Da es bei uns gerade aktuell ist: wieso trifft man auf so viel Unverständnis, wenn man sich einen Hund anschaffen will? Ständig wird gefragt ob man sich diese Verbindlichkeit und die Arbeit antun möchte, ganz abgesehen von dem Geld das ein Hund kostet. Jeder sagt er würde sich keinen Anschaffen. (Kann doch nicht sein dass die Bevölkerung mit Hund schrecklich unglücklich ist)
Je nach Hintergrund des Hundes ist das schon eine ziemlich einschneidende Veränderung, von Gassi und Co. mal abgesehen.
Wenn mein Rüde anwesend ist, kann ich z. B. keinen Besuch empfangen - er greift den rigoros an. Es gibt genau eine Person, die aufs Grundstück kommen darf, ohne dass er sie angreifen will - und das ist unsere langjährige Gassifreundin, die kennt er seit mittlerweile 4 Jahren.
Dazu kommt, dass ich meinen Rüden nicht in jede Pension stecken kann. Er ist nicht mit allen Hunden verträglich, hat auch schon Menschen gebissen und ist im Alltag sowieso etwas ... explosiv. Mittlerweile habe ich eine Pension, die super mit ihm zurecht kommt - aber die kostet auch rund 45€ pro Tag und ist knapp 70 km von mir entfernt.
Mein Rüde ist da aber auch ein Spezialfall, würd ich behaupten.
Ich glaube, viele Leute reagieren so, weil sie nicht gut genug informiert sind. Viele glauben, dass ein Hund täglich 2-3 Stunden Auslauf braucht, dass man besondere Rassen wie den Schäferhund zB ganz dolle auslasten muss - nee, ist falsch. Klar, Hunde freuen sich über lange Spaziergänge, aber zumindest mein Rüde würde durchdrehen, wenn ich ihn jeden Tag 3 h lang durch die Gegend zerren würde. Dem reichen seine 1-1,5 h Gassi über den Tag verteilt. Im Garten wird Zeug ausm Hundesport geübt, wenn wir nicht zum regulären Training kommen, und am Wochenende gibt's eben auch noch mal Hundesport. Das sind gut und gerne min. 4 bis 8 h pro Woche, verteilt auf 2 bis 3 Tage (wir sind in 2 Vereinen aktiv).
Die Leute haben schlicht keine Vorstellung davon, dass "Alltag mit Hund" auch heißen kann, dass man an regnerischen Tagen nur für 3x20 min rausgeht und ansonsten zusammen auf dem Sofa abhängt. Die denken, dass der Hund immer und jeden Tag bewegt bzw. "ausgelastet" werden muss, damit er glücklich ist. Dabei sind viele Hunde (Spezialisten mal ausgenommen) schon glücklich, wenn sie im Alltag dabei sein dürfen, ihre Bespaßung kriegen und versorgt werden.
Bei mir herrscht zB seit Freitagnachmittag Ruheprogramm, weil's mir nicht gut geht. Der durchgeknallte Sporthund liegt grad schnarchend zwischen meinen Beinen, nachdem wir zur Mittagszeit kurz für 15 min im Wald waren - und die Omis schlafen genauso selig auf ihren Plätzen.
Was definitiv reinhaut, ist der finanzielle Aspekt, gerade nach der letztjährigen GOT-Erhöhung. Da fragen sich viele Ottonormalos schon, warum man zB 1300€ für eine "schnöde" Pfoten-OP bei einem 13,5-jährigen Hund ausgibt...
Viele Nichthundehalter können sich nur begrenzt vorstellen, wie das Leben mit Hund aussieht - und dann gibt's da ja noch zig Abstufungen.
Vom Hundesportler, der sein Leben komplett auf den Hundesport ausgerichtet hat und nur zuhause ist, um von den Arbeitsklamotten in die Hundeplatzklamotten zu schlüpfen bis hin zur Mama, für die die Spaziergänge mit dem Familienhund einfach eine Ruhepause sind, gibt's da x Lebensmodelle. Und viele Nichthundehalter haben glaub ich diese Extreme im Kopf, dass sich das Leben dann nur noch um den Hund dreht. Dabei ist das in vielen Hundehaushalten realistisch gesehen gar nicht so: da läuft der Hund im Alltag mit.
Mein Rüde ist zB kein Mitlaufhund, der braucht viel Management, auch beim schnöden Gassi. Er ist eine Aufgabe, anstrengend und bisweilen war ich auch kurz davor, ihn auszusetzen - aber ich liebe liebe liebe diesen Hund. Meine Mutter kann das GAR NICHT verstehen, für sie ist Dino gemeingefährlich und es sei auch nur eine Frage der Zeit, bis Dino mich angreift. Aber: meine Mutter wurde in der Kindheit schwer von zwei Schäferhunden angegriffen, ist daher also ohnehin vorgeschädigt. Und da Dino ihre Unsicherheit spürt, damit nicht umgehen kann und seine "Monsterseite" raushängen lässt, kann meine Mutter auch gar nicht Dinos tolle Seiten (außer auf Fotos und Videos) sehen. Sie weiß, dass ich alles für den Bekloppten mache, aber sie kann das Warum einfach nicht nachvollziehen.
Und ich glaube, das ist ein Faktor, der bei vielen Nichthundehaltern auch mit reinspielt. Die können nicht verstehen, warum man so viel Zeit und Geld in einen Hund steckt, was für einen Mehrwert das hat - fein, ich kann nicht verstehen, warum man Kinder bekommt und sich quasi ein Leben lang Verantwortung dafür aufhalst. So hat jeder sein Ding. 