Sehr spannendes Thema, um das ich mir auch immer wieder viele Gedanken mache.
Ich komm ja ursprünglich von den Pferden und dort aus der Fraktion Wattebausch. Druck ist da auch immer ein ganz, ganz großes Thema, weil der bei den Pferden ja viel für Erziehung und Ausbildung eingesetzt wird. Negative Verstärkung über Druckaufbau und Nachlassen ist bei wahrscheinlich den meisten Pferdeleuten das Mittel der Wahl.
Aus den Diskussionen in meiner Wattebausch-Pferdeblase hab ich ganz viel für mich und den Umgang mit meinem Hund mitgenommen.
Für mich ist Druck erstmal etwas physikalisches. Ein taktiler Reiz, der von dem, auf den Druck ausgeübt wird, wahrgenommen wird. Und das Spektrum dieser Wahrnehmung reicht von angenehm (Massage zum Beispiel) über neutral (ich spür halt was, empfinde das aber weder als negativ noch als positiv) bis hin zu unangenehm-schmerzhaft.
Die nicht-taktile Form von Druck, also alles, was auf die Psyche wirkt, wie eben Körpersprache, "Raum einnehmen" aber auch Verhalten ignorieren oder etwas vorenthalten ist für mich sehr viel schwieriger zu definieren. Ich bleib deshalb da auch erstmal bei der Körpersprache, die es ja auch im Spektrum von freundlich bis aversiv gibt und dem Raum einnehmen (wo ich es schon schwieriger finde, in einem freundlich-neutralen Bereich zu bleiben).
Also, so viel dazu, was ich unter Druck verstehe.
Ich verwende gerne diese Art von Druck in meinem Training sehr gerne - allerdings nur als Signal und nicht (bewusst) dafür, dem Hund etwas beizubringen. Dabei versuche ich im freundlich-neutralen Bereich zu bleiben (was natürlich nicht immer gelingt, ich bin Bewegungslegastheniker und mein Hund entscheidet immer noch, was er als freundlich-neutral ansieht, da kann ich auch mal daneben liegen) und ich steigere den Druck auch nicht, wenn nicht das gewünschte Verhalten gezeigt wird, denn dann ist das Signal noch nicht gscheit etabliert und es wäre nicht fair, den Druck zu erhöhen.
Da spielt natürlich auch ganz stark mit rein, dass mein Hund Anfangs recht extrem auf schon geringen "Druck" (den ich noch gar nicht als solchen empfunden hätte) reagiert hat. D.h. man hat ihn für seinen Geschmack zu intensiv angeschaut und er ist einem um die Ohren geflogen.
Generell ist er der Typ, der auf zu viel Druck oder die Steigerung von Druck mit hartem Gegendruck reagiert.
Er ist da also ganz deutlich in seiner Antwort auf Druck und man sieht sofort, wenns zu viel wird.
Aber auch gerade deshalb, weil er so überzogen auf schon geringen Druck reagiert hat, war es mir wichtig, dass er lernt, damit umzugehen. Druck ist im Alltag ja überall, kann ich gar nicht vermeiden. Und dass man weicht, wenn man an der Flanke berührt wird oder der Mensch halt diesen Weg da jetzt gehen mag/muss und körpersprachlich den Hund wegschickt und man dabei eben nicht die Nerven schmeißen muss, das mMn eine Grundvoraussetzung, um sicher durchs Leben zu gehen.