Wir haben ja auch einen Pudel hier. Kennengelernt haben wir ihn als er 7 Monate alt war, da haben wir uns am Waldrand getroffen mit der Züchterin und noch zwei von ihren Pudeln, er wurde abgeleint und ist erstmal wild bellend in den Wald gehüpft, wild um uns herum gerast und musste erstmal ein paar Minuten lang Energie loswerden. Das Bellen hat dann aufgehört, das Rennen so nach ca. einer Stunde frei rennen im Wald. Dann hatte er auch Zeit etwas zu schnüffeln, uns mal zu begutachten und andere Sachen wahrzunehmen
Einen Monat später ist er dann eingezogen, da war er acht Monate alt (also schon ein Junghund). Freilauf ging natürlich nicht, also habe ich eine 33m Schleppleine besorgt (ist vielleicht ein bisschen schwer für euren, aber es gibt auch richtig lange dünne Schleppleinen; passt aber auf eure Beine auf, dass sich nichts einschnürt oder verbrennt!). Und dann ging es einmal am Tag mit dem Auto raus, an einen Ort der gut einsehbar war mit Wiese und so, und da durfte Hundini dann flitzen. Ruckdämpfer an der Leine war sehr hilfreich, das Tierchen wiegt ja um die 20kg (bei eurem weniger ein Problem). Er brauchte das einfach, sonst ist er unleidlich geworden, ungeduldig, konnte sich draußen nicht konzentrieren. Die Energie musste einfach raus.
Es gab auch Phasen von jeweils 2-3 Wochen, wo das Gehirn scheinbar grade im Umbau war und die Konzentrationsfähigkeit gegen Null ging. Da sind wir nur 30-40 Minuten pro Runde gegangen und haben sehr wenig bis gar nichts vom Hund verlangt, außer dass er nichts jagt und niemanden anpöbelt (was nur bedingt geklappt hat, aber dann gabs ein paar Meter kurze Leine, danach normal weiter).
Auch hier vor der Haustür gabs dann ne Flexi, ein Signal bevor die Leine gestoppt wurde, und er hatte zumindest 8 Meter Radius. Kurz nur, wenn wir an jemandem vorbei mussten.
Inzwischen ist das Lockentier 19 Monate alt und von selbst viel ruhiger und entspannter geworden. Er hält es inzwischen auch aus, wenn wir 2-3 Tage mal nur 30 Minuten Gassi gehen, und wenns dann wieder rausgeht rennt er immer noch gerne, aber hat dabei den Kopf noch an. Wir haben draußen viel "sitzen und gucken" gemacht, er hat zB ordentlich Jagdtrieb und wir standen dann einfach rum und haben die Kaninchen oder die Enten beobachtet. Anfangs ist er dabei dann bellend in die Leine gesprungen, dann ging es ein paar Meter zurück und das Gucken ging aus größerer Entfernung weiter. Anfangs waren das dann ca. 500m oder so, Kaninchen nur kleine Punkte weit weg auf einer Wiese und wir oben auf dem Deich. Es hat viele Monate gedauert, aber inzwischen hatten wir es auch schon, dass ihm ein Reh vor der Nase weggesprungen ist und ich ihn noch schnell anleinen konnte (das geht nur in sehr guten Phasen, an sehr guten Tagen. Sonst bleibt nach wie vor die Schlepp dran, wenn Wild auftauchen könnte). Mach die Übungsphasen ersichtlich für den Hund (zB kurze Leine für Übungen, Flexi/Schlepp/lange Leine für Freizeit) und übe echt nur einige Sekunden. Nicht gleich die Bewegung, sondern das ruhige Sitzen draußen. Das stehen und beobachten. In Bewegung ist das viel schwerer für so ein Pudelchen.
Der English Setter, mein Gassihund, war übrigens genau so als er jung war. Das sind einfach Rassen mit viel Energie, die wollen sich bewegen wenn sie jung sind (freie Bewegung, nicht stundenlang am Stück wegen der Gelenke, aber eben ne Stunde am Tag flitzen können ohne sich konzentrieren zu müssen).
Fazit: Gib dem kleinen Kerl Zeit sich zu entwickeln und Gelegenheit, seine Energie loszuwerden. Vieles kommt von selbst mit der Zeit. Übe die Sachen die dir wirklich wichtig sind, zB den Rückruf wenn er eh grade auf dem Weg zu dir ist. Die Ruhe kommt dann schon von selbst (soweit ein Pudel eben ruhig wird, aber ein entspannter lebendiger Hund reicht ja zum entspannten Spazieren gehen).