Aggressives Kind / Scheidung - Hund als "Ruhepol"

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    Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass man Trauer und Schmerzen am Besten ins Gesicht sieht. Wenn man zuviel Ablenkung sucht, verpasst man oft den düsteren aber kurzen Weg zur Verarbeitung und knabbert letztlich viel länger und leidvoller an den Ereignissen.

    Das sehe ich nicht so. Man kann sich auch auf dem düsteren Weg verlieren, was einzig und allein destruktiv auf die Psyche wirkt, und keinerlei Nutzen für den Betroffenen hat.
    Und bei einem bereits 4 Jahre lang anhaltenden Verarbeiten einer Scheidung kann man auch nicht mehr von einem "kurzen Weg" sprechen. Speziell dann nicht, wenn es sich um ein 8-jähriges Kind handelt, das letztlich sein halbes Leben lang im Leiden lebt.

    Ich selbst bin auch therapeutisch mit Kindern und Erwachsenen tätig und ich bin derselben Meinung wie purzelchen2, die ebenfalls "vom Fach" ist, dass ein Hund eventuell sehr segensreich sein könnte.

    Natürlich weiß man nicht, wie sich das Tier entwickelt. Aber trotzdem denke ich, dass die positiven Erfahrungen in den meisten aller Fällen die schwierigen überwiegen.

    Was den Hund angeht ... Ich glaube, dass viele HH mit einer mehr oder weniger großen Erwartung an ihr Tier heran treten. Wenn es kein Therapiehund werden soll, dann soll der Hund sich eben zum Sportler entwickeln, der Agility & Co toll zu finden hat, oder er soll ein Suchhund werden oder ein Hütehund oder oder oder.
    Viele HH haben doch ein solches Bild von ihrem Hund, bevor sie ihn bekommen.

  • Nun ja, dann oute ich mi ch mal... Als alleinerziehende Mutter, die das alleinige Sorge- und Umgangrecht hatte ( kinder sind mittlerweile volljährig) und da Ihr so schön vom Fach seid, LaBella und Purzelchen könnt Ihr jetzt mal überlegen, was das dann bedeutet.

    So Sorge- und Umgangsrecht allein und was die Vorfälle waren, die dazu führten in den Seelen meiner Kinder angerichtet haben.

    Ein Hund kam mir erst ins Haus, als diese Kinder eine psychologische Therapie absolviert und die Geschenisse mit professioneller Hilfe aufgearbeitet hatten.

    Ebenso ich selbst.

    Ist ja schön, dass Ihr auf Sport und Co verweist.... Nun ja, es natürlich HH, die ihren Hund als reines Sportgerät sehn und auch so halten.

    Nur das ist nicht der durchschnittliche HH, das wäre Punkt 1 und Punkt 2 auch ein sportlicher HH mit einem Hund im Agi, Mantrailing und Co. sieht in erster Linie den Hund und nicht den Therapeuten, das Sportgerät or whatever.

    Mit seinem Anrecht auf Sorge und Fürsorge, mit all seinen Bedürfnissen und Ansprüchen und vorallem als Lebewesen mit eigener Persönlichkeit ohne Sinn und Zweck, nur einfach so.

    Birgit

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    Hat hier jemand Erfahrung damit - z. B. wie bei uns durch schlechte Scheidungsbewältigung des Kindes - dass das Kind durch einen Hund/ein anderes Haustier ruhiger und ausgeglichener wurde?

    Mich würde das einfach mal von "Betroffenen" interessieren, weil ich schon einiges darüber gelesen habe...Liebe Grüße, Yvonne

    Mir ist es wichtig, dabei auch an den Hund zu denken. Es ist nämlich nciht jeder Hund für sowas geeignet. Es gibt äußerst sensible Hunde, die mit den Gefühlsproblemen nicht klar kommen und dann auch ne Therapie brauchen. Sprich, sich evtl. nicht wohl fühlen, unruhig sind, etc.

    Ganz ehrlich, ich würde einen Hund erst anschaffen, wenn Ruhe eingekehrt ist und man weiß, wie das Leben in Zukunft weitergehen wird. Nicht dass am Ende das Kind seine Aggressionen am Hund auslebt, was es durchaus auch gibt. Da wäre evtl. eine Sportgruppe wie Judo o.ä. sinnvoller.

    Die Familie ist ja dann insgesamt im Stress, auch die Mutter/Vater nicht ausgeglichen. Da noch einen Hund dazupacken halte ich für alle ein bisschen zu viel.

    Wenn dann Ruhe einkehrt und man weiß, wie alles in Zukunft laufen wird, dann ist ein Hund sicherlich ne tolle Sache. Und bei einem völlig unausgeglichenen Scheidungskind würde ich doch lieber den Psychologen zur Hilfe geben als einen Hund.

  • Abessinierin

    na der durchschnittliche hh ist es leider nicht, der seinen hund mit seinen bedürfnissen sieht :|

    wie siehst du dann blindenhunde? die sogar in den meisten fällen wegmüssen, wenn sie nicht mehr arbeiten können.
    wie siehst du dann nutztiere, die gegessen werden?
    was ist eigentlich der unterschied zwischen hund als therapie für das kind und "ich will einen hund, weil.." ?

    in diesem fall ist es doch auch nicht mal als "therapiehund" gedacht, sondern die te meint, sie wollen unabhängig davon schon lange einen hund, die frage war nur "ob es evt. auch dem kind helfen könnte"..

    ist doch ok, dass du das anders gemacht hast. wieso heißt das, dass das alle nun genauso tun müssen?

  • Zitat


    in diesem fall ist es doch auch nicht mal als "therapiehund" gedacht, sondern die te meint, sie wollen unabhängig davon schon lange einen hund, die frage war nur "ob es evt. auch dem kind helfen könnte"..

    Doch, genau in dem Moment wird der Hund zum Therapiehund, und nicht jeder Hund kann das leisten.

  • Zitat

    Doch, genau in dem Moment wird der Hund zum Therapiehund, und nicht jeder Hund kann das leisten.

    Und genau in diesem Moment werden Erwartungen in den Hund gesetzt die dieser nicht unbedingt erfüllen kann. Und schon sind die nächsten Probleme vorprogrammiert. Dann hat man im schlimmsten Fall nicht nur ein Verhaltensauffälliges Kind, sondern auch noch einen Verhaltensauffälligen Hund zu Hause.

  • Ich glaube nicht, dass ein Hund die ultimative Lösung des beschriebenen Problems bringt. Die Scheidung liegt schon viel zu lange zurück.

    Was bedeutet eine Scheidung für ein kleines Kind? Zunächst einmal gerät das Weltbild eines Kindes total ins wanken. Mama und Papa, das bedeutet Sicherheit und plötzlich bekommt das Kind als Hammer serviert, dass eigentlich gar nichts mehr im Leben sicher ist.

    Das begründet Trauer, Unsicherheit, vielleicht auch manchmal Wut und manchmal fehlgeleitete Schuldgefühle.

    Bei was kann der Hund dabei helfen? Er tröstet auf seine Weise, schon klar, das Kind kann ihm alles erzählen, sich vielleicht mal ausweinen und der Hund lenkt ab. Soweit entspricht das Verhältnis einer normalen Kind-Hund-Beziehung.

    Jetzt sind allerdings schon vier Jahre ins Land gegangen. Vier Jahre um dem kind im optimalen Fall zu zeigen: es gibt nur eine räumliche Trennung, Papa und Mama sind nach wie vor immer für Dich da. Setzt natürlich voraus, dass die Eltern es schaffen sich auf die Gemeinsamkeit der Elternrolle zugunsten des Kindes zu konzentrieren.

    Die Realität sieht leider oft anders aus. Da wird gehetzt und angestachelt, oft auch gegen einen neuen Partner. Versprechen werden gegeben und nicht eingehalten. Es wird sich mit Geschenken und Aktivitäten gegeneinander ausgespielt. Das alles machen die Eltern, die Kids haben damit nichts zu tun, außer den einen oder anderen Vorteil für sich rauszuziehen. Das ist ne ganz andere Geschichte als die ursprüngliche Bewältigung von Trauer und Verlustängsten. Das Kind ist dabei der Leidtragende. Oft bleibt wieder einmal stehen: "Ich bin schuld, dass die Eltern streiten".

    Bei dieser Lösung kann kein Hund der Welt dem Kind helfen. Ganz einfach deshalb, weil das Kind sowieso keine Lösung finden kann.
    Es ist auch kein Trauerschmerz da, der sich mit der Zeit lindert.
    Sondern, wenn es extrem läuft, ein 14-tägiger Messerstich.

    Drum, liebe TE, ich will Dir nicht zu nahe treten, aber ich glaube Du machst es Dir zu einfach nach 4 Jahren immer noch von "Scheidungsbewältigung" zu sprechen.

    Bist Du Dir sicher, dass die Probleme nicht woanders liegen???????

  • Zitat

    Und genau in diesem Moment werden Erwartungen in den Hund gesetzt die dieser nicht unbedingt erfüllen kann. Und schon sind die nächsten Probleme vorprogrammiert. Dann hat man im schlimmsten Fall nicht nur ein Verhaltensauffälliges Kind, sondern auch noch einen Verhaltensauffälligen Hund zu Hause.

    Ich würd sogar formulieren, dass der Hund sie nicht erfüllen kann.

    Birgit

  • Zitat

    Abessinierin

    na der durchschnittliche hh ist es leider nicht, der seinen hund mit seinen bedürfnissen sieht :|

    wie siehst du dann blindenhunde? die sogar in den meisten fällen wegmüssen, wenn sie nicht mehr arbeiten können.
    wie siehst du dann nutztiere, die gegessen werden?
    was ist eigentlich der unterschied zwischen hund als therapie für das kind und "ich will einen hund, weil.." ?

    in diesem fall ist es doch auch nicht mal als "therapiehund" gedacht, sondern die te meint, sie wollen unabhängig davon schon lange einen hund, die frage war nur "ob es evt. auch dem kind helfen könnte"..

    ist doch ok, dass du das anders gemacht hast. wieso heißt das, dass das alle nun genauso tun müssen?

    Seh ich ganz genau so!!! Aber ist doch auch nicht schlimm. Jeder hat seine Meinung. Ich denke nicht, dass wir nochmal auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Und die TS hat sich ohnehin schon verkrümelt ... Wer weiß, ob sie überhaupt noch mitliest ...

  • Zitat

    Doch, genau in dem Moment wird der Hund zum Therapiehund, und nicht jeder Hund kann das leisten.

    Das sehe ich auch so. Aber dann muss eben - wie immer, der richtige Hund ausgewählt werden, bzw. die richtige Rasse.
    Es gibt Menschen, die arbeiten in der Hunderettungsstaffel (ich habe so jemanden in der Familie), und die suchen sich genau DEN Hund aus, der die Arbeit als Rettungshund von seinen Anlagen her leisten kann, und das sogar mit Spaß und Freude.
    Ich habe eine Freundin, die ist behindert, und die hat 2 ihrer Hunde als Behindertenbegleithunde ausgebildet. 2 andere sind Therapiehunde, da sie als Altenpflegerin arbeitet. Auch hier wurde die Rasse und das Wesen des Tieres eben nach den entsprechenden Bedürfnissen ausgewählt.

    Wo ist das Problem?

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