4 Monate und schon soviel erlebt

  • Hallo liebe Beutelträger und Dosenöffner,


    seit kurzem gehöre ich auch zu euch, im Forum wie auch als Mensch mit den schwarzen Tüten in der Hand. :)


    Wir haben uns lange nach einem Hund umgesehen, und wollten eigentlich einen aus dem Tierheim, aber es kam alles anders...


    Da wir uns bei Tieren in Not, Tierheimen aber auch privat umgesehen haben, wurden wir gefragt ob wir einen "unerwünschten Hund" haben wollen würden. Er seit total unverträglich und daher müsse er weg. Er ist 4 Monate alt!
    Als wir hingingen um uns ein Bild davon zu machen, saß der kleine Racker brav da, neben dem anderen Hund, spiele mit ihm, von unverträglichkeit nichts zu merken. Na klar, mein Herz machte einen Sprung und wir sollten ihn wenn möglich doch auch sofort mitnehmen. Da er leicht verstört und eingeschüchtert wirkte, keine Welpenfröhlichkeit ausstrahlte, tat er mir so leid, dass er im Handumdrehen auf dem Rücksitz saß und wir davon fuhren. Autofahren ist spannend... :D Ab in die Zoo-Handlung, Anschnallgeschirr der Größe S gekauft, Leine und Halsband, sowie ein Flohhalsband. Schon da haben wir gemrkt, mit dem kleinen Mann stimmt was nicht.


    Als wir zuhause waren hat sich seine Vergangenheit wie in einem offenem Buch lesen lassen. Sobald wir in der Wohnung einen Schritt zu nah an ihn heran liefen, duckte er sich oder lief mit eingeklemmten Schwanz weg. Wenn man ihn streichelt zuckte er zuerst zusammen und brauchte ein paar Minuten um zu realisieren, dass es gut tut was die Menschenhand da tut. Er hatte Angst davor zu fressen. Er fühlte sich stetig "erwischt" und rannte weg, wenn wir dazu kamen als er etwas fressen wollte. Stubenreinheit wurde und vorher gesagt - nicht vorhanden. Aus der Wohnung gehen scheint für ihn der Start in eine ganz unsichere Welt, oder er hat Angst und verlassen zu müssen. Er braucht eine Weile bevor er mitkommen mag. Ist er einmal draußen läuft er so nah an unseren Beinen dran, dass wir beinahe über ihn drüber fallen. Andere Menschen knurrt er konzequent an, andere Hunde ebenso, lässt sich aber nach ein paar Minuten von den anderen Hunden zum spielen überreden.


    Eine Woche später:
    Er läuft ohne Leine, schnüffelt mal hier mal da, hält ein wenig Abstand zu den Beinen, man kann super mit ihm raus gehen.
    Er knurrt nur noch selten, bellt aber gerne mal auserwähle Menschen an. (Ein spezieller Typ Mensch lässt sich aber nicht erkennen).
    Stubenreinheit hat nach 2 Tagen schon ganz gut geklappt, ca 2 Unfälle haben wir pro Tag. Dazu später aber mehr.
    Fressen tut er nun wie ein Wahnsinniger, er schlingt alles runter, und das soviel wie geht. Daher wird nun rationiert, Tendez zum Positiven.
    Aus der Wohnung geht er immernoch nicht gerne, aber er geht, und freut sich aber um so mehr, wenn wir zurück nachhause kommen.


    Die Stubenreinheit gehen wird derzeit so an: Alle 2 Stunden oder bei Anzeichen wie Schnüffeln und Suchen - ab auf die Wiese. Kommt was raus, egal ob vorne oder Hinten, freuen wir uns total euphprisch. Passiert was zuhause sagen wir Phui und gehen ebenso sofort raus. Nachts stellen wir 2x den Wecker, sodass er nachts etwa 4 Stunden aushalten "muss", zum anderen ist er neben mir am Bett, sodass ich Aktivitäten mitbekomme, bevor ein Unfall passiert. Wir hatten bisher nur 3 Häufchen-Unfall und alle waren meine Schuld, nicht seine, weil ich mit der Morgentoilette bei mir selbst zu lange brauchte. Pipi-Unfälle waren bisher 4, wobei diese teilweise unsere Schuld waren, weil wir ebenso zu lange gebraucht haben. Aber ich finde den Weg den wir bisher beschritten haben fantastisch und bin sehr stolz auf den kleinen Mann. :)


    Er ist so ein wunderbarer Hund, welcher seine Vergangenheit überwinden muss. Er ist bereits nach einer Woche so aufgeblüht, er ist so dankbar und loyal. Ich verstehe nicht wie man einem so hilflosen kleinen Wesen soetwas antun kann.


    Er traute sich 2 Tage nicht mit dem Schwanz zu wedeln, er hat es regeltrecht unterdrückt. Er hatte kleine Ansetzte drin, die Spitze wackelte leicht, und schon klemmte er den Schwanz zwischen die Beine und ging geduckt weg.


    Ich werde ab dem kommenden Wochenende zur Welpenschule gehen, aber ich würde mich freuen auch von euch Ratschläge zu hören.


    Grüße
    Mliet (weiblich) ;)

  • Es ist schön, dass Du dem Kleinen nun zu einem schönen Lebensweg verhelfen möchtest. Auch die Fortschritte sind super.


    Ich möchte Dich aber gerne vorwarnen, falls Du das nicht eh schon weißt. Es gibt Entwicklungsphasen bis zum Erwachsenwerden, da wird die Vorgeschichte wieder zurückkommen. Besonders in den Angstphasen. Und Du wirst das Gefühl haben vielleicht beim Training zu versagen, weil das Problem ja eigentlich schon beseitigt war. Dann bitte die Ruhe bewahren und nicht alles umwerfen im Training. ;)

  • Herzlichen Glückwunsch zum neuen Familienmitglied!


    Es ist total erfrischend hier im Forum mal jemanden zu lesen, der nicht von heut auf Morgen Wunder erwartet und sie dennoch bekommt. Viel Glück mit dem Kleinen Mann und lasst euch nicht unterkriegen wenn mal so eine typische Huschibubu-Phase kommt.

  • Erwartungen? Nein die habe ich erstmal keine. Er ist ein Hund der Probleme mit sich bringt, durch seine Vergangenheit. Erstmal soll er wieder Vertrauen fassen in die 2-Beiner, dannach kann ich auch anfangen Erwartungen zu stellen. Wenn er merkt, dass hier, in seinem neuen Leben, alles einfach nur toll ist, dann wird er in vielen Hinsichten sicherlich auch kooperativer sein. Natürlich müssen wir auf den Weg der Stubenreinheit kommen, aber er ist 4 Monate und kannte all diese Aspekte des Lebens gar nicht. Irgendwann wird er schon merken, dass es mehr Zeit zum kuscheln und spielen gibt, wenn ich nicht den Lappen in der Hand halte. :)


    Das wir Rückschläge haben werden, habe ich mit meinem Mann auch schon besprochen. Ich vergleiche es ähnlich wie Kindheitserinnerungen (egal ob positiv oder negatv) riechen wir Zimt, denken wir an Weihnachtes, ähnliches wird sich auch immer wieder bei dem kleinen Mann abspielen. Er wird sich erinnern und eventuell mal unerwartet oder falsch reagieren, aber jeder sollte doch seine Macken haben dürfen. Die Welpenschule, später Hundschule wird uns sicher dabei helfen, dass seine Macken keine "bösen" Macken werden. Und solange wir beibehalten das Verständis zu haben, dass sein Leben nicht immer toll war, uns weiterhin daran erinnern, werden uns keine bösen Überraschungen bevor stehen, da ihm der Raum bleibt - er selber - zu bleiben.

  • Hallo Mliet,


    wenn ich Deinen Beitrag lese, geht mir das Herz auf...möge es doch viel, viel mehr Menschen geben die so denken und sich so verhalten wie Du, wenn sie ein "Problemhundekind" bei sich aufnehmen :smile:

  • Schon beim Lesen geht einem echt das Herz auf, freut mich das er jetzt so ein tolles Zuhause gefunden hat. :)
    Wir hatten auch so einen Angstwelpen in Pflege, ich kann dir also auch nur aus Erfahrung sagen:
    Verzweifel nicht wenn es mal Rückschläge gibt, und die wird es geben.
    Ansonsten wünsche ich euch eine wunderschöne Zeit zusammen, ich bin mir sicher die werdet ihr haben :D

  • Es tut gut zu lesen das ich scheinbar alles richtig mache. :)
    Meinen letzten Hund hatte ich in meiner Jungendzeit. Der musste dann aufgrund eines Hirntumors leider eingeschläfert werden. Heute ist der erste Pipi-Ahah-Unfallfreie Morgen überstanden. Da gab es gleich ein neues Stück Rinderlunge für den Kleinen.


    Dem Wunsch nach Fotos komme ich natürlich sofort nach. ;)





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