Beiträge von Hundundmehr

    Ich bin echt entsetzt.

    Also haben alle Menschen, die sagen: "Mein Hund hat mich durch Höhen und Tiefen begleitet, er war treu an meiner Seite, war mir Trost, wenn ich von Menschen enttäuscht wurde (etc)." eine gefährliche Grundeinstellung zum Hund, und werden dem (wie auch ich finde) wunderbar komplexen Verhalten von Hunden in keiner Weise gerecht?

    Wie kommst du zu diesem Schluß?

    Die wenden Jagdverhalten an, das ist das Problem. Wäre es noch im sozialen Bereich, könnte der anderen Hund zumindest versuchen über Kommunikation gegenzuwirken, aber genau das soll ja nicht sein ... Und sie sind im Jagdverhalten so selektiert, dass sie es im Übermaß zeigen.

    Das ist nur die halbe Wahrheit; Du hattest zuvor "Kampfhunde" erwähnt, und die andere Hälfte der Wahrheit ist, dass beim Anwenden des Jagdverhaltens (=potentiellen Gegner als Beute, die zu erlegen ist) eben auch noch eine gehörige Portion Aggressivität mit eingebracht wurde. Diese Aggression haut noch mal eine gehörige Portion Noradrenalin obendrauf, womit das für Denken und überlegtes Handeln notwendige Serotonin völlig verdrängt wird.

    Mich verwundert immer wieder, dass Hundehaltern nicht klar ist wie massiv Hormone wirken können und, dass nicht klar ist, dass Hunde null Moralvorstellungen haben, vor allem, wenn sie im Jagen sind ...

    Beim Jagen gibt es keine Moral (in anderen Bereichen schon) - weil beim Jagen das Ziel eine Beute, und damit Objekt und nicht Subjekt ist.

    Selbst ein "netter" Border Collie, dem das Jagdverhalten ja ebenfalls als Zwangsverhalten auf bestimmte Auslöser hin angezüchtet wurde, hat ein sehr stark herabgesetztes Schmerzempfinden in diesem Rausch.

    Okay - und wann bitte war das letzte Mal, wo ein Border Collie dies an einem Menschen "ausgelebt" hat?

    Wo wurde sowas behauptet bei den tragischen Vorfällen?

    Dabei ging es um das hier:


    (hat sich nur verteidigt, ist erschrocken, die Verletzungen waren sicher nicht so schlimm, kann mit jedem Hund passieren...) e

    Sowas - und vor Allem die fett von mir markierte Aussage - kommt immer wieder Ich denke da nur an die Angler-Geschichte ...

    Sobald dann da Gegenwind kommt in der Form: "Nein - das kann einem eben nicht mit JEDEM HUND passieren!" wird dann sowas daraus gemacht:

    Was hier oft gesagt wird ist dass Hunde Tiere sind und auch wenn man sich das noch so sehr schönredet und sie als bessere Menschen sehen will

    Als wenn hier irgendeiner behauptet hätte, Hunde seien die besseren Menschen.

    Dabei bin ich mir absolut sicher, jeder hier im DF unterschreibt ohne zu zögern dieses Zitat von Franz von Assisi:

    "Dass mir mein Hund das Liebste sei, sagst du, oh Mensch, sei Sünde. Mein Hund ist mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!"

    So - und je nach Diskussionsinhalt wird dann so etwas ausgelegt als "Vermenschlichen", als "sind die besseren Menschen" oder Ähnliches ausgelegt - oder aber als Nichtvermenschlichung sondern einfach als Beschreibung einer hündischen Eigenschaft.

    Je nach Lust und Laune, wie es gerade in den Kram passt.

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    Es wurde hier schon mal gesagt: Rassespezialisierungen sind gerade bei Diskussionen um die Frage, welche Rasse es sein soll, ein eminent wichtiger Faktor... aber bei Vorfällen mit Hunden, gerade wenn es um Verletzungen geht (bei Menschen, aber auch bei Hunden und anderen Tieren) spielt diese Spezialisierung überhaupt keine Rolle?

    Da sind dann alle Hunde plötzlich gleich - und zwar gleich gefährlich!

    Da ist dann plötzlich egal, dass bei bestimmten Spezialisierungen im Aversionsverhalten die Fluchttendenz verkleinert, und dafür das Angriffsverhalten verstärkt wurde ("nach Vorne gehen"), und hat natürlich gar nichts damit zu tun, wenn in einer - für den jeweiligen Hund - überraschenden Situation dann eben auch beschädigend nach Vorne gegangen wird.

    Es war Erik Zimen, der mal gesagt hat dass ihm Wölfe lieber seien als Hunde - nicht, weil Wölfe weniger gefährlich wären: Wölfe waren für ihn einschätzbarer im Verhalten.

    Nun ja, wenn du meinst das deine Definition von Artgerecht „DIE“ Definition ist, dann ist eine Diskussion auch sinnlos.

    Was meinst du denn wäre "meine" Definition von "artgerecht"?

    "Meine" Definition von "artgerecht", bzw. richtigerweise "arttypisch" ist ein "beschädigungsvermeidendes Verhalten", und diese Definition stammt aus der Verhaltensbiologie für Hundeartige.

    Tatsächlich geht es dabei um den Erhalt der eigenen körperlichen Unversehrtheit, ohne die ein Überlegen für einen Jäger nicht möglich ist.

    Daraus resultiert ein äußerst breit gefächertes, in weiten Teilen gerade im Hinblick auf innerartliche Konfliktlösungen ritualisiertes, Drohverhalten.

    Drohverhalten mit dem Ziel, einen Konflikt zu lösen, bevor es zu Beschädigungen kommt.

    Das ist der Grundsatz.

    Wieso das nichts super aussergewoehnliches ist, wurde mehrfach erklaert. Muss man halt auch lesen..

    Dass nichts Außergewöhnliches ist steht doch nicht im Widerspruch zu der Aussage, dass es mit bestimmten Hundetypen (Rassen mit entsprechenden Spezialisierungen) zusammenhängt?

    Ich finde es aber ehrlich bisschen mühsam dass alle Merkmale die nicht typisch für Retriever sind erstmal ganz dramatisch als furchtbar abgetan werden müssen.

    Ich finde es ganz furchtbar dass bestimmte Selektionen dazu führen, dass Hunde sich nicht mehr artgerecht verhalten.

    (Ich finde es auch ganz furchtbar dass sich anscheinend immer mehr eine Hundehaltung verbreitet, die das Entwickeln artgerechten Verhaltens blockiert, aber das nur am Rande erwähnt.)

    Murmelchen

    Extra für dich: Es geht doch um den Fakt, dass dieser Hund nicht abließ bei den Schmerzen durch die Messerstiche, die ihm VOR den Stichen auf Kehl- und Bauchbereich zugefügt wurden.

    Es geht um den Fakt, dass der Hund weiter in dem Tunnel blieb, seinen eigentlichen Gegner zu bekämpfen, und die Angriffe durch den Menschen zu ignorieren.

    Das Schmerzen nicht registriert werden ist halt nix neues.

    Diese Aussage der Schmerzresistenz trifft für Schocksituationen zu, und ist tatsächlich eine biologische Reaktion eines Organismus, damit Schmerz nicht handlungsunfähig macht.

    Wird das jetzt in einen Topf geworfen mit dem Fakt, dass bestimmte Hundetypen aufgrund ihrer Spezialisierungen zu einer höheren Schmerzresilienz gezüchtet wurden, um ihre - vom Menschen angedachte - Aufgaben verrichten zu können, ohne durch Schmerz zu früh abzubrechen?

    Zu welchem Zweck?

    Um (wieder) sagen zu können, dass dies ja mit jedem Hund passieren kann?

    Du schreibst "brutal aufgeschlitzt".

    Brutales, auch als grausam bezeichnetes, Handeln setzt Gefühllosigkeit voraus.

    Die Hundehalterin hatte in dieser Situation mit Sicherheit aber keinen Gefühlsmangel, sondern eine emotionale Ausnahmesituation, in der sie nur noch verhindern wollte, dass IHR Hund getötet wird.

    Das hat nichts mit Brutalität zu tun - wie es bei Serienmördern und Kriminellen aus Filmen, die du kennst (ich übrigens auch) der Fall ist.

    Brutalität setzt voraus, dass derjenige, dem gegenüber Brutalität angewandt wird, hilflos, ohne mögliche Gegenwehr, dieser Brutalität ausgesetzt ist.

    In diesem Fall hat die Halterin unter Einsatz ihrer eigenen körperlichen Unversehrtheit das Leben ihres Hundes geschützt.

    Beim Menschen bezeichnet man ein solches Handeln als Notwehr, in diesem Fall ist es - zumindest nach deutschem Recht - Notstand.


    Ein Tierarzt hätte möglicherweise versucht, aufgrund seiner anatomischen Kenntnisse, ins Herz zu stechen.

    Was bei einem sich bewegenden Hund aber auch schwer möglich ist.

    P.S.: Ich werde mit absoluter Sicherheit nichts "Üben", um im Fall des Falles einen Hund, der meinen Hund töten will, möglichst tierschutzgerecht zu töten.

    Tatsächlich habe ich Hochachtung vor der Handlungsfähigkeit der Halterin.

    Eine handlungsfähige Halterin des angreifenden Hundes wäre sicher die bessere Lösung gewesen.