Es wurde eh schon mehrfach gesagt, aber ich würde wirklich Hunde der in Frage kommenden Rassen kennenlernen. Ein Retriever ist einfach ein völlig anderer Typ als ein KHC. Ich würde beide als passend empfinden, aber man muss wirklich mal live erleben, welcher Typ Hund einem mehr zusagt. Die Eigenschaften auf dem Papier sagen gar nicht mal so viel aus bzw. können sich auch ganz anders anhören, als sie dann in der Praxis sind.
Es können auch die gleichen Eigenschaften sehr unterschiedlich sein.
So sind zB beide meiner Rassen "leichtführig" und das sind meine Hunde auch beide. In der Praxis sieht das aber sehr, sehr unterschiedlich aus.
Mal so an einem Beispiel von gestern Abend. Wir waren Gassi im Wald, vorbei an einem großen Dickicht wo gerne Schweine drin sitzen.
Der Herr Hüterich zeigt einfach sklavischen Gehorsam. Ich sage, er macht, Punkt. Belohnung dafür ist super, muss aber nicht sein. Das einzige Problem ist bei ihm, dass das Hirn gerne Mal aussetzt wenn es zu viel wird. Dann hilft aber halt auch mehr Training oder so nicht mehr, weil er nicht ungehorsam ist, sondern eben das Hirn aussetzt. Aber das ist bei ihm bei Wild nicht der Fall, das interessiert ihn nicht groß. Dem habe ich also einfach gesagt er soll weiter gehen als er interessiert die Nase gehoben hat. Und genau das hat er getan.
Der Herr Jagdhund hatte die Nase im Wind und hat mir erstmal gesagt, dass da auch heute wieder die Schweine drin sind, relativ weit hinten. Eigentlich haben meine Hunde Wegegebot beim normalen Gassi. Herr Jagdhund hat das aber schon seehr ausgereizt als er sich die Infos geholt hat... und ich habe es zugelassen. Dann wollte er da natürlich in die dichten Brombeeren rein. Ich habe ihm gesagt, dass er ein Stück weiter unten schauen soll. Er hat gezögert. Er wollte da rein, aber er ist diesbezüglich eben auch sehr kooperativ. Ich hätte ihn auch abrufen können, aber das hätte in dem Moment tatsächlich ein scharfes Kommando gebraucht. Habe ich aber nicht, ich habe ihm einen Tipp gegeben wie er effektiver jagen kann, und sowas nimmt er sehr gerne an. Immer schon, und mit zunehmender jagdlicher Erfahrung natürlich umso besser. Er ist also ein Stück weiter den Weg entlang bis er den Wechsel gefunden hat in dem die Schweine in die Brombeeren rein sind. Hat er mir auch sehr aufgeregt angezeigt. Ich habe ihn dafür gelobt und ihn in seinem Tun bestätigt. Er hat das noch etwas ausgearbeitet und wollte dann langsam ins Dickicht rein. Da habe ich dann auch ihm gesagt, dass wir gerade nicht jagen gehen und ihm gesagt, dass er weiter gehen soll. Hat er anstandslos und sofort gemacht. Er war zufrieden. Aber auch so allgemein, bei dem setzt das Hirn nie aus, der ist immer ganz da und weiß genau was er tut. Wenn er nicht tut was ich sage, dann macht er das halt mit voller Absicht. Teilweise hat er dabei auch durchaus Recht... für den Rest gibt es dann den Downpfiff....
Im Endeffekt habe ich beide Hunde nur mit einem ruhigen "weiter", also nichtmal einem echten Kommando, daran vorbei bekommen und ohne sie zu belohnen, und beide haben sie sich sehr leise und weich durch die Situation führen lassen, aber die Details und die Herangehensweise sind eben doch sehr verschieden. Und meine Hunde sind beide eigentlich sehr verlässlich in ihrem Gehorsam, aber auch das sieht eben wieder sehr unterschiedlich aus in der Praxis.
Deswegen, es macht immer Sinn sich die verschiedenen relevanten Rassegruppen mal anzuschauen und zu schauen was einem so vom Bauchgefühl her mehr liegt.