Umzug ins hundeunfreundliche Ausland.

  • Hallo,

    Ich muss mich hier mal zu meinem neuen Wohnort auslassen, in dem ich ab Juni wohne.
    Antwerpen. Tolle Stadt, für mein Fach eine der international renommiertesten Unis, soweit auch tolle Leute und es ist nicht weit weg zu meiner Verwandschaft, die in den Niederlanden wohnt.

    So. Wir haben auch sehr schnell ein Mietshaus gefunden, das mit dem Hund war garkein Problem, obwohl es eine sehr anständige, eher gehobenere Gegend ist.
    Als wir mit Alfons im Bed&Breakfast waren, nachdem wir das Haus besichtigt haben, wurden wir mit offenen Armen empfangen, und bis auf die steile Treppe, war alles hundefreundlich. Total gemütlich und stilvoll, und die Leute haben nicht mal so etwas wie "ja der Hund darf aber nicht ins Bett" gesagt.
    Auch in einem popeligen Etap Hotel war alles super. Wir haben noch Äpfel für die Reise mitbekommen, weil es der Dame leid tat, dass sie Alfons ausversehen erschreckt hatte.
    In der Stadt sind überall eingezäunte Freilaufflächen, die total sauber sind, weil sich die Hundebesitzer drum kümmern, und die Besitzer dort sind einfach toll.
    Auch Mitbewohner findet man schnell, die meisten sind entweder Tierfreunde, besitzen selbst einen oder es ist ihnen schlichtweg egal.

    Klingt doch eigentlich super oder?
    Anhand der oben genannten Sachen, kann ich auch drber hinweg sehen, dass in GANZ Belgien (angeblich) absolute Leinenpflicht besteht. Ich werde jede einzelne Provinz anschreiben und nachfragen, aber bei uns in Antwerpen ist es zu 100% so.
    Schade, aber ok. Und mit den großen Freilaufflächen ertragbar. Wir sind in das Viertel gezogen, dass die größte Fläche hat, und dazu Hundeschulen und und und.
    Hinter unserm Haus ist ein Feld, das ist ja von Privat, also backe ich dem Bauern doch mal einen Kuchen, und frag mal, ob auf dem Gelände auch mal mein Hund rennen darf, ich halte auch alles sauber. Da kann das Ordnungsamt ja nix sagen - ist ja ein Privatgrundstück.

    So. Wo mein Problem ist?
    .... Die Politik in Belgien kann man in die Tonne kloppen! Nix ist klar und deutlich, und Regeln werden jeden Tag neu gemacht. Deshalb sind Menschen angenervt und nehme Dinge selbst in die Hand.
    Zum Beispiel die, die Angst vor Kampfhunderassen haben.
    In Belgien hält sich NIEMAND an irgendwelche vorbildlichen Regeln aus dem Ausland. Die Hunde sind nicht einmal angemeldet! Es gibt keinen Wesenstest etc. pp. ABER jetzt haben die ja die deutsche Regelung entdeckt vor ein paar Jahren. Und es ist ja eigentlich ganz cool, so ne Liste zu haben mit bösen Rassen. Und für die gibts zusätzlich zur Leinenpflicht noch die Maulkorbpflicht und teilweise noch "Zaunpflicht". Jawoll. In Wallonien (französischsprachige Hälfte von Belgien) gibt es einen Bürgermeister der Hunde über 10 Kilo Maulkörbe verpasst, und der Meinung ist, solche Hunde dürfen nur auf eingezäunten Geländern laufen!
    Und der Ridgeback ist ein gefährlicher Kampfhund, denn der jagt ja Löwen.
    Na super.
    Im Internet tummeln sich die "gevaarlijke honden infos" Seiten in denen die buntesten Ammenmärchen stehen -natürlich anonym- und GANZ tolle Vorschläge wie man das Problem mit den Bestien lösen kann.
    Ich kann soooo viele Regelungen verstehen. Ich hab für so viele Ängste verständnis. Aber wie kann denn bitte ein Land, dass sich seit Dekaden nicht um die eigene Politik kümmert, das Problem, welches sich in Jahren voller Verwahrlosung und Ghetto-Bildung gebildet hat, damit gelöst werden, dass einfach ALLES verboten ist!?

    Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, wie die verschiedenen Parteien gegeneinander ankämpfen, und wie oft dort etwas umgeändert, geregelt, entschärft, verschärft und wieder vergessen wird.
    Und durch all den Frust der entsteht weil nix gescheites passiert, keine Lösung kommt, bilden sich die zwei Extremen.
    Hundehasser/fanatische Hundeliebhaber.

    Wo ist denn das entspannte Leben hin?
    Wenn ich von meinem neuen Haus ein paar Haltestellen fahre, bin ich in einem neuen Bundesland, in dem ich Alfons dann plötzlich ein Maulkorb verpassen muss, er nicht in der Bahn fahren darf, und niemals nie auch nur einen Sprint ohne Leine hinlegen darf!
    Ich bin froh, dass die holländische Grenze nicht weit ist, und so wie andere Leute Drogensüchtig sind und schmuggeln, werde ich regelmäßig meine Dosis Freilauf brauchen, und so oft es geht hinfahren.

    Ich bin so enttäuscht von der aktuellen Entwicklung in Sachen Politik und dem allgemeinen Miteinander der Menschen!
    Dort glaubt mir kaum einer, dass wir hier (in Hessen zumindest) gemütlich mit den Hunden über Felder und Wiesen rennen, andere Hundehalter treffen, spontan ein Schwätzchen halten, sogar an manche Badeseen dürfen und es extra Hundestrände gibt, an denen die Stinken leinenlos ihren Spaß haben können.
    Hier gibt es zwar eine Rasseliste, aber wenigstens kann man vom Maulkorb befreit werden. Das Leben in Antwerpen bzw in Belgien allgemein wird für uns ein richtiger Spießrutenlauf, denn immerhin ist Alfons' Ridge ziemlich gut sichtbar....

    Und die, die die "gevaarlijke honden"-Initiative ins Leben rufen, bekommen immer mehr Zustimmung (in Online-Polls von den gängigen Zeitungen schon 75%). Die Texte von denen sind jenseits von Gut und Böse, und jedesmal wird "Amstaff" oder "Rottweiler" gesagt, da das die gefürchtetsten Rassen sind in Belgien, Bilder von Beissvorfällen irgendwo in den USA werden gezeigt, klitzeklein steht "Ohio" aber im Text wird es dargestellt, als sei das alles in Belgien passiert .
    10.000.000 Einwohner... und die Leute nehmen die zB Beissvorfälle aus den USA als Beispiel in dem es "nur" 290 000 000 Bewohner MEHR gibt.
    Eine einzige Hetze ist das.
    Und das schlimmste ist, das dadurch, dass in Belgien noch viele Gegenden sehr bäuerlich sind, die alte Schule noch ganz ganz groß ist.
    Jetzt versucht doch mal DA irgendwie was auszurichten, den Menschen zu zeigen, wie easy das Miteinanderleben seien kann.... wie man sich höflich verhält, wenn man ohne Leine spazieren geht.
    Wie man Aggressionen der Hunde in den Griff bekommt, wie man Hunde von Anfang an gut sozialisieren soll etc. pp
    Hunde sind Gebrauchstiere, und wenn sie bellen bekommen sie ne Maulschlaufe, wenn sie beissen oder zu teuer werden, werden sie eingeschläfert....

    in der Instadt Freilaufflächen aber sonst keine Rechte . Ein ziemlich enger Goldkäfig, in dem wir da sitzen... und umringt von Idioten :sad2:


    traurige, und etwas verstörte Grüße
    Lisa

  • Au weia, lass dich mal :ua_solace:
    Was du schilderst, da kann ich auch nur sagen: :dagegen:

    Gut, dass du deine persönliche NL-Lösung hast zum Durchschnaufen!
    :blue_el: (links du, rechts Alfons)
    Hoffe, ich konnte dich wenigstens zum Lachen bringen.

    Was soll man da sagen, machen? Willst du dich vielleicht irgendwo engagieren? Oder deine Studienzeit nur irgendwie überstehen?
    Vielleicht findest du auch mit der Zeit mehr Lücken in den Gesetzen oder ihren Anwendungen? So was wie heimliche oder private Hundewiesen, zB.

    Erstmal von hier: Vollstes Frustverständnis!

  • Danke BigJoy, du hast mich wirklich zum Lachen gebracht =)

    Ich wollte eigentlich nur meine Studienzeit überstehen, ich habe seeeeehr viel zu tuen, und ich kann froh sein, wenn ich zu dem kleinen Prozentsatz gehöre, die am Ende überhaupt absolvieren, aber ich hoffe, dass ich meinen Weg mich zu engagieren finden werde. Ich denke, man könnte das Problem am besten mit positiven Beispielen in den Griff zu bekommen, und irgendwie versuchen Kompromisse zu finden, erstmal die Wogen zu glätten und schauen wie es weiter geht.
    Ich habe im Park schon einen jungen Mann getroffen, der schon einen Brief an den König verfasst hat. (ich muss jedes Mal den Kopf schütteln, wenn ich drüber nachdenke... aber JA... da muss man tatsächlich den König anschreiben :lachtot: :pal: :ua_king: )
    Er hat einen Galgo, und dann kann natürlich so eine Freilauffläche in Größe eines größeren Gartens nicht viel Auslastung bringen. Auch ist es so, dass auf die Freilaufflächen nicht nur verträgliche Hunde kommen, denn es will natürlich jeder nutzen, mal Ball oder Frisbee spielen zu können.
    Somit entstehen erst recht Beissvorfälle, gerade dadurch, dass der regelmäßige Kontakt vollkommen ausbleibt, und stattdessen ein Balljunkie rangezüchtet wird, der seine Beute um alles verteidigt.
    Als wir das erste mal in so ein eingezäuntes Stück gegangen sind freute ich mich noch "oh toll. gleich DREI Hunde zum spielen"... kurz danach hab ich zwei fletschende Bassets von mir weggeschubbst, und Fonsie zwischen die Beine geklemmt, während ich meinem Freund gestikulierte, er solle schnell den Ball wegwerfen (den Alfons nicht einmal haben wollte).
    Ja super... klappt ja prima da.... was ist also die Lösung?
    Auf die Freilauffläche gehen, aber dann den Hund immer bei Fuß laufen lassen, damit er nicht zerrissen wird, oder aber eben mit nem Ball ablenken, damit er nicht abdüst. :irre:

    Wenns nicht so traurig wäre, könnte man schon fast drüber lachen. Ein bisschen wie eine Englische Satire, oder eine Tragödie mit viel schwarzem Humor. Leider ist es aber Realität...
    Die jüngere Generation engagiert sich etwas mehr, aber diese werden dann immer als Veganer-Freaks o.ä abgetan.

    Ach, sogar die meisten Hundehalter sind für diese Regelung. Es gibt so eine Art belgisches DogForum, und dort wurde mir schon "erklärt" warum das so besser ist.
    Ich hoffe, dass ich es irgendwie schaffe, etwas frischen Wind zu verbreiten, Leute davon überzeugen kann, dass es andere Lösungswege gibt, und dass es richtig schön seien kann, Hunde mal Hunde seien zu lassen. vielleicht tolle und kindertaugliche Events mit der Hundeschule planen, an der Uni Leute zusammentrommeln, und wenigstens im Dorf ein paar sozialisierte Hunde finden, mit denen wir vorbildliche Spielstunden halten können, damit Leute merken, dass es ja auch anders geht, als mit Würgehalsband am andern Hund vorbeizerren.

  • Oh jeeee...doch so arg dort :sad2:

    Mein Mann hatte vor einigen Jahren mal Versetzungspapiere fuer nach Mons (da ist irgendein militaerisches Hauptquartier).....da habe ich mich allerdings auch quergestellt und ihm angeboten dort alleine fuer ein paar Jahre hinzutingeln, da ich viele deiner Aussagen schon von Anderen gehoert hatte.

  • Ich hatte es mir auch nicht sooo schlimm vorgestellt... "ist doch ein zivilisiertes Land" hab ich mir noch gedacht.. :|

    Ich glaube, du würdest mit deinen Hunden einfach für verrückt erklärt werden. Zumindest würde keiner aus dem Dorf freiwillig mit dir reden.

    Das peinlichste ist ja, dass das auch in Städten so ist, nicht nur in verbohrten Dörfern!!
    In Mechelen ( http://www.bbguide.eu/info/foto/romantisch-Mechelen.jpg ) war zwar unser super tolles B&B ( http://www.degroenemaan.be ) und es ist echt schön da, aber wir konnten nichtmal ne Pommes essen gehen mit Hund! und wie die Leute uns angestiert haben! Nicht mal "Ohoooo ein Hund" sondern richtig abfällig, angeekelt und schockiert. Dabei ist das Tölchen sooo brav neben uns her getappst, und hat sich nicht mal vom Polizei-Schäfi-Welpen (der natürlich geschlagen wurde, kein Witz!) beirren lassen. Nur als dieser fiepste, wurde Fonsie nervös. Und ich erst :zensur:
    Ich hab mich dann aber noch besonnen, denn man weiss ja nie, was man von der Polizei aufgedrückt bekommen kann, wenn man denen was sagen möchte.

    In Lier ( http://www.jackbazen.nl/Belgie/Lier/lier_plein3.JPG ) hingegen war alles toll, wir wurden im Café "Ezili" super freundlich begrüßt, und Alfons bekam sofort Wasser und wurde umschwärmt (passenderweise wird der Name des Cafés ja wie das englische Wort "easily" ausgesprochen, und genau das ist es auch. Easy! so wie es seien sollte)
    ( http://www.powderponders.com/wp-content/upl…8-10.29.581.jpg )

    In dem Café tapste übrigens ein Kleinkind in der Nähe von meinem maulkorbfreien, löwenzerfleischenden Ridgeback rum und ein kleiner Shiba Inu Welpe machte die Besucherherzen unsicher. Oh Schreck!

  • Hallo Lisa,

    Für dich ist das Antwort vielleicht zu spät, aber ich bin erst jetzt auf deinen Beitrag gekommen.

    Schön das du Belgien etwas kennengelernt hast... :lol: Deswegen ziehen wir auch um nach Deutschland.

    Leinenpflicht gibt es in Belgien gezetslich nicht, aber (fast) jede Gemeinde hat ein Kommunalgesetz ('Politiereglement') wo es für die Gemeinde ein algemeine Leinenpflicht gibt.

    In Antwerpen gibt es aber eine Riesenflache auf 'Linkeroever' nordlich der 'Blancefloerlaan'. Theoretisch gibt es dort auch Leinenpflicht aber dort ist Freilaufen toleriert und algemein.

    Luc

  • Hi Luc!

    Genau da wohnen wir! Also in Zwijndrecht zumindest, die nächste ECHTE (große) Freilauffläche ist dann ja die richtung Linkeroever.
    Aber meine Güte,... entweder ist da nix los, oder es ist mir persönlich zu viel los. Ich verstehe die "Benimmregeln" hier noch nicht so ganz. In Deutschland ist es ja irgendwie eher verpöhnt, seinen Hund zu anderen losdüsen zu lassen, oder angeleinte Hunde miteinander spielen lassen. Hier hingegen, scheint das das normalste der Welt zu sein, und ich mit meinem Leinenpöbler passe da echt nicht rein!
    Mittlerweile kann man sagen, dass Alfons richtig verkorkst ist, was Sozialverhalten angeht. Wir brauchen DRINGEND Hundefreunde und finden einfach keine!.
    Meine Nachbarin hat zu ihrem älteren, kranken Hund einen quirligen Welpen dazugeholt, und ich hatte mich schon so darauf gefreut, dass Alfons endlich jemand zum Rennen und Spielen hat.
    Aber nix da. Sie möchte leider nicht, dass die beiden miteinander spielen. Vielleicht ja, wenn der Kleine etwas erwachsener geworden ist.

    Da ihr ja in Antwerpen wohnt, könntet ihr mich nicht vielleicht weiter vermitteln, an Hundebesitzer, die keine Angst vor "Draufgängerhunden" haben? Fonsie ist wirklich nicht aggressiv, er ist nur total stürmisch.
    Wenn du in meinen Thread guckst, kannst du dir sogar Bilder mit vielen Spielpartnern angucken:
    https://www.dogforum.de/alfons-mein-ro…-t77469-80.html

    Wie lange wohnt ihr denn noch hier?
    Und kennst du vielleicht ein gutes belgisches Forum für Hundebesitzer?

    Liebe Grüße aus der Nachbarschaft :)

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