Jetzt sagen mir oft Leute, dass Hunde Hundekontakt brauchen und dass ich ihn einfach Mal machen lassen soll
Eeeeh, jain. Es gibt Hunde, die Fremdhundkontakt wollen, aber es gibt auch Hunde, die einfach keinen Bock auf (fremde) Artgenossen haben. "Einfach mal machen lassen" ist absolut kontraproduktiv, denn du bestimmst, zu welchen Hunden er Kontakt haben darf. Und du bestimmst auch, wann genug ist bzw. wann er zu unhöflich wird. Von Leuten, die sowas sagen, würde ich mich eher fernhalten
Denn meistens haben die Leute, die sowas sagen, auch keine Ahnung davon, dass es Mobbing auch unter Hunden gibt. Da ist man dann ganz entgeistert, wenn ein Hund über den Platz gejagt wird und vor Angst zittert wie Espenlaub.
Die würden das schon untereinander klären.
... ja, mit ihren Zähnen und Krallen. Nee, würde ich nicht machen, am Ende darfst du sonst die Tierarztrechnung für beide Parteien bezahlen. Muss nicht sein 
Und würde das überhaupt durch eine Kastration anders werden?
Nein. Eher noch schlimmer, schätze ich.
Ich denke, dass das Hauptproblem von deinem Ben Unsicherheit ist. An der Leine zeigt sich das durch Leinenaggression/"andere Hunde absolut doof finden". Im Freilauf eben durch das Anbellen und Wegrennen, schätze ich.
Eine Sache machst du schon ganz richtig: andere Hunde vermeiden. Aber das hilft Ben mit seinen Problemen auch nicht wirklich. Besteht die Möglichkeit, dass du dich öfter mit Hunden triffst, die er mag? Einfach nur zusammen Gassi gehen und schnüffeln lassen, mehr muss da gar nicht passieren.
Bei Fremdhunden würde ich es künftig so halten, dass du ihn auf deine abgewandte Seite nimmst und an den anderen Hunden ruhig, aber zügig vorbeiführst. Kein großes Drama daraus machen, sondern ganz stumpf vorbeigehen. Wenn dir das für den Anfang zu riskant ist, kannst du nach Möglichkeit auch in einem Bogen an dem anderen Hund vorbeilaufen. Das ist eine beschwichtigende Geste, sowas wie "Beruhig dich, ich will nix von dir" und zeigt deinem Hund auch, dass ihr nichts von dem anderen Hund wollt - also muss Ben sich auch nicht aufregen.
Eine Kastration würde das Gegenteil bewirken und ihm eher nur noch mehr Stress machen. Testosteron ist ein Hormon, das u. A. fürs Stressmanagement zuständig ist. Je mehr Testosteron man (oder Hund) hat, desto weniger anfällig dafür ist man meist. Da kommts natürlich noch auf die Persönlichkeit usw. an, aber die Hormone sind der Hauptbestandteil unserer Reaktionen.
Wenn Ben jetzt kein bzw nur noch sehr sehr wenig Testosteron produziert, ist er stressanfälliger, wird evtl. noch unsicherer und die Leinenaggression schlimmer. Eine Kastration würde ich wirklich erst dann in Betracht ziehen, wenn er im Dauerstress durch läufige Hündinnen ist und z. B. Fressen und Trinken verweigert.