Charaktereinschätzung eines Tierheimhundes - ein Ding der Unmöglichkeit?

  • So, erstmal euch allen ein dickes Danke für eure Einschätzungen und Erfahrungen.
    Auch wenn jeder Fall letztlich anders ist und jeder seine Entscheidungen für sich treffen muss, so bringt es mir persönlich immer viel, Erfahrungen anderer zu lesen :bindafür:


    Zu dem Thema "kein Tierheim ist wie Zuhause usw.", welches hier aufgekommen ist. Die Hündin hat ohne Hütte, Zuspruch oder ähnliches frei die letzten sechs Monate auf einem Grundstück gelebt, hat die Essensreste der Familie bekommen und bis auf ein paar Streichelheiten von den Kindern - wenn da mal Zeit und Lust war - keine Zuwendung erfahren. Dann kam sie ins TH. Dort leben aktuell "grad mal" 6 Hunde, die Zwinger sind geräumig und Zugang nach draußen wird täglich gewährt, die Pfleger sind wahnsinnig bemüht und beschäftigen sich mit jedem Tier. Täglich wird Gassi gegangen und Besucher werden grundsätzich nicht über die Station geführt. Hunde welche man kennenlernen möchte werden in einem speraten Bereich vorgestellt, um die anderen Tiere nicht ständig mit irgendwelchen Menschen zu konfrontieren. In diesem ganz speziellen Fall kann ich mit voller Überzeugung sagen, dass diese Hündin es im TH 1000x besser hatte, als in ihrem vorherigen "Zuhause". Mit einem TH wie bspw. Hamburg Süderstraße (wurde hier meine ich auch genannt und ist mir auch persönlich bekannt) hat das natürlich nichts gemein und da sieht die Welt oftmals - leider - ganz anders aus. Daher spreche ich ganz klar nur für diesen speziellen Fall!


    Zu unserem Fall. Ich wurde mir einfach nicht sicherer und habe angefragt, wie die anderen Interessenten die Lütte sehen. Die waren nach Aussage des THs völlig in sie vernarrt und würden sie vom Fleck weg adoptieren. Da war für mich klar, dass diese Menschen diesen Hund auch bekommen sollten und ich nicht noch 3x Gassi gehen wollte, um mich vielleicht mit halbem Herzen für sie zu entscheiden, wo doch eine andere Familie so sehr eine Verbindung zu ihr spürt. Sie ist direkt Ende der letzten Woche umgezogen und seither bei ihrer neuen Familie.


    Wir waren ehrlich gesagt trotzdem ziemlich bedröppelt. Irgendwie ist es doof, wenn man sich so sehr eine Fellnase wünscht und einfach nicht das passende findet. Und dann kam gestern unser persönlicher Wendepunkt :herzen1: Wir haben eine Familie besucht, die ihren Hund abgeben muss, weil sie ihm zeitlich und gesundheitlich nicht mehr gerecht werden und seine "Baustellen" aktuell aus diesen Gründen einfach nicht richtig angehen können. Er ist Fremden gegenüber sehr scheu und zurückhaltend, ist ein totaler Kontroletti und draußen wegen jedem Mist nervös. Im Haus braucht er extra deutlich die Aufforderung, dass er sich ablegen soll, sonst rennt er von Kind 1 zu Kind 2 zu Frauchen zu Herrchen und direkt wieder dieselbe Strecke wieder zurück. Kurzum: keine Eigenschaften, welche wir an einem Hund schätzen und die uns eigentlich zum :flucht: hätten bewegen sollen. Auf der anderen Seite ist er seiner Familie gegenüber aber ein großer Schmuser, hat viel Spaß an Kopf- und Nasenarbeit und bei seinen Bezugspersonen einen guten Grundgehorsam. Er kennt es campen und wandern zu gehen (unsere Hobbys) und kennt das allein bleiben und beherrscht es dort ohne Probleme. Wir waren insgesamt gestern zwei Stunden dort und beim Gassi gehen am Ende hat er mir ein Leckerchen aus der Hand genommen und sich bereitwillig am Hals kraulen lassen. Spätestens da war es um mich geschehen und ich bin ein bisschen "verknallt" xD Mein Männe Gott sei Dank ebenso und nun heißt es Daumen drücken: es gibt noch andere Menschen, die ihn gerne kennenlernen möchten und wir haben abgemacht, dass wir heute Abend wieder telefonieren :shocked:

  • Ohne gemein sein zu wollen dass ist halt oft der Grund warum Second Hand Hunde verschrien sind. Wie kann man so irrational an eine Entscheidung gehen? Ich verstehe es nicht.
    Einstein hat sich für mich auch nicht die Bohne interessiert als er in Tierheim war. Warum auch? Ich war fremd. Heute ist er der anhängstliche Hund den ich kenne

  • Wie kann man so irrational an eine Entscheidung gehen?

    Was ist denn irrational daran wenn für einen persönlich ein distanzierter Hund der Worst Case ist?
    Es gibt nunmal keine Garantie das der Hund sich ändert. Soll mans einfach versuchen um dann im schlimmstenfall richtig lange richtig unglücklich sein?
    Das fällt dann unter rational? Ehrlich?

  • Was ist denn irrational daran wenn für einen persönlich ein distanzierter Hund der Worst Case ist?Es gibt nunmal keine Garantie das der Hund sich ändert. Soll mans einfach versuchen um dann im schlimmstenfall richtig lange richtig unglücklich sein?
    Das fällt dann unter rational? Ehrlich?

    Nein auf keinen Fall, aber der Hauptgrund scheint ja zu sein, dass der Hund ein totaler Schmuser ist und man sich verliebt hat, obwohl es Eigenschaften gibt, die der TE nicht gefallen. Und das ist für mich einfach irrational, besonders da auch dieser Hund sicher Zeit braucht um sich an die neue Familie zu gewöhnen.

    Wir haben eine Familie besucht, die ihren Hund abgeben muss, weil sie ihm zeitlich und gesundheitlich nicht mehr gerecht werden und seine "Baustellen" aktuell aus diesen Gründen einfach nicht richtig angehen können. Er ist Fremden gegenüber sehr scheu und zurückhaltend, ist ein totaler Kontroletti und draußen wegen jedem Mist nervös. Im Haus braucht er extra deutlich die Aufforderung, dass er sich ablegen soll, sonst rennt er von Kind 1 zu Kind 2 zu Frauchen zu Herrchen und direkt wieder dieselbe Strecke wieder zurück. Kurzum: keine Eigenschaften, welche wir an einem Hund schätzen und die uns eigentlich zum :flucht: hätten bewegen sollen. Auf der anderen Seite ist er seiner Familie gegenüber aber ein großer Schmuser, hat viel Spaß an Kopf- und Nasenarbeit und bei seinen Bezugspersonen einen guten Grundgehorsam. Er kennt es campen und wandern zu gehen (unsere Hobbys) und kennt das allein bleiben und beherrscht es dort ohne Probleme. Wir waren insgesamt gestern zwei Stunden dort und beim Gassi gehen am Ende hat er mir ein Leckerchen aus der Hand genommen und sich bereitwillig am Hals kraulen lassen. Spätestens da war es um mich geschehen und ich bin ein bisschen "verknallt" xD Mein Männe Gott sei Dank ebenso und nun heißt es Daumen drücken: es gibt noch andere Menschen, die ihn gerne kennenlernen möchten und wir haben abgemacht, dass wir heute Abend wieder telefonieren :shocked:

    Und zu einer guten Mensch Hund besziehung gehört eben mehr als nur schmusen.
    Ich sage ja nicht dass sie den anderen Hund nehmen sollten aber die Vorgehensweise finde ich nicht so ideal. Besonders aus dem Gesichtspunkt dass es sich hier um Hundeanfänger handelt.

  • Ich sage ja nicht dass sie den anderen Hund nehmen sollten aber die Vorgehensweise finde ich nicht so ideal. Besonders aus dem Gesichtspunkt dass es sich hier um Hundeanfänger handelt.

    Wie ist denn die ideale Vorgehensweise?
    Das meine ich ernst die Frage

  • Wie ist denn die ideale Vorgehensweise?Das meine ich ernst die Frage

    Sich zu überlegen ob man mit den Charaktereigenschaften/Problemen zurechtkommt und diese in das Leben passen. Der Hund ist nervös draußen und kommt schwer zu Hause zur Ruhe. Bestenfalls hat er nicht gelernt was Ruhephasen sind und im schlechtestenfall steckt eine Krankheit dahinter.
    Für mich hört sich es so an, die Eigenschaften liegen einen nicht aber er ist so lieb.

  • Das muss jeder für sich selbst entscheiden finde ich.Ich habe auch einen Hund genommen der an gar keinem Menschen Interesse gezeigt hat,im Gegenteil.Nun ist sie auch total anhänglich,verschmust,kuschelbedürftig.Was ich aber von vornherein nicht unbedingt von ihr erwartet habe.Es war halt klar das es viel Arbeit wird und darauf muss man halt Bock haben,Geduld,und Zeit.Natürlich gibt es keine Garantie das der Hund sich ändert...deswegen,muss man wollen und damit Leben können das sich das Grundverhalten unter Umständen nicht ändern wird.Sollte einem nur vorher bewusst sein worauf man sich einlässt,und das Änderungen auch nur begrenzt möglich sein könnten.


    Ist eine Sache des Bauchgefühls,und wenn jemand bei einem distanzierten Hund kein gutes Gefühl hat,ist das auch völlig okay.
    Die Chemie sollte schon passen,erzwingen lässt sie sich nicht ;)


    Auf der anderen Seite kann ein "unabhängiger" Hund auch eine besondere Erfahrung sein.Kommt halt drauf an was man möchte :smile:

  • Sich zu überlegen ob man mit den Charaktereigenschaften/Problemen zurechtkommt und diese in das Leben passen. Der Hund ist nervös draußen und kommt schwer zu Hause zur Ruhe. Bestenfalls hat er nicht gelernt was Ruhephasen sind und im schlechtestenfall steckt eine Krankheit dahinter.
    Für mich hört sich es so an, die Eigenschaften liegen einen nicht aber er ist so lieb.

    ah so, ja jetzt verstehe ich was Du meinst. Ja, da sollte man sich selbst gegenüber natürlich schon ehrlich sein ob man dann auch mit allen Charaktereigenschaften, die bereits bekannt sind, auch klarkommt.
    Gerade das Thema "Angst" und wie es das Leben evlt. einschränken kann, wird von vielen eher unterschätzt.

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