Er hat mit Maulkorb mehr Stress als ohne daher finde ich es ohne einfach besser, damit er nicht so einen Stresspegel hat und es klappt so wirklich sehr sehr gut.
Es klappt so lange sehr sehr gut, bis es eben nicht mehr sehr sehr gut klappt. Egal wie aufmerksam man unterwegs ist, es kann immer irgendwas scheiße laufen. Ich weiß, wovon ich rede. Dino hat zwei kleine Hunde angreifen können, als ich zwei Sekunden lang unachtsam war. Ich hab zwei Sekunden lang nicht auf meinen Hund und die Umgebung geschaut - wenig später hatte er einen der kleinen Hund im Maul und hat nicht mehr losgelassen. Losgelassen hat er erst, als ich ihm die Luft abgedreht habe.
Wusste ich, dass Dino "nicht ohne" ist? Ja.
Hab ich ihn dementsprechend geführt? Jein. Hundekontakt hab ich nicht zugelassen. Menschenkontakt hab ich nicht zugelassen. Aber einen Maulkorb hat er nur getragen, wenn wir z. B. gezielt mit fremden Hunden spazieren gegangen sind oder sowas.
Kann ich froh sein, dass ich nicht angezeigt wurde, dass Dino nicht zum Wesenstest musste? Verdammte Scheiße, JA!
Inzwischen weiß ichs besser. Verlassen wir das Grundstück, trägt Dino seinen Maulkorb. Ohne Wenn und Aber. Auch wenn wir hier eigentlich selten anderen Hunden begegnen. Auch wenn ich meinen Hund doch eigentlich recht gut unter Kontrolle habe. Und das ist das Problem: das Wörtchen "eigentlich". Denn es gibt IMMER die eine Ausnahmesituation, die man absolut nicht auf dem Schirm hatte. Auch wenn der Hund angeleint neben einem steht. So eine Situation hatte ich auch mal - ich war mit Dino am nahegelegenen Seeufer unterwegs. Dino trug seinen Maulkorb und war angeleint. Am Ufer kam ein Mann auf uns zu, hat nach dem Weg gefragt. Mitten im Gespräch streckt der Mann die Hand nach Dino aus - der, wir erinnern uns, einen Metallmaulkorb trägt! - und Dino fängt sofort an, die Zähne zu fletschen und geht nach vorne. Wäre der Maulkorb nicht gewesen, hätte er den Mann in die Hand gebissen.
Hab ich die Situation kommen sehen? Nein, ich hab die erst in letzter Sekunde registriert.
Hätte ich damit rechnen sollen? Ja, denn Menschen schalten leider sehr häufig das Hirn aus, sobald ein Hund auf der Bildfläche auftaucht. Und andere denken "Och der trägt ja einen Maulkorb, dann kann ja nix passieren".
Die Leute raten dir hier zum Maulkorb, eben damit in diesen seltenen, blöden Situationen nichts außer ein paar blauen Flecken und einem Schreck passieren kann. Weil sie dir diese Situationen ersparen wollen. Weil sie dir ersparen wollen, dass du dich damit auseinandersetzen darfst, dass (hypothetische Situation) Texas eben doch einen Menschen gebissen hat, weil du für zwei Sekunden mit der Aufmerksamkeit bei Lui warst.
Nicht, weil Texas böse ist oder böse sein könnte. Ist Dino böse, weil er die kleinen Hunde angegriffen hat oder den Mann am Ufer beißen wollte? Nein. Das war in einem Fall absolut mein Fehler und im anderen Fall eben schlicht das übliche menschliche Risiko. Das hat man immer und überall. Auch wenn man eigentlich immer ein Auge auf den Hund hat. Eigentlich.
Dino trägt übrigens auch dann seinen Maulkorb, wenn ich mit ihm bei Freunden zu Besuch bin. Bestimmte Freunde von mir mag er sehr, die dürfen ihn sogar anfassen, mit denen kuschelt er auch - aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Dino in blöden Situationen auch beißt. Er hat u. A. mich bereits drei Mal gebissen. Alles blöde Situationen, die ich entweder durch den Maulkorb oder schlichtes Vorausschauen hätte verhindern können. Hätte hätte Fahrradkette. Der dritte Biss heilt übrigens seit 'ner Woche ab. Bin ich Dino deshalb böse? Nö. Ist Dino böse, weil er mich gebissen hat? Nö. War ja mein Fehler. Shit happens. Die lockere Haltung hab ich aber auch nur mir gegenüber, weil - es ist ja mein Hund, ich kenne das Risiko. Andere Leute, die Dino vielleicht nicht kennen, kennen das Risiko nicht, sind da unbedarfter - ergo isses (leider) meine Pflicht, die Leute vor ihrer eigenen Naivität zu bewahren. Das ist einfach so.
Ja dann zwinge ich meinen Hund täglich Maulkorb zu tragen und er stirbt dann weil er 24/7 wegen des Maulkorbs gestresst ist auch eine top Lösung. Wenn ihr sehen würdet wie der mit Maulkorb Stress hechelt, aber nur draußen da mag er ihn absolut nicht und es wurde ihm 1 Jahr trainiert und ich bleibe da auch immer wieder dran.
Ich frage wieder völlig wertungsfrei: wie wurde der Maulkorb trainiert? Wie gehst du das an?
Vielleicht waren die Schritte damals zu groß.
Vielleicht war auch der Übungsmaulkorb einfach unpassend.
Vielleicht macht Texas auch einfach nur Drama, weil er weiß, dass er damit durchkommt - nicht böse gemeint, das gibt es tatsächlich 
Dino trägt ja auch täglich Maulkorb. Nicht 24/7, aber eben beim Gassi, beim Autofahren, beim Tierarzt, ... Ja, er findet das Anziehen nach wie vor blöd. Er fands auch blöd, als er auf einmal bei jedem Gassi MK tragen musste. Er findets auch blöd, dass er sich durch den Maulkorb nicht mehr so schön in Reh-Liegestellen wälzen kann. Aber seit es für ihn normal geworden ist, dass ich ihm nach dem Geschirr eben auch den Maulkorb anziehe, ist das für ihn ok. Er geht ganz normal Gassi mit dem Mauli auf der Nase. Schnüffelt ganz normal. Buddelt ganz normal.
Wie gesagt er geht niemanden einfach so an und fremde haben ohne zu fragen nicht meinen Hund anzufassen.
Ich hab dir von der Situation mit dem Mann am Seeufer erzählt. Klar haben die Leute meinen und auch deinen Hund nicht ungefragt anzufassen. Aber wie wir in der Situation gesehen haben, gibt es Leute, die selbst einen Maulkorb als offensichtliche Warnung ignorieren und den Hund trotzdem anfassen wollen - ohne zu fragen!
Dino geht auch niemanden "einfach so" an. Er rennt nicht auf die Leute zu und will die beißen. Aber er beißt, wenn ihm jemand zu nahe kommt. Wenn er sich bedroht fühlt, wenn er sich erschreckt, wenn ihm eine Situation zu eng ist ... die Liste ist lang. Und da sind sicher auch Situationen dabei, die niemand - weder du noch ich - wirklich aufm Schirm haben. So a la "So dumm kannste gar nicht denken".
Ich habe einen Körpersprache Kurs für Hunde belegt
Körpersprache auf Fotos, Videos, Zeichnungen etc. deuten können ist zwar ein guter und großer Schritt in die richtige Richtung, aber kein Garant dafür, dass das am lebenden Modell in Echtzeit auch zu (übertrieben gesagt) 120% klappt. Und dann gibt's ja auch noch Hunde, die so fein kommunizieren, dass man das auf den ersten Blick gar nicht wahrnimmt. Oder es gibt Situationen, in denen man schlichtweg nicht jede Feinheit auf dem Schirm hat, weil zu viel gleichzeitig passiert.
Versteh mich nicht falsch - es ist gut und wichtig, dass du das kannst, dass du das Wissen hast! Aber die richtige Erfahrung, das richtige Wissen, kommt erst mit der Zeit, mit vielen vielen Hundebegegnungen. Nicht jeder Hund kommuniziert zu 100% gleich. Manche Hunde zeigen gewisse Signale z. B. gar nicht.
Ich erwarte eigentlich schon das wenn ein Hund was lernt das er es immer abrufen kann.
Das ist eben ein Fehlschluss. Nicht umsonst muss man vielen Hunden viele Dinge sehr kleinschrittig beibringen, in vielen verschiedenen Situationen, damit z. B. das Alternativverhalten bei Hundebegegnungen auch gefestigt und gesichert wird. Und dann kommt ja noch die Erregungslage vom Hund dazu.
Mal als Beispiel: wenn dich jemand in ner ruhigen Minute fragt, was 6x6 ist, kannst du das Ergebnis wahrscheinlich ziemlich fix nennen. Wie aus der Pistole geschossen quasi.
Wenn du aber gerade mit etwas beschäftigt bist, z. B. etwas liest, dann dauerts vielleicht etwas. Du machst ja grad was anderes und hast nicht 100% Hirnkapazität für die Aufgabe übrig. Ist beim Hund auch so. Dann dauerts halt mal länger.
Wenn du jetzt aber Schmerzen oder Angst hast oder warum auch immer völlig gestresst bist, dann hast du wahrscheinlich gar keine Kapazitäten, 6x6=? zu beantworten. Weil - für dich hat das grad keine Relevanz! Das hilft dir in der Situation null weiter, also was bringts dir, ob die Antwort 36 oder 40 ist?
Genau so ist's beim Hund. Aus dem Grund übt man ja auch viele Dinge erst in ruhigen Momenten mit großer Distanz zum Reiz, und erst mit der Zeit und Erfahrung verringert man die Distanz, erhöht die Aufregung usw.
Geht gleich weiter - Beitrag ist mal wieder zu lang geworden 