Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Welche Alternative zu Herdenschutzhunden gibt es, wenn die Wölfe da sind? Ich selbst esse nur selten Fleisch

    Was dabei oft vergessen wird - es geht nicht allein um die Fleischproduktion. Sondern die Weidetiere in einer extensiven Haltung tragen unglaublich viel zum Naturschutz und zur Artenvielfalt bei.
    Allein unsere Flächen beherbergen Arnika, Braunkehlchen, Bärwurz, Feldlerchen, Neuntöter, Millionen von Insekten, seltenen Schmetterlingen. Sie tragen zum Klimaschutz bei, wenn diese Form der Weidetierhaltung nicht mehr möglich ist, haben wir ein Problem.
    Zumindest solange, bis dann überall Wisente und Elche rumlaufen, die aber auch nicht unbedingt "einfacher" sind und vor allem nicht eingezäunt.


    Wenn ein Tierhalter HSH ohne Mensch bei seinen Tieren lässt, gehe ich davon aus. dass er ihnen genug Vertrauen entgegen bringt. Vertrauen, dass die bei den Tieren bleiben und nicht die Herde im Stich lassen und/oder für weitere Schwierigkeiten (verletzte Menschen und Hunde) sorgen.
    Meine einzige Aufgabe ist also, meine Hunde bei mir zu behalten und keine Kühe zu knutschen.

    Danke - auch das ist hilfreich, denn ja, bei dem Teil der Leuts, die nicht mit den HSH klarkommen, vergisst man nämlich ganz schnell, wieviele Menschen es gibt, die da tatsächlich keine Probleme mit haben. Die treffe ich ja auch - aber naturgemäß bleiben einem die Begegnungen, in denen Sätze wie "ich habe den Bürgermeister angerufen" fallen, weit mehr im Gedächtnis.


    Hier sind es locker 3/4 aller Leuts da draussen, die entweder gar kein Problem mit den HSH haben oder aber sich im Laufe der Zeit einfach dran gewöhnt haben.
    Ich würde - tatsächlich aus Empathie mit meinen Mitmenschen - gern auch einen Grossteil der Übrigen vor unnötigen Ängsten bewahren.


    LG, Chris

  • Was ich nicht nachvollziehen kann - wieso wird die Scheuheit der Wölfe, trotz der bekannten Ausnahmen, als gegeben akzeptiert, die Zauntreue und mangelnde Mordlust der HSH aber nicht, obwohl man diese eher vor Augen hat und selbst feststellen kann?

    Bei uns gibt's schon ganz ganz lange die süssen, knuffeligen, herzigen Patous. Kann mich nicht erinnern dass ein Einheimischer oder ein Touri Angst gehabt hätte. Nicht mal meine Mom (für mich DER Massstab des Angst-habens weil extreme Angst da ist). Die Hunde gucken halt zum Vieh. Passt. Über den Zaun drüberklettern oder wie die Touris, den gern kaputtmachen :ugly: und ab über die Weide. War nie auch nur ein Thema.


    Dann waren die Kangals "in". DAS sind Herdenschutzhunde, uuuuh!
    Und die negatives Erlebnisse passierten. Mensch bekam Angst vor den Hunden, auch weil dieses Kangals einfach nicht ...."normale" Kangals waren und sind.
    Und jetzt sind auch die Flauschepatous angsteinflössend.


    Nun, von Hunden wird man gebissen.
    Jeder Mensch kennt mindestens einen, der schon mal von einem Hund gebissen wurde.
    Es ist Fakt. Hunde beissen. Punkt.


    Der Wolf hingegen ist dermassen abstrakt! Keiner wurde jeh von einem Wolf gebissen.
    Wölfe sind scheu, das hat man uns ganz doll beigebracht, nachdem man und mit den Märchen Angst gemacht, und einen Wolfshass geschürt hatte.
    Wölfe sind lieb! Wölfe sind schüchtern! Wölfe tun dir nichts!



    Ich sehe da den Vergleich zu den Kühen.
    Kühe sind friedlich. Kühe tun nix. Man latscht quer über die Wiese, das ist kein Problem.
    Es werden jedes Jahr Touris von Kühen angegriffen, da braucht's noch nicht mal Mutterkuhhaltung.
    Bei uns wurde eine Touristin ganz blöd einen Abhang runtergeschubst (tödlich verunglückt) - von einem Kalb :ugly: Hat man Respekt und macht keinen Unsinn mit den Tieren? Nein.
    Weil jeder Mensch weiss: Kühe sind lieb.




    Was kann man tun?
    Hm. Tafeln ohne Buchstaben aber mit Zeichnungen. Deutliche Zeichnungen. Nicht nur was man nicht tun soll, sondern was man tun soll.
    Auf ein harmonisches Miteinander hoffe ich ehrlich gesagt nicht, es ist immer ein wenig "Städter gegen Land-Ei", schlicht formuliert. Du Bauer hast gefällig Deinen Besitz zu teilen ohne zu murren. Weiss zwar nicht warum, aber so kommt's mir sehr oft vor wenn ich mich mit den Nicht-Bauern unterhalte :ka:
    Oh, Youtube-Channels mit Infosendungen :smile: und Instachannels mit genau dem :smile:
    Kangals mit Schleifchen und Blumenkronen.
    Ganz ohne Ironie.

  • Natürlich habe ich einen Hund.

    Zunächst einmal danke, dass Du mir geantwortet hast (und höchstwahrscheinlich nicht mehr davon ausgehst, ich wollte unnett zu Dir sein :bussi: ).


    Bin ein wenig eingespannt ... Lese das gleich noch mal in Ruhe ... aber ich hab mich halt gefreut ... und das wollte ich Dir schomma sagen :smile:

  • Instagram und Youtube würde tatsächlich viele Leute erreichen ^^

    Haha, meine ollen Wackelvideos. :lol:


    Ernsthaft jetzt - wir Tierhalter in BY, die bereits mit HSH arbeiten, sind ja überdurchschnittlich engagiert in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, was kein Wunder ist, haben wir doch alle mit den typischen Problemen zu kämpfen.


    Deshalb fragen wir uns - viele von uns arbeiten übrigens mit dem Schweizer Agridea-Warnschild, das hauptsächlich Bilder/Pictogramme benutzt - wie man die Bevölkerung vor Ort am besten über HSH aufklären kann.


    Das geht ja schon fast in Richtung Psychologie - wie muss ein Erklär-Bär-Schild sein, damit es a) überhaupt gelesen wird und b) verstanden wird.


    Ich persönlich finde die Agridea-Schilder nicht schlecht - kurz und knackig, mit Bildchen, international verständlich - aber diese Schilder nehmen keine Angst, sie sagen nur, was man tun und lassen soll.


    Die hier sind das:
    AGRIDEA


    Die Schweiz hat ja schon weit mehr an Aufklärungsarbeit geleistet, als es die offiziellen Stellen in D je tun werden. Aber auch da ist es nun nicht so, als würde da alles klappen. Aber zumindest gibt es Studien dazu, wie es zu Unfällen mit HSH gekommen ist - nicht vergessen, die arbeiten da auch ohne Zaun! - und mir geht es da so, dass mich diese Studien tatsächlich sehr beruhigen und meine Einschätzung des Verhaltens im Fall X bestätigen: wenn HSH im Einsatz in ernstere Konfliktsituationen mit Menschen geraten, sprechen die dabei entstehenden Verletzungsmuster (Kratzer, Prellungen, Abschnappverletzungen) die deutliche Sprache, dass sich die Hunde da überaus moderat verhalten. Und auch in Konfliktsituationen nicht zu einem ernsthaften Angriff dem Menschen gegenüber übergehen.


    Aber so muss man diese Studien auch lesen KÖNNEN - das kann man natürlich von Unbeteiligten wieder nicht erwarten. Die lesen dann nur, dass da was passiert ist.


    In D auch undenkbar, ein jährlicher Herdenschutz-Rapport, hier mal ein Beispiel aus der Schweiz, wo auch die Beiss-Vorfälle erwähnt sind:
    Rapport_2016_v1_DE_final_JME2_1-8_HP.pdf


    Jahresbericht_2017.pdf


    Hier in D ist das alles überhaupt nicht koordiniert - wir haben kein Herdenschutzkompetenz-Zentrum, wir haben keine länderübergreifende offzielle Herdenschutzkooperation, wir haben keine einheitlichen Regeln, was den Herdenschutz angeht.


    Fast alles, was den Herdenschutz angeht - wie z. B. auch die Arbeitstauglichkeitsprüfungen für Herdenschutzhunde, stammt aus den Reihen der Tierhalter - ohne nennenswerte Unterstützung von "oben".



    LG, Chris

  • Haha, meine ollen Wackelvideos. :lol:
    Ernsthaft jetzt - wir Tierhalter in BY, die bereits mit HSH arbeiten, sind ja überdurchschnittlich engagiert in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, was kein Wunder ist, haben wir doch alle mit den typischen Problemen zu kämpfen.

    also für instagram würde das reichen :D

  • also für instagram würde das reichen

    Es bleibt aber die Schwierigkeit, solche Sachen so zu filmen, dass man da zwar erkennen kann "Da ist ein Wanderer", "da ist ein Spaziergänger mit Hund", aber gleichzeit drauf achten muss, dass da keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden.


    War es in meinem Foto-Thread, wo ich schon mal davon gesprochen hatte, lange vor dem Film-Dreh bei uns, dass man mit Statisten mal die typischen Situationen nachspielt und auch mal zeigt, wie man als Wanderer die Hunde quasi wie beim Topfschlagen beeinflussen kann? Aber selbst da bräuchte ich jemanden mit gescheiter Ausrüstung, der das filmen kann.


    Denn ich stelle es mir durchaus als Schlüsselerlebnis vor, wenn ein Zuschauer sehen kann - ich geh da lang, die Hunde verhalten sich ruhig - ich mach dies und das und die Hunde bellen mich an. Verhalte ich mich wieder richtig, reagieren die Hunde sofort, indem sie auch wieder ruhig werden.


    LG, Chris

  • Deshalb fragen wir uns - viele von uns arbeiten übrigens mit dem Schweizer Agridea-Warnschild, das hauptsächlich Bilder/Pictogramme benutzt - wie man die Bevölkerung vor Ort am besten über HSH aufklären kann.

    Das mit Insta und Blümchenkränzchen auf dem Hundeliköpfchen war kein Schwerz.
    Wichtig ist viel Hell und Pastell. Kangals passen hervorragend zu zartem Lila und Rosa.
    Kurze Videos, mit schönen Bildern. Gute Chancen hätte man auf dem neuen Insta-Video-Kanal der noch ganz ganz neu ist.
    Die jungen Leute sind eh alle online, buchen alle online. Die Touristenangebote sind alle online. Die müsste man dann halt mit den Blümchen-Insta-Hunden verknüpfen.
    Klingt alles blöd, ich weiss. Ist aber so.


    Ein paar Freiwillige finden die sich das antun. Vielleicht findet sich ein "Promi" oder ein "influencer" der drei Tage Urlaub macht und im Gegenzug 500 Bilder postet...


    Das ist aktuell halt eigentlich der simpelste Weg, Menschen zu erreichen. Also auch die paar verbliebenen Hirnzellen, die noch im Offline zu finden sind.



    Das geht ja schon fast in Richtung Psychologie - wie muss ein Erklär-Bär-Schild sein, damit es a) überhaupt gelesen wird und b) verstanden wird.

    Wie wahr! Ich ärgere mich regelmässig über komplett bescheuerte Schilder hier :barbar:
    Jenes welches Du benutzt ist sehr gut. Mir fehlt da noch ein grünes Häkchen und ein wenig ...Blickfang.
    Es ist eine langweilige grüne Tafel in einer grünen Umgebung :ka: sieht aus wie x-beliebige "dies ist eine Eiche!" - Schilder.
    Ich würd' glaub mit einem Pinsel die Ränder neon-orange anmalen.
    Und ich würde alle 20m eines aufstellen, menschen übersehen gern etwas aber wenn es sich wiederholt, ist die Chance da dass man dann doch noch hinguckt.
    Vielleicht in Verbindung mit roten Strichen, wie bei den Bahnübergängen die Distanzangaben.
    Zum Schluss dann noch ein "Hier beginnt jetzt blabla"... Schild. Ab jetzt gilt's!




    Es wäre auch einen Versuch wert, Emojis zu werwenden :ka: zumindest den Emoji-Style nachzumachen.
    Ist wie mit Hunden, man muss die Sprache sprechen derer, die man erreichen will...

  • Doppelpost, sorry.

    also für instagram würde das reichen

    Nein.
    Wenn Du 10 Follower und 30 Likes willst, ja. Sonst: nein.


    Es bleibt aber die Schwierigkeit, solche Sachen so zu filmen, dass man da zwar erkennen kann

    Musst Du gar nicht.
    Wichtig ist, dass die Fotos schön genug sind, dass sie fleissig geliked werden.
    Du brauchst erst mal die Aufmerksamkeit, dann kannst mit Infos kommen. Da reicht dann auch ein Post mit Buchstaben :smile:
    Ich bleibe bei Kangals mit lila und rosafarbenen Blumenkronen :D

  • Und ich würde alle 20m eines aufstellen, menschen übersehen gern etwas aber wenn es sich wiederholt, ist die Chance da dass man dann doch noch hinguckt.
    Vielleicht in Verbindung mit roten Strichen, wie bei den Bahnübergängen die Distanzangaben.
    Zum Schluss dann noch ein "Hier beginnt jetzt blabla"... Schild. Ab jetzt gilt's!

    Das darfst Du gar nicht. Man darf in D nicht einfach Schilder aufstellen, auch nicht auf seinem eigenen Land.....soweit, dass das natürlich sein muss, damit niemand unverhofft auf HSH trifft, sind die offiziellen Stellen hier noch nicht.


    Ich habe die Agridea-Schilder - illegal - etwa 20 Meter vom Zaun entfernt auf dem Wanderweg stehen, noch mehr Illegalität möchte ich nicht in Kauf nehmen, wenn es da eh schon Ärger wegen gegeben hat.
    Deshalb ja unsere Bestrebungen, das mit Hilfe des Naturparks in offizielle Wanderwegschilder zur Information der Wanderer umzugestalten.


    Mit irgendwelchem Tüdelzeugs am Hund würde ich die Hunde gefährden. Das gibbet also auf gar keinen Fall - ein Rinderhorn verfängt sich bei so eng miteinander lebenden Tieren ganz schnell in allem. Dann baumelt schlimmstenfalls ein ewürgter Hund am Horn eines durchdrehenden Rindes. Das kommt nicht in Frage. Auch nicht für ein paar Minuten - ist da plötzlich was am Hund, werden die Rinder neugierig.


    LG, Chris

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