Wie reagiere ich am Besten bei territorialem Verhalten?

  • Hallo liebe Forumsmitglieder,
    es ist inzwischen eine Weile vergangen seit unsere Tierschutzhündin bei uns eingezogen ist.
    Es wird immer besser und wir jeden Tag verliebter :herzen1:
    Dank der hilfreichen Anregungen ist das kleine Sitzenbleib-nicht-laufen-wollen-Problem fast ganz behoben :bindafür:
    Sie ist lange nicht mehr so ängstlich. Sie spielt und hat große Freude am Leben. Sie zaubert uns jeden Tag mehr als ein Lächeln ins Gesicht. Es macht soviel Spaß mit ihr :cuinlove:
    Sie wird selbstbewusster und nun kristallisiert sich dieses unschöne Verhalten heraus.
    Territoriales Gemache :shocked: oder, wie soll ich es sehen?
    Sprich: Kauknochen werden (insbesondere bei Besuch) teilweise unter sich versteckt und leise geknurrt. Ich muss dazu sagen, dass sie von Besuchern keinerlei Beachtung bekommt. Wenn Sie sich zu doll aufregt und reinsteigertt, dann nehme ich ihr den Knochen weg.
    Sie macht es auch manchmal einfach so und dann wieder verteidigt sie den Knochen nicht. Dann ist es ihr piepegal. :ka:


    Meine Freundin und ich sitzen in der Küche am Tisch, Hopi kommt mit dem Ding im Maul , legt es unter den Tisch, setzt sich drauf, sieht meine Freundin an und knurrt.Hä?
    Ihren Platz auf der Couch verteidigt sie. Sie knurrt die Kinder an, versucht unter sie zu kommen, wenn sie sich hinsetzen wollen. Bislang haben wir sie dann runter geschickt. Sie geht auch anstandslos. Aber es wird nicht weniger, eher schlimmer. P.s. bei mir macht sie das alles nicht! Was mache ich denn da falsch? Vielleicht habt ihr ja ne Idee


    Kurz zu ihrer Geschichte, damit möglicherweise besser verstanden werden kann, warum sie sich so verhält:
    Hopi kommt urspr. aus Rumänien, hatte wohl mal eine Familie, wurde aber ausgesetzt. Dann fiel sie einem (oder mehreren Tierquälern) zum Opfer.
    Ihre Ohren wurden einfach abgeschnitten. Eine Pfote fehlt, eine ist voller Narben, von den Verätzungen. Sie floh und fiel in einen Schacht.
    So fanden sie Tierschützer, die eine Woche brauchten, um sie dort heraus zuholen. Dann wurde sie unglücklich vermittelt, dort wieder herausgeholt und nun, Puh, ist sie bei uns :bindafür:

  • Was sie zeigt ist Ressourcenverteidigung. Das ist an sich gar nicht so ungewöhnlich für Hunde, die einiges mitgemacht haben oder sogar auch nicht. Habe auch eine Hündin, die anfangs meinte, die Ressource Essen gegen mich abschirmen zu müssen. Bei ihr war es unteranderem mangelndes Vertrauen bei der Fütterung. Das ist mittlerweile Geschichte seit ein paar Jahren.


    Mein Weg bei euch wäre: Es liegen keine Knochen mehr rum. Entweder sie frisst das Kauteil sofort, oder es kommt halt weg. Keine freie Verfügung und sie hat nichts, was sie zu verteidigen meint zu müssen (ist das Deutsch???)


    Und ehrlich, wenn sie nicht versteht warum sie von der Couch geschickt wird, dann hat sie eben Couchverbot. Weise ihr einen anderen Platz zu auf dem sie zu jeder Zeit absolut ungestört ruhen kann. Dieser Platz sollte Tabu sein für die Kinder.

  • Guten Morgen,
    Danke für deine Antwort.
    Ressourcenverteidigung trifft es natürlich viel besser. Also sind Couch und Knochen manchmal eine Ressource und manchmal nicht?
    Fressen an sich verteidigt sie gar nicht, nicht mal das ganz besonders leckere Zeugs.Sie verschlingt es nicht, lässt auch mal etwas davon liegen und würde es sich wegnehmen lassen.
    Der Knochen liegt teilweise einfach irgendwo rum und wir nehmen ihn dann und legen ihn auf einen ihrer Plätze. Egal wer von uns, das ist kein Thema. Und dann kommt sie damit angeschleppt, legt ihn in unsere Nähe und knurrt. Einfach so.
    Plätze hat sie im Übrigen zwei, und an beiden ist sie immer ungestört. Meine Kids sind schon älter und verstehen warum das so sein muss.
    Nun denn, der Knochen ist weg und Couch tabu. Hoffentlich hört es schnell wieder auf :dafuer:

  • P.s. bei mir macht sie das alles nicht!

    Das spricht dafür, dass sie dich für voll nimmt und anscheinend auch nur dich- kann es sein dass du ihre Hauptbezugsperson bist? Das heißt auch, dass du eingreifen musst. Sonst wird es schlimmer, so wie du das ja auch beobachtest. Es fängt mit nem Knochen an, geht über den Tischplatz, über die Couch hinweg bis es irgendwann soweit ist dass die Hundedame kontrolliert, wer überhaupt noch ins Haus darf.


    Regel 1: Keine Ressourcen mehr rumliegen lassen und auch möglichst keine Situation entstehen lassen in der sie um Ressourcen kämpfen muss. Sofaverbot ist für den Anfang keine schlechte Idee. Schwarz und weiß macht es ihr einfacher zu verstehen. Aber du musst es verbieten.
    Je nachdem wie selbstständig sie ist solltest du dich aber nicht darauf verlassen dass die Regeln für sie auch gelten, wenn du nicht da bist. Also am besten alles wegräumen was zu Stress führen könnte.


    Regel 2. Ressourcen zuteilen, die nur ihres sind. Wie den Schlafplatz. Da darf sie dann auch für sich sein und muss mit niemandem konkurrieren.


    Regel 3. Arbeite an der Vertrauensbasis. Vermittele ihr, dass du die Ressourcen zuteilst und nicht sie. Egal ob es deine Aufmerksamkeit oder das Sofa oder der Knochen ist. Es kann nie schaden wenn der Hund dir auch zutraut, dass du das schaffst.

  • Ja, absolut! Und nur ich. Von der ersten Sekunde an. Ich bin auch die einzige, mit der sie raus geht.
    Bislang habe ich mich allerdings zurückgehalten, wenn die Kinder oder auch mein Mann sie von der Couch geschickt haben o.ä.
    Ich dachte halt, gerade wenn ich mal nicht da bin, meine Bande sonst nix zu melden hätte beim Hund.
    Das Füttern haben, unter meiner Aufsicht, bislang die Kinder übernommen. Das zu Ändern ist aber auch kein Problem.
    Alles ist besser, als so ein giftiger kleiner Wadenbeisser, der die Familie kontrolliert :headbash:

  • Also sind Couch und Knochen manchmal eine Ressource und manchmal nicht?

    Sie sind immer Ressource. Das sie unterschiedlich reagiert, kann an verschiedenen Faktoren liegen. Mal ist das Nervenkostüm dünner, mal ist die Wertigkeit verschoben. :D Manchmal will ein Hund auch einfach mal sehen, wer bis wohin welche Grenzen setzt.


    Dieses Knochen vor die Nase legen und dann als Eigentum verständlich machen, kommt unter Hunden auch vor.



    Wie lang ist sie noch einmal bei euch?

  • Für mich liest sich das schon recht deutlich nach " ich schau mal wo ich stehe nach Mutti" an .


    Der Hund dürfte bei mir bis auf weiteres eigenständig atmen. Wenn Kinder im Haus sind, würd ich solche Austestereien ganz schnell abdrehen wollen.


    Da geht m.e. nur über "absolut alles hier gehört Mutti". dinge, Räume, vor allem auch Kinder und Mann und so. Ja, ich würde dem Hund gegenüber klar stellen wollen, dass diese Personen sozusagen auch zu meinen Ressourcen gehörten. Das musst du den Personen so nicht sagen, macht es aber vielleicht erst mal leichter, bis diese Personen sich selber behaupten können.


    Alles gehört dir. Dann kommt erst mal lange lange gar nix. Und dann kommt der Hund. Dem gehört natürlich auch was. Aber das ist genau sein Körbchen. und alles was ihr ihm gebt. Ohne AUsnahme. Ich würd da jetzt erst mal kein "Aus" oder "Wegnehme" trainieren.
    Aber dazu könnten vielleicht die Profishier noch was sagen.


    und darauf kann Hund sich verlassen. Ganz sicher. Denn Sicherheit scheint sie sehr zu brauchen. Dazu gehört eben auch die Sicherheit wo genau sie steht und was genau sie darf und dass sie genau nix selber entscheiden muss. Erst mal.


    Dazu gehört natürlich keine Gewalt. sondern Bestimmtheit, Besitz anzeigen und ganz viel Sicherheit für hundi.

  • Ah, okay, verstehe.
    Hope ist seit Ende März bei uns. Also noch nicht so lange. Aber lange genug, um die Fortschritte deutlich zu sehen.
    Ich verstehe also richtig? Ich schicke sie nun immer von der Couch, sobald sie sich rauf legt?
    Mein Mann und die Kinder nicht mehr? Obwohl auch das bei Ihnen gut klappt.
    Hope gehorcht nämlich sehr gut. Ein "runter" gepaart mit einem Fingerzeig reicht da völlig aus.
    Nicht, dass das falsch verstanden wurde. Beibringen im Grundgehorsam müssen wir nix. Das macht sie großartig. Kann alles schon. Sitz, bleib, warte, aus bzw Nein....
    Sie ist echt ein Traum :cuinlove: natürlich gab und gibt es immer etwas hier und da zu korrigieren.
    Nur dieses Anknurren meiner Familie und das immer mehr und deutlicher, obwohl wir uns immer gleich Verhalten und es verbieten, das geht halt gar nicht.
    Aber ich werde mich an eure Ratschläge halten und das von nun an übernehmen.


    P.s. Gewalt und/oder Gebrüll o.ä. haben bei uns keinen Platz. Dann wäre Hope auch nicht gut und richtig bei uns aufgehoben.....die Kinder auch nicht :smile:

  • Hi, sorry, ich hab jetzt Deine Beiträge außerhalb dieses Threads nicht gelesen und werde wegen nicht ganz dezenter Kopfschmerzen heute wohl auch nicht dazu kommen.


    Wie groß und schwer ist die Maus denn? Und wie ängstlich - oder gar depriviert - war sie bei Einzug?


    Ich finde es nicht so ungewöhnlich, dass sie sich jetzt etwas ausprobiert. Sie ist bei Euch - vor allem bei Dir? - angekommen und durfte möglicherweise zum ersten Mal seit langer Zeit feststellen, dass sie auch einen Wert hat. Den sie natürlich auch behalten möchte. Dass es Sachen gibt, die „ihre Beute“ sind. Die sie einerseits schon ganz gerne präsentieren, aber andererseits auch verteidigen möchte.


    Die Reaktion würde ich daher auf die komplette Vorgeschichte abstimmen. Nicht, dass Du die neu gewonnene Sicherheit komplett erschütterst. Sondern das Pendel einfach nur sanft korrigierst. Ich glaubre nicht, dass sich hier ein fixer Charakterzug ausgebildet hat. Sondern dass Ihr einfach noch in der Findungsphase für ein gutes Gleichgewicht mit Respekt vor allen Bedürfnissen seid.


    Sprich: Wenn sie jetzt nicht so viel Wucht hat, dass sie eine Gefahr für Kinder und Besucher - oder deren Klamotten - ist, dann würde ich nicht unbedingt so rigoros da rangehen, hängt auch von den genaueren Umständen ab..


    Wie vehement ist denn das Knurren und seit wann geht es ? Und: Wie sehr standest Du ihr in den letzten Monaten zur Verfügung, konnte sie immer zu Dir als Anker, wenn sie das wollte? Was hat sie denn alles als unbestrittene Ressourcen? Wie sieht gemeinsames Spiel bzw. gemeinsame Arbeit aus? Besucht Ihr eine Hundeschule bzw. gibt es Kontakt zu Artgenossen?


    LG Nicole

  • Hey Nicole,
    Hope ist ca 30cm und wiegt 12 kg,


    Ich bin jeden Tag für sie da. Ich arbeite nicht und kann mich ihr, neben Haushalt und Kindern, ganz widmen.
    Als sie zu uns kam, war sie total durch den Wind, versteckte sich, traute sich aus dem Wohnzimmer nicht raus, schlief im Sitzen. Immer geduckt und mit eingezogener Rute. Sobald einer von uns etwas in der Hand hatte, hat sie sich zitternd und kauernd hingelegt.
    Aber es hat nur ein paar Tage gedauert, bis sie frei durch die Wohnung lief. Bis dahin hat sie keine weitere Beachtung bekommen. Wurde von uns ignoriert. Wir haben einfach unser Ding gemacht und sie konnte sich erstmal bei uns umsehen.
    Draussen gab es nichts, vor dem sie nicht Angst hatte, aber auch das ist weitestgehend vorbei.Na klar ist sie immer noch mal vorsichtig und misstrauisch, aber das wird schon noch.
    Andere Hunde? Gott bewahre. Totale nackte Panik. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass sie deren Körpersprache nicht lesen kann. Und daran arbeiten wir zurzeit. Eine Hundeschule würde sie total überfordern.
    Auch wie man spielt, scheint sie nicht zu wissen. Unser Spielen bezieht sich zumeist auf gemeinsames Laufen oder Leckerchen-Such-Spiele. Alles andere verunsichert sie sofort.
    An Ressourcen hat sie ihren Napf, den Knochen, eine Decke unterm Küchentisch, ein Körbchen im Wohnzimmer und die Couch.
    Bei der Couch hat sie von Anfang an leise geknurrt, wenn sie sich bedrängt gefühlt hat. Ist dann aber meist von selbst runter und in ihr Körbchen gegangen. Das war Unsicherheit und reiner Selbstschutz.
    Inzwischen ist es das aber nicht mehr. Sie knurrt zwar bloß, zeigt ihre Zähne (noch) nicht, aber ich möchte es auch gar nicht erst soweit kommen lassen.

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