Beiträge von Wandelroeschen

    Mich würde interessieren, was man denn selbst aktiv dazu beiträgt. Nicht bloß irgendeine Theorie, die andere dann bitte umzusetzen haben.

    Das ist ein guter und wichtiger Punkt. Ich könnte mir sogar überlegen, das Thema konkret anzugehen. Ein riesiges Hindernis ist für mich die Tatsache, dass ich - so wie ich Zucht gerne anginge - eine Alternativstruktur zur FCI aufbauen müsste. Andere haben das häufig mehr schlecht als recht versucht. Deshalb fände ich es toll, wenn sich innerhalb des bereits bestehenden Gebäudes Änderungen ergeben würden, obwohl man Monopolstellungen durchaus auch hinterfragen sollte. Dafür habe ich mich früher tatsächlich und konkret nach meinen Möglichkeiten bei FCI-Veranstaltungen eingesetzt. Ich kann mir gut vorstellen, das in neuem Rahmen auch in Zukunft wieder zu tun.

    Aktuell und ganz konkret versuche ich so zu handeln, dass ich mein Tun auch vertreten kann. Ich überlege mir also sehr genau, woher ich meine Hunde beziehe und finde die Diskussion hier deshalb auch sehr spannend und bereichernd. Ich halte es in dieser Hinsicht für wirklich schwierig, 'richtig' zu handeln, würde es aber gerne tun und mache mir deshalb viele Gedanken dazu. Im Moment löse ich das Problem so, dass ich über den Tierschutz an Hunde gelange, die zu mir und meiner Lebenssituation passen, aber das ist natürlich ein Ausweichmanöver und kann in Bezug auf eine sinnvolle, nachhaltige und ethisch vertretbare Rasse- bzw. Typzucht nicht der Weisheit letzter Schluss sein.

    Ich meinte das Thema, dass Mischlinge nicht gesünder sind oder länger leben im Vergleich zu Rassehunden, zudem wie hier gerne gefordert bereinigt dahingehend, dass unter „Rassehunde“ nur solche Hunde fallen, die nicht bei hier definierten „Vermehrern“ erzeugt wurden. So etwas gibt es nicht und wird es vermutlich auch nie geben :smile:

    Gibt es durchaus. Eine dänische Studie von 1997 z.B. stützt sich auf Befragungen von Mitgliedern des Dänischen Kennel Clubs (https://www.sciencedirect.com/science/articl…167587703000102).

    Und vergessen wir nicht: auch Vermehrer bedienen sich - wenn es nicht gerade um Sonderfarben geht - in vielen Fällen an (ursprünglich registrierten) Rassehunden. Da wird das Rad nicht extra neu erfunden.

    Aber ja, die 'perfekte Studie', die hier (nicht von Dir) gefordert wird, gibt es nicht. Wenn ich aber durchs Band lese, dass die überwiegende Mehrheit der Studien zum Schluss kommt, dass Mischlinge grundsätzlich länger leben, als Rassehunde, bin ich schon geneigt, das zu glauben. Über die Gründe dafür können wir aber natürlich spekulieren. Das ist tatsächlich weniger klar.

    Das ist einfach der Knackpunkt. Große Reden gegen die Rassehundezucht schwingen viele. Wirklich liefern tun nur die wenigstens.

    Da bin ich ganz einig. Die Frage ist halt, wie das zu bewerkstelligen sein soll: jemand, der ausserhalb der FCI züchten will, wird es alleine sehr schwer haben, ein grossangelegtes, langfristiges und vernünftiges Zuchtprojekt anzugehen. Sobald jemand erfährt, dass ausserhalb der FCI gezüchtet werden soll, wird der Züchter keine FCI-registrierten Hunde mehr erhalten.

    Die Zitate stammen doch aus verschiedenen Studien unterschiedlicher Populationen..

    Dann zeig mir bitte die, für Mitteleuropa, die hab ich wohl übersehen, ich les immer nur Großbritannien und maximal mal Nordamerika.

    Beides Populationen und Zuchtgeschehen, die mit hier einfach nicht vergleichbar sind

    Vielleicht machst Du Dir die Mühe, meine Links doch wenigstens kurz anzuklicken? Oder kurz selber zu suchen? Da finden sich durchaus Studien aus Dänemark und Schweden, etc.

    Deine Behauptung in einem anderen Post, die UK hätte einen isolierten Genpool, stimmt übrigens schon lange nicht mehr. Es ist seit Jahren absolut problemlos, Hunde in die UK ein- und auszuführen. Sogar auf der Crufts sind ja ausländische Hunde erlaubt und werden auch rege zur Zucht herangezogen.

    Danke für Eure Antworten. Natürlich freut mich der Umstand, dass ich diese Problem des "Alleinseins" nicht habe. Aber das hätte ja auch was mit schlechter Bindung zutun haben können. Ich kenne mich wie gesagt noch nicht so gut aus. Aber ich mache Fortschritte. :smiling_face:

    Ich meine, das Gegenteil ist der Fall: ein Hund, der sich selber und seiner Umwelt vertraut, braucht keine Verlassensängste zu haben. (Umgekehrt bedeutet das aber natürlich nicht, dass jeder Hund mit Verlassensängsten unsicher ist.) Dass die Bindung nicht stimmt, wenn ein Hund seiner Umwelt sicher und selbstbewusst entgegentritt und auch das Alleinesein gut verkraftet, mag manches menschliche Ego vielleicht verunsichern. Ist ja grossartig, wenn (wenigstens) der Hund so an einem hängt und einen kaum gehen lassen will...

    Böse Zungen würden also behaupten, dass das mehr über den Besitzer als über seinen Hund aussagt...

    Soweit ich weiß, gibt es immer noch keine wirklich aussagekräftige Studie dazu,

    Was heisst denn 'aussagekräftig' für Dich?


    "The results of multivariable modelling indicated that longevity in crossbred dogs exceeded purebred dogs by 1.2 years (95% confidence interval 0.9–1.4; P < 0.001) and that increasing bodyweight was negatively correlated with longevity. The current findings highlight major breed differences for longevity and support the concept of hybrid vigour in dogs."
    - https://www.sciencedirect.com/science/articl…090023313004486

    "Overall, our results suggest that crossbreed dogs were more likely to have longer healthy lives than purebred dogs, although there were marked differences depending on which health group was considered. "

    - https://www.sciencedirect.com/science/articl…090023315004578

    "Mixed-breed dogs on average live longer than

    purebred dogs, with a few exceptions. Mixed-breed dogs are more susceptible to Ruptured cranial cruciate ligament and to be euthanised due to behavioural problems such as aggression and are also more likely than purebred dogs, to die from accidents."

    - https://www.diva-portal.org/smash/get/diva…/FULLTEXT01.pdf

    "We did not find significant differences in lifespan between purebred and mixed breed dogs; however, breeds with larger effective population sizes and/or lower inbreeding coefficients had median survival times 3–6 months longer than breeds with smaller effective population sizes or higher inbreeding coefficients, indicating that these measures of genetic diversity may be affecting breed lifespans. "

    - https://cgejournal.biomedcentral.com/articles/10.11…575-020-00086-8

    Was für ein spannendes Thema!

    So als 'Endverbraucher' finde ich es wirklich sehr schwierig zu entscheiden, woher meine Hunde kommen sollen. Ich bin da wirklich in einer Zwickmühle.

    Einerseits bin ich absolut für eine gezielte, sinnvolle Rasse- bzw. Typzucht, die Tiere hervorbringt, welche für den Job, den sie tun sollen, geeignet sind und diesen auch gut und gerne ausführen. Das gilt für den Sport-, den Arbeits- wie auch den Begleithundebereich. Ich möchte durchdachte Zucht unterstützen und suche bewusst auch einen ganz bestimmten Typ Hund mit bestimmten Eigenschaften. Das Aussehen ist zwar eher zweitrangig und doch wäre es gelogen, wenn ich behaupten würde, dass es keine Rolle spielt. Für ein aktives, gross angelegtes Zuchtprojekt benötigt man eine Gemeinschaft, die zusammenarbeitet. Ohne geht das kaum. Ich sehe Hunderassen als ein Kulturgut, eine Einstellung, die, wenn es sich um ein Lebewesen handelt, aber durchaus auch so seine Probleme mitbringt.

    Andererseits halte ich die Auswirkungen der Praxis der geschlossenen Zuchtbücher für wirklich katastrophal. Das ist mittel- und langfristig meines Erachtens noch viel schlimmer als die Auswüchse, welche wir bei den brachyzephalen Rassen sehen. Zwar sind letztere zweifellos mit grossem Leid und ständiger Qual verbunden und für das einzelne Tier wahrscheinlich oft schlimmer ist, als die multiplen Leiden, die eine Inzuchtdepression in der Population mitbringt, doch betrifft die fortschreitende Verarmung der genetischen Vielfalt eben tatsächlich und unweigerlich jede Rasse, die aktuell unter dem Dach und den Vorschriften der FCI gezüchtet wird.

    Woher hole ich mir nun also einen Hund, wenn ich einerseits einen gewissen Hundetyp haben und Hundesport machen will (was in vielen Sportarten mit einem Nicht-FCI-Hund eben nur bis zu einem gewissen Grad möglich ist), aber andererseits die gängige Zuchtpraxis nicht vertreten kann?

    Und noch schwieriger: was empfehle ich meinen Kunden? Ich finde über nicht ganz unaufwändige 'Schleichwege' (ISDS, X-er, Tierschutz, etc.) ja durchaus Lösungen für mich selber, aber die Art von Hund, die ich halte, ist nun eher nichts für jemanden, der einen unkomplizierten, netten Begleithund sucht.

    Es geht für mich nicht um den VDH. Es geht darum, ob Rassehundezucht und Reinrassigkeit wirklich der Weisheit letzter Schluss sind.

    Welche Bürokratie man da drüber baut... das ist doch zweitrangig.

    Ich bin nicht sicher, ob ich Dich da richtig verstehe: wenn ich aber ganz bestimmte Eigenschaften bei einem Hund suche, kann und möchte ich mir ja eher nicht 4 Hunde auf gut Glück anschaffen, bis ich einen finde, der die Anforderungen erfüllt, die ich brauche? Genau diese Vorhersehbarkeit ist ja Sinn und Zweck der Rassehunde - oder wie ich es lieber hätte - Typzucht.

    Die Bürokratie, die darüber steht, ist für ein sinnvolles, breites Zuchtgeschehen sogar essentiell wichtig. Ich sehe keine Lösung in völlig unregulierter Vermehrung und denke nicht, dass auf den Strassen oder in irgendwelchen Sheltern die besseren Begleithunde für die Ansprüche, die wir hierzulande an unsere Haustiere haben, zu finden sind.

    Wandelroeschen also bitte, du schreibst gleich Dinge wie "kennen sich mit Gewalt und Grenzüberschreitungen aus" usw. Eine typische Klischee positiv Extrem Antwort, gespickt mit unterschwelligen Vorwürfen, wahrscheinlich gar nicht absichtlich, aber so ist es nunmal. Ich nehme auch Extremkandidaten auf und das Spektrum reicht von "mit Samthandschuhen Vertrauensbasis erarbeiten" bis zu "schnell und hart einnorden". Je nachdem was sich als sinnvoll herausstellt oder auch nicht.

    Nun, das ist meine Erfahrung und Vorgehensweise. :thinking_face:Hunde (und Menschen) 'schnell und hart einnorden' ist nun mal nicht mein Ding.

    Dass mein Beitrag als unterschwelligen Vorwurf verstanden werden könnte, war mir nicht bewusst und war auch absolut nicht so gemeint. Weder die Besitzerin, noch @Vakuole haben ja irgend etwas falsch gemacht, dass der Hund sich so verhält. Das wollte ich keinesfalls unterstellen. Danke für Deine Einordnung. Ich bin überrascht, aber ehrlich froh um Deine Rückmeldung.

    also ich finde das Verhalten für eine Fernberatung absolut ungeeignet und nicht beurteilbar. Würde zusammen mit der Freundin das nächste Mal einen Tag zusammen bei euch verbringen und das Handling anschauen und dann mit einer für euch beiden passenden Trainerinnenberatung arbeiten, wenn es noch Unstimmigkeiten gibt

    Ja alles gut, mir geht's auch weniger um eine Beratung. Ich hab meine Hände zu gern um da lustige Sachen auszuprobieren xD . Die Frage war ja kann man durch "richtiges Handling" bei Hunden die dazu neigen was rausholen.

    Aus deinem zweiten und dritten Abschnitt lese ich jetzt ein "ja" aber muss nicht am flachen Handling liegen raus.

    Dann werde ich drauf bestehen, dass beim nächsten Besuch unsere Trainerin (wir haben die selbe) Mal draufguckt.

    Danke.

    Ich schliesse mich da gerne dragonwog an. Schau Dir ihr Handling mit dem Hund an und lerne daraus, wenn Du weiterhin auf ihn aufpassen musst. Begegne ihm freundlich - egal wie unfreundlich er selber ist - und beobachte seine Trigger. Nimm ihn ernst. Schütze Dich, die anderen und ihn.

    Ich hab ja immer wieder ganz bewusst und gerne 'schwierige' Kandidaten bei mir in Pflege. Was ich daran mag: dass diese Hunde sich wehren und eben nicht - wie die meisten anderen - alles einfach so über sich ergehen lassen. Das sind häufig Hunde, die kennen sich mit Gewalt und Grenzüberschreitungen sehr gut aus. Das kennen sie schon. Nett hingegen ist oft neu für sie. Respektiere seine Grenzen.

    Natürlich kann man durch 'richtiges' Handling sehr viel herausholen. Mein erster Schritt ist immer, Konflikte anfangs möglichst ganz zu vermeiden und eben einfach nur zu managen, bis sich ein Vertrauensverhältnis etabliert hat. Ich hab aber auch den Luxus, Hunde tierschutzkonform trennen und halten zu können, wenn ich sie aus dem Weg haben will oder muss. Das ist wichtig: ich und die Hunde kriegen Pause.

    Erst wenn eine vertrauensvolle Beziehung besteht, kann so ein Hund später auch einmal mit Ein- und Beschränkungen leben. Vergiss als erstes den Satz, dass der Hund versucht, sich durchzusetzen. Der ist wahrscheinlich überfordert, hat Angst und reagiert entsprechend. Und hat wohl einfach nicht gelernt, dass man auch anders 'nein' sagen kann.

    Inwiefern es Dein Job ist, den Hund umzutrainieren oder einfach nur aufzubewahren musst Du mit der Besitzerin klären. Kannst und möchtest Du ihn denn 'einfach' aufbewahren? Hast Du überhaupt die nötigen Voraussetzungen (persönliche Erfahrung, Know-How, aber auch die räumlichen Gegebenheiten) dazu? Kannst Du den Hund z.B. einfach kurz raus in den Garten lassen ohne Gassi gehen zu müssen? Kannst Du ihn so unterbringen, dass er nicht zu kurz kommt, aber dass es für alle ungefährlich, stressfrei und akzeptabel ist?

    Du musst die Fragen nicht unbedingt hier öffentlich im Forum beantworten, aber das wären so die Dinge, die ich mir überlegen würde.

    Ich hab schon öfter mit Pferden über positive Verstärkung gearbeitet. Meist ging es dabei um 'Problemverhalten' das im Umgang aufgetaucht ist.

    Das funktioniert wunderbar, solange man dem Pferd auch beibringt, ein Leckerli anständig zu nehmen. Was bei diesbezüglich unerzogenen oder unerfahrenen Hunden oft gerade noch so drinliegt, wird beim Pferd im Zweifelsfall schlichtweg gefährlich. Auch das geht über positive Verstärkung, braucht aber Erfahrung. Lerntechnisch funktioniert eher schlecht als recht, wenn in derselben Situation Strafe und Belohnung kombiniert werden.

    Ich hab, was Clickertraining beim Pferd betrifft, schon viel Gemurkse gsehen - inklusive verletzter Finger und Hände, weil eben das Wissen fehlte, wie man auch über positive Verstärkung Grenzen setzen kann (und bei manchen Pferden wirklich muss)!

    Was also Schwierigkeiten oder Trainingsziele im Umgang betrifft, ist Clickertraining wirklich toll. In der Reiterei, so wie unsere Kultur sie betreibt, kann ich mir ehrlicherweise nicht vorstellen, dass wir mindestens um eine parallele Verwendung von negativer und positiver Verstärkung herumkommen. Ich lasse mich aber natürlich sehr gerne eines Besseren belehren!

    Ich verstehe, wenn das Konzept für Euch neu ist, RiaMia und BellaMN. Aber nur, weil ihr es noch nicht kennt oder (noch?) nicht nachvollziehen könnt, ist er nicht schlecht oder funktioniert nicht. Es geht tatsächlich einfach um die simple Anwendung der Lerntheorie. Um eine Verhaltensänderung herbeizuführen, hab ich genau zwei Varianten. Zu belohnen oder zu strafen. Ich wähle den Weg der Belohnung, ihr den anderen.

    Mir jedenfalls geht und ging es in keiner Art und Weise darum, dass irgendeine Methode 'besser' als die andere wäre. Ich habe lediglich erklärt, weshalb ich so handle, wie ich es tue. Gerade weil mein Weg eben häufig der menschlichen 'Intuition' oder dem 'Bauchgefühl' oder wie man es auch immer nennen mag, entgegensteht. Funktionieren tut er trotzdem, ob man es glauben mag oder nicht. Mit Glauben hat meine Art des Trainings nämlich nichts zu tun.

    Mein Kommentar, BellaMN war deshalb ganz bestimmt nicht auf Dich gemünzt und es tut mir leid, wenn Du Dich angesprochen gefühlt hast. So war es nicht gemeint. Eines ist aber tatsächlich richtig: mein Weg erfordert ein Umdenken. Dieses Umdenken ist völlig freiwillig.

    "Bauchgefühl" hat mMn schon immer nur mit einem entsprechenden Wissenshintergrund wirklich funktioniert. Das "Bauchgefühl" war die Mischung aus eigener Erfahrung und Bewertung, die dann letztlich zur Auswahl des (vermeintlich) passenden Weges geführt hat.

    Das finde ich einen ausserordentlich wichtigen Punkt!