Mir ist bewusst dass der aussie als solche Rasse ein hohes Maß an Erziehung braucht.
Hm, das ist eben das Problem. Dir ist da das Falsche bewusst.
Ein Aussie braucht kein hohes Maß an Erziehung. Eigentlich braucht er überraschend wenig Erziehung, WENN er ein echter, komplett sauberer Aussie ist und er in die Bedingungen kommt in die so ein Hund gehört. Und das ist beim Aussie eine Farm auf der er treiben kann. Das ist jetzt kein Angriff auf dich und den Hund, ich versuche nur dir zu erklären warum dein Hund (mehr oder weniger) anstrengend sein wird.
Arbeitshunde sind uuunglaublich einfache Hunde, wenn man sie eben in die Bedingungen holt in die sie gehören. Dazu sind sie da. Keiner der den Hund für die Arbeit braucht hat Zeit und Lust da lange rumzuerziehen. Und das muss man auch nicht. Die Hunde bringen ab Werk mehr oder weniger alles mit was sie brauchen und eigentlich nichts was stört. Man muss denen dann nur noch ein paar menschliche Regeln beibringen, aka wie die Arbeit exakt abzulaufen hat, und fertig.
Du bringst aber einen Mischling (was eben potentiell verschiedene Probleme mit sich bringt) in Bedingungen in die keine der beiden Ausgangsrassen gehört und du damit Eigenschaften hast die du nicht willst. Und DAS ist es was dir Arbeit abverlangen wird. Nicht die Rasse(n) selbst.
Der kleine ist beim züchter/ vermehrer wie es hier nett genannt wird.... auf einem großen Hof aufgewachsen. Mit einer großen Familie, 5 Hunden, 12 Katzen und seinen Geschwistern. Viel Trubel an sich ist also in dem Sinne nichts neues für ihn, nur selbstverständlich ist das was anderes wenn ich ihn abhole und in eine 100% neue situation Schmeiße. Ich hätte auch keinen Hund irgendwo geholt wenn mir etwas komisch vorgekommen wäre, die Familie machte mir einen sehr kompetenten Eindruck, es wurden auch die letzten Jahre schon mehrfach ihre Hunde dieser Rasse als therapiehunde vermittelt. Sie hat Kontakt zu den letzten Würfen und sagt es sind alles ganz tolle und liebevolle, Treue Hunde geworden. Ich weiß nicht wo ich dann hätte skeptisch sein sollen. Die Elterntiere, Reinrassige Aussie Hündin und Reinrassiger Labrador hab ich auch kennen gelenernt, beide super verschmust und liebevoll. Auch keine "seltsamen" oder "schwierigen" Charaktereigenschaften laut der Besitzerin.
Hm, ja sorry, aber das klingt für mich nicht halb so positiv wie für dich.
Auf einem großen Hof aufwachsen ist toll für einen Aussie, da gehört er hin. Du hast aber keinen Hof. Der Welpe hat das "Falsche" gelernt, zumindest was Unnützes für deine Anforderungen.
Dann, jemand der viele seiner Hunde, vor allem wenn die Rasse so gar nicht passt, als "Therapiehunde" vermittelt lässt bei mir sämtliche Alarmglocken losgehen. Das ist nämlich derzeit in Mode, absoluter Verkaufsschlager. Und die meisten wissen nicht einmal was ein Therapiehund überhaupt ist. Also mal eine ganz einfache Frage: Was ist denn ein Therapiehund?
Echte Therapiehunde sind nämlich relativ selten und Aussies weit weg von den Rassen die ein Therapeut sich für einen solche Zweck anschauen würde. Gerade das rassetypische Misstrauen gegenüber Fremden ist exakt das Gegenteil was man von einem Therapiehund braucht. Das Risiko ist viel zu groß, dass das nicht funktionert. Wie gesagt, Arbeitshunde holt man sich so, dass man so wenig Arbeit wie möglich hat und vor allem will man maximale Sicherheit, dass man keine unnötige Ressourcen in einen ungeeeigneten Hund steckt.
Der nächste Punkt der dich hätte misstrauisch machen sollen ist, dass da alle soooo tolle Hunde geworden sind. Es muss noch nicht einmal am Hund liegen oder am Charakter des Hundes, es kann auch einfach unpassend sein oder menschliches Versagen oder sonstwas, aber kein Züchter der schon mehrere Würfe hatte hat 100% Erfolgsstories, selbst mit rosaroter Brille nicht.
Und dann naja, Thema Mischling und Vermehrer wurde ja schon mehrmals genannt. Und ja, es hat einen Sinn warum hier auf dem Unterschied zwischen Züchter und Vermehrer rumgeritten wird, nicht nur aus ethischen Gründen, sondern eben weil es statistisch doch einen Unterschied macht, Und Momentaufnahmen von den erwachsenen, fertig erzogenen, reinrassigen Eltern, geben dir halt exakt Null Infos darüber was du als Welpe bekommst.
Meine Arbeitshunde schmusen auch jeden Besucher zu Tode der sich nicht schnell genug retten kann. Komm mal mit auf Drückjagd, du würdest nicht glauben, dass das die gleichen Hunde sind. Ich liebe meine Hunde dafür, dass sie Beides so toll können. Jemand der, wie du, nur einen netten Begleiter im Leben sucht wäre mit denen ebenso unglücklich wie die Hunde mit diesem Menschen. Und, auch übrigens, meine beiden Jagdhunde wären auch keine 100%ige Erfolgsstory für die Züchter, gesundheitstechnisch. Nicht tragisch, aber eben auch keine 100%ig perfekten Hunde, so wie sie gewollt sind.
Ich weiß was aus ihm werden KANN und ich möchte alles daran setzen aus ihm das Beste zu machen, und wie schon häufig gesagt gehören fehler leeeeider nunmal dazu... Aber ich hab doch lust, ich bin motoviert ihm meine Freizeit zu schenken und ihn zu einem ganz tollen hund zu erziehen.
Das sind die besten Voraussetzungen, verlier die nicht. Gerade als Anfänger macht man nunmal Fehler, das ist ganz normal. Auch mit Erfahrung macht man noch mehr als genug.
Euer Start ist nicht optimal, aber das heißt nicht, dass ihr nicht noch zu einem tollen Team werden könnt. Wird halt Arbeit machen, aber davor schreckst du ja nicht zurück.
Trotzdem solltest du dir halt einfach bewusst sein wo Fehler, Probleme usw. sind, wie Zusammenhänge sind usw. Nur so kann man verstehen und wirklich lernen. Und du solltest dir bewusst sein, dass Motivation und dem Hund die ganze Freizeit schenken eventuell nicht genug sein wird, damit alles perfekt wird.so wird wie du es dir wünscht.
Jemand sagt "die Chance beim aussie auf ein schwieriges Exemplar steht 50/50" .. mh ich glaub dir das, das ist vielleicht die erfahrung die DU gemacht hast.
Ich würde das auch unterschreiben. Aussies sind Arbeitshunde die zu Modehunden wurden und jetzt in recht großen Mengen als Begleithunde produziert werden, das sorgt immer für Probleme. Ich kenne auch mehr als genug problematische Hunde. Nicht unbedingt schlimm problematisch, aber mit einer anderen Rasse (und oft genug auch einer anderen Quelle) wären alle Beteiligten glücklicher gewesen.
Bitte mich nicht so falsch verstehen, ich bin hier um jeden sinnvollen Ratschlag und jede konstruktive Kritik dankbar, was ich aber schade finde ist wenn mir vorgeworfen wird nicht mit sinn und Verstand an die sache rangegangen zu sein, was definitiv NICHT der fall ist. Man kann ja nicht einfach jedem der sich so eine Rasse zulegt vorwerfen "der ist in der Erziehung sehr anstrengend, ich verstehe nicht warum du dir das dann aussuchst".
Naja, das Problem ist halt was einem Anfänger als Sinn und Verstand vorkommt ist halt für jemanden mit viel Erfahrung nicht unbedingt das Gleiche. Du redest hier halt mit Leuten die nicht nur seit vielen Jahren Hunde haben, sondern sich auch aktiv damit beschäftigen. Da hat man einen anderen Blick drauf. Ich nehme an wenn ich mich jetzt total mit deinem Handwerk beschäftigen würde, das dann total motiviert in meinem Haus umsetzen würde und dich dann dazu holen würde, würdest du auch nur mit dem Kopf schütteln.
Und wie gesagt, das Problem ist nicht "der ist in der Erziehung sehr anstrengend" sondern "der passt nicht" und daher kommt das "ich verstehe nicht warum du dir das dann aussuchst".