Izzy Laut deinem Vorstellungspost hast du einen Schäferhund-Ridgeback-Mix.
Mal vorab etwas dazu: die beiden Rassen sind dafür bekannt, dass sie im Erwachsenenalter häufig mit anderen Hunden unverträglich werden. Meistens (!) betrifft das nur gleichgeschlechtliche Artgenossen, d. h. ein Schäferhundrüde kann andere Rüden nicht ab, aber es kann auch sein, dass die Hunde dann später einfach ALLE Hunde (unabhängig vom Geschlecht) "scheiße" finden.
Deshalb wäre mein Handlungskurs ab jetzt: bei Hundesichtung Leine dran. Behalt deinen Hund bei dir, ohne Wenn und Aber. Wenn Hundebegegnung, dann nur mit ausgewählten Hunden. Und dann auch erstmal nur gemeinsames Gassi an der Leine. Wenn die Hunde entspannt wirken, kann man auch mal die Leine abmachen und so weiterlaufen. Evtl. würde ich bei deiner aus Sicherheitsgründen die Schlepp dranlassen, damit du eingreifen kannst.
Situation 1 (Freilauf im Wald meine hündin fordert mehrfach auf, der andere interessierte sich aber nicht, sie fängt an ihn zu hetzen)
Wie hat deine Hündin "aufgefordert"? Was genau hat sie gemacht? Wie hat der andere Hund reagiert - ist er weggegangen, einfach still stehen geblieben? Um aus der Situation schlau zu werden, braucht's ein paar mehr Details.
"Frust" seh ich da nicht als Grund. Ich kann mir eher vorstellen, dass deine Hündin durchs Hetzen des anderen Hundes einen Kick bekommt und das einfach geil findet. Ist natürlich nicht ok, dass sie andere Hunde "einfach so" hetzt.
Situation 2. war letzte Woche im Feld. Sie war frei und ich übte gerade mit ihr Fuß. Ein anderer Hund in ihrer Größe (30-35kg) kam auf sie zu. Sie legte sich hin. Als er bei ihr war, stand sie auf und die zwei beschnüffelten sich. Auf einmal hetzte sie dem Hund genauso nach wie dem vor ein paar Monaten im Wald. Also im direkten Körperkontakt aber nur in eine Richtung.
Ganz konkret: wenn deine Hündin nicht zuverlässig bei dir bleibt, dann kommt auch beim Üben eine Leine dran. Gerade wenn du siehst, dass ein anderer Hund auf euch zukommt.
Deine Hündin legt sich hin - hat sich also in Lauerstellung begeben. Das ist unter Hunden grob unhöflich, weils eine Sequenz aus dem Jagdverhalten ist und der Hund dadurch zur Beute degradiert wird (ums vereinfacht auszudrücken). Auf gut Deutsch: deine Hündin verhält sich in der Situation wie die Axt im Walde.
Du sagst, die beiden standen dann und haben sich beschnüffelt. Wie war deren Körpersprache? Entspannt? Eher angespannt? Wirkte deine Hündin von der Körperspannung her eher wie ein Schluck Wasser, oder eher wie ein gespannter Bogen?
Wenn du jetzt antwortest mit "eher angespannt und wie ein gespannter Bogen": gratuliere, die Situation war alles andere als entspannt und mit Sicherheit nicht freundlich.
Meine Hündin geht interessiert und höflich zu einer anderen. Sie beschnuppern sich, ich mache mir keine Gedanken, weil sie in der Regel diejenige ist, die sich unterwirft und niemals diejenige die anfängt.
Äh, Einspruch: deine Hündin hat in den letzten Monaten schon 2x gezeigt, dass sie sich wie offene Hose benimmt und andere Hunde einfach so HETZT. Streich das "sie fängt niemals an" also mal aus deinen Gedanken.
Ich konnte gar nicht so schnell schauen da eskalierte die Situation und meine fing knurrend an, die andere Hündin zu jagen.
Auch hier wieder: es gab in den letzten Monaten schon min. 2 Situationen, in denen dir hätte klar werden sollen, dass du deiner Hündin künftig keine unmoderierten Hundebegegnungen mehr erlaubst. Schon gar nicht mit (wahllosen?) Fremdhunden. Wie das endet, siehst du ja.
Ich steh da auf der Seite der anderen HH. Das geht echt gar nicht, behalt deine Hündin künftig bei dir und besorg dir v. A. eine gescheite Trainerin, die dir GENAU erklärt, warum Hund sich so verhält und was du da machen sollst.
Deine Hündin hat dir jetzt insgesamt 3x demonstriert, dass sie mit unmoderiertem Hundekontakt nicht souverän umgehen kann. Nimm sie also ausnahmslos an die Leine, wenn ihr andere Hunde seht. Nicht nur, weil sie evtl. anderen Hunden "schaden" kann, sondern weil evtl. der andere Hunde auch "nicht nett" ist oder der Halter einfach gar keinen Kontakt will.
Aus persönlicher Erfahrung. Handle JETZT, bevor die Situation komplett eskaliert und es zu einem Beißvorfall kommt. Einer meiner Hunde hat im Oktober 2021 völlig unprovoziert zwei kleine Hunde angegriffen und den einen nicht mehr losgelassen, sodass ich meinem (!) Hund per Halsband die Luft abdrehen musste. Ich kann von Glück reden, dass wir nicht angezeigt wurden, dass mein Hund NICHT zum Wesenstest musste usw. Konsequenzen hab ich trotzdem daraus gezogen: Dino durfte mehr als 1,5 Jahre lang nur mit Maulkorb und angeleint Gassi gehen. Entweder Schleppleine oder Flexileine, aber kein Freilauf. Erst jetzt, fast 2 Jahre nach dem Beißvorfall, trau ich mich die Regeln zu lockern und ihn in absolut hundearmen, übersichtlichen Gebieten wieder frei laufen zu lassen - ohne Maulkorb. Weil ich mein Gebiet kenne, wir hier vielleicht alle paar Monate mal einem Hund begegnen und ich meinen Hund mittlerweile auch so gut im Griff habe, dass ich bei einer solchen Begegnung (da sind meist noch 20-50 m Distanz dazwischen) sofort eingreifen kann.
Nachtrag: damit will ich nicht sagen, dass deine Hündin genauso wird wie mein durchgeknallter Rüde. Bei dem gibt's etwas mehr Vorgeschichte. Ich will dir nur sagen, wie der worst case aussehen kann, der euch eventuell unangenehm überraschen könnte, wenn du nicht anfängst, da jetzt gezielt gegen zu lenken.
Noch eine Frage: hat deine Hündin jemals gelernt, wie "richtige", höfliche Hundebegegnungen ablaufen? Oder kennt sie nur das distanzlose "Rumballern", wie mans oft auf Hundewiesen sieht?