(triebstarke) Gebrauchshunde und moderne Erziehung

  • Zitat

    Es geht darum, dass hier Hunde vergeben werden, gemessen daran, wie viele Hunde dieser Rasse man schon hatte. Man fängt aber nunmal nicht beim dritten Hund an, sondern mit dem ersten und der muss irgendwoher kommen. Funktioniert aber nicht, wenn die Züchter die Rasse nur an Käufer geben, die schonmal diese Rasse hatten.


    Darum geht es eben nicht.
    Es gibt unzählige Züchter, die ihre Hunde IRGENDWEM in die Hand drücken. Und es gibt Züchter, die den Schuss nicht gehört haben und behaupten, wer nicht bereits 1, 2 oder 3 DSH hatte, darf keinen kriegen. Schwachsinn.


    Was ich mir wünsche ist ein Züchter, der dem Möchtegern-DSH-Halter (diese Rasse nur als Beispiel) erläutert, WARUM er derzeit noch nicht geeignet ist. Murmelchens Vorschlag, sich auf die Traumrasse vorzubereiten, ist so ein Weg, der den Meisten jedoch viiiiiel zu unbequem ist - geschweige denn, dass sie einsehen würden, dass sie mit einem bestimmten Hund einer bestimmten Rasse nicht würden umgehen können.


    Es geht doch auch darum, dass ein GUTER Züchter sich die Lebensumstände des neuen Halters anschaut. Wenn es da schon diverse Mankos gibt - dann darf er nicht verkaufen. (Wenn er wirklich ein guter Züchter ist...)


    Und dann geht Neu-HH halt zum Vermehrer...


    Stories open end...


    cazcarra

  • Zitat

    Das find ich auch absolut okay. Das ist für mich aber auch etwas anderes, als die "Anforderung" schonmal zwei Schäfis gehabt zu haben und so hatte ich deinen anderen Beitrag verstanden. Dann sorry, dann verstehe ich das nun auch :)


    LG, Henrike


    Sorry, dann habe ich mich im ersten Post falsch ausgedrückt. :ops: Mir gefällt es einfach, wie sie das händelt. Sie gibt ihre Hunde nicht "einfach" ab, sondern überlegt, ob es passt. Wir stehen nach wie vor in Kontakt und sie kümmert sich nach wie vor um ihre Welpen. Ruft an, fragt was wir machen, wie es läuft und das finde ich einfach prima.


    LG Ute

  • Wir hängen jetzt zwar schon ziemlich im OT - aber es ist eine ebenfalls spannende Frage, daher ...


    Warum können denn diese Vermehrer so ein gutes Geschäft machen?
    Meiner Meinung nach gibt es einen riesigen Bedarf an nett und freundlich aussehenden, ruhigen, lieben, verspielten Familienhunden.


    Dann gibts noch einen Bedarf an großen Hunden die durch ihr mehr oder weniger imposantes Äußeres einen gewissen Schutz ausstrahlen, diesen aber bitte im Alltag nicht in die Tat umsetzen sondern sich ebenfalls wie Familienhunde benehmen sollen.


    Leider gibt es überhaupt keine Hunderasse die all diese Attribute erfüllen könnte, und manche die dem recht nahe kommen sind ziemlich aus der Mode.
    Ein verantwortungsvoller Züchter kann diesen Bedarf also überhaupt nicht abdecken; ein Vermehrer nur indem er falsche Erwartungen weckt.
    (in diesem Sinne können auch VDH-Züchter Vermehrer sein...)


    Dann passen Werbeversprechen, Erwartungen des Käufers und das "Produkt" nicht zusammen und Mensch geht - da sich die Vermehrer ja geschickt aus der Verantwortung stehlen - in die "Werkstatt", sprich Hundeschule oder Trainer.
    Dieser soll dann nun aus dem wilden Mix das ersehnte lebendige Kuscheltier machen, möglichst schnell und mit möglichst wenig Arbeit für den Kunden.
    Nein, Sport wollte man eigentlich nicht machen - dafür geht man doch ins Fitness-Studio.
    Nein, man wollte auch nicht das Jagen lernen - schließlich liebt man doch Tiere.
    Nein, man schult auch nicht zum Wanderschäfer um und Schafe werden ebenfalls nicht angeschafft.


    Nur deshalb gibt es all diese modernen Hundesportarten, all diese Ersatzbeschäftigungen und Umlenkungen, all die Hundeschulen und Trainer und eben auch das Phänomen, das rassetypische Trieblagen nicht ausgelebt, genutzt und gefördert werden sondern unterdrückt werden.

  • Susa ich glaube, dass es damit zu tun hat, dass man den welpen überaus günstig bekommt. (zur not kann man ihn teurer weiterverkaufen, wenns nicht klappt) und zweitens bieten einige vermehrer "eine garantie" auf den welpen an. stirbt ein welpe, soll man ihn zurückbringen und man bekommt den toten welpen durch einen "neuen" ersetzt.
    und das kommt bei den käufern wohl gut an.

  • Ich habe ja nun auch "so einen Hund" und bin vermutlich auch einer der Halter, die nicht unbedingt wussten, was sie sich da ins Haus holen.
    Ich muss aber auch darauf hinweisen, dass manche Leute, die es eben besser wissen, sich ein wenig weniger abgehoben benehmen könnten, denn dann würden Leute, die es eben nicht wussten, sich vllt nicht von vorneherein verprellt fühlen.
    Außerdem ist noch zu sagen, dass, wie bordy schon richtig anmerkte, der Rat zum geeigneten Hundesport nicht ein Allheilmittel sein kann.
    Und auch sollte man einem Halter, der sich zwar nicht unbedingt komplett mit den Bedürfnissen von Gebrauchshunden auskennt, dennoch nicht seine Kenntnis über den eigenen Hund absprechen.
    Es gibt eben keine 0815-Methode und nur weil für Gebrauchshund a) eine triebgerechte Auslastung vielleicht die Beseitigung aller Probleme bedeuten kann, kann es die Sache für Gebrauchshund b) verschlimmern oder eben keine Änderung bewirken, weil die Ursache nicht unbedingt darin begründet liegt.


    Aber ansonsten finde ich diesen Thread :gut: und ich hoffe, dass er mir und anderen Gebrauchshundehaltern und solchen, die es noch werden wollen, hilft, die Nöte und Bedürfnisse eines solchen Hundes zu verstehen und eben mit und nicht gegen den Trieb zu arbeiten.

  • Nachdem ich bordys Eingangspost zum gefühlten 17. Mal durchgelesen, kann ich evtl. anderen Langsamdenkern - wie mir - ein wenig auf die Sprünge helfen.


    Ich habe eine 9-jährige "Was-auch-immer-irgendwas-schäferhundiges"-Hündin aus dem TS. Vorige Woche ist sie operiert worden und soll sich am Besten gar nicht bewegen. Wir überschreiten das angeordnete Ruhemaß aber weit, so wie es die Wundheilung zulässt. Will heißen, wir sind trotzdem 1,5 Stunden am Tag unterwegs und ich versuche ihr Köpfchen durch Denkspielchen, wie zum Beispiel den eigens angeschafften Futterball, zu beschäftigen. Sollte wohl reichen. Denkste!
    Der Hund ist unruhig, springt ständig auf (Da war doch was?), das "drinnen ist Ruhe"-Gebot wird durch ständige Spielaufforderungen ignoriert, die inzwischen tw. so weit gehen, dass sie nach meiner Hand schnappt. Das ist der Hund, der absolut unterfordert ist, wenn es so bleiben würde, ich nicht ich wäre, würde sie beim "Durschnitts-HH" wohl irgendwann wieder im TH landen.


    Ihre "Trieb-Trigger", die sie mitgebracht hat, sind Hasen und Stöcke. Habe ich einen Stock in der Hand, schaltet sie um auf: "Ich will den Stock!, Ich will den Stock!, Ich will den Stock!". (wie bei Tonda, dem Wursthund :D , sorry sahia) In den Untiefen ihres Köpfchen schwirrt dazu noch ein leises "Egal wie!". Da ist natürlich Vorsicht geboten. Ich bin nicht zurückgeschreckt, weil der Hund mich anspringt, um den Stock zu bekommen, ich habe es geschafft zu ihr durchzudringen. Mit Hilfe des Stockes hat sie gelernt, liegen und sitzen zu bleiben. Ich denke, die Möglichkeiten sind da fast grenzenlos.


    Und ich glaube, das ist ein gutes Beispiel den Trieb positiv zu nutzen und nicht zu unterbinden.
    LG Levke

  • Hey Ihr Lieben, ich habe mal selbst eine Frage.
    Wollte jetzt kein neues Thema aufmachen, da es hier eigentlich ganz gut reinpasst.


    mein stinker (jetzt 16 monate), für die es (noch) nicht wissen; mix aus Mali/DSH und husky möchte gern mehr machen.
    das heißt: an manchen tagen habe ich das gefühl, dass stinker unterfordert ist, zum beispiel ist heute so ein tag, energie ohne ende- und er will etwas machen.
    wir kommen heute auf circa 20-30 trainingsminuten.


    die frage ist jetzt, was ist okey?
    wie lange können wir trainieren, ohne das es zu viel wird?
    ich höre meistens dann auf, wenn es für ihn am schönsten ist, den moment kann ich ganz gut abpassen.


    mir ist außerdem aufgefallen, dass er sich jetzt viel länger konzentrieren kann.


    wollte gern euren rat dazu hören :smile:


    liebe grüße


    biggi

  • Ich halte 20-30 Minuten am Stück für relativ lange, allerdings trainiere ich auch wenn dann auf 100% .


    Über denk Tag verteilt finde ich das vollkommen ok.
    Ich mag fordernde Hunde, deswegen würde ich an solche Tagen dann zwar durchaus etwas mit ihm tun wenn du merkst, er hat mehr Energie, aber ich finde du machst das schon richtig, wenn du aufhörst wenn es für ihn am "schönsten" ist. Dein Hund sollte im Training nicht den Punkt erreichen an dem er "müde" ist oder z.B. aus Überforderung hochdreht. Nur so erhälst du dir auch seinen Willen zur Zusammenarbeit.

  • okey danke bordy! :smile:


    dann mache ich weiter wie bisher.

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