Beiträge von Pfeffernaserl

    Angst macht sie mir aber trotzdem und auch der Umgang der jungen Generation damit, denn das selbstständige Denken gerät dabei wirklich in den Hintergrund.

    Ich finde es bei den Studenten, die ich hier betreuen darf, immer wieder erstaunlich, dass KI selbstverständlich genutzt wird, aber meist ohne zu wissen, was das eigentlich ist, wo die Daten herkommen und wie die Antworten generiert werden.

    Bei mir bekommt jeder Studi, ob er will oder nicht, erstmal eine kurze Einführung darüber, wie die Antworten zustande kommen. Und da seh ich ganz genau so auch die "ältere" Generation in der Pflicht, sich auch zu informieren, anzuleiten und Wissen zu vermitteln. Wenn ich will, dass meine Studis kritisch denken lernen, muss ich es ihnen auch beibringen.

    Es gibt Leute die lassen sich Arbeiten/Fragen für einen Lehrgangen/Studium usw. erstellen. Dumm nur wenn es auffliegt, zum Glück fliegt es zum Großteil noch auf.

    An meiner Uni wird gerade ein eigenes KI-tool eingeführt, das aus dem Lehrstoff Fragen generieren soll, die die Studis anonym bearbeiten können. Der Dozent bekommt statistische Auswertungen darüber, was wie beantwortet wird, um dann eventuell nachzubessern. Ich hab mir im Studium auch von KI Lernfragen generieren lassen, wenn wir von Dozenten keinen Fragenkatalog bekommen haben.

    Viele alt eingesessene Dozenten verteufeln KI. Find ich den falschen Ansatz. Einer meiner Kollegen lässt seine Studis ganz aktiv KI nutzen, immer mit der Zusatzaufgabe, dass sie das auch überprüfen und bewerten sollen. Lernen, wie man damit umgeht, ist mMn der nachhaltigere Umgang. KI wird in nächster Zeit nicht verschwinden.

    Zu den Bewerbungen: viele große Firmen lassen auch erstmal eine KI über den Lebenslauf/die Bewerbung drüber schauen. Würd ich mir auch keine Mühe mehr machen, da was anderes als die üblichen Floskeln zu schreiben (fun fact: wenn die ein ChatGPT-Modell nutzen, bevorzugt der Bewerbungen, die von ChatGPT erstellt wurden, gegenüber anderen Modellen oder nicht-KI-generierten Bewerbungen).

    Ich nutze KI im Alltag auch sehr viel.
    Wenn ich quasi hirntot von der Arbeit heimkomme, will ich mir nicht noch überlegen, wie ich da jetzt was super gesundes zaubern kann. Macht mir die KI, ich koch nach. Am WE koch ich selbst. Seit ich das so mache, gibts kaum noch Lebensmittelverschwendung bei uns und ich bin kreativer beim Kochen am Wochenende.

    Ich hab mir einen Haushaltsplan erstellen lassen. Die KI weiß, dass ich Gamer bin und mein Gehirn super auf shiny Quest-Strukturen anspringt. Also bekomm ich jede Woche eine Liste mit Aufgaben, die halt in diesem Stil verfasst sind. Ich erledige den Haushalt viel enthusiastischer (und möchte bitte anmerken, dass ich inzwischen tidy-witch level 9 bin :lol:).

    Sehr kritisch seh ich alles, was mit Bilderstellung und "kreativem Schreiben" zu tun hat, weil da eben ganz viel menschliches Material genutzt wird, ohne die Urheber zu erwähnen oder zu fragen. Und ebenso kritisch sind natürlich auch die Punkte Ausbeutung (die Menschen, die die KI mit Daten füttern, werden oft vergessen) und Ressourcennutzung.

    Welche Sachen kann die KI besser?

    Medizinisches Bildmaterial auswerten, Krebs früher erkennen, Proteinstrukturen vorhersagen, Kandidaten für neue Medikamente vorhersagen, molecular docking studien durchführen, Genome analysieren, generell, wie hasilein75 schon gesagt hat, große Datenmengen analysieren, immer gleiche Analysen ohne Ermüdung durchführen.

    Oder auch: mit den Zutaten, die ich im Kühlschrank hab und von denen ich nicht weiß, wie ich sie zusammen kriege, richtig nette Menüs kreieren.

    Gerade im Sachbuchbereich gibts aktuell eine Flut an KI-generierten Inhalten.
    Falls es jemanden mehr interessiert, die Doku von Arte fand ich letztens sehr interessant:

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    Und gerade auch wenn man so gar nix zum Autor findet, würde ich skeptisch auf das Buch schauen. Auch wenn es natürlich stimmt, dass man unter Pseudonym schreiben kann und man nicht unbedingt aktiv mit Hunden arbeiten muss, um Wissen zu dem Thema weiterzugeben. Was ich im Sachbuchbereich aber auch eher nicht kenne, also, dass man unter Pseudonym arbeitet.

    Ich hab eben geschaut, ob es vielleicht auch Literatur/Studien zu dem Thema "unter Dingen laufen" und "in die Ecke starren" bei Bullterriern gibt.
    Jup. Ein bisschen was dazu findet man. Nennt sich auch trancing oder ghost-walking, zeigt sich gehäuft bei Bullterriern, zeigt statistisch signifikante Verknüpfungen mit anderen Verhaltensauffälligkeiten (Rute jagen, plötzliches Aggressionsverhalten). In einer Studie wurden die über 80 Bullterrier, die trancing gezeigt haben, medizinisch auf den Kopf gestellt: alle gesund, auch Epilepsie-Medikation hat keine Änderung des Verhaltens gebracht. Aktuell geht man in der Wissenschaft wohl davon aus, dass es sich um eine canine compulsive disorder (CCD), also eine Zwangsstörung handelt.
    Ein Paper hab ich gefunden, das einen Link zu einer Mutation in einem Gen sieht, das für die Gehirnentwicklung wichtig ist, und beim Menschen im Zusammenhang mit Autismus und ADHS auch Auffälligkeiten zeigt. In dem gehts aber um Dobermann/Pinscher, nicht um Bullterrier.

    Quellen:
    Lowrie et al., 2015
    Moon-Fanelli et al., 2011
    Dodman et al., 2009

    Hier im Interview erzählt der Autor der letzten Studie auch nochmal ein bisschen was zu CCD
    Science News Article

    Da erwähnt er auch eine Bullterrier Studie zum Thema Rute jagen, aber dazu findet man (noch?) nix. Oder es ist nichts Signifikantes dabei rausgekommen.

    Edit: das Wichtigste: nachdem die Hunde gesund sind, und auch während des Verhaltens keinerlei Stress-Symptomatik zeigen und sich auch abbrechen lassen, würd ich persönlich das nicht als Qualzucht einstufen. Verhaltensgenetisch interessant, aber Qual... weiß ich nicht...

    Zurzeit spiele ich vor allem Two Point Museum und lieeeeeeeebe es total.

    Ich muss mich für den Tipp hier noch bedanken.
    Hatte es nach dem Post auf meiner Wunschliste und im Sale gekauft und OMG, ich liebs so so so sehr! Es ist so wuselig und bunt und lustig und kreativ und dieser random Radiosender im Hintergrund! (Harrison Wolff :herzen1:)

    Und es ist wirklich einfach nur ein cozy feelgood game :herzen1:
    Ich liebs, mein Museum zu dekorieren, zwischendrin einfach komplett das Konzept umzuwerfen und alles neu einzurichten, meine Preise zu micromanagen oder einfach nur dem Wuseln zuzugucken.

    Es erinnert mich arg an Theme Park World, das ich als Kind gesuchtet hab :herzen1:

    Wir sind zweigleisig gefahren.

    Fürs Spazierngehen musste der MK zum Schutz der Umwelt drauf, Abstreifversuche wurden abgebrochen.

    Daheim haben wir trotzdem einen langsamen Trainingsplan verfolgt, um die generelle Akzeptanz zu erhöhen.

    Für uns hat das so super funktioniert, Carlo zieht seinen MK freiwillig und gerne an.

    Ich seh in deinen Erzählungen ganz viel von meinem Carlo (nur dass bei ihm die Narbe nicht um den Brustkorb, sondern den Bauch vor der Hüfte geht).

    Carlo kam mit mehreren Beißvorfällen in der Vergangenheit zu uns, ist bei Sichtung von anderen Lebewesen zu Beginn teilweise kaum händelbar gewesen, ist im Zweifel (und er war oft im Zweifel) in deutlicher Beschädigungsabsicht nach vorne gegangen. Besuch nicht möglich, auch nicht mit Hund in anderem Zimmer. Sobald fremde Personen *sein* Haus betreten haben, ist er steil gegangen.

    Heute sieht das ganz anders aus. Wir können entspannt an fremden Menschen vorbei spazieren und Carlo liebt es, Besuch zu bekommen. Egal, ob bekannte oder ihm fremde Personen.

    Aber: zwischen damals und heute liegen 6 Jahre Arbeit. Auch heute ist immer Management erforderlich und es gibt, außer meinem Mann und mir, nur eine Person, mit der Carlo ohne Maulkorb interagieren darf. Wir haben spezielle Rituale für die Begrüßung von Besuch. Bei uns starten diese Rituale tatsächlich sogar einen Tag bevor Besuch kommt (spontan mal jemanden reinlassen geht zwar auch, aber ist weniger entspannt).

    Unser Management fällt Besuchern nicht auf, aber sowohl mein Mann, als auch ich haben immer ein Auge und ein Ohr bei Carlo. Es gibt für ihn Sicherheitszonen, in die er sich jederzeit zurückziehen kann und wir kennen seine Signale, wenn es ihm zu viel wird und er Hilfe in Interaktionen braucht.

    Dazu wird der Besuch von uns auch gemanagt und gelenkt, so dass es zu keinen Engstellen und potenziell blöden Situationen kommen kann. Das ist teilweise offensichtlich, mit Hausregeln, die Besuchern vorher mitgeteilt werden, aber auch wie die Möbel hier stehen oder wie wir den Besuch "abrufen" und "umlenken" ("Kannst du mir schnell in der Küche helfen", "Hast du schon die neue Pflanze gesehen", ...).

    Unser Weg lief so, dass wir zu Beginn mit der Familie geübt haben - auf Abstand, Hund und ich im Garten, der Rest auf der Terasse oder so. Bis zum Umfallen hab ich mit Carlo abwenden und weggehen geübt. Für ihn war das davor einfach keine Option, der einzige Weg war nach vorne. Dazu auch Hilfe bei mir holen, sich zurückziehen, wegschicken lassen, Berührungen tolerieren und: ganz viele "sinnlose" Tricks, wie winken, verbeugen, Pfote geben, auf Abstand sitz und platz - um damit eine Brücke zu schlagen und sowohl Carlo, als auch andere Menschen gemeinsam positive Erfahrungen sammeln zu lassen.

    Auf diesem Anfang haben wir aufgebaut, Nähe etabliert, Dauer aufgebaut, später Freunde und Bekannte mit ins Boot geholt, an verschiedenen, für Carlo neuen Orten geübt und dann das erste Mal die Familie zu uns eingeladen. Da war noch super viel Management notwendig und nach 10 Minuten haben wir sie wieder heim geschickt, weil Hund und ich durch waren.

    Ich hatte so das Gefühl, dass es bei Carlo langsam im Hirn "click" gemacht hat, als er eine Hand voll neuer Personen kennen gelernt hatte. Man hat richtig gemerkt, wie er langsam offener wurde und mit jeder neuen Person entspannter im Umgang wurde.

    Es war wirklich, wirklich verdammt viel Arbeit über einen sehr langen Zeitraum. Mit vielen Rückschlägen, vielen Plänen, viel üben daheim und viel notwendigem Verständnis von Familie und Freunden. Aber mir war es immer super wichtig, dass Carlo mit Menschen "ok" wird. Super wichtig ist auch die Untertreibung des Jahrhunderts, das war das einzige Ziel, das ich mit Carlo wirklich erreichen wollte, weil ich Menschen mag und nicht will, dass von meinem Hund für immer so eine Gefahr ausgeht, wie zu Beginn unseres Weges.

    Es wird mit ihm nie so sein, dass ich komplett ohne auf ihn zu achten, total entspannt mit Besuch interagieren werde, dafür vertraue ich ihm nicht genug (und werde ich hoffentlich auch nie). Aber das Management ist über die Jahre weniger, subtiler geworden und in Fleisch und Blut übergegangen.

    Eine Trainerempfehlung hab ich nicht für dich, aber ich mag dir Mut machen, dass sehr, sehr viel möglich ist, wenn man dran bleibt und ordentlich trainiert :)

    Also, wenn wir hier schon bei anekdotischer Evidenz sind, ich seh bei Carlo sehr deutlich, dass er sich auf Informationen, die von den Vibrissen kommen, verlässt. Bei ihm sieht man das sehr deutlich die ersten paar Minuten, wenn er den Maulkorb trägt. Er kann dann Abstände schlechter einschätzen, bewegt sich dadurch ein bisschen hölzener und auch Kekse vom Boden einsammeln oder schnüffeln ist erst ein wenig... anders als ohne MK.

    Ich kann gern versuchen, da heute Abend ein Video zu machen. Sehr gut erkennbar ist es im direkten Vergleich bei der Übung "parken" zwischen meinen Beinen, einmal ohne, einmal mit MK.
    Hier sieht man auch ein wenig, wie Carlo darauf reagiert, wenn die Vibrissen den MK beim Anziehen berühren (Sekunde 13):

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    Aber, wie gesagt, diese "Beeinträchtigung" sieht man nur die ersten paar Minuten, bis sich Carlo daran gewöhnt hat. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieses "Dauersignal" der Vibrissen, das durch den Maulkorb ausgelöst wird, einfach als neue Basislinie im Gehirn akzeptiert wird und nur noch stärkere mechanische Reizungen ein Signal erzeugen, das dann zu einer Reaktion führt. So, wie wir ja auch die Fliege auf der Haut spüren, aber vergessen, dass wir Kleidung tragen.

    Bei dem, was ich so übers Gehirn gelernt hab im Studium, könnte ich mir tatsächlich auch vorstellen, dass Pudel mit ihren veränderten Vibrissen und/oder dem "Dauerfeuer" im Bart eben auch Veränderungen der Nervenbahnen zeigen. Und dass man deshalb keinen großen Unterschied sieht ob mit oder ohne Vibrissen, weil eben andere Sinnesorgane, die besser funktional sind, die Aufgaben der Vibrissen mit übernehmen.
    Das löst aber natürlich immer noch nicht das Dilemma, ob es vertretbar ist, Hunde zu züchten, die in dieser Sinneswahrnehmung eventuell beeinträchtigt sind.
    Ich fände mehr Forschung in die Richtung auch sehr spannend, um zu sehen, wie wichtig funktionale Vibrissen für den Hund im Alltag sind und ob es Unterschiede im Gehirn bei Rassen mit verdrehten/im Bart versteckten Vibrissen gibt...