Mal an andere hier im Thread gefragt: Wie bekommt man mehr emotionale Distanz, wenn man immer wieder sieht, wie der Hund völlig kippt? Ich bin eben von einem absolut katastrophalem Spaziergang wiederbekommen und fühle mich wirklich hilflos. Logisch ist mir klar, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass bei meinem Hund etwas im Argen ist (und es vielleicht bald Aussicht auf zumindest geringfügige Lunderung gibt), aber emotional bröckelt mich das schon immer mehr auseinander. Wenn ich sehe, wie er in nicht mal 5min sein Stressgesicht aufsetzt, obwohl wir nur die Straße vor dem Haus entlanglaufen.
So waren bei uns die ersten Jahr(e?) auch. Ich kann deinen Text sehr nachvollziehen.
Für mich persönlich habe ich tatsächlich Meditation und Sport und Auszeiten fest in den Kalender gepackt.
Dazu habe ich mich gefragt, warum sich die Situation so doll anfühlt. Gar nicht aus Hundeperspektive, sondern aus meiner.
Hund rastet aus - Blicke der Anderer, Gefühl von Unfähigkeit, Ich bin die schlechteste Wahl für diesen Hund...
Hund zeigte Stressgesicht nach ein paar Minuten - der Hund muss doch laufen, Spaß haben, was kann ich fixen, war es die falsche Uhrzeit usw...
...
Und dann hat es bei mir Klick gemacht, die Situationen sind einfach so wie sie sind, egal welcher Grund dahinter steckt. Statt meine Erwartungen, Trainingstipps/Ideen, Blicke/Meinungen Anderer, Vorstellungen von Hundehaltung, oder gar die Idee das mein Hund ein glückliches Leben möchte über Bord geworfen.
Was passier, passiert. Es gibt Dinge, die haben bestimmt dazu geführt, vielleicht hätte ich welche beeinflussen können, aber who cares. Ich bin nicht Gott und kann vielleicht 10% im Leben beeinflussen und das ist nach Hause gehen/Hund tragen/tanzen und singen während mein Hund ausrastet.
Ich habe die Idee es gäbe einen richtigen Weg komplett losgelassen. Fehler bringen uns was neues bei. Auch mein Hund braucht Rückfälle, um das eigene Runderregeln zu üben. Ich lerne auch dazu. Eine schlechte Woche macht kein schlechtes Leben. Immer heulen, wenn ich weinen muss. Nix zurückhalten. (Macht Betti auch nicht)
Heute Morgen 5 Uhr. Extra den Wecker gestellt, Schlepp und Bemme eingepackt. Laufen los ins Grüne, uuund Hund will nicht. Sie zeigt an der Abzweigung zur kleinen Runde, sie will zurück. Für einen kurzen Moment brodelt es in mir. Dieser Tag wäre unsere schöne Gassichance gewesen. Aber wenn Betti mir ihr Limit zeigt, höre ich drauf.
Betti hat mich seeehr chillig gemacht. Das überträgt sich auch auf alles andere in meinem Leben. Wir sind immer eine Sekunde von Drama, aber auch Glück entfernt.
Ich forme nicht mehr mein Leben, sondern schaue mir staunend an was passiert und lass mich überraschen.
Statt Gassigehen haben wir auf der Bank gesessen und Waschbären beobachtet und ich durfte Betti dabei mal ankuscheln.