Nein, fahrlässige Körperverletzung ist strafrechtlich ein Antragsdelikt. Das wird nur verfolgt und aufgenommen, wenn das Opfer dies anzeigt.
Wurde zwar schon darauf hingewiesen, ich erwähne es hier dennoch noch einmal ausdrücklich:
Die zweite Aussage stimmt so nicht: Ja, fahrlässige Körperverletzung ist strafrechtlich grundsätzlich ein Antragsdelikt; liegt aber nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft ein öffentliches Interesse vor, kann die Staatsanwaltschaft einen Strafantrag stellen, auch wenn das Opfer es nicht macht, oder gar gar nicht will.
Mir geht es dabei auch nur um den strafrechtlichen Aspekt. Eine Überprüfung der Gefährlichkeit des Hundes durch das Amt steht dazu absolut nicht im Widerspruch.
Die Prüfung der Gefährlichkeit des Hundes hat überhaupt nichts mit dem Strafdelikt (Körperverletzung) zu tun. Es geht hier um das Verhalten des Hundehalters, der für seinen Hund verantwortlich ist.
Natürlich kann hier mit Einfließen, ob dem Hundehalter vor dem Vorfall bestimmte Aspekte bekannt waren, deren Berücksichtigung diesen Vorfall verhindert hätten (z. B.: "Hund mag nicht von anderen Menschen angefasst werden" oder: "Hund hat ein Ressourcenproblem, weshalb das Apportel im Maul des Hundes der Auslöser für seine Reaktion war").
Die beiden folgenden Zitate stammen von Terri-Lis-07 ; Ich habe den Usernamen aus den Zitaten entfernt, weil diese beiden Aussagen nur Stellvertreter sind für eine von mehreren (auch in früheren Diskussionen) immer wieder aufgeführte Meinung, auf die ich mich allgemein beziehe.
Zitat
Das Ding is halt dass ein Hund heutzutage in so einer Situation nicht mehr beißen darf.
Zitat
Früher hätte man gesagt : Tja selber Schuld.
Hunde durften noch nie grundsätzlich in solchen Situationen beißen.
Weder früher noch heute.
Würde Menschen grundsätzlich davon ausgehen müssen, dass Hunde in jeder unvorhergesehenen Situation ihre Zähne als Antwort auf "nicht artgerechten" Umgang einsetzen, wären sie weder in dem Maße aus Haustiere geeignet, noch hätten sie ihren Ruf als "der beste Freund des Menschen" erworben.
Dabei ist dieser von mir - bewusst in Anführungszeichen gesetzte - Ausdruck "nicht artgerecht" ein sehr diffuser Begriff, weil hier wissenschaftliche Inhalte mit alltagsgebräuchlichen Vorstellungen verschwimmen, bei denen gerade Letztere mehr von individuellen menschlichen Vorstellungen geleitet werden, die oftmals völlig konträr sind.
Zwei profane Beispiele dazu im Spoiler.
Spoiler anzeigen
Beispiel 1:
"Du darfst nie frontal auf einen Hund zugehen, weil Hunde das als Bedrohung ansehen - das ist Allgemeinwissen, dass müssen Andere (Menschen) doch wissen!"
versus:
"Hunde haben durch die Domestikation die Fähigkeit entwickelt, bilingual zu Denken; Sie können unterscheiden (lernen), dass gleiches Verhalten von Artgenossen und Menschen unterschiedliche Intentionen haben; Ein Artgenosse der frontal auf sie zugeht, wird als Bedrohung empfunden, ein frontal auf sie zugehender Mensch ist dagegen keine Bedrohung."
Beispiel 2:
"Man darf sich nie über einen Hund beugen, weil Hunde das Darüber-Beugen als Bedrohung empfinden, das ist Allgemeinwissen!"
versus
"Hunde wissen, dass das Darüber-Beugen beim Menschen eine andere, nämlich nicht-bedrohende Bedeutung hat, als das Darüber-Beugen eines Artgenossen, welche mindestens als Dominanzgeste, wenn nicht sogar als Bedrohung empfunden wird."
In beiden Beispielen ist die Absolutheit der jeweiligen Aussagen falsch, wobei die jeweils zweite Aussage durchaus wissenschaftliche Aspekte berücksichtigt.
Zitat
Pack ich nen Maulkorb drauf weil ich leider für die Dummheit anderer mitdenken muss
Ist das wirklich Dummheit?
Ich empfinde es als sehr erschreckend, wenn das oftmals ja unbedachte, unbedarfte Handeln anderer Menschen als "dumm" bewertet wird.
Ist es wirklich sinnvoll, die scheinbare "Dummheit" der Menschen im Umgang mit Hunden mit dem Argument zu beseitigen, dass jeder Hund eine potentielle Gefahr darstellt, die sich in vielen Fällen nur durch die Dummheit anderer Menschen realisieren kann?
Dem gegenüber steht der Fakt, dass tagtäglich Millionen von Hunden, nahezu 100%, völlig vorfallsfrei mit dieser "Dummheit" leben - und damit immer noch die Vorstellung vom "besten Freund des Menschen" untermauern.
Will ich diese Vorstellung vom "besten Freund des Menschen" wirklich ausmerzen, und ersetzen durch die Vorstellung: "Hunde sind grundsätzlich Tiere, die gefährlich sein können!"?
Ich will das nicht.
Ich will, dass Menschen sich nicht dumm, sondern eher naiv (im Sinne von arglos, ursprünglich) verhalten, wenn ich mit meinen Hunden in Situationen auftauche, wo ICH sie hineingeführt habe; Ich will, dass diese Menschen sich nicht fragen müssen ob der Hund diese Situation verträgt (nicht erträgt, und auch nicht aushält, sondern wirklich als unbedenklich, ungefährlich, eben normal empfindet, und auch entsprechend damit umgeht), sondern meine Hunde als unbedenklich, ungefährlich, und nicht störend in ihren Aktivitäten, und erst recht nicht den Gedanken auslösend: "Worauf muss ich jetzt in meinem Handeln achten, damit sich keine Tiergefahr realisiert?"empfinden, sich darauf verlassend, dass ICH als Halter durchaus weiß, was meine Hunde können - und was nicht.
Denn das ist meine, und ganz alleine MEINE Verantwortung als Halter - und nicht Aufgabe all dieser unbekannten Menschen, die zufälligerweise in meinen Handlungsbereich geraten, sich ein Wissen anzueignen welches es mir ermöglicht, mich mit meinen Hunden da aufzuhalten, wo ich gerade bin.