Angst vor Halsband, Geschirr und Leine

  • Hallo zusammen,


    Seit ein paar Tagen haben wir ein neues altes Problem mit unserem Hund. Als wir ihn vor 7 Wochen bekommen haben (er ist ca 3 Jahre alt) hatten wir beim Geschirr anziehen ziemliche Probleme. Nach vielem Üben und hin und her hatte wir es geschafft es ihm problemlos anziehen zu können. Wenn es hieß „wir gehen Gassi“ hat er sich gefreut und alles ohne Murren über sich ergehen lassen.
    Über Silvester war der Hund mal wieder bei meinen Eltern. Als ich ihn dann am 01.01. abgeholt habe, hat meine Mutter mir eröffnet, dass es Probleme mit dem Geschirr gab. Nachdem bei uns zu Hause alles wie immer funktionierte haben wir uns keine weiteren Gedanken gemacht. Aber seit ca 3 Tagen haben wir nur noch Probleme. Wenn wir sagen, dass wir Gassi gehen verschwindet der Hund ängstlich in seiner Box. Wir gehen dann ohne ihn aus der Wohnung. Wenn wir Glück haben steht er dann an der Tür und winselt weil er mit möchte. Diese Gelegenheit nutze ich dann, mache die Tür auf und versuche ihm das Geschirr anzulegen. Bei den ersten 4 versuchen rennt er lautstark knurrend zurück in seine Box. Beim 5. mal lässt er dann sichtlich unwohl alles über sich ergehen. Sobald Geschirr und Leine angezogen sind freut er sich wie ein Schneekönig, dass es los geht. Auch stört ihn das Geschirr beim Tragen kein bisschen.
    Lässt man ihn frei laufen und will ihn danach an die Leine nehmen freut er sich sogar darüber sehr.
    Heute Morgen war es dann schon so schlimm, dass er sich nicht einmal sein Halsband anlegen lassen wollte. Auch, dass wir ohne ihn gegangen sind hat ihn nicht interessiert. Er kommt nicht aus seiner Box.
    Wenn man ihm versucht das Geschirr in einem anderen Raum, in dem er sich nicht verstecken kann anzulegen und ihn festhält, schnappt er sogar nach der Hand. Er hat richtig Panik.
    Momentan sind wir wirklich ratlos.
    Morgen ist Hundeschule und wir werden unseren Trainer auf jeden Fall darauf ansprechen und ich hoffe er hat bald Zeit sich das ganze einmal anzusehen.
    Hier im Forum habe ich gelesen, dass viele es mit Klickern versucht und geschafft haben. Nur haben wir noch nicht angefangen damit, also fällt diese Möglichkeit weg.
    Was könnten wir noch tun?

  • Hallo Flixi,


    das du deinen Trainer vor Ort dazu befragen möchtest halte ich zunächst für die beste Idee.


    Die Frage die ich mir stelle ist, WIE ziehst du das Geschirr an? Bückst du dich vielleicht über ihn?


    Wegen dem Klickern würde ich an deiner Stelle nun keine Hemmungen haben, "angeklickert" ist schnell und schon kannst du mit den ersten Übungen, in eurem Fall Geschirr anziehen, beginnen.


    Liebe Grüße

  • Hallo The007Gretchen,


    danke für deine schnelle Antwort.


    Um ihm das Geschirr anzulegen knien wir uns zu ihm auf den Boden und ziehen es ihm seitlich an. Da er in totaler Panik ausbricht wenn man ihm etwas über den Kopf ziehen möchte gehen wir wie folgt vor:
    wir schieben das Geschirr unter ihn, machen dann den Riemen um den Bauch zu und erst dann schieben wir sein Köpfchen seitlich durch die vordere Schlaufe. Da hilft er dann sogar mit.


    Ok, dann werden wir gleich heute mit dem Klicker Training beginnen. Und hoffen, dass das vielleicht etwas bringt.


    Wir wissen leider auch zu wenig aus seiner Vergangenheit. Der Hund wurde wohl mitte letztens Jahres aus Slowenien nach Österreich gebracht. Dort hat er ein paar Wochen verbracht und wurde dann an eine Deutschen Tierhilfe übergeben. Diese hat kein Heim, sondern gibt die Hunde in Pflegefamilien. In der ersten Pflegefamilie war er anscheinend nur zwei Wochen, danach kam er zu der nächsten. Ich gehe stark davon aus, dass vor unserer Zeit irgendetwas gravierend falsch lief.
    Bis auf dieses seltsame Verhalten ist er wirklich ein toller Hund. Lieb, aufmerksam, anhänglich, gelehrig, kinderlieb ...



    Mein Freund vermutet übrigens, dass der Hund wohl Angstagressiv sei.
    Gründe hierfür:


    Sein Knurren ist aggressiv, außerdem schnappt er. Und das nur wenn er vor etwas Angst hat.
    Als wir ihn bekommen haben, habe ich ihn einmal wohl zu streng, laut, was auch immer geschimpft, woraufhin er sich sofort verängstigt und knurrend in eine Ecke gedrückt hat.


    Wenn ich dem Hund an die Augen lange, ins Maul, mir die Ohren ansehe ist alles ok. Sobald ich aber eine Creme oder Tropfen auf den Fingern habe versteift er sich sofort und fängt an zu knurren. Das Problem habe ich in einem anderen Thread schon einmal geschildert, als es um seine Augentropfen ging.


    Der Hund lässt sich ansonsten von uns alles gefallen. Möchte er mal etwas nicht geht er einfach oder macht ein quängelndes Geräusch. Aber er knurrt nicht oder schnappt hin.


    Würdet ihr meinem Freund zustimmen? Kann das das Problem sein?

  • Laut deinen Beschreibungen würde ich deinem Freund da zustimmen. Meistens verbirgt sich hinter einer Aggression eine gehörige Portion Angst. Laß dir also von deinem Trainer nichts vom bösen Hund erzählen. Wenn solche Sätze fallen, solltest du dir einen anderen Trainer suchen!


    Versuch mal rauszufinden, woran es liegen könnte.
    Ist es das Klickgeräusch der Schnallen? (Mal ein Halstuch anstelle eines Halsbandes umlegen...)
    Ist es das "Kopf durch etwas durch stecken"?


    Anstelle des Klickers kannst du es auch mit einem Handtarget versuchen. Mir persönlich gefällt das besser, da ich meine Hilfsmittel gerne mal zu Hause vergesse und die Hand schließlich immer dabei habe ;)



    Liebe Grüße

  • Hallo,


    da der Hund ja nun ständig Stress hat wenn ihr ihm das Geschirr anlegt, würde ich es ihm einfach anlassen. Stört doch nicht.
    Kommt er trotzdem nicht wenn es Gassi geht, dann macht eine Hausleine dran bis er sich wieder beruhigt hat.


    Alles andere tut dem Vertrauen in Euch nicht gut.


    Liebe Grüße


    Steffi

  • warum ständig das Gewürge mit nem Geschirr? Halsband um und gut. Hausleine.. wie Steffi schon geschrieben hat.



    Dann kannst mit ihm laaaaaaaaangsam das Geschirrtraining anfangen.
    1. Geschirr auf den Boden legen.. Suchspiele mit Leckerlis drumrum...


    2. Ganz gezielt SELBER und OHNE HUND mal an einem Plüschtier üben, wie du ihm das Geschirr in Ruhe an- und ausziehen kannst:


    3. NEBEN den Hund stellen, klein machen, nicht über ihn beugen, ruhige Bewegungen. Erstmal das Tier an dem Teil schnuppern lassen, es dabei ruhig streicheln. Das reicht dann schon.
    Beim nächsten Mal soll er dann vorsichtig durch die Geschirröffnung ein Leckerli nehmen. Schluss.
    Verstehst du? kleinschrittig aufbauen, aber täglich und konsequent wiederholen. Ggf. auch mal ne Zeit auf Handfütterung umstellen.


    4. Wenn diese ersten Schritte sitzen, DANN sehr gefühlvoll und laaaaaaangsam Geschirr über den Kopf streifen. Immer noch seitlich von dem Hund, kniend. Nur dann üben, wenn du selber ruhig und ausgeglichen bist.
    Sobald dieser Schritt geklappt hat: PartY hUND LOBEN wie Bolle. Ein Spiel spielen..( mit dem Geschirr über dem Kopf, dass er gerne mag...), dann mit ruhigen Bewegungen das Geschirr schließen. Leckerlis, Party, tolles Spiel.

  • Zitat

    warum ständig das Gewürge mit nem Geschirr?


    Ich bin davon ausgegangen, dass der Hund (z.B. wegen Schlepp) ein Geschirr braucht?


    Wenn nicht, würde ich da auch erst mal drauf verzichten.

  • Ich würde es auch anlassen - ob Geschirr oder Halsband.


    Vor allem auch selbst cool bleiben, nicht zurückzucken, nicht zögern, sondern sanft einfach das machen, was gemacht werden muss. Meine hat das bzgl. Mantel am Anfang der Mantelsaison so, da sie den ja in der Wohnung nicht anlassen kann, müssen wir ihn anziehen. Da hilft es, sie von alleine herkommen zu lassen, auf Kommando, dann absitzen lassen, und immer, wenn sie aufstehen will, absitzen lassen, nach der Aktion fein loben (aber keinen Staatsakt draus machen) und ab zum Gassi.


    Nicht-Beachten und nicht nervös machen lassen ist ganz wichtig. Es ist normal, dass sowas gemacht werden muss, und das merkt der Hund am Besten, wenn man selbst ganz normal ist.


    Und ja, ich würde es, wenn keine Schlepp, auch mit Halsband machen.

  • Also es ist ja nicht so, dass das schon immer ein Problem war. Eine Zeit lang hat er sich ja gefreut, dass wir Gassi gehen und hat es sich ohne Probleme anlegen lassen. Wir haben das Geschirr deswegen absichtlich immer wieder runter, damit er es als positiv empfindet, dass wir Gassi gehen wenn er es um hat.
    Da ich zuvor schon einmal 13 Jahre lang einen Hund hatte und das mit dem Geschirr ja bei dem jetzigen Hund ja auch kein Thema mehr war kann es nicht daran liegen, dass wir nervös sind oder einen Akt drauß machen. Wir gehen eben gewohnt wie immer vor. Und würgen und ziehen tun wir ganz sicher auch nicht.
    Wir lassen es ihm jetzt erstmal an und warten was der Trainer dazu sagt.


    Vielen Dank für die vielen Antworten und Tipps

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