Bei mir wird wohl nie wieder ein (Golden) Retriever einziehen.
Ich liebe Balou und er ist mittlerweile echt angenehm geworden. Mit seinen bald vier Jahren ist er nun bald erwachsen und wir haben die meisten Hochs und Tiefs vermutlich hinter uns.
Er ist vermutlich auch echt die Ausnahme, was die Unverträglichkeit mit Mensch und Hund und auch sein Territorialverhalten angeht - was lustigerweise für mich am wenigsten ein Problem ist. Ich finde es so sogar angenehmer, als damals im ersten Lebensjahr, als er noch unbedingt überall hin wollte und fiepend oder bellend in der Leine hing.
Woran ich immer wieder zu knabbern habe, ist das Übersensible, Reizempfindliche, das Gehibbel und Außenfokussierte, das unangemessene Verhalten, wenn dem Retriever etwas nicht passt (Gefiddel). Dazu diese Haare! Man kann es sich echt nicht vorstellen 
Ich empfehle Retriever selten weiter. Wenn ich das Gefühl habe, dass die Person nicht einfach einen netten Hund will, der alles mit sich machen lässt, sondern etwas Hundeverständnis hat, dann vielleicht. Mich nervt es auch echt, wenn der Retriever als Standardfamilienhund angepriesen wird. Die Retriever, die ich so erlebe, sind in den ersten 4-5 Jahren heftig - da meine ich vor allem Labradore und Golden, weil die anderen eher selten sind. Oft nicht ableinbar, völlig distanzlos und überfordert, trampelig ohne Rücksicht auf Verluste, wie ein sechs Monate alter Jungspund - aber halt im Erwachsenenkörper.
Positiv ist natürlich der Arbeitswille, aber gerade den wollen die meisten Familien ja gar nicht. Die wollen einen ruhigen Begleiter, was Retriever halt meistens erst im hohen Alter sind. Wenn die Standard „Wir haben ein Haus mit Garten und zwei Kinder“-Familie also mit ihrem Wunsch nach einem Retriever kommt, muss ich mich immer sehr zusammenreißen.
Für mich sind Retriever, ob Standard- oder Leistungszucht, in erster Linie Jagdhunde. Fordert man seinen Retriever und gibt ihm gleichzeitig die nötige Ruhe (was oft bedeutet, dass er eben nicht Begleithund ist), hat einen Blick für sein Befinden, weil er es selbst nicht so eindeutig mitteilen kann, dann passt er.
Mit dem Empfehlen geht es mir ähnlich, gerade weil der Golden ja auch zum Modehund geworden ist ... mit fatalen Folgen für die Zucht. Das erlebe ich zum Glück als rückläufig, und in Golden-Kreisen (also denjenigen, denen die Rasse wirklich am Herzen liegt) werden die Stimmen immer lauter, diesen Hund wieder mehr als Gebrauchshund zu sehen. Das heißt jetzt nicht, diesen Hund auch im realen Gebrauch (also als Jäger) einsetzen zu müssen - nur ist durch diese Allerweltsdarstellung als Familienhund die Spezialisierung zum Jagdhund aus den Köpfen der Allgemeinheit verdrängt worden.
Grade dieses Überall-Hin-Wollen, also dieses Merkmal der Umweltoffenheit, sich mit Reizen befassen zu wollen statt diese zu meiden, ist beim Golden so gewollt.
Wer das allerdings nicht sieht und einfach laufen lässt oder auch einfach nur deckelt - tja, der bekommt eben auch gerne einen Hund mit Verhaltensweisen, die nicht so umweltkompatibel sind...
Empfehlen würde ich die Rasse nur Leuten mit einem richtig sonnigen Gemüt,endloser Geduld, guten Nerven und keinerlei Berührungsängsten bei Hundehaaren im Kaffee, auf dem Kuchen, auf den Klamotten, in Schränken .....und natürlich Dreck im Haus. Saubere Böden sind definitiv vorbei. Und die Gerüche nicht zu vergessen, die der Labbi gerne von ausgiebigen Ausflügen in der Welt der „Dinge, die die menschliche Nase so überhaupt nicht braucht“ mitbringt. Und da er die nicht in die Tasche stecken kann, reibt er es sich genüsslich und ausdauernd ins Fell. Aber er ist nett, er teilt halt gerne.
Hier musste ich so herzlich lachen
ich erkenne mich wieder - aber ich glaube auch, das sonnige Gemüt meiner Hunde hat seine Spuren in meinem Gemüt hinterlassen
Meine Standardsprüche:
"Bei mir im Haus muss der Boden nicht so sauber sein, dass man davon Essen kann - WIR haben dafür einen Esstisch!"
"Ohne Hundehaare bin ich nicht perfekt gekleidet!"
"Nur dreckige Hunde sind glückliche Hunde!"
Meine Pumps fristen ein klägliches Dunkelkammerdasein, und gute Sachen für irgendeinen Event werden erst unmittelbar vor Verlassen des Hauses angezogen.
Bei der Erziehung meiner Hunde habe ich kräftig mitgewirkt, wir haben da sehr viele übereinstimmende Willenserklärungen erarbeitet - wobei ich meinen Hunden durchaus zustimmen muss, dass wahre Schönheit nicht verschandelt werden kann (nach einem Schlammbad z. B.), und das Sofa selbstverständlich auch ihnen gehört (wir haben jetzt ein XXL-Sofa...).
Letztens beim Frisör wurde meine Halskette als ungewöhnlich, aber doch originell bezeichnet ... ich hatte noch die Pfeife um den Hals hängen 
Bei mir wird immer wieder ein Golden einziehen - aber ich rate Menschen von dieser Rasse ab, die die Tatsache ausblenden, dass auch diese Rasse Spezialisten sind und eben dementsprechend ihre eigenen Anforderungen haben. Der Golden lässt sich leider oftmals auch ohne das Berücksichtigen dieser Veranlagungen gut in ein gesellschaftstaugliches Schema pressen - und genau das finde ich unfair dem Hund gegenüber!
@Czarek Ich fand deine Worte sehr wohltuend, tatsächlich finde ich die meisten Rassen als gar nicht so kompliziert. Leider scheint es aber mittlerweile nötig zu sein, auf bestimmte Eigenschaften hinweisen zu müssen, weil viele Menschen scheinbar bestimmte Kriterien gerne ausblenden oder auch einfach nicht wahrnehmen können.
Ich selber kann den Golden auch jedem Anfänger/Hundunerfahrenen empfehlen, der bereit ist, sich auch den Bedürfnissen dieses besonderen Lebenwesens anzupassen, und dafür eben auch Arbeit und Zeit zu investieren. Leider klaffen - auch durch die Medien forciert - Vorstellungen und Realität immer weiter auseinander, weshalb ich mittlerweile eher ab- als anrate...
Aber klar, das ist ein anderes Thema 