1. Frage: Im Optimalfall ist man immer 100%ig sicher, ja. Praktisch werden da meist Fehler unterlaufen, wenn man eben mal etwas riskiert. Die Frage ist halt was die worst-case Konsequenzen sind und ob man Möglichkeiten hat sich Nachdruck zu verschaffen. Der Rest ist dann immer eine Einzelfallentscheidung. Mal am Beispiel "Spiel": Man kann zB am Ende, wenn die Hunde schon müde, nicht mehr sonderlich aufeinander fixiert und in der Nähe sind abrufen (wo man zur Not auch schnell hin gehen kann und den Hund holen wenn er nicht kommt), anstatt gleich von Anfang an wenn die Hunde gerade mitten im wilden Rennspiel weit weg sind zu rufen, wo der Hund einen eh kaum hören kann und man absolut keine Möglichkeiten hat sich durchzusetzen.
Im Endeffekt geht es darum die Situation richtig zu beurteilen. Aber nach Perfektion streben und perfekt sein sind nunmal zwei gänzlich unterschiedliche Dinge. Möglichst langsam rantasten vom Schwierigkeitsgrad und möglichst sicher sein ist das was realistisch möglich ist.
2. Frage: Ja, damit ist eine Schleppleine oder eine lange Leine gemeint (Der Unterschied ist ob du das Ende in der Hand hast oder nicht). Es wird wahrscheinlich die Zeit kommen, wo du merkst, dass der Hund kommt und es sich währenddessen anders überlegt, oder er erstmal nur noch kurz fertig machen muss, oder er sehr viel langsamer als üblich kommt oder erst nach dem zweiten Rufen.
Das wäre dann der richtige Zeitpunkt. Praktisch kann (wird) es einen natürlich auch kalt erwischen. Ich würde an deiner Stelle wäre jetzt auch zunehmend vorsichtig mit dem Schwierigkeitsgrad erhöhen, das verdoppelt nur das Risiko, sondern würde langsam aber sicher Umgebungen suchen, wo die Konsequenzen des Nicht-Gehorsams überschaubar bleiben. Hier gibt es zB eine sehr gerade Strecke mit Fluss auf der einen und Wildzaun auf der anderen Seite und wenig frequentiert.
Oder an problematischeren Strecken einfach vorsorglich schonmal die Leine dran. Das muss ja auch noch etwas geübt werden, dass der Hundden Radius kennen lernt und v.a. der Mensch das Handling. Und eine Schleppleine ist ja Freilauf.
3. Frage: Du kannst natürlich weiter variieren, da gibt es auch sehr viele Möglichkeiten. Du solltest aber nicht übersehen, dass es für denjenigen der nicht lernen muss sehr viel schneller langweilig wird als für den Lernenden. Erfahrungsgemäß ist es gerade die mangelnde Festigung die zu den größten Problemen führt. Und auch für den Hund ist es eine Lektion auch dann noch zu kommen wenn es langweilig und unnötig erscheint. Typische Situation aus dem Alltag wäre zB viel Gegenverkehr, wo der Hund wieder und wieder aus Höflichkeit kurz ran gerufen wird obwohl er von sich aus eigentlich kein Interesse an den Menschen hätte.
Und ich möchte dich allgemein warnen da zunehmend vorsichtiger zu werden und zumindest die Schwierigkeit nicht mehr groß zu steigern oder zumindest sehr vorsichtig. Du wirst wahrscheinlich bald eine Variation von ganz anderer Seite rein bekommen. Selbst wenn man es erwartet trifft es einen meist kalt, wenn das liebe, folgsame Welpchen einem plötzlich die Mittelkralle zeigt. Wenn man das Gefühl hat schon richtig gut zu sein, wird das nur noch schlimmer
Außer natürlich, kommt auch vor, die Pubertät geht fast unsichtbar an euch vorüber.