Immer dieser Irrglaube, daß man keine Grenzen setzen kann, bloß weil man möglichst nett mit seinem Hund umgeht. Warum hält der sich bloß so hartnäckig?
https://www.hey-fiffi.com/blog…nzen-setzen-wie-geht-das/
Man muß eben umdenken. Ein Hund kann ganz nett erlernen, was er tun soll.
Und ich frage ganz ohne Ironie, wie ich folgende Situation ohne positive Strafe auflösen hätte sollen:
Herder springt mit vier Monaten auf das Sofa, dreht sich um und erklärt mir sehr deutlich, dass das Sofa jetzt seins ist und ich mir einen anderen Sitzplatz suchen möge.
So wie ich den Blog verstanden habe, war ich dann zu spät?
Ich hätte dem Hund quasi vorher adäquat vermitteln müssen, dass es schöner ist, wenn alle gemeinsam am Sofa sitzen? Er also die Grenze - das Sofa für sich beanspruchen zu wollen, aus eigenem Wunsch nicht überschreiten will, weil es gemeinsam viel schöner ist?
Ich möchte definitiv nicht mit einem erwachsenen Herder diskutieren, ob ich noch aufs Sofa darf.
Ich möchte auch nicht nur noch mit einer Schüssel Hühnerherzen aufs Sofa dürfen, weil das eine angemessene Bezahlung für den Hund ist.
Mich würde wirklich interessieren, wie man solche Situationen ohne Strafe auflöst, ohne das Sofa aufgeben zu müssen.
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Um noch einmal auf dieses wirklich gute Beispiel einzugehen:
Hier handelt es sich um ein Missverständnis: das ist keine Trainingssituation. Ursprünglich bezog sich die Aussage, man nutze nur positive Verstärkung, nämlich darauf, dass man dieses Vorgehen in plan- und vorhersehbaren Trainings-Situationen einsetzt und nicht 'präventiv' schon einmal aversiv erwünschte Verhaltensweisen aufbaut. Daneben gibt es aber auch noch einen Alltag oder Momente, in denen man in unvorhergesehenen Situationen einfach Management betreiben oder auf bereits etablierte Verhaltensweisen zurückgreifen (oder anders gesagt: früher stattgefundenes Training im Ernstfall testen) muss. Das sind dann keine bewusst hergestellten Trainingssituationen (also kontrollierte Momente, in denen Du neue Verhalten aufbauen möchtest) sondern eben Ernstfälle oder 'Tests'.
Du konntest also wahrscheinlich nicht vorhersehen, dass Deinen Jungspund gerade heute seine rassetypischen Gene stechen. Nun hast Du mehrere Varianten, mit dieser unvorhergesehen Situation umzusetzen. Du kannst die 'traditionelle' Methode wählen und dem Knirps aversiv die Leviten lesen in der Hoffnung, dass dieses Verhalten ein für alle Mal aus dem Repertoire gestrichen wird. Oder Du verstehst die Situation als Lehrstück für Dich selbst, lässt Dich nicht zu spontanen, möglicherweise unreflektierten Emotionsausbrüchen hinreissen (wobei ich keinesfalls behaupten will, dass aversive Abbrüche stets unreflektiert emotional sein müssen) und greifst stattdessen auf bereits solide auftrainierte Verhaltensweisen zurück um die aktuelle Situation für alle beteiligten möglichst effektiv und effizient aufzulösen und dann einen Plan für die Zukunft zu schmieden. So nimmst Du das Verhalten Deines Hundes nicht als persönlichen Affront wahr, sondern überlegst Dir - nach Auflösung der Situation - wie Du eine derartige Szene in Zukunft nachhaltig a) vermeiden und - wenn sie doch wieder auftreten sollte - b) händeln kannst. Also: welche Verhaltensweisen musst Du beim Hund auftrainieren, dass dieses Szenario nicht mehr vorkommt, (bzw. dass, falls doch, Du Deinen Hund dabei kontrollieren kannst).
Konkret: da in dem von Dir geschilderten Moment niemand in Gefahr ist, rufst Du - die in weiser Voraussicht bereits einen grundsoliden Abruf etabliert hat - das sich ausprobierende Pubertierchen eben zu Dir hin ab und gehst zur Tagesordnung über. Oder Du nutzt das (ebenfalls vorher bereits gefestigte Verhalten 'runter da', etc.) Als kluger Trainer handelst Du aber in weiser Voraussicht: Du sorgst erstmal dafür, dass Dein Hund gar nicht in Verlegenheit kommt, dieses unerwünschte Verhalten zu zeigen, bis Du 50 Euro wetten würdest, dass er dies unterlassen wird, selbst wenn sich die Situation dazu ergibt. Zunächst würde ich mir überlegen, wo ich es in der Vergangenheit verpasst habe, meinem Hund aufzuzeigen, was Ressourcen sind und wie man wann adäquat damit umgeht. Bei mir wäre das Sofa (als offenbar wertvolle Ressource) - oder je nach Hund sogar der ganze Raum - in nächster einmal tabu, ich würde daran arbeiten, meinen Hund jederzeit an verschiedene Orte im Raum bewegen zu können ich würde dem Hund wohl auch einen klaren Platz zuweisen und so weiter.
Wieso diesen 'komplizierten' Umweg gehen und mit dem Hund nicht einfach 'authentisch' mal Tacheles reden? Weil ich erstens - wenn ich weiss, was ich tue und mir sicher in meinem Handeln bin - genauso authentisch sein kann und weil ich das Problem zweitens an der Wurzel angehen und lösen und nicht nur Symptombekämpfung in der aktuellen Situation betreiben möchte.
Dass man - zu seinem eigenen Schutz, dem des Hundes oder dem Dritter - aber auch manchmal aversiv eingreifen muss, würde wohl kein ernstzunehmender Trainer verneinen. Die hier beschriebene Situation gehört aber nicht dazu und lässt sich auch anders - und nachhaltiger - lösen.