Zeigt doch mal her Eure Pferde/Ponys oder RB Teil 2

Ich, seit sechs Jahren oder so. Sowohl Quatsch und Tricks, als auch Grunderziehung und Ausbildung.
Was möchtest du denn wissen?

Tride hatte das sehr schnell raus. Ich nehme einen ganz normalen Clicker vom Fressnapf und klein geschnittene Karotten.

Als Click verwende ich einen sog. Zungenclick, eine Art Schnalzen. Aber nicht das typische Antreib-Schnalzen, sondern ein anderer Laut. Manche nehmen ein Wort (idealerweise nichts, was man sonst gebraucht - Bekannten nutzen zack, andere jip) oder eben den mechanischen Knackfrosch. Da musst du einfach austesten was du am schnellsten raus bekommst, denn beim Clickern ist das wichtigste ein gutes Timing. Der Click muss präzise sitzen, damit du exakt das verstärkst was du haben willst.

Als Leckerchen würde ich etwas nehmen, für das dein Pferd noch motiviert arbeitet, aber es sollte nicht so lecker sein, dass es total hochdreht. Wie bei Hunden halt auch.
Die meisten Pferde habe ich mit schnöden Heupellets (nicht quellende, sehr kleine) geclickert und nur für besonders schwierige Übungen gab es Karotte, Apfel oder etwas Müsli.

Wie schnell ein Pferd die Verknüpfung Click=Futter herstellt ist vom Pferdetyp und von deinem Geschick abhängig. Ich hatte schon Pferde die hatten nach 5 Clicks raus worum es geht, andere haben 5 ganze Trainingseinheiten gebraucht.
Ich setze immer auf einen Mix aus klassischer Konditionierung (Click-Futter, Click-Futter, Click-Futter usw) und operanter Konditionierung (Frisbee o.ä. hinhalten-anstupsen-Click-Futter usw).

Ich empfehle dir dich vorher in die Grundlagen einzulesen, denn einfach loslegen und gucken wie es am besten klappt funktioniert zwar auch, aber du ersparst dir und dem Pferd viel Frust und Verwirrung wenn du mit System an die Sache rangehst. Damit Clickern effektiv ist und Spaß macht muss man ein paar einfache, aber simple Grundlagen und Regeln beachten.

Hier alles wichtige zu erläutern wäre zu umfassend, nicht umsonst haben viele Leute ganze Bücher dazu geschrieben.
Von den Anfängerbüchern habe ich keins gelesen weil die alle erst rauskamen als ich schon ein paar Jahre dabei war, aber mit Ehrlich motiviert von Sylvia Czarnecki oder dem Clickerkurs von Teschen und Konnerth machst du bestimmt nichts verkehrt.
Außerdem kann ich noch den Onlinekurs einer Bekannten empfehlen. Sie (und viele andere fähige Trainer) sind in einem Forum aktiv (ich weiß nicht ob ich das verlinken darf, aber wenn du Pferd, Clicker und Forum googelst ist es einer der ersten Einträge), dort gibt es viele hilfreiche Threads.

Und zuletzt möchte ich noch Die Seele der Tiere erreichen von Karen Pryor, einer der Clickerpioniere schlechthin empfehlen. Es gibt nicht wirklich eine Anleitung, aber es erzählt zum einen die Entstehungsgeschichte des positiven Tiertrainings und demonstriert anhand vieler Anekdoten die Macht dieses Kommunikationsmittels. Es sind so rührende, lustige und nachdenklich machende Geschichten aus denen die Liebe zu Tieren spricht, dass es bis heute mein liebstes "Fach"Buch ist.

Und zum Schluss noch ein paar Beispiele, was dank Clickertraining alles möglich ist. Die Verhalten in den Videos sind alle nicht "fertig", das sind lediglich Trainingsausschnitte.

[media]https://www.youtube.com/watch?v=TZY03QtPt-U[/media]

Frau Schimmel war sehr kopfscheu. Durch das Stupsen an die Pylone signalisiert sie "ich bin so weit, du darfst mich anfassen". Später ist selbst Festhalten und Putzen am Kopf kein Problem.

[media]https://www.youtube.com/watch?v=lvjIl8_nZP8[/media]

Longenkurs meets Clickern - mit 26 Jahren hat dieser Wallach zum ersten Mal in seinem Leben gelernt, dass es sowas wie Stellung gibt. Hier eine der ersten Trainingseinheiten

[media]https://www.youtube.com/watch?v=0_e2JAf0rBk[/media]

Dreijährige Hafistute, seit zwei Wochen bei mir im Training. Davor war Hufe auskratzen kaum möglich, da sie aus Unsicherheit stieg oder fast umfiel.

[media]https://www.youtube.com/watch?v=q9WqYNzMf8Q[/media]

Konditionierung, Trainingseinheit Nr. 2

Wenn du schon ein bisschen Clickererfahrung hast, ist das doch super. das Prinzip des Lernens funktioniert bei allen Lebewesen gleich, vieles ist also vom Hund aufs Pferd übertragbar.

Neben der richtigen Futterposition (Stichwort "Feed in/for Position" - immer dort füttern, wo man den Pferdekopf haben will, also weg von der Leckerlitasche. Als Faustregel gilt: immer mit ausgestrecktem Arm füttern, damit ein guter Abstand eingehalten wird) ist das Geheimnis Höflichkeitstraining.
Schon im Zuge der Konditionierung gibt es nur Clicks, wenn die Nase nicht an der Futtertasche ist oder mich fordernd anstupst, sondern der Kopf gerade vorm Rumpf getragen wird. Kommt die Nase zur Tasche während ich den Keks raushole bleibt sie so lange drin, bis der Kopf sich entfernt. Ist man da von Anfang an konsequent, bekommt man auch nicht das befürchtete Futtermonster.
Idealerweise hat man anfangs eine Abtrennung (Boxenwand o.ä.) zwischen sich und dem Pferd, damit man außer Reichweite gehen kann wenn das Pferd rüpelig wird, ohne sich körperlich mit ihm auseinander zu setzen.
Die erste erclickerte Übung wird in der Regel zum Betteln eingesetzt - wenn das Höflichkeit ist, ist das seeeehr angenehm. Spanischer Gruß, Kopfschütteln oder Dinge umschubsen ist hingegen lästig bis gefährlich.

Ich leite seit ein paar Wochen eine Stallkollegin mit ihrem jungen Wallach bei den Clickeranfängen an. Der junge Kerl hat keinerlei Bewusstsein dafür, wie groß und lang er ist und dass man einzelne Körperteil gezielt bewegen kann. Mit dem arbeiten wir gezielt an balancefördernden Übungen und stärken sein Bewusstsein für den eigenen Körper.
Es ist so schön zu sehen wie er in sich reinhorcht und ausprobiert, wie er die gefragte Bewegung ausführen kann um belohnt zu werden. Da raucht die Teeniebirne richtig.