Beiträge von Pfeffernaserl

    Leinenführigkeit heißt runterfahren, ruhiger werden, zur Ruhe kommen und auch die Körperaktion reduzieren. (Was dann wieder Einfluss auf die mentale Lage hat ... je höher die Erregung durch das Leinenführigkeitstraining, desto schneller und größer die Explosion, wenn Hunde auftauchen.)

    Genau das hat bei uns in den letzten Wochen nochmal viel bewegt. Carlo war zwar von außen betrachtet gut leinenführig, aber dabei trotzdem immer mit einer gewissen Grundspannung unterwegs. Aktuell achte ich, wenn wir trainieren, verstärkt darauf, dass er auch wirklich runter fährt. Nur stehen bleiben und warten, bis keine Spannung mehr auf der Leine ist, hatte ganz andere Effekte als jetzt wirklich darauf zu achten, dass die Spannung auch aus dem Hund weicht. Wenn wir dann aus dieser Entspannung gemeinsam los gehen, hat das ganz andere Qualitäten :nicken:

    Negative Verstärkung gezielt einzusetzen ist schwierig und nicht immer so ganz praktikabel, aber wenn, dann ist sie sehr effektiv.

    Und gerade in Bezug auf Therapie von Ängsten oder Gegenkonditionierung ist die richtig dosierte und getimte negative Verstärkung oft ein weitaus mächtigeres Instrument, als die positive.

    Als Carlo mal ein paar Tage lang nur billigstes Billigfutter fressen konnte, hat er wirklich ekelhaft gestunken und das Fell war auch nach kurzer Zeit ölig-fettig. In dem Futter war aber kein Fisch (und auch sonst nicht viel, außer Geschmacksverstärker).

    Kaum konnten wir wieder aufs normale Futter umstellen, waren Gestank und Ekelfell schnell wieder weg.

    Carlo riecht je nach Stimmungslage ganz unterschiedlich. Wenn er entspannt und zufrieden ist, duftet er nach Heu und Frühlingsblumen, wenn er gerade aufgestanden ist, dann so ein bisschen nach Popcorn und Nüssen. Wenn er latent gestresst ist, wird der Geruch stumpf, wenn er angespannt ist, riecht er ein wenig nach heißen Bremsscheiben und wenn er akut stark gestresst ist, wird der Geruch ganz beißend.

    (Ja, ich gehöre zu den anonymen Hundeschnüfflern |))

    Ich bin gerade etwas erstaunt, dass man das mit sich machen lässt.

    Wenn ich wüsste das einer meiner Hunde so ausrasten kann und sich dabei im Übersprung gegen mich wendet, gäbs hier mind. einen Maulkorb.


    Ich finde das ziemlich dumm, sich da nicht zu sichern.

    Du darfst mich gerne dumm nennen, aber du hättest auch einfach fragen können, warum da kein Maulkorb drauf war.

    Carlo ist bei uns im Dorf oder wenn wir an Orten sind, wo wir enger mit Menschen und anderen Auslösern in Kontakt kommen immer mit Maulkorb gesichert.

    Allerdings ist er, wenn er den trägt, deutlich reaktiver und gestresster und lernen ist ihm so nur schwer möglich (zu Hause kann er ihn übrigens komplett problemlos tragen, da können wir spielen, clickern, kuscheln, kein Ding. Nur draußen schiebt sich eine Schranke vor). Auf den Wiesen, wo ich weit sehen kann und unser Training abläuft, trägt er keinen, weil ich ihn so erreichen kann und es Sinn macht, zu arbeiten.

    So ausgetickt ist er seit dem Frühjahr nicht mehr, wir sind mittlerweile von mehrmals die Woche gegen mich wenden auf einmal alle paar Wochen umdrehen und drohen, wobei er sich da auch rausholen lässt, runter gekommen.

    Ich bin absolut dafür "solche" Hunde mit MK zu sichern, den zu tragen war auch eins der ersten Dinge, die er hier gelernt hat. Nur schaff ichs nicht, ihm das auch draußen zu vermitteln, deshalb läufts bei uns so.

    Meine Tierärzte hier in der Arbeit diskutieren das Thema der Ketten schon länger.

    Die Tiermedizin steht ja vor einem Haufen Probleme und diese Entwicklung war absehbar.

    Immer mehr Frauen werden Tierärzte (ich bin jetzt seit gut 10 Jahren an der Uni und waren Anfangs noch knappe 10% der Studenten männlich sinds mittlerweile in guten Semstern vielleicht 5%, eher weniger) und immer weniger davon wollen eine eigene Praxis eröffnen sondern lieber "sicher" angestellt sein.

    Kleintiermedizin ist absolut nicht lukrativ, ein guter Teil der angestellten Tierärztinnen verdient nach Jahren des Studiums nichtmal den Mindestlohn. Dazu werden Wochenenddienste und 60h Wochen erwartet. Oben drauf kommt noch der Umgang mit manchmal schwierigen und anstrengenden Patientenbesitzern.

    Unternehmerisches Denken wird nicht vermittelt und wenn ich mir anschaue, wie unsere Studenten hier Preise für Medikamentenabgaben berechnen, wird mir schlecht (wie geht nochmal Prozentrechnen?).

    Dazu kommt, dass die Preise eigentlich viel zu niedrig sind. Es ist schwer, damit wirklich wirtschaftlich arbeiten zu können.

    Kleintiermedizin ist was für Idealisten und sehr viele wollen auch nur ein Jahr in dem Bereich bleiben, damits halt im Lebenslauf steht. Dafür eröffnet man keine eigene Praxis. Nachfolger werden überall gesucht, aber es gibt sowieso zu wenige Tierärzte für all die offenen Stellen (und wer die Möglichkeit hat, ins Amt zu gehen, macht das, wenn er nicht gerade zu eben den Idealisten gehört).

    Ich persönlich bin froh, dass wir unsere Haus-TÄ und auch die alteingesessene TK haben, die so schnell wohl nicht aufgekauft werden. Aber wenn ich so in die Zukunft schaue, siehts da mit der Tiermedizin generell nicht rosig aus...

    Wir hatten vor zwei Wochen 6 wundervolle Tage ohne einen einzigen Ausraster. Menschen, Hunde, Radfahrer, Kleinkinder, Krähen, Katzen, Gerüche, alles kein Problem. Natürlich sind wir immer weiträumig ausgewichen, aber es hat sich so einfach und normal angefühlt. Ich hab mir schon Sorgen gemacht, dass der Hund kaputt ist...

    Naja, war ja nur von kurzer Dauer.

    Gestern hat er sich mal wieder so weggebeamt, dass er mir vor Frust erst die Hose getackert hat und den Rest an meinem Arm aulassen wollte. Hund ist doch nicht kaputt.

    Aber im Großen und Ganzen werden seine Ausraster milder. Auch wenns aktuell mal wieder schwerer ist, das Große und Ganze zu sehen und nicht nur jede doofe Situation.

    Schimpfen hilft nicht. Positive Bestätigung hilft nicht. Beides über einen längeren Zeitraum versucht...

    Wann genau habt ihr geschimpft? Wie sehr habt ihr geschimpft? Bzw. was wurde wie und wann belohnt?

    Wenn das Verhalten nach dem Schimpfen nicht weniger oft gezeigt wird, war der aversive Reiz nicht groß genug und wenn belohntes Verhalten nicht öfter gezeigt wird, war die Belohnung zwar nett, aber kein Verstärker.

    Für sie ist das Bellen/Wachen/Vertreiben dann deutlich verstärkender, als alles andere.

    Ihre Motivation ist also ein "Kommt mir nicht zu nahe" - wie sehr wird sie im Alltag, abseits von der Wach-Situation von dir/euch geführt und beschützt? Hat sie einen sicheren Rückzugsort (vllt. eine Höhle)?

    Was machst du sonst so mit ihr, Sport, Hobbies, wie wird sie körperlich und geistig beansprucht?

    Generell würde ich da eher zu einem Trainer raten, der sich eure Situation zu Hause ansieht. Da gibts so viele Variablen, die man selbst einfach oft übersieht und der neutrale, geschulte Blick von außen ist bestimmt hilfreicher als herumraten hier im Forum.

    Mein Hund ist ja mehr so das Modell "anderer Hund - muss SOFORT geschreddert werden!".

    Ich war auch lang der Meinung, dass er andere Hunde einfach nicht braucht, weil sie ihn furchtbar stressen und er dadurch bestimmt keinen Gewinn an Lebensqualität hat.

    Aber seit wir regelmäßig ins Begegnungstraining gehen und er dort Hunde kennen gelernt hat, die mittlerweile auch in seiner Nähe atmen dürfen, sehe ich schon, wie zufrieden es ihn macht, in seiner Sprache zu kommunizieren.

    Einmal die Woche ist aktuell schon ausreichend,mehr würde ihn zur Zeit noch überfordern, aber ich fände es schon schön, wenn wir zumindest einen Spaziergehkumpel in der Gegend für uns gewinnen könnten. Leider ist unser Ruf nicht der beste und die meisten HuHa hier sind eher der Typ "lass mal laufen, die machen das unter sich aus". Wochen/Monate in Leinenspaziergänge mit Abstand investieren will eher niemand.

    Hat hier vielleicht jemand ähnliche Probleme? Ich habe schon überlegt ihr die Rute weiter amputieren zu lassen, aber die Kommunikation mit anderen Hunden ist schon mit den vorhandenen 3 cm schwer genug. Ich weiß grade einfach nicht was das Beste ist und hoffe auf Erfahrungen von anderen Hundehaltern mit diesem Problem.

    Ich würde auch nachkupieren lassen - so ist das ja kein Leben für die Hündin :/

    Mein Hund hat gar keine Rute mehr und ja, es ist für andere Hunde manchmal erst schwer, ihn zu lesen. Manche reagieren richtig aggressiv auf ihn, weil er hinten etwas anderes "sagt" als vorne. Aufgrund seiner allgemeinen Unverträglichkeit haben wir nur sehr, sehr wenige Hundekontakte, aber die, die er mag, lernen ganz schnell, wie sie ihn lesen müssen.

    Mehr Probleme machen uns da übrigens Menschen, die ihn nicht einschätzen können.