiert er meiner Meinung nach nicht übermäßig viel und Scharren tut er ... hm, auf einem Spaziergang wohl ein bis vier Mal; je nach dem. Allerdings ist er auf Spaziergängen auch viel mehr daran interessiert das gesamte Arenal abzuschnuppern als zu spielen oder mit mir zu arbeiten. Könnte aber auch daran liegen, dass ich zu Anfang Spaziergänge und Arbeitseinheiten strikt getrennt gehalten habe.
    Mit Hündinen ist er verträglich, spielt aber eher selten mit ihnen. Entweder er klebt ihnen am Hintern, versucht aufzureiten oder er hat nach dem ersten Kennenlernen kein Interesse mehr. Ein wirkliches Spiel sieht man bei ihm mit einer Hündin wirklich nur verdammt selten.
    Mit Rüden ist es 50:50. Die einen werden einfach ignoriert - wenn er sie bereits kennt geht er meistens nicht mal mehr hin zum Schnuppern - und bei anderen geht er meiner Meinung nach direkt sehr angespannt in die Situation rein. Sprich er bewegt sich recht steif, die Rute wedelt hektisch und dann endet es - greife ich nicht ein - auch damit, dass er versucht bei dem anderen Rüden aufzureiten. Und dann hat er Rüden auf die ist er scharf wie Schmittchens Katze, von denen kann er gar nicht mehr ablassen. Er klebt ihnen dann förmlich am Genitalbereich; also ein Spiel sieht man auch hier nicht.
    Sind Hündinnen läufig gehört er Gott sei Dank nicht zu den Kandidaten die sich selbstständig machen. Zwar ist es verdammt schwer ihn dann im Gehorsam zu halten, aber es ist möglich. Daheim leidet er dann allerdings auch. Frisst wenig, winselt, ist unruhig.

    Da ich immer dachte er wäre kastriert dachte ich über eine Kastration natürlich nie nach. Aber auch jetzt bin ich skeptisch ob dieser Eingriff eine Besserung erbringen könnte - vor allem jetzt noch eine Besserung erbringen. Immerhin ist er schon 8 Jahre alt.
    Oder ob es von meiner Seite aus noch weitere Erziehungsarbeit wäre, dass er Hündinnen mehr in Ruhe lässt und bei Rüden nicht immer rumpöbeln muss - was nicht heißen soll, dass ich nach dem Chipen aufhören würde ihn zu unterbrechen, wenn er sich unpassend benimmt. Erziehung hört damit schließlich nicht auf.

    Die Frage, die sich mir stellt, ist eher, ob für Balou selbst alles entspannter werden könnte und der Chip-Test für uns in Frage kommen würde.

    Zudem soll ja - wenn alles gut geht - im März 2011 ein Welpe bei uns einziehen. Ebenfalls ein Rüde. Könnte das dann Probleme geben? Einer kastriert, einer nicht? Ich will einen Hund auf keinen Fall einfach mal eben so kastrieren lassen!

    Im Übrigen ist mir auch klar, dass man hier keine Ferndiagnosen abgeben kann. Mich würde nur eure Meinung im Kontext zum obigen Text interessieren. Am Montag wollte ich das ganze auch noch mit meinem Tierarzt besprechen.

  • Woher weiß dein TA denn, dass euer Hund nicht kastiert ist?

    Es liest sich grad so als sei es von außen nicht sichtbar, denn du sagst ja du gingst davon aus er sei kastriert (sprich hat er keine Hoden? Sind die innenliegend?)

    Meine sind beide kastriert - es wird dennoch draußen viel geschnüffelt, wenn n läufige Hündin da war sogar vermehrt.

    Das Problem mit Rüden hat mein "kleiner" auch hier und da - da helfen ihm auch die fehlenden Eier nichts *g* Da muss ich ran, mit der Erziehung (und das klappt auch sehr gut).

    Ohren auf Durchzug können sie immernoch stellen, wenn sie wollen. Sie sind dadurch eig. nicht wirklich ruhiger geworden, aber das Zusammenleben untereinander ist seitdem entspannt (der große war kastriert, der kleine nicht - es war irgendwan Gemobbe pur vom kleinen).


    Los Leute, hier hat doch sicher schon der ein oder andere die Chip-Kastra ausprobiert, was meint ihr? *hochschieb*

  • hi,
    ich habe bei meinem Snoopy auch den Chip setzen lassen wegen ähnlichen Problemen. Er pöbelte extrem bei anderen unkastrierten Rüden und war immer hinter den Mädels her. Ich werde ihn allerdings nicht kastrieren, weil jetzt mit dem Chip das andere Extrem eingetreten ist, nämlich dass er extremst unsicher anderen Hunden auch Hündinnen gegenüber geworden ist, Vor Rüden nur noch Panik hat und auch sonst irgendwie recht lustlos/lahm erscheint!!! Aber das ist unsere persönliche Erfahrung.

    Ich finde den Chip eine sehr gute Möglichkeit um zu sehen, was wäre wenn eben ohne gleich zu kastrieren! Probiere es doch einfach aus! Dann siehst du ja wie er sich verändert und nach nem 1/2 Jahr ist alles vorbei. Ich sehne das Ende des Chips sehnsüchtig herbei, denn bei uns war es leider ein kompletter Fehlschlag. Ich denke, seine Rüdenaggression muss ich einfach mit konsequenterer Führung in den Griff bekommen als mit Eier abschneiden!

    LG

  • Was soll sich denn ändern ? Scheinbar kommt ihr doch wunderbar mit der Umwelt klar und die paar Hunde, die er nicht mag oder bedrängt, da ists ne Frage der konsequenten Erziehung, daß man ihn davon abrufen kann.

    Der Hund ist 8 Jahre alt, erwachsen, mit einem gefestigten Verhalten. Eine Kastration könnte eher ins Gegenteil umschlagen, er könnte nachher jeden Rüden angehen.
    Ob er in dem Alter noch zum Neutrum wird und jeden Hund liebt, das wage ich zu bezweifeln. Und das von dir häufig erwähnte Spielen ... dein Hund ist erwachsen, da spielt man nicht mehr, selten, kaum.

    Ich würds belassen wie es ist !

    Kann es sein, daß dein eigentliches Problem das ist, daß du jetzt weiß, daß du einen "echten" Rüden hast und verunsichert bist ?

    Gruß, staffy

  • Hallo und danke für die Antworten :smile:

    Aber erstmal um das klar zu stellen:
    Auf gar keinen Fall würde ich Balou einfach nur kastrieren lassen, weil er nicht so verträglich ist wie ich das gerne hätte bzw. um mir Erziehung zu ersparen.

    Eigentlich will ich es auch gar nicht :/

    Aber heute habe ich auch wieder gemerkt wie extrem er leidet. Liegt den ganzen Tag lustlos in einer Ecke, frisst nicht und wimmert den halben Tag lang vor sich hin. Außerdem ist er in einer 24h-Habachtstellung und verfolgt mich wie ein Schatten.

    Klar kann er auch trotz Kastration noch die Ohren auf Durchzustellen, andere Rüden anpöbeln (sein Problem mit anderen Hunden liegt, denke ich, auch noch oder nur an etwas anderem) etc. pp.
    Aber wenn er dadurch weniger leidet wäre das wohl für uns alle ein Stück mehr Lebensqualität.

    Wegen dem Irrtum über seine Kastration:
    Man sieht es ihm eigentlich direkt an, also die Hoden sind nicht innenliegend. Aber ich bin Ersthundbesitzer und ging gutgläubig davon aus, dass schon alles seine Richtigkeit hat. Nur weil er sich so gar nicht wie ein Kastrat verhalten hat habe ich letztes Jahr nun mal nachgefragt und da wurde mein Verdacht bestätigt.

  • Wenn du dir sicher bist dass das wimmern und nicht fressen aufgrund einer läufigen Hündin passiert und das ganze ein Dauerzustand ist (sprich es nicht mal ein paar Tage sind sondern das über Wochen geht), dann würde ich mit nem Ta sprechen und den Chip mal ausprobieren (wobei ich auch schon berichtet bekommen habe, dass ein Chip und eine richtige Kastra auch unterschiedlich wirken können).

    Es ist wirklich ein Abwägen von pro und contra.

    Mein großer zb, der hat über Monate Stressdurchfall gehabt, alles gerammelt bis zum Umfallen (wörtlich! Dauererrektion und Kreislaufzusammenrbuch gehörten bei uns dazu), er war wie weggetreten sobald wir das Haus verlassen haben, gaberte, klapperte mit den zähnen und war nicht mehr ansprechbar.

    Ihm hat die Kastra geholfen und er hat seine sonstigen verhaltensweisen weithin behalten (anderen Hunden "unterlegen" war er schon immer, das haben wir durch Training gut hinbekommen).

  • Zitat

    Wenn du dir sicher bist dass das wimmern und nicht fressen aufgrund einer läufigen Hündin passiert und das ganze ein Dauerzustand ist (sprich es nicht mal ein paar Tage sind sondern das über Wochen geht), dann würde ich mit nem Ta sprechen und den Chip mal ausprobieren (wobei ich auch schon berichtet bekommen habe, dass ein Chip und eine richtige Kastra auch unterschiedlich wirken können).

    Ein Dauerzustand ist es nicht, ich habe über die letzten Jahre, in denen es so schlimm geworden ist, wirklich gemerkt, dass es:
    a) Immer zu der Zeit war, wenn auch Hündinnen läufig sind
    und
    b) war der Spuk nach einigen Tagen wieder vorbei

    Beim Recherchieren im Internet habe ich noch gelesen, dass einige auch hingehen und mit ihren Rüden, wenn Hündinnen läufig sind, nicht mehr direkt spazierengehen. Stattdessen werden ganz kleine Runden gedreht damit der Hund sich lösen kann und ansonsten an reizarmen Orten zusammen trainiert.

    Nun überlege ich statt morgen den Tierarzt anzurufen es erstmal so auszuprobieren.

    Chip als vorübergehende Maßnahme hin oder her, es ist eben ein Eingriff in den Hormonhaushalt und wenn er schief geht, wie hier schon erwähnt, sind 6 Monate eine lange Zeit.

  • Zitat

    Der Hund ist 8 Jahre alt, erwachsen, mit einem gefestigten Verhalten. Eine Kastration könnte eher ins Gegenteil umschlagen, er könnte nachher jeden Rüden angehen.
    Ob er in dem Alter noch zum Neutrum wird und jeden Hund liebt, das wage ich zu bezweifeln. Und das von dir häufig erwähnte Spielen ... dein Hund ist erwachsen, da spielt man nicht mehr, selten, kaum.

    Wir mussten unseren Hund im letzten Jahr kastrieren lassen, weil seine Prostata sonst wohl bald die Größe eines Kleinwagens erreicht hätte und zudem ein Dammbruch im Raum stand.

    Hundeopa war zum Zeitpunkt der Kastration ZEHNEINHALB und ich kann Deine Aussage nur bestätigen.

    Im Laufe seines ganzen Erwachsenenlebens hat er verschiedene Verhaltensweisen gegenüber anderen Hunden getestet, beobachtet und schließlich ritualisiert. Doch plötzlich war er kastriert und musste feststellen, dass zehneinhalbjährige Erfahrung nicht mehr greift - aus seiner Sicht verhielten sich die anderen Hunde furchtbar respektlos. In der Folge war er bereit, das gewohnte Verhalten einzufordern und notfalls auch körperlich durchzudrücken. Mag sein, dass auch die schiere Verunsicherung überwog. Wir hatten jedenfalls mehrere Monate mit einer nicht unerheblichen Aggression zu trainieren.

    Wir haben einen super Hundeopa, mit dem wir das schnell wieder hinbekommen konnten. Mir persönlich hat es jedoch gezeigt, dass Kastration bei erwachsenen Hunden auch ganz schön nach hinten losgehen kann.

    Heute, fast ein ein Jahr nach der Kastration, hat sich sein Verhalten nicht geändert. Wir haben einen Hund, der nach wie vor imponiert, scharrt, plustert und sich durchaus auch noch für die Damen interessiert. Was ich aber auch überhaupt gar nicht schlimm finde ... ich freu mich, dass er der Alte geblieben ist.

    Du hast nicht zufällig gestern Martin Rütter gesehen, oder?

    ;)

  • Wenn es wirklich nur ein paar Tage ist, und er ansonsten gesundheitlich ok ist, würd ich glaub ich nichts machen (ist schwer wenn man nicht in der Situation drin steckt).


    Den Chip kann man meines Wissens nach übrigens wieder entfernen lassen...

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