Das Thema ist ja entstanden durch eine Nebendiskussion in einem anderen Thread.
Da ging es um unterschiedliches Handling verschiedener User, bei denen die Stichworte "Führung", "Kontrolle", "klar einzuhaltende Regeln", "durchsetzen" und auch "trieb-/instinktgesteuert" fielen.
@straalster Ich habe bei dem Eingangspost ein wenig den Eindruck, er ist etwas "schwammig" geraten weil du verhindern wolltest, dass die Thematik von Beginn an in ein "Pro und Contra" gerät, kann das?
Ich hatte schon das Gefühl, in dem anderen Thread wurde es ein wenig konträr.
Bezieht sich die Formulierung "Was traue ich meinem Hund zu?" im Titel vom Zusammenhang her auf den trieb-/instinktgesteuerten Hund, der zwangsläufig kontrolliert werden muss (mit dem ganzen Rattenschwanz an "Führungsrolle", "Dominanzgebaren" und "bloß nicht dem Hund gegenüber nachgeben, weil dieser sonst die Weltherrschaft an sich reißt... oder zumindest unkontrollierbar wird" hintendran)?
Passiert mir auch, dass ich in diese Gedankenkette gerate, sobald irgendwo Kontrolle im Zusammenhang mit dem trieb-/instinktgesteuerten Hund erwähnt wird.
Dazu mal grundsätzlich: In letzter Konsequenz spreche ich dem Hund die Fähigkeit des Denkens ab, wenn ich ihn als rein trieb-/instinktgesteuert betrachte.
Das macht eigentlich keiner... ich denke, niemand hier im DF sagt von seinem Hund, er kann nicht denken (oder gar auch nicht fühlen).
Nur sind wir Menschen eben auch nicht perfekt, weshalb wir diese Empathie für den Hund als denkenden und fühlenden Sozialpartner manchmal ausblenden, gar nicht bewusst wahrnehmen in unserem eigenen Umgang und somit unserem Verhalten gegenüber dem Hund.
Für mich resultiert die Frage: Was traue ich meinem Hund zu?" aus diesem Gedanken, ich muss Kontrolle ausüben WEIL mein Hund trieb-/instinktgesteuert ist.
Bin ich davon nämlich überzeugt, dann traue ich meinem Hund gar nichts zu, vor Allem keine eigenen Entscheidungen.
Ich traue meinen Hunden zu, dass sie Denken können - und damit kann ich darauf bauen, dass sie LERNEN können.
Lernen, ihr genetisch programmiertes Verhaltensinventar (Triebe/Instinkte) zumindest ein Stück weit selber zu beeinflussen - so wie wir Menschen.
Auch wir sind nur Säugetiere mit einem festen Verhaltensinventar irgendwo in den Tiefen unserer Gehirnwindungen, die uns nur deshalb nicht völlig beherrschen weil wir in eben diesen Gehirnwindungen auch die assoziativen Bereiche haben, die uns befähigen unsere genetischen Programme zu variieren. Aber auch bei uns Menschen eben nur ein Stück weit.
Was das Ganze noch mal problematisch macht: jeder argumentiert ja aufgrund seiner eigenen Erfahrungen, vornehmlich mit den eigenen Hunden.
Unzweifelhaft gibt es vielerlei unterschiedliche Hundetypen - und da gibt es eben welche, die ein minimalistisches Regelwerk benötigen und sich damit völlig problemlos (aus Sicht des Menschen) in dieser Menschenwelt bewegen. Aber es gibt eben auch Typen, die ein sehr enges, klar strukturiertes Regelwerk brauchen, um unbeschadet durch diese Welt zu kommen.
(Wenn jetzt noch der Bereich der Vorerfahrungen in diese Thematik mit einfließt, z. B. bei Hunden die schon mal den Besitzer gewechselt haben, oder auch weil der Besitzer erst im Verlauf erkannt hat, dass er/sie etwas ändern muss.... meiomei, da wirbeln dann so viele unterschiedliche Ebenen/Sichtweisen/Aspekte durcheinander, dass eine solche Diskussion eher in einer zähen, unübersichtlichen Sumpflandschaft endet, als dass sie ein Ergebnis bringt...).
So sehe ich den Eingangspost von @straalster in diesem Thread eigentlich als Versuch, mal von dieser persönlichen Argumentationsebene wegzukommen und eben nicht auf das Schwarz-Weiß von "Kontrolle oder Bedürfnisorientiert?" herabzubrechen, sondern auf die einfache Frage: "Was traut ihr euren Hunden eigentlich zu?"
Das kann ich auf einen ganz einfachen Nenner bringen:
Meine Hunde sind nicht rein triebgesteuert - sie können auch Denken!
Diese Denkfähigkeit nutze ich, indem ich meine eigene Denkfähigkeit einsetze und auf das Prinzip des Lernens baue.
Das Ganze auf wohlwollender Basis, mit Blick auf die Bedürfnisse meiner Hunde, in Abwägung mit dem was in meinem Leben möglich ist, auch mit der Bereitschaft, da durchaus Abstriche zu machen ...
Gelingen tut das, nicht perfekt, aber durchaus gut, wenn ich da mit einer gehörigen Portion Empathie für meinen Hund rangehe - und der Fähigkeit, mir eine Flexibilität zu bewahren die auch mal die Sicht über den eigenen Tellerrand ermöglicht.