Mir ist dazu wieder etwas eingefallen, was ich vor Jahren in einem Forum gelesen habe. Da hat ein Jäger erzählt, dass er mal mit seinem damals noch jungen Jagdhund an einem knallheißen Tag wie heute eine schwierige und ziemlich lange Trainingsfährte gearbeitet hat. An dieser Stelle war mein Gedanke, du meine Güte der arme Hund.... Der nächste Abschnitt dann hat meine Perspektive komplett geändert. Das habe er exakt ein einziges mal gemacht, und zwar aus einem sehr guten Grund: Eine reale Suche richtet sich nicht nach netten Umständen, und da es dabei um ein massiv leidendes Wildtier gehen kann, wollte er schlicht sicher sein, ob sein Hund auch den entsprechenden Findewillen mitbringt, um auch unter Extrembedingungen zuverlässig zu arbeiten. Das fand ich komplett verständlich, und so gesehen auch durchaus ethisch gedacht.
Weshalb ich nun wieder daran denken muss: Ein Gebrauchshund für den Realeinsatz, egal auf welchem Gebiet, ist nun mal was anderes als ein Familien- oder Sporthund. Beim Freizeithund kann ich auf ihn jederzeit Rücksicht nehmen, im Realeinsatz muss die Leistung klappen, egal wie anstengend oder unangenehm es wird. Und an dieser Stelle kommt dann für meine Begriffe eben wieder die Ethik ins Spiel: Beispielsweise ein angefahrenes und geflüchtetes Wildtier soll nicht unnötig leiden müssen, weil mein Hund dann heute eben mal nicht so toll arbeitet. Aber wenn ich so was von meinem Hund erwarte, dann soll es bitte schön auch ein Hund sein, der genau das unbedingt tun WILL, für den eine solche Tätigkeit selbstbelohnend ist, für den das eine Erfüllung bedeutet. Nicht ein Hund, der das eher mir zuliebe macht, nur weil mir halt dieser Hund besser gefällt. Das fände ich absolut egoistisch und massiv unfair gegenüber meinem Hund. Und beim Gedanken, dass jemand mit einer solchen Einstellung dann auch für Wildtiere "zuständig" ist, wird mir ehrlich gesagt ganz schlecht.