Der "Hunde arbeiten am Vieh" - Quatsch-Thread

  • Mal wieder ein Einblick in das Training mit Sheila. Im Alltag kostet sie mich grad echt Nerven - ist in einer Angstphase und versucht es wieder in endlosem Gerenne umzusetzen, aber an den Schafen geht es gut vorwärts. Wir basteln am Wegtreiben und sie versteht es immer besser. Nun muss ich mich doch endlich mal auf Pfeifkommandos für Links und Rechts festlegen, denn ich will nicht dauernd rumbrüllen.



    Hier ein kleiner Ausschnitt. Vorgeschichte: Sheila hat Angst vor Fahrzeugen. Vor LKWs noch viel mehr. Als ich sie aus dem Auto holte (seht ihr unten im Video) hielt neben uns ein LKW-Fahrer (neben der Weide ist das Kieswerk) um ein Schwätzchen zu halten. Das war für Sheila schon sehr stressig. Auch, wenn sie bei so was äußerlich "ruhig" neben mir steht. Dann sind wir hoch zu den Schafen und es fuhr just unten wieder so ein Ding ... Daher das Gras fressen zu Anfang.



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    Zwei Tage später haben wir dann diese Trainingseinheit gemacht. Leider wieder keinen Camcorder dabei gehabt. Ohren zuhalten ... ich bin ganz schön laut. |)



    [Externes Medium: https://youtu.be/Qy1BT6z4EM8]
  • Oh, hoffentlich geht die Angst-Phase schnell wieder vorbei :( :



    Hier ist es interessant zu beobachten wie das Junggemüse jedes mal andere Schwierigkeiten hat.
    Am Donnerstag war "Wir müssen die Schafe stoppen und sie im Schleichmodus wieder Richtung Mensch treiben" und "Wir können nur noch rechtsrum laufen" - Tag. Etwas worauf ich so gar nicht eingestellt war, weil es das Gegenteil zu sonst war. Entsprechend chaotisch war die erste Runde, weil ich erstmal alles was ich eigentlich geplant hatte zu tun über Bord werfen musste.


    Wir haben dann versucht über eine längere Strecke nachzutreiben. Typischer Anfängerfehler meiner Seits: Ich bin zu langsam. Dadurch schossen die Schafe immer wieder an mir lang, sodass Dash wieder um uns rumflitzte und sie wieder stoppte. :roll:


    Die zweite Runde war dann dafür super.
    Ich war flotter unterwegs, Dash hat sich dem super angepasst, hat dann einen schönen Arbeitsabstand zu den Schafen gehalten, etc. Er macht sich echt gut :herzen1:

  • Langsam bekommt das Sumi-Tier alias Babe ("Würden die Damen mit den grünen Halsbändern die Freundlichkeit besitzen...") etwas Selbstbewusstsein.


    Im Frühjahr hat sie sich noch einfach verkrümelt, wenn meine Schafe außerhalb einer Umzäunung unterwegs waren. Nach einem unsanften Zusammenstoß mit einem Schaf als sie ca 4 Monate alt war fand sie die großen Tiere gefährlich.
    Im Training bei Corinna ging schon was und auch an meinen Schafen konnte ich dieses Jahr immer etwas mehr machen. Aber in klassischen Umtriebsituationen war sie gerne mal weg und wenn sich ein Schaf umgedreht hat zeigte sie immer Meideverhalten.


    Einen Monat habe ich pausiert und dann nur immer mal spaßige Sachen mit ihr geübt.
    Vor einer Woche bei Corinna war sie dann schon echt gut drauf:
    Ein Bock aus der Übungsgruppe drehte sich ihr entgegen und sie hat den Blick NICHT angewandt, hat die Spannung ausgehalten bis der Bock weitergelaufen ist!


    Und heute war ich richtig stolz auf sie.
    Beim Umstecken ist mir ne 5er Gruppe Schafe abhanden gekommen. In der Umgebung, in der sie früher einfach nach Hause gelaufen ist hat sie mitgemacht! Trotz renitentem Arschlochschaf, trotz hysterisch kläffendem Hund im Hintergrund, trotz Kito, der ständig an der falschen Stelle stand und trotz dem Stress und Druck, den ich selbst ausgestrahlt habe... hat sie mitgemacht, hat sich immer wieder motivieren lassen und hat mit mir zusammen schließlich die Schafe zurückbugsiert.
    Schönes Hüten sieht anders aus, aber es ging was! :bindafür:


    21 Monate ist sie jetzt alt. Vielleicht wird wirklich noch ein brauchbarer Koppelgebrauchshundnaus ihr.

  • Beim Treiben lief es sooo schön und beim Pferchen wills nicht klappen. Schade.
    Darfst du da soviele Anläufe nehmen wie du möchtest? Oder ist am Ende vom Video auch für euch Schluss?

  • Es gibt eine Zeit, die abläuft. Die war dann um. Wenn Du es in der Zeit schaffst, werden Dir für die Anläufe Punkte gezogen. Heißt, es gibt nur die volle Punktzahl, wenn Du es fehlerfrei hinbekommst.

  • @flying-paws, was ich Dich immer schon mal fragen wollte wegen Sheila - wenn Du darauf antworten magst:


    Was hältst Du für angeboren und was für hausgemacht von ihrer Nervosität? ich habe ja die Eltern kurz kennengelernt, und die Schilderungen von Junes Verhalten (= die Mutter) erinnern mich doch an die Tochter...


    Und würdest Du sie für eine Vollerwerbsschäferei mit richtig, richtig vielen Schafen für geeignet halten? Das, was Du von ihr zeigst, finde ich schon beeindruckend, sie ist für meine Laienaugen an den Schafen absolut ernsthaft bei der Sache und tut das, wofür sie gezüchtet wurde. Aber würde sie auch Warterei, andere Hunde vorlassen, halt den Trubel auf einem richtig großen Betrieb mit wechselnden Menschen aushalten?


    Ich grübele nämlich schon seit geraumer Zeit darüber, was bei unserem Schwarzi-Border Genetik ist und was auf Notbeschäftigung als vermeintlicher Ersatz fürs Hüten zurückzuführen ist.

  • Die Frage nach Huhn oder Ei ... darüber streiten Genetiker und Verhaltensbiologen ja seit gefühlten Urzeiten leidenschaftlich.


    Ich muss sagen: Sheilas Vater kenne ich weitaus besser als seine Mutter, weil ich den viel häufiger gesehen habe und ja auch schon mal für ein paar Wochen in Urlaubsbetreuung hatte. Ihre Mutter kenne ich im Grunde nur vom Rand der Schafweide und dann mal beim Besuch der Welpen vorletzten Herbst. Jetzt muss man fairerweise sagen, dass beide Hunde auch nie komplett am Vieh ausgebildet wurden. Bex war etwas anfängerfreundlicher. Bei June lief das Training anfangs in die komplett falsche Richtung (aus Unwissenheit) ... das hat sich wohl auch nachhaltig verankert. Ein Effekt, den ich ja leider immer wieder erlebe: Etwas umzutrainieren ist erheblich schwieriger und verankert sich auch nicht mehr so gut, als wenn man es gleich richtig macht. Man muss dann immer dran bleiben und zeitlebens "gegentrainieren". Erste Verknüpfungen verankern sich (oft zum Glück, manchmal eben auch leider) sehr tief und nachhaltig ...


    Ja, June ist etwas hibbeliger und ich sehe durchaus mehr von ihr in Sheila als von ihrem Vater. Allerdings ist June mit dem Alter auch etwas cooler geworden. Als ich sie bei ihrem Wurf besucht habe, war sie genauso cool wie Bex.


    Bei Sheila selbst sehe ich ganz viel Potential, das schlichtweg nicht genutzt und vergeudet wurde. Sie erfasst viele sehr sehr schnell und ist jetzt schon im Alltag für mich komplett einsetzbar. Weil Du das mit den vielen Personen schreibst: Sie war am Anfang sehr gestresst, sobald eine unbekannte Person unbeteiligt am Rand herumstand. Da dachte ich schon, dass ich mit der wohl nur bei mir Zuhause vernünftig arbeiten kann und schon gar keine Wettbewerbe starten könnte. Tja, sie strafte mich Lügen, wie so oft, denn ich provozierte diese Situationen und sie verknüpfte schnell. Fremde Menschen stressen sie noch, aber sie kann sich auf ihren Job konzentrieren und sie außen vor lassen.


    Sie verknüpft auch Routineaufgaben sehr schnell und nachhaltig und ist da auch sehr zuverlässig mittlerweile. Wenn ich z.B. die Zäune weiterstecke, dann lasse ich die Schafe immer auf der Fläche laufen. Ab und an schicke ich den Hund mal, wenn sie sich aufs Feld davonmachen wollen. Anfangs rannte Sheila dauernd aufgeregt los, ich rief sie zurück usw. usw ... jetzt wartet sie tatsächlich einfach. Startet nur noch selten einen eigenständigen Versuch ohne von mir geschickt worden zu sein.


    Was mir immer wieder auffällt bei ihr: Sie lernt verdammt schnell und selbst unter Stress verknüpft sie nachhaltig. Das habe ich in einem solchen Maß noch nie bei einem Hund erlebt. Für mich ist es ein Segen, weil ich so wahnsinnig schnell vorwärts gekommen bin. Aber, sie lernt falsche Dinge eben genauso schnell. Sie ist jetzt genau ein Jahr bei mir. Und, hätte mir mal jemand gesagt, dass ich nach einem Jahr an diesem Punkt mit ihr bin wo ich jetzt bin, hätte ich lauthals gelacht und das als Traumschloss bezeichnet.


    Mein Vorteil beim Neuaufbau des Trainings war, dass ich (vermutlich) in einem komplett anderen Kontext begonnen habe als sie es kannte. Das eröffnete ihr das Fenster auf ihren genetischen Werkzeugkasten zugreifen zu können. Wir haben heute noch Situationen, die sie triggern. Wo sie in alte Muster fallen will - wo ich auch den Kontext erkenne, dass da viele Dinge zu ähnlich zu damals sind. Aber da reicht eine kleine Erinnerung von mir und sie besinnt sich auf ihr neues Leben. :smile:


    Was ich noch nicht getestet habe, weil sie anfangs aus lauter Stress ja wirklich böse, böse gebissen und auch verletzt hat, ist das Arbeiten an einer großen Herde (300 aufwärts), wo ich sie hinten nicht sehen kann. Das ist noch ein Knackpunkt. Aber auch den werden wir noch hinbekommen.

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