Beiträge von Wandelroeschen

    Mal ein Beispiel an zuviel Bewegung. Eine Dame hier aus dem Dorf hat mit ihrem DSH mit ca. 9 Monaten (zwecks Auslastung) begonnen mit dem Hund Rad zu fahren. Sie fuhr fast täglich mit ihm 30-45min in gleichmäßigem Tempo, dass der Hund in flottem Tempo nebenher traben musste.

    Ich hatte ihr gesagt, dass das schädlich für die Gelenke sei weil der Hund noch im Wachstum ist.

    Das wurde ignoriert weil sie dem Hund nur mit Gassi nicht Herr wurde.

    Mit ca. 3 Jahren musste er an beiden Ellbogen operiert werden.

    Auch hier: so anschaulich das Beispiel auch sein mag, die Kausalität ist einfach nicht gegeben. Wer kann den schon mit Gewissheit sagen, ob genau derselbe Hund nicht auch unter den gelenkschonendsten Haltungsbedingungen mit 3 Jahren an den Ellenbogen hätte operiert werden müssen? Es ist ja nun nicht so, als ob Deutsche Schäferhunde nur sehr selten an ED leiden würden.

    Natürlich macht man - wie flying-paws und @Brizo bereits angemerkt haben - zumindest nichts falsch, wenn man den Hund nicht am Fahrrad mitnimmt oder Ballspiele mit ihm macht, bevor er körperlich ausgewachsen ist. Andererseits ist ein Zuwenig an Bewegung und Belastung für einen jungen, wachsenden Körper (und eine mitwachsende Seele!) auch schädlich.

    Ganz abgesehen davon frage ich mich schon, ob es mit der 'Verbesserung' in der Rassehundezucht wirklich so weit her ist, wenn wir unsere jungen Hunde während ihrer ersten zwei Lebensjahre, notabene die aktivsten und vitalsten überhaupt, angeblich in Watte packen müssen, damit das Bewegungstier Hund schon nur vom reinen Vorgang des Aufwachsens keine bleibenden Schäden davonträgt?

    Dysplasien sind erblich. Sie sind multifaktoriell bedingt und daher relativ komplex, aber eben zu einem hohen Grad erblich. Ich sehe aber natürlich schon, dass es als Züchter einfacher ist, einem Besitzer gegenüber zu behaupten, man hätte den Hund in frühen Jahren halt überlastet, anstatt sich einzugestehen, dass diese Verpaarung aus dem eigenen Zwinger Welpen mit einer hohen Disposition für Erkankungen am Bewegungsapparat hervorgebracht hat.

    @Dakosmitbewohner

    Wie ja bereits mehrfach erwähnt wurde, bedeutet das Laufen an der Leine eine höhere Belastung - physisch wie psychisch - als das freie Gehen. Sehr aufschlussreich finde ich hier einen Selbstversuch, den ich gerne mit Hundehaltern durchführe, bevor wir uns die verschiedenen Komponenten der Leinenführigkeit genauer anschauen: mit einem oder einer Partner*in wechselt man sich ab und probiert sich sowohl in der Position als Hund, als auch in derjenigen des Hundeführers aus. Die Leine befestigt man dem 'Hund' am Handgelenk. Einmal benutzt man dafür eine kurze 1m Leine, einmal eine Schleppleine, welche dann aber so um die Körpermitte befestigt wird, damit das Ende vorn herunterhängt.

    Du wirst überrascht feststellen, wie unglaublich anstrengend es ist, jemandem an der kurzen Leine folgen und ihm Deine möglichst ungeteilte Aufmerksamkeit schenken zu müssen. Bei der Schleppleine ist dies etwas weniger schwierig. Dennoch wirst Du, nachdem Du den ersten, womöglich völlig unvorhergesehenen Ruck erhalten hast, vorsichtiger damit herumgehen, als Du es sonst tätest. Ausserdem ist es selbst auf nur zwei Beinen ziemlich mühsam, darauf zu achten, nicht ständig auf die Leine zu treten.

    Es ist also ein gewaltiger Unterschied, ob Du vorhast, Deinen Hund bei Deinem Vorhaben stets an irgend einer Leine zu führen oder ihn frei nebenher spazieren lässt. Von ersterer Variante würde ich ebenfalls stark abraten. Den Hund über Stunden an der Leine zu führen - selbst am Bauchgurt - ist furchtbar mühsam und wird unweigerlich auch bei Dir zu Fehlbelastungen und frühen Ermüdungserscheinungen führen. Ich spreche da aus leidvoller Erfahrung und wandere weite Strecken nur noch mit Hunden, die zuverlässig auch ohne Leine mitgehen können.

    Nicht jeder Hund ist identisch und nicht jeder Hund zeigt Unter- oder Überbelastung gleich. Auch da ist die Welt nicht so einfach anhand von irgendwelcher Formeln zu erklären. Gesunder Menschenverstand und Empathie, eine vernünftige Portion Selbstreflektion und eine gute Beobachtungsgabe wirken da weit grössere Wunder.

    flying-paws ' Beispiel ist anschaulich und erschreckend. Aber eines ist es leider nicht: aussagekräftig in irgend einer Form. Es ist ein Einzelbeispiel, das vielleicht repräsentativ sein könnte, dies aber keinesfalls sein muss. Die Schwierigkeit ist halt, dass hier so viele weitere Faktoren mitspielen - z.B. die Art und Dauer der (Über?)Belastung, die genetische Prädisposition für Erkrankungen oder Abnutzungserscheinungen am Bewegungsapparat, etc. - dass selbst grossangelegte, langjährige wissenschaftliche Studien in diesem Bereich nur relativ begrenzt aussagekräftig sein können.

    Was für ein toller Beitrag, Hundundmehr , danke dafür! Aber um Dich gleich selbst zu zitieren: 'Schade - bis auf den letzten Absatz stimme ich mir dir überein.'

    Sorry für den Sarkasmus - aber meiner Meinung nach sind es nicht die Hunde, die sich ändern müssen um umweltkompatibel zu sein, sondern es ist der Mensch, der an seiner Einstellung arbeiten muss, um Hunde als das zu erkennen was sie sind: Denkende und fühlende höhere Säugetiere.

    Hunde, als rein menschgemachtes Produkt, sind in der Essenz bereits vom Wolf weg verändert worden, um sich dem Menschen anzupassen. Genauso wie sich der Mensch und dessen Kultur verändern, genauso wird sich der Hund mitentwickeln müssen. Hunde oder Hunderassen als etwas Statisches wahrnehmen zu wollen, negiert die stetige Veränderung der Welt. Oder wie der gute, alte Heraklit bereits feststellte: Pantha Rhei - alles verändert sich und entwickelt sich weiter.

    Ich finde es dem Hund gegenüber also nur fair, wenn wir ihn dahingehend selektieren, dass er möglichst leidensfrei mit dem Menschen, auf den er als Kulturtier ja angewiesen ist, zusammenleben kann.

    Nicht unmöglich, aber eher sehr unwahrscheinlich. Working Cocker bzw. Field Spaniels (das kann mehr oder weniger dasselbe sein, je nachdem wen man fragt. Im Moment werden diese Hunde aber eher als Working Cocker vermarktet. Die als Field bezeichneten Tiere sind sehr viel seltener und oft grösser und klobiger als die wirklich winzigen Working Cocker) und Cockapoos sind wirklich die Modehunde in England schlechthin im Moment. Man sieht sie wirklich an jeder Ecke. Die anderen von Dir genannten Rassen sind doch sehr, sehr selten.

    Ich habe auch die letzten 30 Minuten damit verbracht wissenschaftliche Studien oder zumindest irgendwas solides zu dem Thema zu finden und hatte schon überlegt deswegen einen Thread zu eröffnen.

    Aber ich könnte mir vorstellen, dass @Dakosmitbewohner an einer solchen Diskussion auch Interesse hat.

    Spannend wär's jedenfalls.

    Gefunden habe ich z.B. das hier: Arokoski, et al. 'Long-distance running causes site-dependent decrease of cartilage glycosaminoglycan content in the knee joints of beagle dogs.' (1993)

    Für die Studie hat man 10 Beagles ab dem Alter von 15 Wochen(!) fünf Tage pro Woche ein Jahr lang bis auf 40km lange Strecken hochtrainiert. Mit 24 Wochen liefen die Tiere bereits 4km pro Trainingstag. Selbst unter dieser massiven Belastung haben sich zwar gewisse Abnutzungen gezeigt, aber nicht ganz so starke, wie man vielleicht meinen könnte. Die Forscher meinen in ihrer Auswertung der Resultate sogar, dass der Effekt wohl reversibel sei, solange das Kollagen intakt bleibe.


    Falls eine Zwischenfrage erlaubt ist: weshalb genau sollten 20 km einem Hund derart schaden? Ich zweifle nicht unbedingt daran, dass dem wirklich so sein könnte und überlege mir gerade, ob ich so eine Wanderung mit einem meiner Hunde in diesem Alter gemacht hätte. Wenn erlaubt, würde ich das gerne in die Diskussion einbringen.

    Nein, Hunde sind keine Wölfe, aber juvenile Wölfe beginnen bereits mit 7 bis 8 Monaten Jagden mitzulaufen. Schlittenhunde werden spätestens mit 8 Monaten bereits antrainiert. Beides sind langanhaltende und teilweise körperliche Höchstleistungen, aber hier geht es ja nicht um Agility oder einen anderen belastenden Hundesport, sondern nur um einen Hund, der sich, so nehme ich an, frei, unbepackt und im Schrittempo mit der Familie mitbewegen soll.

    Wenn ein fünfjähriges Kind das schafft und deswegen voraussichtlich keinerlei Schäden an seinem Bewegungsapparat davonträgt - wieso sollte der Hund dann Probleme bekommen?

    Ja, das unterscheidet sich so krass, hat nix mit dem Haarschnitt zu tun. In GB gibt es keine Körung, daher können auch Hunde, die dem Standard überhaupt nicht entsprechen in die Zucht. Es haben sich da bei den Gundogs Arbeitslinien entwickelt, die sich im Aussehen recht weit vom Standard entfernt haben.

    Interessant. Historisch gesehen wird ja eher andersherum ein Schuh draus: genau diejenigen Hunde, die ihren ursprünglichen Job noch tun und nicht einfach nur dekorativ im Showring herumstehen können, sollten der Massstab dafür sein, was ein Cocker wirklich ist. Die kleinen, wendigen, im Aussehen viel gemässigteren Hunde sind doch genau die, die nicht nur nach dem vom Kennel Club so oft geforderten 'fit for function' aussehen, sondern die Aufgabe, für die sie ursprünglich gezüchtet wurden, auch noch ausüben.

    Und was die 'Entfernung vom Standard' angeht: Standards wurden erst mit dem Beginn der Showzucht überhaupt festgelegt. Vorher gab es so etwas schlicht nicht. So sind es also die Show (oder eben Standard) Cocker, die vom 'ursprünglichen' Arbeitshund weg in eine Richtung hin gezüchtet wurden, die den Cocker fast nur über Äusserlichkeiten definiert und auf gewisse Extreme hin (überlange und schwere Ohren, offene Augen, massiverer Körperbau, mehr Fell) selektiert.

    Wer Stubbs, Emms', Herrings oder Landseers Bilder von (arbeitenden) Spaniels (Spaniels sind ja schon lange auch als Schosshunde beliebt) betrachtet, wird feststellen, dass diese allesamt dem sog. Working Cocker viel näher sind als dem heutigen 'Standard' Cocker.

    Boatswain (oder vereinfacht 'Bosun'), eingedeutscht (und frei übersetzt) Bootsmann, ist ein alter Name für Neufundländer. Lord Byron's Hund, der zumindest aus Neufundland stammte, hiess auch so. Byron widmete dem Hund, nachdem dieser einen frühen, grausamen Tod an Tollwut erlitten hatte, ein Gedicht und machte ihn so unsterblich. Die ersten beiden Strophen lauten:

    Near this Spot
    are deposited the Remains of one
    who possessed Beauty without Vanity,
    Strength without Insolence,
    Courage without Ferocity,
    and all the virtues of Man without his Vices.

    This praise, which would be unmeaning Flattery
    if inscribed over human Ashes,
    is but a just tribute to the Memory of
    Boatswain, a Dog
    who was born in Newfoundland May 1803
    and died at Newstead Nov. 18th, 1808

    Und so soll Boatswain, der Neufundländer aus Neufundland, ausgesehen haben:

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    Gibt's hier jemanden, der auch beide Bänder, Scalibor und Seresto kennt?

    Da Seresto auch gegen Sandmücken eingesetzt werden kann, gut und offenbar auch effektiver gegen diese wirkt als Scalibor, hab ich mir für meine Hunde also Seresto-Bänder bestellt... und bin enttäuscht.

    Die Scalibor-Bänder waren schön schmal, sehr flexibel, angenehm weich und störten wirklich überhaupt nicht. Das Seresto ist hässlich grau, fast doppelt so breit und furchtbar steif.

    Für den Süden-Urlaub werde ich die Bänder also drauf lassen, danach spendiere ich der Bande nochmal eine Runde Scalibor. Schade, dass das Seresto-Band so stört.