Zur Kastration:
Ich verstehe, wenn man sich Gedanken macht, ob und wieso man seinen Hund kastrieren lassen will. Es ist richtig und wichtig Pro- und Kontraargumente gegeneinander abzuwägen, bevor man ein Tier unters Messer legt. Nur scheint das Pendel - zumindest im Forum in den letzten paar Jahren - gegen ein Extrem geschwungen zu sein: es soll unter gar keinen Umständen kastriert werden, die Kastration soll sogar tierschutzrelevant sein. Weiter Öl ins Feuer gegossen hat da ganz sicher auch das Buch von Strodtbeck und Ganslosser.
Dass das Buch polemisch und einseitig argumentiert, kaum Quellen zitiert und Gegenstudien nicht aufgreift, fällt vielen nicht auf. Dass Hypersexualität ein Domestikationsmerkmal ist, wird häufig ignoriert oder ist nicht bekannt. Dass Hunde unter ihrer Hypersexualität leiden, wird mit 'da muss der durch' oder 'das muss man halt mit Erziehung dahinter' abgetan.
Das Thema ist komplex, aber ich verstehe nicht ganz, weshalb manche ihre Hunde - gerade wenn sie als Begleithund angeschafft wurden und niemals in die Zucht sollen - monate- oder gar jahrelang leiden lassen, bevor sie sich endlich durchringen, ihren Hund zu kastrieren. Heutzutage gibt es ja sogar die Möglichkeit, den Chip zu setzen um zumindest eine Tendenz erkennen zu lassen, wohin sich der Hund nach einer Kastration hinentwickelt.
Ich bin die Letzte, die alles kastriert, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Meine Hunde bleiben intakt, wenn immer möglich. Wenn aber Probleme auftreten, zögere ich da nicht lange, lasse (meist erst) den Chip setzen und kastriere dann nach einem Jahr, bzw. bevor dieser wieder ausläuft.
Zum Pinkeln im Garten:
Anne_Boleyn Ich würde meinen Hund schlichtweg dazu erziehen, auch im Garten zu machen. Deine Überlegungen finde ich nämlich gerechtfertigt. Wenn Du ihm dabei helfen möchtest, würde ich beim Gassi ab sofort Pinkeln und das grosse Geschäft unter ein Kommando stellen. Sobald die Verknüpfung da ist und Dein Hund draussen auf Kommando pinkelt, würde ich das Pinkeln auch im Garten einfordern: zum Beispiel bevor es Fressen gibt, bevor ich den Hund wieder ins Haus lasse, etc. Aber Achtung: ich hab immer ein paar Spezialisten, die nur so tun, als ob sie pinkeln würden...
Vielleicht hilft es Deinem Hund auch, wenn er eine ganz besondere Pinkelstelle im Garten hat, die Du extra dafür einrichtest. Manchmal kann es für den Start auch helfen, ein paar fremde Hunde (gerne Rüden!) einzuladen, die an diese Stelle (und bitte nur an die... das darf man den Besitzern auch sagen) pinkeln, um dem eigenen Hund die Hemmungen zu nehmen.
Es geht ja nicht darum, dass der Hund nur noch im Garten macht, aber im Notfall ist es sicher für alle Beteiligten die angenehmere Variante, wenn er das schon kennt und unter den speziellen Umständen nicht noch erlernen muss.
Vielleicht noch zur Klarstellung: ich halte das bei Hunden, die wissen, dass sie in den Garten machen dürfen, genau so, wie von anderen hier geschildert: ich zwinge keinen, zu machen. Die Hunde kennen ja meine Routinen. Aber sie kriegen die Chance dazu. Bei Mehrhundehaltung ist das, meiner Erfahrung nach, auch einfacher als bei einzeln gehaltenen Hunden.