Beiträge von Wandelroeschen

    Aber die Frage ist doch, verändert es was?

    Und oft ist die Antwort doch leider: nein.

    Natürlich tut es das: die genetische Vielfalt wird erhöht. Der Inzuchtdepression wird vorgebeugt.


    Dann haben wir halt offene Zuchtbücher die immer noch zu Gebäudekatastrophen führen.


    Bei der Diskussion geht es ja selten wirklich um Krankheiten, sondern um optische Extreme.

    Mir zumindest geht es ausschliesslich um Krankheiten. Dass eine Katastrophe passiert, wenn man zwei Rassehunde unterschiedlicher Rassen verpaart und daraus dann irgendwelche furchterregende, schizophrene Gestalten entstehen ist nun wirklich reine Angstmacherei und Fantasie. So funktioniert Genetik nicht.

    Dass aber natürlich nicht viel Sinnvolles herauskommen kann, wenn man zwei eh schon kranke und erblich vorbelastete Individuen kreuzt - was bei Rassehunden nun einmal nicht ganz unwahrscheinlich ist, weshalb eben solide Gesundheitsuntersuchungen dazugehören sollten - versteht sich von selbst.


    Genetische Vielfalt hilft ja zum Beispiel nicht gegen übertypisierung.

    Jein. Kreuzt Du einen Windhund mit einem Mops wird der Nachwuchs im Durchschnitt sehr viel längere Nasen als der Mops und wahrscheinlich kürzere als der Windhund haben. Wir wissen sehr genau und können gut vorhersagen, wie Hunde aussehen, die sich über Generationen vom Menschen wenig oder kaum beeinflusst vermehren können.

    Für offene Zuchtbücher plädiere ich hier in diesem Forum ja schon ewig. Und darf dafür auch immer wieder heftigen Gegenwind erfahren. Die Tabelle und Carol Beuchats Blog habe ich übrigens auch immer wieder verlinkt.


    Ich freue mich also sehr über Rückerts Blogbeitrag. Vielleicht bringt das ja doch einige Leute zum Umdenken.


    Ich finde es gerade auf Käuferseite sehr schwierig, bei der Hundewahl ethisch einigermassen vertretbar zu handeln: ich bin überhaupt keine Gegnerin der systematischen Rassehundezucht, mag Rassehunde und sehe sie als wichtiges Kulturgut. Ich finde aber, dass die geschlossenen Zuchtbücher dringenst geöffnet gehören. Wer nach wie vor genetische Inzuchtkrüppel produzieren will, kann das meinetwegen ja trotzdem tun (auch wenn ich persönlich natürlich eine ganz klare Haltung dazu habe). Andererseits hätte auch ich gerne einen Hund, dessen Abstammung, Herkunft und Gesundheit untersucht und bekannt und dessen Eignung und Charakter einigermassen vorhersehbar sind.

    Das System der ISDS ("was hütet und sich verhält wie ein Border Collie, das ist auch ein Border Collie") liesse sich im Prinzip auch auf andere Gebrauchs- sowie auch auf Familien- und Begleithunde übertragen. Ja, es gäbe dann eben auch völlig legitim gemischte Rassemixe. Damit müssten 'Puristen' ja dann nicht züchten oder könnten für sich oder durch die Organisation in einem Verein festlegen, dass sie gar kein oder nur ein gewisser Prozentsatz an Fremdblut zulassen.

    wie schädlich ist das eigentlich für einen Hund, wenn er mehr oder weniger über den Tag verteilt kleine Portiönchen kriegt und sein Magen und Körper ständig Input bekommt? Sind Fresspausen nicht eigentlich auch wichtig, der Hund ist ja nicht drauf ausgelegt, wie ein Meerschweinchen ständig zu essen, sondern große Portionen zu fressen und dann längere Freßpausen zu haben :denker:

    Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Schau Dir an, wie Hunde domestiziert wurden und wie Strassenhunde und Hunde, die sich selbst überlassen sind, (was übrigens die Mehrheit der jetzt lebenden Individuen der Spezies Canis Familiaris ausmacht) leben. Dazu gibt es wirklich zig Studien. Freilebende Hunde dösen den grössten Teil des Tages. Begeben sie sich auf Futtersuche, fressen sie alles, was ihnen begegnet und ihnen als fressbar erscheint.


    Da liegen selten grosse Portionen herum, sondern es handelt sich meist um Häppchen, Abfälle eben, die (häufig) vom Mensch hinterlassen werden. Wenn Hunde jagen, dann praktisch ausschliesslich Klein- und Kleinsttiere. (Die meisten, aber nicht alle) Hunde haben im Gegensatz zu Wölfen die Fähigkeit entwickelt, Kohlenhydrate gut zu verdauen und zu verwerten. Auch bei Wölfen darf man sich übrigens nicht vorstellen, dass sie stets grosse Mengen an Fleisch zur Verfügung haben und sich nur von gerissenem Grosswild ernähren. Wölfe fressen überraschend häufig Kleintiere und eben auch alles, was sie sonst so im Wald finden und ihnen fressbar erscheint.

    Es ist - ganz im Gegenteil - also ziemlich unphysiologisch, einen Hund z.B. nur einmal pro Tag oder gar nur alle Tage zu füttern. Das finde ich zum Beispiel grausam! Viele Hunde haben ja schon nur mit Fresspausen von über 12 Stunden ein Problem und zeigen Nüchternbrechen und weitere Symptome. Das lässt sich oft ganz einfach damit beheben, dass man den Hund eben in kürzeren Abständen füttert.

    Ich frage mich aber, weshalb einige hier in dermassen absoluten Kategorien zu lesen (und zu denken?) zu scheinen. Kein vernünftiger Mensch wird seinen Hund doch ernsthaft zu Trainingszwecken über längere Zeit hinweg hungern lassen oder seinen Hund den ganzen Tag lang dauerzutrainieren ohne ihm die absolut nötige und wichtige Portion Ruhe und Schlaf zu gönnen?

    Und noda_flake: Ich glaube, das Missverständnis besteht darin, wie Munchkin1 gut erklärt, dass man dem Hund eben eigentlich gar nichts abverlangt und das, was er sowieso tut (und man gut findet), gleich noch belohnt. Martin Rütter würde mir z.B. sehr häufig vorwerfen, ich würde den Hund fürs reine Existieren belohnen. Damit liegt er noch nicht einmal so falsch: fürs reine Existieren ohne jemand anderem auf den Keks zu gehen, etwas kaputt zu machen oder nachzulaufen zum Beispiel. Belohnt wird eben auch, wenn er (also der Hund, nicht der Rütter) 'nichts' tut. Ich verlange nicht aktiv etwas vom Hund, damit ich ihn belohnen kann. Ich gebe keine Kommandos. Das läuft wirklich ganz nebenbei. So erziehe ich meinen Hund dazu, selbstständig in ganz vielen Situationen die für alle Beteiligten 'richtigen' Entscheidungen zu treffen. Aber das führt hier etwas weit.

    Ich habe nicht geschrieben dass die Mahlzeit AUSFÄLLT, also nicht statt findet, sondern dass sie eben in einer Trainingssituation gegeben wird. Bsp: Wenn meine Hündin morgens Mantrailing hat, gibts nur einen Snack und ihre Hauptmahlzeit kriegt sie dann da als Belohnung.

    Aber das kommt alle Jubeljahr mal vor, dass wir um diese Uhrzeit beim Mantrailing sind. Und, sie bekommt morgens in ihrer gewohnten Routine dennoch was zu fressen.

    Ich tue doch nichts anderes? Nur einfach regelmässiger?

    Und auch im positiven Training setze ich Grenzen.

    Wie denn?

    Ernsthafte Frage, ist jetzt keine Fangfrage oder so. Aber ich lese den Satz oft, kann mir darunter aber nicht so recht was vorstellen. Wie setze ich eine Grenze, wenn ich nicht "Nein" sagen darf?

    Wer keine Grenzen setzt, kann nicht trainieren. Ich glaube, viele haben ein falsches Verständnis von Training über positive Verstärkung. Es geht nicht um Kategorien wie 'niemals' und 'immer'. Das halte ich für sehr toxisch und nein, das funktioniert tatsächlich nicht.


    Du setzt Grenzen indem Du:


    1) Dir als Trainer ganz klar bewusst machst, was Du wann und wie belohnst und was nicht. Machen wir uns aber nichts vor: auch eine Belohnung vorzuenthalten wird vom Lernenden oft als bestrafend empfunden! Meiner Meinung nach gibt es absolut frustrfreies Lernen nicht wirklich. Wir können den Frust als kompetente Trainer aber minimieren.


    2) das Umfeld so gestaltest, dass dem Tier die 'richtige' Entscheidung möglichst leicht fällt und es 'falsche' Entscheidungen möglichst erst gar nicht treffen kann. Du fängst also, wenn ein Hund an der Leine zieht, also nicht gleich mitten im Stadtgetümmel an, sondern z.B. zuhause, wo der Hund eigentlich sowieso keinen Grund hat, an der Leine zu ziehen und schon den kleinsten Druck am Hals wahrnehmen wird, wenn Du die Leine anspannst um dem Hund beizubringen, diesem Druck nachzugeben.


    Dann baust Du das Verhalten, das Du trainieren möchtest so auf, dass der Hund schlichtweg keinen Grund hat, sich anders zu verhalten, als gewünscht, weil es sich bisher in jeder Situation, in der er war, ja sehr gelohnt hat, das auftrainierte Verhalten zu zeigen. Wenn Du das wirklich konsequent machst und dafür sorgst, dass der Hund die Erfahrung macht, dass es sich immer lohnt, für Dich zu arbeiten, wird er das auch in der einen Situation tun, wenn Du es wirklich brauchst, schlichtweg, weil er die die Erfahrung gesammelt hat, dass er auch anders handeln könnte.


    Das ist bei einem Rückruf z.B. Gold wert. Hat der Hund wirklich nie die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, einen Rückruf zu ignorieren, wirst Du ihn (beim ersten und, vielleicht, wenn Du sehr viel Glück, sehr solide trainiert und keinen besonders jagdlich ambitionieren Hund hast auch beim zweiten Mal) abrufen können, wenn er ein Reh hetzen will. Aber: sobald der Hund durch unsauberes Training lernt, dass es auch andere, belohnendere Dinge gibt, als das, was Du ihm bieten kannst, hast Du natürlich ein Problem. Bei einem absolut sauberen Aufbau (und der ist aus eigener Erfahrung z.B. auch mit jagdlich erfahrenen Deutschen Jagdterriern und Pointern möglich) ist das machbar.


    Das erfordert aber sehr viel Fachwissen vom Trainer und ist nicht ganz so einfach, wie manche sich das vorstellen. Strafen ist ganz klar einfacher und sehr viel belohnender für denjenigen, der straft. Wer versucht, möglichst häufig zu belohnen und möglichst selten zu bestrafen, muss sehr viel mehr darüber nachdenken, wie er den Trainingsaufbau gestaltet, als eben (per Strafe) 'nur' zu sagen: 'so nicht!'.


    Es ist genau dieses 'so', bzw. das 'so holst Du Dir eine Belohnung ab' worüber Du Dir im Vornherein schon Gedanken dazu machen musst, wenn Du nicht bestrafen willst.


    Es geht bei der positiven Verstärkung bei jedem Lernenden darum, die Balance zu finden zwischen 'bleibt motiviert bei der Sache' und 'geht frustriert weg'. Viele Leute, bei denen clickern 'nicht funktioniert', haben einfach nicht verstanden, wie häufig, wie schnell und wie hoch die Belohnung sein muss, dass der Hund weiterhin mit ihnen arbeiten möchte. Mit diesem (grundehrlichen) Feedback können sie dann nicht umgehen.

    Arbeitest Du über Strafe, kannst Du ganz alleine dem Hund die Schuld geben: der Hund will nicht, der Hund kann nicht, der Hund will Dich veräppeln. Über Dein eigenes Verhalten musst Du nicht zwingend nachdenken.


    Arbeitst Du über positive Verstärkung, wird das schwieriger. Weil Du das Tier nicht zur Mitarbeit zwingst (obwohl es gerade bei Hunden durchaus auch da Methoden und Wege dazu gibt...), musst Du Dich stets fragen, was Du als Trainer falsch gemacht hast, dass ihr nicht zum Erfolg kommt. Eine gute Lernkontrolle ist es daher, einmal mit Tieren zu arbeiten, die sich kaum zwingen lassen: Mäusen, Fischen, Katzen und Hühnern. Genau deshalb machen das sehr viele Leute, die über positive Verstärkung arbeiten.


    Hilft das?

    Was mein Problem ist, ist die Tatsache dass der Hund eben NUR dann Futter bekommt wenn er kooperiert und sonst nicht. Der Hund wird in einem gewissen Grad zur Kooperation gezwungen, weil sonst leerer Magen. In meinen Augen ist es schon ein Unterschied ob mein Hund seine Hauptmahlzeiten hatte und dann dennoch für Futter mit mir arbeitet, oder ob er dann eben hungern muss. Das ist schlicht und einfach nicht fair.

    Was 'fair' ist und was nicht, bestimmt sowieso der Mensch. Diese Erkenntnis finde ich wichtig. Der Hund hat dabei überhaupt kein Mitspracherecht. Wir alleine bestimmen, was wir für unsere Hunde 'fair' finden und was nicht. Wenn wir finden, wir hätten 'fair' gehandelt, fühlen wir uns besser. Ob das objektiv dann wirklich so ist und ob der Hund unser Handeln überhaupt als 'fair' empfindet (und ob er das überhaupt kann) bleibt offen.

    Es ist diese Doppelmoral, die mich stört: Tun wir doch nicht so, als ob unsere Hunde nicht sowieso zur Kooperation gezwungen würden. Ich kann den Hund belohnen, wenn er etwas 'richtig' gemacht hat oder ich kann ihn bestrafen, wenn er etwas 'falsch' macht. Ich ganz alleine bestimme, was ich als richtig und was als falsch bewerte (genauso, wie ich ganz alleine bestimme, was, wo und wann der Hund fressen darf). Wenn ich persönlich jetzt die Wahl zwischen Belohnung und Strafe habe, dann belohne ich lieber.

    Davon, dass der Hund hungern muss, kann bei dem von mir geschilderten Vorgehen ja wohl nicht ernsthaft die Rede sein. Das (übriggebliebene) Futter gibt's immer. Kompromisslos um Punkt 12 und Punkt 20 Uhr. Nur bleibt meist gar nichts liegen, weil ich bei einem Hund im Training eben dafür sorge, dass er für jede noch so kleine 'richtige' Entscheidung (ich bleibe ruhig auf meiner Decke liegen, wenn der Mensch aufsteht und umhergeht; ich setz mich hin, wenn ich etwas will; ich springe nicht ungefragt auf Tische, sondern übe mich in Impulskontrolle, etc.) ein entsprechendes Feedback in Form von Futter erhält.

    Nochmal: es geht dabei um Hunde im Training. Vielleicht stellt sich mancher das etwas anders vor, als es tatsächlich ist: es geht um (häufig als gefährlich eingestufte, völlig un- und untersozialisierte) Hunde aus dem Tierschutz, die intensives Training benötigen. Diese Hunde haben noch nie gelernt, dass mit Menschen überhaupt kommunziert werden kann. Dass Menschen in irgendeiner Weise berechenbar sind. Das sind keine netten Haustiere, die auf dem Hundeplatz mal 'Sitz' machen sollen. Das sind Hunde, die kennen tatsächlich einfach gar nichts. Wenn ich über positive Verstärkung arbeiten will - und ich sehe wirklich nicht ein, weshalb ich ein Lebewesen auch noch dafür bestrafen sollte, dass es Pech im Leben gehabt hat und das, was ich von ihm verlange, schlichtweg noch nicht lernen durfte - bleibt mir nichts anderes übrig, als mit Futter zu arbeiten.


    Wie gesagt: bei Hunden, die das 1x1 des Zusammenlebens bereits gelernt haben, käme es mir nicht in den Sinn, dauernd mit Futter herumzurennen. Meine eigenen Hunde und die, die schon länger hier sind, kriegen ihr Futter allermeistens aus dem Napf.


    Netter kleiner Nebeneffekt: ich hab eigentlich nie Hunde, die vom Boden irgendwas fressen. Auch die eigentlich verfressendsten Vertreter nicht, obwohl ich das nicht mit Absicht trainiere. Die Hunde haben schlichtweg gelernt, dass ich was Besseres hab. Und dass sie das auch zuverlässig von mir bekommen, wenn sie das andere liegenlassen.


    Einem Hund mal eine Mahlzeit ausfallen zu lassen, oder die Mahlzeit ausnahmsweise mal beim Training zu füttern, damit kann ich gut leben. Aber das generell so zu machen? Ich weiss nicht. Am Ende kann das jeder machen wie er denkt und will, aber ich für meinen Teil finde das nicht schön :ka:

    Eben. Du kannst damit gut leben. Das ist aber Deine eigene Einstellung, Deine eigene Moral und nicht zwingend das Verständnis von Fairness, das Dein Hund hat. Was macht es für Dich akzeptabeler, das Futter 'mal' oder 'ausnahmsweise' ausfallen zu lassen? Das dünkt mich aus meiner Perspektive nun willkürlicher als mein Vorgehen.

    Vielleicht noch ein Wort zu denjenigen, die ihrem Hund stets einen gefüllten Napf mit Trockenfutter offerieren. Ganz ehrlich, das wäre meine Idealvorstellung und ich probier das auch immer mal wieder. Mit einigen Hunden geht das einigermassen, mit anderen leider gar nicht. Nicht alle Hunde sind gleich.

    Ich sehe das wie Wonder2009. Wir lügen uns selbst in die Tasche, wenn wir behaupten, wir würden das Futter unserer Tiere nicht sowieso kontrollieren.


    Wichtig ist, dass der Hund in regelmässigen, für seine Physiologie sinnvollen Abständen die für ihn angemessene Futtermenge erhält und er nicht hungern muss. Das wäre tatsächlich tierschutzrelevant. Und ja, Leute die Futterentzug praktizieren gibt es. Sadisten und Individuen, die ihre Machtfantasien an anderen ausleben gibt es leider überall.


    Ich persönlich halte es so: die Hunde, die gerade nicht im Training stehen, kriegen zweimal pro Tag ihren Napf und dazwischen immer mal wieder einige Leckerli. Manchmal gibt's was zu kauen.


    Habe ich junge oder untrainierte Hunde hier, teile ich das Futter in zwei Rationen auf und schaffe so viele Gelegenheiten wie nur irgend möglich, dass ich belohnen kann. Wenn ich es bis 12 Uhr mittags nicht geschafft habe, die Morgenration zu verfüttern, gibt's den Rest im Napf. Dasselbe gilt für die Abendration. Die gibt's spätestens um 20 Uhr.


    Wenn ich mit Futter arbeite und viel und häufig belohnen möchte, bin einerseits dafür verantwortlich, dass das Tier in meiner Obhut genügend Futter erhält, andererseits aber auch, dass es ihm gesundheitlich gut geht und ich es nicht masslos überfüttere. Mit dieser Vorgehensweise kann mir weder das eine noch das andere passieren.

    Wer es nicht schafft, innert nützlicher Frist genügend Möglichkeiten zu finden, den Lernenden in seiner Obhut grosszügig zu belohnen, sollte sich vielleicht sowieso überlegen, ob er wirklich dazu fähig ist, mit anderen Lebewesen zu arbeiten, geschweige denn sich zutrauen sollte, sie trainieren zu wollen.

    Wo Belohnung demotivieren kann .

    Das ist ein Oxymoron. Belohnung ist in der Lerntheorie ganz klar dadurch definiert, dass sie 'belohnend für den Belohnten' ist. Wird eine 'Belohnung' von dem Wesen, das belohnt werden soll, als nicht belohnend (neutral oder aversiv) bewertet, ist es schlichtweg keine und kann es keine sein.

    Das ist halt das oft das Problem bei Leuten, die lieber über Strafe / Hemmung / NennDeinaversivesTrainingwieDuwillst arbeiten: sie haben manchmal nicht auf dem Schirm, dass Strafe (im besten Fall) zwar aversiv genug fürs den Bestraften ist, sein Tun zu lassen, aber eben auch unwahrscheinlich belohnend ist für den, der bestraft.


    Böse und verallgemeinernd gesagt könnte man argumentieren, dass wer straft, nur sein eigenes Ego streichelt, während wer belohnt, sowohl das eigene Ego wie auch das des Lernenden aufpoliert.


    Und: Strafe zeigt dem Lernenden nur, dass er das, was er da gerade tut, sofort unterlassen soll, weil sein Verhalten negative Konsequenzen hat. Sie zeigt dem Lernenden aber nicht, was er denn stattdessen tun könnte, das keine Strafe zur Folge hat. Ein Lebewesen, das häufiger bestraft als belohnt wird oder die Strafe als zu schlimm empfindet, als dass sich Kommunikations- und Explorationsverhalten noch lohnen würden, verliert den Impuls, auszuprobieren.

    Wenn du von Training sprichst, meinst du draußen oder drinnen? Wenn draußen, die ersten Minuten kommt draußen für ihn halt nur doofes. Im Park hat er wie gesagt auch so richtig ernsthaften Spaß, da bleiben wir auch öfters ein bis zwei Stunden. Wenn drinnen, welches training meinst du?

    Ich würde den Hund - wenn irgendwie möglich - erstmal gar nicht nach draussen zwingen, aber jeden Tag mehrfach kleine, wirklich leichte Übungseinheiten einbauen und mich langsam nach draussen vorarbeiten. Also z.B. Tag 1, Trainingseinheit 1: Kannst Du einen Keks im Wohnzimmer nehmen? Und wenn ich ihn rolle? Kannst Du einen Keks im Flur nehmen? Und wenn ich die Schuhe anziehe? Und wenn ich Dir das Halsband anziehe? Kannst Du noch einen Keks nehmen, wenn ich die Wohnungstür öffne? Wenn ich den Lift rufe? etc. Sobald der Hund 'nein' sagt, weisst Du, wo seine Grenze ist. Hier gehst Du mehrere Schritte zurück und achtest darauf, den Hund nur in Situationen zu bringen, in denen er 'ja' sagen kann. Nach (maximal) 3 Minuten ist Schluss und Du gehst zur Tagesordnung über. Du übst aber so häufig wie möglich pro Tag (aber mindestens 3 Mal).

    Was zeigt Dir denn, dass er draussen im Park Spass hat? Ich frage nicht aus Provokation oder weil ich Dir das nicht glauben würde, sondern ernsthaft deswegen, weil ich den Hund ja weder kenne noch sehe und die Situation nur aus Deinen Worten kenne.


    Es kann ja auch eine potentielle Lösung sein, dass er jetzt halt zwei drei Monate hauptsächlich zuhause rumhängt.

    Doch, klar. Wieso nicht?

    Alles weitere ausser Acht lassend, würde ich mich zuerst damit beschäftigen, was denn überhaupt das Ziel sein soll und wie die Zukunft aussieht: wie alt ist der Hund? Wenn es absehbar ist, dass dieser Hund die äusserst moderne (vor dem späten 19. Jahrhundert ging keiner im heutigen Sinn mit einem Hund 'spazieren') Idee des Spazierengehens eigentlich gar nicht mehr erlernen muss, würde ich dafür sorgen, dass er sich in seinem gewohnten Umfeld angstfrei aufhalten und da leben kann, ihm ab und zu Beschäftigung bieten und ihn wirklich zur Ruhe kommen lassen. Ja, das ist ganz bestimmt nicht Forumskonform und würde wohl auch nicht den hiesigen Gepflogenheiten (und Gesetzen) entsprechen. Eurem Hund sind diese aber wahrscheinlich herzlich egal.


    Ängste lassen sich auch bei Hunden nicht durch aussen aufgedrängte Hau-Ruck Therapien lösen. In vielen Fällen lernen die Hunde einfach, dass sie sich nicht wehren können und ergeben sich. Die menschlichen Betreuer haben dann oft das Gefühl, sie hätten dem Hund gezeigt, dass er keine Angst haben braucht. Dabei hat das Tier nur gelernt, dass er dem Menschen ausgeliefert und Widerstand zwecklos ist. Eine echte Auseinandersetzung mit der für den Hund schwierigen Situation findet aber nicht statt. Natürlich kann man so trainieren. Es ist ethisch aber ziemlich verwerflich und schadet dem Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Hund enorm. Deshalb würde ich Euch sehr davon abraten, den Hund ein- oder auch mehrmals täglich nach draussen zu schleppen und mit ihm 'spazieren zu gehen'. Ich kenne Euren Hund nicht: möglicherweise gibt er sich irgendwann einfach auf und lässt es mit sich geschehen. So, wie Du die Situation mit den bereits vorhandenen Panikattacken allerdings schilderst, würde ich in diesem Fall eher nicht davon ausgehen. Die Methode der 'Zwangsspaziergänge' versucht ihr ja schon länger: gefruchtet hat es nicht.


    Genau deshalb würde ich ein anderes Vorgehen vorschlagen und weniger darauf achten, was ihr für den Hund gut findet, sondern darauf eingehen, was er denn zeigt, dass ihm (in dieser Hinsicht) gut tut. Hört ihm zu, beobachtet ihn: in welchen Situationen ist er entspannt? Bis wohin wagt er sich? Stellt ihm ehrliche Fragen, wenn ihr etwas Neues ausprobiert: 'Kannst Du schon...?' und achtet auf seine Antwort und nehmt ihn ernst, wenn er 'nein' sagt. Gebt ihm 20 Möglichkeiten, dass er auf Euer 'Kannst Du...?' mit 'Ja' antworten kann und probiert erst dann vielleicht etwas Schwierigeres. Ist die Antwort 'nein', geht ihr eben einen Schritt zurück, bis ihr ein 'Ja' erhält. Ein guter Indikator ist immer, ob der Hund noch fressen annimmt. Man kann Hunde übrigens auch wunderbar dahingehend trainieren. Nimmt er in einer bestimmten Situation eine Futterbelohnung nicht mehr an, müsst ihr so weit zurück bis der Hund wieder frisst.


    Training und Beschäftigung sollten übrigens nicht stundenlang dauern. 3 x 3 Minuten pro Tag reichen vollkommen. Bei sinnvollem Training geht es um Qualität, nicht Quantität. Halte Dich strikt an diese drei Minuten und setze einen Timer. Dann 'darfst' Du auch 5 oder 10 Mal an einem Tag üben, wenn Dir der Sinn danach steht und Du die Musse dafür hast. Verschwende keine Zeit darauf, den Hund minuten- oder gar stundenlang in irgendwelche Situationen zu zwingen, die ihn nur weiter traumatisieren und Dich frustrieren, sondern nutze die wenige Zeit, die Du hast, mit ihm zusammen ein Stück (Angst-)Freiheit zu erarbeiten. Versetz Dich in Deinen Hund und überlege Dir, wie Du selbst geführt werden möchtest. Sei zuverlässig, berechenbar, rücksichtsvoll, grosszügig, transparent, klar und gütig.


    Ganz ehrlich - und das zu hören ist bestimmt nicht so schön: dieser Hund ist für Euer jetziges Leben eigentlich nicht geschaffen. Ihr erlebt, was manche Menschen in Deutschland mit ihren Importhunden auch durchmachen. Wer noch nie mit einem wirklich panischen und für die Umwelt, in der er sich bewegen muss, absolut unsozialisierten Hund zu tun hatte, kann sich nicht vorstellen, was das bedeutet. Auch nicht, was das mit der Seele so eines Hundes anstellen kann, wenn man ihn 'zu seinem Glück zwingt.' Macht für den Hund und Euch das Beste daraus.