Verfolgungswahn und Angst

  • Seit einigen Wochen zeigt unser Sean vermehrt seltsames Verhalten, das ich gar nicht einordnen kann.


    Wir fahren zwei-, dreimal die Woche raus in ein riesiges Waldgebiet und sind dort so 2 Stunden unterwegs. In letzter Zeit allerdings scheint er unter massivem Verfolgungswahn zu leiden, was dazu führt, dass er weder sein Geschäft macht noch überhaupt das Spazierengehen als angenehm empfindet:
    er bleibt alle paar Schritte stehen und starrt ins Unterholz oder nach hinten. Ich muss ihn mehrmals rufen oder sogar an die Leine nehmen, damit er weitergeht. Den Grund kann ich oft nicht erkennen, denn oft ist da gar nichts, egal, wie lange wie da rumstehen und lauschen.
    Manchmal kommt von vorne, von hinten oder von einem Seitenweg ein Spaziergänger, Jogger, Reiter oder Biker an. Dann erstarrt Sean auf der Stelle und läßt sich nicht mehr weiterbewegen. Erst, wenn derjenige uns passiert hat, geht mein Hund wieder weiter, sehr angespannt und mit steifen Schritten und angelegten Ohren - bis er erneut stehenbleibt und irgendwas fixiert, was da ist oder auch nicht. Manchmal erschrickt er heftig, wenn uns Leute passieren und eine unerwartete oder auch recht normale Bewegung machen.
    Er ist so extrem angespannt im Wald und scheint nur Gefahren überall zu sehen oder unsichtbare Verfolger! Für uns beide sind die Ausflüge in den Wald mittlerweile keine Freude mehr, da wir mehr stehen als gehen und er wie ein Hund wirkt, der von tausend Feinden umzingelt scheint.


    Das Verhalten zeigt er nur im Wald und auch erst seit ca. 8 Wochen. Ansonsten lassen ihn alle Arten von Passanten oder Sportler völlig kalt, wenn wir unsere üblichen Feld-, Park- und Wiesenrunden gehen. Bei Hunden zeigt er immer und überall sein normales Verhalten und wenn wir auf Rehwild oder Hasen treffen, ist er ebenfalls desinteressiert. Einmal stand ein Hirsch mitten auf dem Weg vor uns und Sean zeigte kein großes Interesse an dem Tier, sondern blickte stattdessen ständig nach hinten.


    Abends im Dunkeln, wenn wir die letzte Runde in unserem Viertel laufen, kommt es sehr oft vor, dass er nach wenigen Schritten draußen plötzlich stehenbleibt und nicht weiterwill oder direkt zurück nach Hause zieht. Knallt womöglich irgendwo noch eine Autotür, dann ist's ganz vorbei. Natürlich macht er dann auch nicht mehr sein Geschäft, sondern will unverrichteter Dinge wieder zurück.
    Wir können sein verändertes Verhalten an keiner Erfahrung festmachen, die ihm im Wald oder im Dunkeln widerfahren ist.


    Die schlimmste Erfahrung, die er bisher hatte, geschah am Fahrrad beim Überqueren einer Ampel, als uns ein Linienbus anfuhr, der das Rotlicht übersehen hatte. Wir hatten Glück im Unglück; ich konnte das Rad noch zur Seite reißen, dabei fiel ich auf den Hund. Seitdem hat er zwar einen gewissen Respekt vor dem Rad und achtet darauf, dass ein gewisser Mindestabstand gewahrt bleibt, aber er ist nicht annähernd so angespannt und beinahe hysterisch wie beim Spazierengehen im Wald oder im Dunkeln.
    Ich kann sein Verhalten gar nicht einordnen.
    Könnte möglicherweise ein körperliches Problem vorliegen?

  • ich würd mal augen und gehör checken lassen, für mich hört es sich so an, dass er in gegenden die er wie seine fellwestentasche kennt sicher ist, aber in gegenden die er nicht kennt evt. weil er schlechter sieht sich nicht mehr zu recht findet und vllt auch nicht mehr so sehr an dir orientieren kann.

  • Zitat

    ich würd mal augen und gehör checken lassen, für mich hört es sich so an, dass er in gegenden die er wie seine fellwestentasche kennt sicher ist, aber in gegenden die er nicht kennt evt. weil er schlechter sieht sich nicht mehr zu recht findet und vllt auch nicht mehr so sehr an dir orientieren kann.


    Das Gehör wurde bereits getestet, ist normal und er hört eigentlich auch sehr gut auf alle Kommandos. Nur im Wald zucken zwar seine Ohren in meine Richtung, seine Aufmerksamkeit ist aber auf was anderes gerichtet.
    An die Augen hätte ich auch gedacht, aber wir sind oft in anderen und für ihn neuen Gegenden unterwegs (an der Ruhr, auf Mittelaltermärkten und Fantasy-Cons, in Industriekulturparks und so), da ist er aber wiederum ziemlich gelassen und eher neugierig und abenteuerlustig.

  • Unser Fips macht das auch. Sie hat ja Angst vor allen Fremden.
    Sieht so aus, sie bleibt stehen und sieht nach hinten. Ich gucke natürlich auch was sie sieht. Ab diesem Moment scannt sie nur noch nach hinten und wird total nervös.
    Ich hab mir angewöhnt nicht mehr zurück zu sehen, wenn sie das macht. Das entschärft die Situation etwas.


    Bei Fips ist es im Wald auch schlimmer als im Feld.


    Gruss Liane

  • Zitat


    Ich hab mir angewöhnt nicht mehr zurück zu sehen, wenn sie das macht. Das entschärft die Situation etwas.


    Bei Fips ist es im Wald auch schlimmer als im Feld.


    Hab auch gedacht, dass es was bringt, wenn ich einfach weitergehe und mich gar nicht um seinen Verfolgungswahn kümmere. Aber es dauert echt ewig, bis er bemerkt, dass ich schon fast außer Sichtweite bin.
    Andersherum, wenn ich mit ihm ein gutes Stück zurückgehe oder mal ins Unterholz stapfe und gucke, was da sein könnte, wird er auch nicht lockerer. Spätestens nach ein paar Schritten sieht er wieder andere Schatten aus einer anderen Richtung nahen.
    Es macht keinen Unterschied, auf welche Weise ich auf seinen Tick reagiere - er bleibt angespannt und ängstlich, auch wenn ich ihn an die Leine oder die Schleppe nehme oder versuche, ihn mit nem Ball oder Leckerchen abzulenken (und er ist extrem verfressen, das klappt sonst immer!).
    Sein Verhalten ist mir ein Rätsel...

  • Grüße,


    geht ihr dort im Wald immer von der gleichen Stelle (Parkplatz) aus los?


    Gibt es die Möglichkeit mal zu testen, ob er, wenn ihr an einer anderen Stelle dort im Wald den Spaziergang beginnt, sich genauso verhält?


    Ich vermute gerade nämlich, dass dort vielleicht sehr starker Wildgeruch ist (Wildschweine z.b.) und deinen Hund verunsichert.
    Kann gut sein, dass sich dort für dich völlig unbemerkt Wildschweine in der Nähe aufhalten und darauf reagiert.


    gruß
    sabine

  • Wirklich seltsam :???:


    Könnte es sein, daß er mal im Wald ( von dir unbemerkt) gestochen worden ist ?


    Ich würde es mal eine Zeitlang mit Bachblüten versuchen, gerade bei solchen Situationen helfen die oft.

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