Therapiehund für Ergotherapie

  • Hallo zusammen,


    ich beginne nächste Woche meine Ausbildung zur Ergotherapeutin und habe erfahren, dass es man Therapiehunde auch in der Ergotherapie einsetzt.


    Ich bin einfach nur interessiert, da ich mir nach der Ausbildung auch einen Hund zum Therapiehund ausbilden lassen möchte und vorweg gerne schon einmal ein paar Erfahrungen lesen würde.


    Hat jemand einen Hund, der diese Ausbildung hat oder war/ist jemand von euch Patient und hat von der "Arbeit" des Hundes profitiert?
    Welche Rasse eignen sich besonders? Mir schwebt ein Australian Shepherd vor, da wir im Moment auch einen Aussi-Mix haben und mir die Rasse sehr geeignet scheint!


    Dann würde ich gerne noch wissen, ob ihr den Hund dann jeden Tag mit auf die Arbeit nehmt und wenn nein, wie ihr das dann mit dem Gassi-gehen macht :???:


    So,
    ich freue mich über jede Erfahrung, sei es als Patient oder Hundehalter!

  • Oh, hier les ich mal fleißig mit :D
    Ich mach ne Ausbildung zur Kinder- und Jugendpsychologin, wenn alles klappt und - nochmal wenn alles klappt - zieht im Februar ca. ein Aussie Welpe bei mir ein. Und wenn es zum Hund dann passt, könnte ich mir durchaus vorstellen den irgendwann mal einzubinden ;) Kein Muss, aber interessant und schön für Hund und Kind würd ich es schon finden =) Ich lese auch immer mal wieder zum Thema, wenn mir was in die Hände fällt. Deswegen bin ich gespannt auf Antworten, auch wenn´s um Ergotherapie geht. Meinungen gibt´s bestimmt trotzdem ein paar, die auch für mich interessant sind :smile:

  • Amy hat keine Ausbildung zum Therapiehund, kommt aber jedes mal mit zum Dienst wenn ich arbeiten muss und "kümmert" sich um die Bewohner. Man merkt sehr deutlich das es den Bew. gut tut und alle sehr interessiert an Amy sind und sie sich rießig freuen wenn sie Amy sehen und sie mit ihr kuscheln können.


    Amy ist oft Gesprächsthema Nummer 1 =)


    Ich gehe morgens 30min. mit ihr Gassi, zwischendurch kann sie im Altenheim kurz in den Garten oder eine Kollegin nimmt sie mit in den Park wenn sie mit den Bew. spazieren geht. Auf Station läuft sie frei herum.


    Nach dem Dienst ist Amy kaputt und pennt erstmal und Abends drehen wir dann nochmal ne Runde (30-60min)


    Wenn ich Spätdienst habe gehe ich vorher 2 mal mit ihr und Abends nur nochmal pinkeln ;)


    An freien Tagen sind wir mehr unterwegs :smile:


    Bald habe ich Nachtdienst, da gehen wir tagsüber viel und Nachts kann Amy im Dienstzimmer pennen und zwischendurch gehen wir in den Garten zum rauchen =)

  • @tani
    Ähm, blöde Frage :hust: : Machst du eine Ausbildung oder ein Studium? Weil du von einer Ausbildung gesprochen hast und ich immer dachte, dass man den Beruf nur studieren kann...


    Hast du schon einen geeigneten Züchter für deinen Hundenachwuchs gefunden?
    Ich bekomme zum Abschluss der Ausbildung von meinen Eltern einen Welpen geschenkt. Welche Rasse usw., darf ich mir aussuchen! :D :rollsmile:

  • Aber normalerweise müssen dir Hunde doch eine Ausbildung haben oder ist das keine Pflicht?


    Die Tagesabläufe hören sich ja ganz entspannt an! Macht es Amy denn auch Spaß? Was machst du denn so mir ihr und den Bewohnern gemeinsam?

  • Liegst nicht ganz falsch...


    Die Ausbildung geht nur mit vorher abgeschlossenem Studium ;)
    Den Platz muss ich natürlich erstmal noch kriegen :roll:


    Als Besuchshunde brauchen sie meine ich keine Ausbildung. Und ob das wirklich Pflicht ist bzw. ab wo die Pflicht anfängt, das versuche ich auch noch rauszufinden... Kenn mich da aber auch noch nicht wirklich aus.

  • Zitat

    Aber normalerweise müssen dir Hunde doch eine Ausbildung haben oder ist das keine Pflicht?


    Die Tagesabläufe hören sich ja ganz entspannt an! Macht es Amy denn auch Spaß? Was machst du denn so mir ihr und den Bewohnern gemeinsam?


    Sie musste einen Wesenstest machen und braucht ein Gesundheitszeugnis, mehr nicht. Ich könnte mit ihr eine Therapiehundeausbildung machen, Begutachterin die den Wesenstest gemacht hat meinte sie hat das Zeug dafür und wir haben mit dem Test auch die Möglichkeit dazu (man braucht dafür eh den Wesenstest) aber das würde mir nichts bringen weil Amy dann auch ned mehr macht als jetzt auch.


    Sie ist einfach da, kuschelt mit den Leuten, zeigt ihre Tricks, geht mit gassi, ist bei den Leuten im Zimmer damit sie ned ganz alleine sind etc.

  • Also, meine Freundin ist gerade mit der Ausbildung zur Ergotherapeutin fertig geworden und hat sich gleich "samt Hund" beworben und ist seit diesem Monat in Arbeit und Brot (Altenheim mit hohem z.T. Schwerstdemenz).
    Abby ist, bis auf die ersten 2,3 Tage, die sie selber zum "erstmal die Stelle kennenlernen" brauchte, mit dabei und hat sich schon als super Motivationshilfe erwiesen, um die doch teils recht sturen älteren Leute zum Mitmachen zu bewegen.


    Zur Frage der Ausbildung des Hundes: es gibt in Deutschland bisher KEINEN Standard zur Ausbildung eines Therapiehundes! Daher gibt es auch keine Ausbildungspflicht für den Hund. Vereinfacht gesagt: Der Hund ist ein Therapiehund, wenn du das so sagst. Bescheuert, ist aber so, gerade auch vor dem Hintergrund der verschiedenen Therapiehundekurse diverser Anbieter, die teils grad mal ein Wochenende dauern, und in denen dann ein Zertifikat ausgestellt wird, der Hund sei jetzt ein "Therapiehund", und das unabhängig davon, ob der Halter Therapeut ist oder nicht... Ebenso gibt es mehrere Jahre dauernde Ausbildungen, die sich teils an US-Standards orientieren, mehrere tausend Euro kosten, und wo nur Hunde von ausgebildeten Therapeuten überhaupt zugelassen sind. Da wir aber auch mit deren Ausbildungszielen und/oder Methoden z.T. nicht konform gehen, hat meine Freundin z.B. beschlossen, Abby selbst "betrieblich" auszubilden, nach den Anforderungen, die meine Freundin an die Therapiearbeit mit Hund stellt und mit Unterstützung von einem wie wir finden sehr guten Hundetrainer, in Form von Einzelstunden als Monitoring. Halt als eigenes "System" nach unseren subjektiven Erfordernissen. Darum sind auch die Ausführungen ein bißchen subjektiv, und das nachstehende ist zuallererst mal UNSERE Ansicht dazu, basierend auf unseren (bisher sehr guten) Erfahrungen.


    Wichtig ist unseres Erachtens vor Allem ein absolut alltagsfester Hund, mit dem Du schon im Vorhinein eine starke Bindung und sehr viel Vertrauen aufbauen konntest. Also lieber jetzt zu Beginn der Ausbildung schon einen Hund anschaffen, den Du dann die Zeit lang kennenlernen kannst, wo Du Dir schon während der Ausbildung Gedanken drum machen kannst was Du wie und warum mit dem Hund machen kannst etc. als am Ende einen fertig ausgebildeten Hund zu kaufen, mit dem Du aber noch kein Team bist.


    Wichtig ist aber auch, den Hund sehr behutsam an die Arbeit und die Patienten heranzuführen, da diese ja doch teils ganz anders sind als "normale" Leute aus Hundesicht (sitzen im Rollstuhl, haben ihre Kraft nicht unter Kontrolle, sind eventuell laut, Kinder schon mal ruppig...)! Der Hund muss damit umgehen können, ohne vor Schreck den Patienten vollzupieseln, sich in die Ecke zu verkreichen oder schlimmstenfalls zu beißen! Abby ist schon als Junghund z.B. stundenweise mit zu Praktika gegangen (muss man im Vorfeld managen!), wir haben sie bewußt in viele verschiedene Umgebungen geführt, viele unterschiedliche Sachen kennenlernen lassen, damit sie Neues als neu, aber nicht bedrohlich kennt (braucht viiiiiiiiiiiiel Zeit!!!). Sie weiß darum auch, dass wir ihr immer helfen, diese neuen Sachen zu meistern; andererseits lernen wir dadurch auch den Hund zu lesen und einzuschätzen, z.B. wenn ihr was zuviel wird oder sie überfordert ist, und wie man dann reagiert um den Hund so da rauszuziehen, dass sie nicht die Lust verliert oder Angst bekommt, und es später nochmal versucht. Wir machen sehr viel Impulskontrolle-Spiele, sie hat gelernt, an der Leine auf den Druck eines kleinen Fingers zu reagieren oder inmitten einer Horde kreischend spielender Kinder ruhig liegenzubleiben während ich 10 Meter weiter eine rauche, sie weiß, dass man nur jemanden anspringt wenn einer von uns ihr dafür ein Kommando gegeben hat, und sie weiß, dass alles, was wir ihr als "Decke" zeigen ihr zugewiesener Platz ist auf den sie auf Kommando geht, auch wenns nur ein Stofftaschentuch ist (für wenn es mal was länger dauert und wir sie aus den Füßen haben müssen). Trotzdem, im Moment noch ist ein halber Tag im Heim genug, insbesondere weil es keinen komplett patientenfreien Raum für sie gibt als "Rückzugsgebiet". Wir planen, dass sie in einigen Wochen mal testweise den ganzen Tag mitgeht, und wenn das klappt (denk schon, sieht so aus bisher), dann geht das Therapiehundeleben richtig los.


    Was ich persönlich vor allem finde, ist, dass wir mit einem Bordercollie insofern einen richtigen Glücksgriff geran haben, als dass sie super verspielt ist und sehr viel Will to please hat: sie lernt sehr schnell, und ist immer bereit, auch ungewohnte Dinge zu lernen, wenn sie merkt dass wir Menschen da Wert drauf legen. Insbesondere wenn sie das Gefühl hat, dass wir, auch wenn ihr etwas erstmal sehr verdächtig vorkommt, immer drauf achten, dass ihr nichts passiert, und sie auch brav belohnen dafür. Beides wichtige Eigenschaften für nen Therapiehund... Zudem ist sie nicht zu groß, so dass der Angstfaktor niedrig ist (obwohl schwarz...), und auch leicht genug, um auch Späße wie bei bettlägerigen Patienten aufs Bett zu hüpfen machbar ist (versuch das mal mit nem 50-Kilo-Brocken ;) ), wie z.B. in dem einen Praktikum mit Langzeitneuro-Patienten. Dafür müssen wir halt mit dem hibbeligen Wesen eines Borders leben, welches man dann aber auch unter Kontrolle haben muss... muss man alles bei der Hundeerziehung und auch beim Einsatz mit bedenken!


    Wichtig ist auch sich früh über den Papierkram zu informieren, und das up to date zu halten: wenn es heute keinen Standard für Therapiehunde gibt, kann sich das z.B. auch ändern, wie sieht das dann aus und was hat das für Konsequenzen für mich und Hund? In der Ausbildung wirst Du davon wohl kaum was lernen... oder auch die Versicherung (ganz wichtig): Private Hundehaftpflicht allein reicht nicht, wenn Du sie als "Arbeitsgerät" einsetzen willst, weil das ja dann nicht mehr "privat" ist! Unsere erste noch etwas unwissend abgeschlossene Versicherung mussten wir z.B. wechseln, da die uns mit mündlichen Telefonzusagen abspeisen wollte. Eine andere wollte gleich eine komplette Berufshaftpflicht wie sie Selbstständige haben (meine Freundin ist aber "nur" angestellt, da hat sowas der Chef) als Voraussetzung, die jetzige z.B. versichert gegen nen recht kleinen Aufpreis für das zusätzliche Risiko auch den beruflichen Einsatz des Hundes. Nur schriftlich nützt das im Ernstfall was! Arbeitgeber kümmern sich da meist null drum. Oder, gibt es eventuell spezielle, vielleicht bundeslandeigene Regelungen, wie z.B. der Wesenstest bei Sine (wir brauchten den z.B. nicht, dafür gibt es ein paar Vorschriften allgemein für Hunde in öffentlichen Institutionen bezüglich Hygiene).


    Wie gesagt, alles viel Arbeit, an der ich als Freund der Therapiehundführerin locker die Hälfte mittragen muss :hilfe:


    Aber nur Mut, es lohnt sich, und ganz bestimmt nicht nur bei der Arbeit!


    Gruß
    Micha

  • AXO, Gassi war noch gefragt:


    Bisher geht Abby nur halbtags (wie gut dass ich Student bin und flexibel genug bin...), da ist Gassi keine Sache: Morgens nimmt mein Schatz sie mit, da gehts vor der Arbeit auf die erste Runde, und ich geh dann auch noch mal wenn ich sie geholt habe. Ansonsten: Man kann ja auch "therapeutisch spazierengehen", grade als Ergo ist ein Spaziergang eine Fundgrube an therapeutisch wirksamen Sachen, nicht nur mit alten Leuten! Bewegung überhaupt, spielen mit Hund, Hund führen (Motorik, Sensorik), Gedächtnistraining über den Hund (wie viele verschiedene Tricks die der Hund kann haben sie noch behalten z.B.) oder allgemein über Sachen draußen etcetera pp... Gassi gehen läuft dann nebenbei. Auch Kinder können sich plötzlich 1a konzentrieren wenn sie mit dem Hund Fuß gehen üben oder ihn an der Leine führen sollen, den Hund durch die Beine Slalomlaufen lassen und all sowas... mit Behinderten kann man auch schön verschiedene Zielsetzungen über und mit dem Hund trainieren, und für einiges davon muss man auch rausgehen ;) Phantasie ist als Ergotherapeut eh Handwerkszeug Nummer eins;)


    Das ist also das kleinste Problem.


    Während der Ausbildung selber siehts wohl was anders aus, da musst Du wen haben, der das mit Dir mitzieht! Grade während der Examensphase z.B. war der Hund fast komplett meiner...


    Gruß
    Micha

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