Beiträge von Javik

    Hätte ich anders reagieren müssen und wenn ja, wie?

    Ich würde bei dem Kontext erstmal sagen: nö.

    Sowas ist normale Kommunikation und es ist absolut okay, wenn der Hund auch mal sagt, lass mich in Ruhe. Solange das so eine Ausnahme ist würde ich es als genau das und nicht mehr nehmen.

    Ich hatte das mit Argos irgendwann im Frühjahr oder Sommer mal, als es das erste Mal einen Rehkopf gab. Ich schaue meinen Hunden gerne auch mal bisschen zu, wenn sie sich an sich richtigen Kausachen erfreuen. Ich hatte mich also in der Küche zu ihm gesetzt, so 1 oder 2 m entfernt, ich wollte ihm nicht auf die Pelle rücken, und habe zugeschaut. Da hat er mich auch angeknurrt. Ich bin einen halben Meter zurück gerutscht und dann wars okay. Ich weiß nicht obs die Geste war oder tatsächlich dieser halbe Meter mehr dann ausreichend war, aber das war dann okay für ihn.
    Argos frisst normalerweise in meiner ziemlich kleinen Küche, also ist es oft so, dass ich direkt neben ihm rumwerke und teilweise sogar mal kurz über ihn drüber lange während er frisst. Ich kann ihm auch alles abnehmen, ich darf an den Napf. Er kommt auch mit Kausachen zu mir um die auf mir drauf zu kauen und sich dabei kraulen zu lassen oder um Sachen bei mir vor Baldur in Sicherheit zu bringen usw.
    Ich war damals auch kurz irritiert und habe überlegt ob das jetzt ein Vorbote eines Problems ist, aber seitdem war nichts mehr. Lief alles weiter wie davor.
    Ich nehme an es war die Kombi von dasitzen und hinstarren plus was ganz besonders Gutes plus er konnte es nicht schnell runterschlingen was ihm dann zu viel war.

    Für mich klingt es als wäre es bei dir ähnlich. Noch nicht viel vertrauen, zu sehr drauf geschaut, zu nah, vielleicht auch das hantieren mit dem Handy. Da wollte Hund mal kurz klarstellen, dass er das gerne in Ruhe fressen würde.
    Wenn nichts weiter ist, dann ist, denke ich, dem Hund signalisieren, dass er ernst genommen wird, man ihn nicht bedrängen wollte und er selbstverständlich in Ruhe fressen darf genau das Richtige.

    Ich war heute bei einer Freundin und hatte die beiden werten Herren mit.

    Tja, im Wohnzimmer stand da ein Baum rum. Fand Argos sehr aufmerksam und hat sofort getan, was ein Rüde eben mit einem Baum tut. Während ich ihn noch wegzerre und schimpfe, läuft Baldur hin und setzt an um drüber zu markieren. :stock1:

    Ich war bisher noch nicht auf die Idee gekommen, dass ein Weihnachtsbaum eventuell für Missverständnisse sorgen könnte . :ugly:Glücklicherweise fand meine Freundin das ganze urkomisch. Das war mir soo peinlich!!

    Irgendwo muss die Gesellschaft sich da mal überlegen ob sie gute Arbeitshunde will oder ob die arbeitenden Hunde wirklich genauso behandelt werden müssen sollen wie die reinen Begleiter.

    Meinst du damit tatsächlich die Schlussfolgerung, ein guter Arbeitshund kann nur der sein, der mit harten Ausbildungsmethoden ausgebildet werden muss?

    Das halte ich für ein absolutes, weil äußerst vermenschlichendes Gerücht.

    Nein, ich meine damit, dass einen Hund im höchsten Trieb zu kontrollieren nicht immer nur mit viel Liiiiebe geht. Kann bei manchen einzelnen Individuem sogar so sein, aber wenn man nur die arbeitet, dann hat man sehr schnell sehr wenige Hunde die arbeiten und sehr viele gefrustete, eigentlich top-geeignete Arbeitshunde die nicht gearbeitet werden können.

    Außerdem sagte ich nicht, dass die gesamte Ausbildung so laufen muss. Aber es gibt so ein oder zwei Punkte die gehen normalerweise nicht rein positiv wenn man sie verlässlich haben will, zB der Down-Pfiff. Und der ist in erster Linie die Lebensversicherung FÜR den Hund. Oder ein solider Apport, der muss aus Tierschutzgründen so sicher sein, FÜR das Wild.
    Ist ja nun nicht so, als würden wir unsere Hunde zum Spaß mit gewissen Dingen gängeln.

    Davon abgesehen, wenn ich meinen Hund vor die Wahl stellen würde, nur noch Wattebauschen oder so wies jetzt läuft und dafür weiterhin mit auf Jagd, ich kann dir sagen was mein Hund (genau jeder andere Jagdgebrauchshund) ohne eine Millisekunde des Zögerns wählen würde. Der würde mir alleine für diese dämliche Frage einen Anschiss verpassen. (Und ja, ich kriege Anschiss von dem, wenn ich nicht ordentlich spure. :lol: Ich wage also zu behaupten, dass ihn die Ausbildung nicht sonderlich verschüchtert hat.)

    Nur zur Sicherheit, damit wir uns nicht missverstehen, ich finde auch, dass die Ausbildung wie sie jetzt noch in großen Teilen läuft unnötig hart und grausam ist. Und es gibt moderne Trainer und Jäger die nach modernen Methoden ausbilden, und trotzdem Top-Hunde führen, die zeigen, dass es auch anders geht. Aber ich denke, genau wie bei der Polizei, dass es nicht komplett ohne härtere Mittel geht, nicht bei jedem Hund, nicht wenn man eben einen zuverlässigen Hund will.
    Ich habe tatsächlich die Polizei als Vorbild. Klicker, Belohnung usw., positiver Grundaufbau, aber der fast fertige Hund bekommt halt auch für den Feinschliff dann so viel Druck wie es nötig ist. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Und, nur um das mal ganz klar zu sagen, kann der Hund auch ohne jegliche negativen Folgen aushalten. Denn es sind ja nicht die übersensiblen Weicheier (nicht negativ gemeint) die stark dagegen halten....

    Möchte noch ergänzen, dass Jäger unter starkem Zeitdruck stehen, wenn sie einen Jagdhund ausbilden. Die Prüfung findet meist in einem Zeitraum von 4-6 Monaten statt. In dieser Zeit müssen sie einem Welpen bzw. Jungdhund zum Teil sehr schwere Aufgaben beibringen. In dieser Lebensphase haben Hunde allerdings Murmeln im Kopf. Du kannst dir ja mal die Anfordernungen der Jagdhundprüfung im Internet heraussuchen, die kann man da einsehen. Schussfestigkeit muss er ebenfalls lernen.

    Meinst du die Jugendprüfungen? Das sind Anlageprüfungen, rein theoretisch sollte man da ohne alles rein gehen können, da der Hund das alles mitbringt.

    Gut, praktisch geht das nicht ohne alles. Aber hochanspruchsvoll ist das nur wenn man viele Punkte will und mit einem sehr jungen Hund rein geht, heißt das Problem ist eher menschlicher Ehrgeiz.

    Schussfestigkeit muss ein Hund nicht lernen. Entweder ist er es oder halt nicht. Das testet man auf Distanz, verringert die Distanz und fertig. Kein Aufwand.

    Klar kann man das bei einigen der unsicheren Hunde dann noch sauberer üben und sie trotzdem ausreichend schlussfest bekommen. Aber der Hund mMn mMn dann auf den Zuchtprüfungen nichts zu suchen. Gibt auch andere Wege zur Brauchbarkeit.

    Aber ja, grundsätzlich hast du absolut Recht. Ich muss bei dem Thema immer an den Spruch denken "Ein deutscher Jagdhund muss hart sein um den deutschen Jäger aushalten zu können." Ich Frage mich da also oft wie viel von dem Thema hausgemacht ist. Andererseits ist es eben das gleiche Problem das die Polizei und wirklich jeder der mit Hunden in hohen Trieb arbeitet. Irgendwo muss die Gesellschaft sich da mal überlegen ob sie gute Arbeitshunde will oder ob die arbeitenden Hunde wirklich genauso behandelt werden müssen sollen wie die reinen Begleiter.

    Bspw Dackel seien ja so stur und besser in Jägerhänden aufgehoben weil Dickschädel und Jagdtrieb wie sau, nicht abrufbar, am Ende kämpft der noch mit Dachs und Co und stirbt im Erdloch weil man ihn von der Leine lies (ja solche Dinge gabs da zu lesen und natürlich bestreite ich nicht dass das passieren könnte).

    Und da stellte sich mir immer wieder eine (wahrscheinlich sehr dumme) Frage: Wäre es nicht enorm kontraproduktiv wenn der Hund eines Jägers nicht kontrollierbar wäre? Also warum wird bestimmten Jagdhunden immer nachgesagt sie seien nix für Privathände und/oder stur und nie 100% abrufbar etc etc aber andererseits sollen sie zuverlässig bei der Jagd sein? Ich muss zugeben die Frage mag wirklich sehr sehr beschränkt klingen aber ich weiß es WIRKLICH nicht und vielleicht mag mir das jemand beantworten. Liegt es daran weil die Hunde in Jägerhand ihrer Rasse entsprechend ausgelastet sind und damit das Bedürfnis selbst loszuziehen brach liegt? Liegt es an bestimmten Erziehungsmethoden der Jäger? Sollen manche Rassen eh selbstständig arbeiten und daher ist es egal ob sie hören oder nicht? Oder sind Jäger einfach nur sehr versiert in Hundeerziehung und ein Normalo kriegt das auch hin (gibts ja eh genug die das schaffen mir klar) und nur Anfänger sollen von "diesen" Rassen die Finger lassen?

    Es gibt da mehrere Gründe die zusammenspielen.

    Zum einen kann man den Hund als Jäger ganz anders auslasten. Dazu kommt dass der Hund, wenn er jagdlich geführt wird, auch von seiner Seite aus eine ganz andere Kompromissbereitschaft und Teamgeist zeigt.

    Und ja, unabhängig davon ob der Jäger Talent oder Erfahrung hat, um den Hund jagdlich führen zu können braucht der eine Prüfung. Sprich mit dem Hund ist zumindest dieses Minimum trainiert und gearbeitet worden. Es ist also auch im schlechtesten Fall eine gewisse Grunderziehung da.

    Und zuletzt hat ein Jäger andere Ansprüche an seinen Hund als ein normaler Hundehalter (andere Prioritäten bei den Eigenschaften) und sie haben oftmals einen anderen Blick auf die Hunde und gehen anders mit Situationen um (kann/darf anders mit Situationen umgehen).

    Übrigens, das mit dem super verträglich würde ich auch absolut nicht unterschreiben. Ja, es gibt unverträglichere Hundetypen, es gibt aber auch ganz klar verträglichere. Wobei "Jagdhunden" natürlich sehr viele sehr unterschiedliche Hundetypen umfasst. Vom Retriever bis zum Terrier ist ja quasi alles vertreten. Aber wenn ich mir die in D gängigsten Rassen so anschaue, sind das alles keine optimalen Kandidaten für Hundewiesen und Co.

    Nichts von dem was du schreibst ist per se kritisch, da kommen immer mehrere Dinge zusammen, dass ein Verhalten problematisch wird.

    Ich könnte mir beispielsweise auch vorstellen, dass sowas wie das Verfolgen hausgemacht ist, weil ihr (der Meinung bin ich auch) scheinbar wirklich ziemlich viel mit dem Kleinen übt.

    Die Reihenfolge ist sowieso immer Fehler bei sich selbst suchen und dann erst beim Hund.

    Biologisch =/= taxonomisch

    Ist =/= gehört zu

    Und zum Wolf: der ist nun mal der Vorfahre des Hundes. Biologisch sind Hunde Wölfe. Eine Hundeschule, die Verhalten und Bedürfnisse nicht vor dem wiss.. Hintergrund des Wolfsverhaltens ( auch das seiner Haustierform) interpretiert, wäre für mich unseriös.

    Biologisch ist der Hund kein Wolf. Hunde sind taxonomisch eine der Unterarten des Wolfes.

    Das besagt in sich schon, dass es Gemeinsamkeiten, aber eben auch Unterschiede gibt. Rein genetisch gesehen!

    Hier wird aber das Verhalten erklärt. Und das Verhalten höherer Säugetiere wird eben nicht nur von Genetik, sondern auch sehr stark von Lernerfahrungen, Umwelt usw. geprägt. Die sind zusätzlich nochmal unterschiedlich für unsere normalen Haushunde und betonen entsprechend weiter die Unterschiede zwischen den Unterarten.

    Das was die da machen 'Hund ist Wolf und beim Wolf denkt man gemeinhin an....' ist Pseudowissenschaft und damit hochgradig unseriös, unabhängig davon ob sie mit ihren Behauptungen zufällig ins Schwarze treffen oder nicht.