Erfahrung zu Morbus Addison

  • Als ich vor ein paar Jahren mit dem Addison-Thema konfrontiert wurde, fand ich kaum Erfahrungsberichte, die mir ein Bild der Krankheit zeigen konnten. Inzwischen hatte ich mit verschiedenen Addisonhundebesitzer Kontakt und mein Hund lebt seit 3.5 Jahren damit. Vll hilft es jemandem weiter, wenn ich hier meine Erfahrungen poste.


    Kurze Vorstellung: Mein kastriertes Medium Crossmix Weibchen erkrankte im Alter von 3 Jahren an Addison. Nun wird sie im Juni 7 Jährig. Es geht ihr sehr gut, viel besser als noch vor 1.5 Jahren. Gebt also nie die Hoffnung auf, man kann mit Addison leben.


    Der Reihe nach:
    Zu Beginn stand die klassische Addisongeschichte. Zuerst kam der Durchfall, der als Magen-Darmgeschichte behandelt wurde, doch er ging nicht weg, dann die Krise. Die Hündin konnte in einer Woche kaum noch vors Haus, sie war total am Ende. Die noch jungen Tierärzte kamen da relativ schnell auf den Addison-Verdacht, der sich bestätigte. Sie hatte 50/50 Überlebenschance. Nicht das erste Mal. (einmal Virus, einmal Rattengift)


    Ausgelöst wurde die Addison wohl durch das Inkontinenzmittel Propalin oder durch die Jahresimpfung. Beides ist eine Annahme, aber beides könnte wahrscheinlich sein. Das Inkontinenzmittel gaben wir etwa drei Monate vorher wegen starker Kastrationsinkontinenz (laut TA, mehr später), die Impfung war etwa einen Monat bevor. Von Anfang an war sie immer nach der Impfung krank, weshalb ich nicht mehr Impfen wollte. Doch leider liess ich mich überreden.


    Nach der ersten Einstellung auf Florinef (Mineralkortikoid) ging es ein halbes Jahr gut. Doch immer wieder hatte sie schlappe Phasen, war ängstlich, teils schlief sie fast tagelang.
    Im Sommer darauf gab sie stark nach, weshalb das Florinef erhöht wurde. Reisen oder nicht alltägliches ging nicht mehr, Zug fahren mussten wir streichen, sie geriet in Panik sobald sie den Zug betrat. Auch das Spielen mit anderen Hunden war seit der Krise wie ausgelöscht.
    Wieder ging es eine Zeit lang so weiter, mal besser, mal schlechter. Aber die Power war mehr oder weniger weg. Vorher hatten wir einen wirklich überquirlenden Hund, der pausenlos den ganzen Tag auf 180 tourte, nun mochte sie zum Teil kaum mehr mit dem Fahrrad raus.
    Dann vorletzten Sommer: Sie begann sich überall zu kratzen. Das artete so aus, dass sie nicht mehr zur Ruhe kam. Also wieder zum Tierarzt. Dieser meinte, dass das Kortison nicht gut sei, fast bei 0. Also mussten wir Kortison beigeben, was wir sehr ungern taten, da sie damit wieder zu trinken begann wie ein Fass ohne Boden und somit die Inkontinenz stark zunahm. Auch hat sie mit Kortison einen unstillbaren Hunger. Die Panikattacken verstärkten sich. Plötzlich machten ihr vorbeifahrende Autos Angst oder der quietschende Zug bei offenem Fenster hielt sie vom Fressen ab.
    Während diesen 2 Jahren ergraute die vorher schwarze Hündin überall. Bauch, Schnauze, Hosen. Das Fell wurde zunehmend schoggibraun.


    Mit dem Kortison wurde allerdings nichts besser. Im Gegenteil. Es kamen Lähmungen hinzu, zum Schluss waren diese so schlimm, dass sie nicht mehr aufstehen konnte. Sie magerte ab. Vor Weihnachten 2011 dachte ich sie stirbt mir einfach weg. Jeden Morgen war ich beim TA. Doch der verschrieb mehr Kortison und ich wurde fast abgewimmelt. Ein Tag vor Neujahr war ich mit einem sterbenden Hund in der Praxis. Da gab man zu, dass sie wohl das Kortison nicht vertrage. Keine Entschuldigung über die monatelange Fehldiagnose, nichts. 600Fr. Kosten (inkl. Notfall wegen Kreislaufkollaps während der Arbeit).

    Das war mir doch zu viel. Ein TA der sich keine Hilfe holt, mir sogar zwingend zum Impfen riet, trotz Addison (natürlich impfe ich sie nicht mehr), das kanns nicht sein. Habt ihr schon mal im Impfpackungsbeilagezettel gelesen? Da steht: Nur gesunde Hunde sollten geimpft werden! Und vor allem, ein leidender fast toter Hund und kein Entschuldigung. Ich entschloss mich zu einem radikalen Schritt weg von den Tierärzten.


    Ich kannte durch die Pferde eine sehr bekannte Homöopathin, die auch mal Tierärztin war, aber sich total von der Schulmedizin losgesagt hat. Da ich nichts zu verlieren hatte, ging ich mit meiner Hündin zu ihr.
    Das erste was sie mir riet, war die Umstellung auf Rohfutter und die Absetzung des Propalins und des Kortisons (welches in natürlich schon stark zurückgefahren hatte wegen der Unverträglichkeit). Beides wurde so gemacht. Seit Januar 12 bekommt sie nur noch Rohfleisch mit Gemüse und so weiter. Sie liebt das Essen. Die Absetzung des Propalins machte am Anfang enorm Mühe. Ständig war alles nass im Korb, sobald sie irgendwo schlief, wurde es nass. Doch die Homöopathin sagte, ich müsse durchhalten, wir kriegen das in den Griff. Sie behandelte rein Homöopathisch.


    Drei Wochen später begann sich das ganze Fell zu ändern. Mitten im Winter. Sie bekam dichtes schwarzes Haar. Der kahlgewordene Bauch (nur noch lange weisse schüttere Haare waren da) wurde von schwarzspriessenden Haaren überdeckt. Wir konnten es kaum glauben. Gleichzeitig kehrte die Spielfreude zurück. Sie begann wieder ausgelassen zu spielen.


    Es kamen natürlich auch Rückschläge. Es war eine Zeit mit auf und abs. Recht rhythmisch kam alle drei Wochen eine schlechte Woche mit reinmachen und Panikattacken. Dann wars wieder vorbei und es ging drei Wochen wieder gut. Doch trotz diesen Wechselzuständen besserte sich der Allgemeinzustand immer mehr. Mit dem Florinef ging ich während dieser Zeit von 6 auf 2 Tabletten zurück. Im Mai dann wurde sie müder. Bluttests ergaben, dass sie im NaCl Bereich viel zu tief war. Deshalb ging ich zurück auf 4 Tabletten. Sofort wurde der Zustand wieder besser.
    Spannend war, dass sich der Kaliumwert (ich liess regelmässig Bluttests machen) beim Rückgang auf 2 Tabletten kaum veränderte, nur das Salz wurde etwas schlechter (sie war schon vorher nicht optimal). Nachfolgende Bluttests zeigten weiterhin Werte weit unter dem Grenzwert, obwohl die Hündin topfit war. Soviel zu Grenzwerten.


    Seit dem Sommer haben wir die Inkontinenz im Griff. So einmal wöchentlich, normal nach Knochenfütterung oder nach ausgiebigen Badespass, kanns mal nass werden. Meistens ist sie jetzt trocken. Nachts hält sie wieder 7 Stunden durch, vorher warens etwa 4, maximal.


    Seit über einem halben Jahr ist sie nun topfit. Sie rennt wieder schneller als ich Fahrradfahren kann, spielt mit Männchen ausgelassen und grosse Wanderungen sind kein Problem. Einziges Problem das wirklich bleibt ist der Alltag. Alles was vom Alltag abweicht, macht ihr zu schaffen. Z.B. wenn ich mit ihr drei Tage zu meiner Mutter gehe. Allerdings brach sie früher schon am ersten Tag ein, heute sind es meistens drei, bevor sie ruhiger wird und schläferiger. Letzten Herbst unternahmen wir eine Wanderwoche mit 6-7Stündigen Märschen. Sie hielt super mit, musste sie teils sogar anleinen, weil sie sich sonst übernommen hätte mit rennen und mausen.


    Nun ich bin froh, hab ich den Schritt gemacht. Aussenstehende sehen nichts von ihrer Krankheit. Da ich sie so gut kenne, bemerke ich natürlich, dass nicht alle Tage gleich gut sind. Aber die Schwankungen sind in einem geringen Bereich und meist dauerts nur einen Tag, am nächsten ist alles wieder gut.


    Ohne Florinef gehts leider nicht. Aber seit einem Jahr haben wir an den vier Tabletten nichts mehr geändert. Übrigens hat sich auch ihr Trinkverhalten seit einem halben Jahr verändert. Sie trinkt nun nicht viel mehr als ein normaler Hund, während sie vorher den ganzen Tag (literweise!!!) Wasser trank. Sie kam auf bis zu 5 Liter am Tag. Der dicke Wasserbauch (vor allem über den Rippen) ist verschwunden. Sie ist wieder schön schlank.


    Während sie sich ein neues Leben erkämpfte starben zwei mir bekannte Addisonhunde, beide nicht mal ein Jahr alt. Ich denke Addison ab Welpenalter ist eine andere Krankheit, welche anders verläuft als Addison im Erwachsenenstadium. Der einte Welpe starb mit 11 Monaten deutlich unterentwickelt. Trotzdem verbuchte die gleiche Umstellung wie bei meiner Hündin Erfolge. Die Krisen haben sich von 2 Wochenabstand auf 2 Monatsabstand erhöht. Der andere Welpen war den Besitzern wohl zu aufwändig (war ihr erster Hund). Sie liessen ihn einschläfern.


    So das war viel. Falls jemand Rat holen möchte, schreibt mir eine Mail. Ich kann gerne zu Addison und Barfen Auskunft geben. In beidem bin ich inzwischen eine kleine Expertin geworden,hab viel drüber gelesen und auch selber mitgemacht mit meinem Hund.

  • Vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht - ich wünsche es niemandem, dass er Deine Hilfe braucht, aber es ist gut zu wissen, dass Du anderen HH mit Deinen Erfahrungen zur Seite stehst.


    LG, Chris

  • Ich kann nichts zu der Krankheit sagen, möchte mich aber anläßlich deines sehr umfangreichen Berichtes dafür bedanken. Hast dir viel Mühe gemacht und ich bin mir sicher, dass es jemand hilfreich sein wird.

  • Was ist ein medium crossmix? :???:
    Ja, Addison ist heimtueckisch, leider dauert es haeufig sehr lange bis ein TA drauf kommt.
    Schoen dass ihr es so gut in den Griff bekommen habt. :smile:

  • Ich finde vor allem schön zu lesen, dass du deine Hündin nicht aufgegeben hast. Dass du immer weiterversucht hast, ihr das Leben zu retten, und keine Kosten und Mühen gescheut hast.
    Und auch, dass du den Mut hattest, dich von diesem "Tierarzt" loszueisen...Wünsche dir noch viele viele tolle Jahre mit deiner Hündin, und dass ihr nun endlich mal das Leben genießen könnt! Ohne Sorgen oder weitere Zwischenfälle! :smile:


    der sich zumindest wirklich hätte entschuldigen können "Arztfehler" hin oder her :muede:

  • Danke euch für die lieben Kommentare :-D. Tatsächlich ist es gerade als Studentin nicht immer leicht das viele Geld aufzubringen. Inzwischen hab ich für diesen Hund wohl schon 10'000 Franken an TA-Kosten bezahlt. Da wird mancher den Kopf schütteln. Doch solange sie ihre Lebensfreude nicht verliert (und die war eigentlich immer ungebremst), ist es für mich kein Thema nicht mit ihr zu kämpfen. Die heutige Situation gibt uns da Recht.
    Liebe Grüsse


    P.S. mit medium crossmix meinte ich salopp einen mittelgrossen Mischling :D . Ich hab sie als Welpen in Irland aufgefunden und sie dann ein Jahr später mit in die Schweiz genommen.

  • Hallo, ich habe deinen Bericht gestern gelesen. Ich war tief berührt, weil, ich versuche es kurz zu erklären: Ich (hatte) habe zwei Pyrenäenberghunde. Unseren Ago ( 10 Jahre) mussten wir im Juni auf Grund eines schweren Herzleidens gehen lassen. Da wir unsere Hündin Tessa 3 1/2 Jahre nicht allein lassen wollten, haben wir uns wieder einen zweiten geholt. Am Anfang dachten wir es ist Trauer, dann; neuer Hund anstrengend! Kurz danach begann Tessa sich extrem ruhig zu verhalten. Da sie teilweise ähnliches Verhalten zeigte wie unser Bärchen, bekamen wir es mit der Angst zu tun. Wollte nicht mehr spazieren, setzte sich immer hin und wollte wieder nach Hause... . Da wir inzwischen unseren Aybo zu Hause hatten und sie auch nicht mit ihm spielen wollte, wurde die Angst immer größer und wir haben mehrfach TÄ aufgesucht. Ich habe dort gesagt, dass ich nicht weiss, wie ich es erklären soll und habe einfach alles aufgezählt, was uns aufgefallen ist. Was wir nicht wussten, Pyrenäenberghunde neigen zu Herzkrankheiten. Die TÄ die unser Bärchen erlöst hat, hat uns geraten, ab dem 2-3 Lebenjahr regelmäßig jährlich einen Herzschall in der Jahresuntersuchung mitmachen zu lassen. Wir zogen also den Impftermin um einen Monat vor und machten gleich den Ultraschalltermin. Dort war nichts besorgniserregend. Der TA meinte evtl. eine Schilddrüsenunterfunktion. Inzwischen hatten wir hier zu Hause den TA gewechselt und fuhren zu unserer neuen TÄ um die Untersuchung machen zu lassen. Auch nichts. Unsere neue Tä hatte dann sofort den Verdacht, Morbus Addison. Also nochmal Blutbild und dazu ACTH-Test. Die Diagnose steht jetzt fest. Dein Beispiel macht mir etwas Hoffnung. Aber weisst du, was mir aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass auch unsere Tessa nach der Kastration inkontinent wurde. Ich habe damals allesdings Popalin abgelehnt und es gleich erst mit homöopatischen Medikamenten versucht. Ging auch zwei Jahre gut (brauchten dann auch die Globuli nicht), bis es ihr jetzt schlechter ging. Da war sie wieder inkontinent. Im Moment bekommt sie die Globuli wieder und Predniselon. Ab heute abend dann auch das zweite Medikament, wo du bei 4 bist. Ich habe den leisen Verdacht, dass die Kastration mit der Inkontinens der Auslöser vielleicht sein könnte, da Tessa sehr reinlich ist und immer ein total schlechtes Gefühl hat, wenn sie mal pipi oder spucken muss und es nicht halten kann. (Obwohl wir die Schnecke nieeeeeeeeeee bestraft haben oder geschimpft.) Wie geht es deinem Hund? Wäre schön, von Zeit zu Zeit zu wissen, ob noch alles ok ist. Grüße von der Sonneninsel Usedom. Angela

  • Hallo,


    danke für den interessanten Beitrag. Auch meine Hündin ist an Addison erkrankt und ich hätte dazu noch viele Fragen. Ich bin neu hier und weiß jetzt nicht wie ich dir eine Mail schicken kann, bzw. wo ich deine Mailadresse finde.
    Ich habe vor allen Dingen ein paar Fragen zu deinen Erfahrungen nach Impfungen und zu den Lähmungen. Meine Hündin hat auch Krämpfe/Lähmungen und keiner weiß woher die kommen. Sie hatte zu allem Überfluss letztes Jahr noch eine schwere Toxoplasmose was erst spät festgestellt wurde, da der Tierarzt "vergessen" hat sie darauf zu testen. Im Prinzip wurde jede Veränderung von ihr automatisch der Addison Erkrankung zugeschoben.
    Nun ging es ihr seit fast 6 Monaten relativ gut. Im Februar habe ich sie impfen lassen (welch Fehler) und seitdem hat sie immer häufiger auftretende Krämpfe/Lähmungen. Ich bin am verzweifeln.
    Könntest du bitte die Lähmungen deines Hundes näher beschreiben?
    Ich habe am Mittwoch wieder ein Blutbild machen lassen, die Ergebnisse bekomme ich erst morgen.

  • Hallo rambozambo,
    habe deinen Beitrag gelesen, war auch sehr aufschlussreich. Unser Hund hat seit 2 Tagen auch eine Verdachtsdiagnose auf Morbus Addison. Nun soll er erst in zwei Wochen eine genauere, zweite Untersuchung bekommen, um eine 100% Diagnose zu bekommen, ob das wirklich Morbus Addison ist und wie die Dosierung sein muss.
    Die 2 Wochen Wartezeit wird damit begründet, das er am 18.10. das letzte mal Medikamente bekommen hat, diese erst letztendlich nach 2 Wochen aus dem Körper ausgeschieden sind.


    Nun hat unser Liebling auch noch zusätzlich das Problem mit Giardien, die auch behandelt werden müssen. Diese Behandlung muss aber 2 Wo. warten, weil die andere Untersuchung Vorrang hat.
    Kannst du das evtl. auch so bestätigen oder hattest ebenfalls solche Informationen von deinem Tierarzt?


    Auch wenn uns andere hier helfen können, wäre ich sehr dankbar. Wir wollen unseren Liebling nicht unnötig lange leiden lassen.


    Danke an euch

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