Ich versuche noch einmal zusammenzufassen, was ich bisher von deinen Beschreibungen, @DeniseG, mitbekommen habe:
- Dein Hund rennt gerne auch stürmisch auf andere Menschen zu
- Es gab bisher zwei Beißvorfälle mit entfernten Bekannten (da habe ich noch mal nachgelesen und bin mir nicht sicher: Beide Male waren IM Haus?)
- Beim ersten Mal war sehr wahrscheinlich eine Ressource im Spiel. Das wurde mithilfe einer Trainerin trainiert; dabei wurde sein Verhalten unterbunden und Knurren verboten. Der Beschreibung nach liest sich das nach einer Anwendung aversiver Methoden (den Hund aktiv ins Meideverhalten bringen).
- beim zweiten Vorfall wurde er aufgrund seines stürmischen Verhaltens von der Person abgewehrt (unfreundlich weggeschoben), woraufhin er zupackte. Dieser Vorfall hatte also mit Streicheln nichts zu tun?
- ein dritter Vorfall war schon mit Maulkorb, hier wird vermutet dass er ohne Maulkorb zugepackt hätte
- der erste Vorfall (mit Ressource) war im Alter von 2 Jahren, beim zweiten Vorfall war er knapp 2,5 Jahre alt, der letzte Vorfall mit Maulkorb folgte dicht darauf.
- du selber hast jetzt große Angst entwickelt
Meiner Meinung nach ist dein Hund nicht unsicher. Ich habe eher den Eindruck, dein Hund regelt solche Situationen sehr selbstbewusst, aber eben nach seinen Vorstellungen.
Gab es tatsächlich nur diese beiden taktilen Übergriffe deines Hundes?
In beiden Fällen gab es da (für ihn!) einen Anlass für sein Verhalten: eine Ressource beim ersten Mal, die ruppige Abwehr des Menschen beim zweiten Mal.
Der dritte Vorfall, bei dem vermutet wird dass er ohne Maulkorb zugebissen hätte, habe ich eher den Eindruck, dies ist das Ergebnis (eine Fehlverknüpfung) des Hundes aus den ersten Vorfällen. Eine Rassedisposition (pinchen) als verstärkernden Faktor halte ich für möglich.
Für unsicher halte ich diesen Hund nicht.
Ich frage noch mal konkret: Gab es bisher beim Streicheln durch andere Menschen noch andere Hinweise, die darauf hinwiesen dass dein Hund diese lieber nicht will? Abschnappen (ohne taktil zu werden) z. B.?
Im Gegenteil.
Wenn der Hund eine gewisse Sicherheit gelernt hat, dann kommt der auch viel besser mit Ausnahmen klar. Und man ist ja dabei, wenn der Hund sich drauf verlassen kann, dann wird er bei mir Hilfe suchen.
Ich kann auch Bahnfahren, ohne dass Leute meinen Hund einfach anfassen....
Wenn der Hund Sicherheit gelernt hat, dann ja. Woher nimmt mensch aber die Gewissheit, dass der Hund genau diese Sicherheit gelernt hat?
Zumal ich den Hund gar nicht für unsicher (in seinem Handeln) halte. Welche Hilfe sollte er annehmen wollen - er kann sich doch selber helfen!
Versteh mich nicht falsch, ich denke ich weiß was du meinst.
Den Hund aktiv von Menschen fernhalten ist in der jetzigen Situation eine Soforthilfemaßnahme, die ich auch für absolut notwendig halte.
Dabei geht es aber aus Sicht des Hundes nicht um seine Sicherheit, es geht hier schon um ein Alternativverhalten.
Bisher hat der Hund nämlich gelernt, zu anderen Menschen hinzugehen, auch stürmisch.
Jetzt soll er "umlernen" - also neu lernen: Du gehst zu keinem Menschen einfach so hin.
Das ist der erste Schritt.
Was sich daraus entwickelt, überhaupt entwickeln lässt, wird die Zeit zeigen.
Wenn man die Leute aggressiv angeht vielleicht - aber wenn man sie betont links liegen lässt, keinen KOntakt aufnimmt, ausweicht, und dann nur, wenns sein muss, abweisend wird - dann ist das genau das Verhalten, dass man vom Hund will: Ignorieren, Distanz halten, und erst wenn das nicht funktioniert, knurren (zischen).
Genau das ist der Unterschied, auf den ich hinweisen wollte. Es ist nun mal eine andere Emotion (und damit auch Botschaft an den Hund), ob ich direkt anzische und mich selber dabei so positioniere, dass ich zwischen Hund und Menschen bin - oder ob ich freundlich aber bestimmt sage, dass der Hund nicht angefasst werden soll... und mich dabei zwischen Hund und Mensch schiebe.
Ich persönlich möchte lieber, dass mein Hund Letzteres nachahmt - wenn er mich nachahmt.
5. den Hund beibringen, dass Menschen merkwürdige Dinge tun. Sich zum Beispiel über Hunde beugen und dabei die Zähne zeigen (lächeln) und das dieses absurde Verhalten zur Rasse Mensch gehört und nicht mit kleinen Zugriffen gespoppt werden muss.
Worin besteht denn der Unterschied zu diesem Vorschlag der Verhaltenstherapeutin?
Uns wurde von einer Verhaltenstherapeutin geraten, den Hund vorsichtig daran zu gewöhnen, dass er von anderen Menschen gestreichelt wird. Wir sollten die Übung beginnen, damit er das Prinzip schon einmal verstanden hat und dann mit ausgewählten Menschen üben. Also streicheln, Leckerchen...
Da steht, dies soll von der Halterin (und deren anderen Familienmitgliedern) erst einmal etabliert werden, und dann mit ausgewählten Menschen weiter ausgebaut werden.
Da steht nichts davon, rauszugehen und das mit irgendwelchen Fremden auszuprobieren - VORSICHTIG daran gewöhnen, das Menschen merkwürdige Dinge tun. Dazu gehört auch, tatsächlich mal berührt zu werden.
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Dieser Hund hat schon eine Verhaltenskette gelernt, die es auszulöschen gilt.
Er regelt Übergriffe durch den Menschen selber. Dabei bestimmt der Hund, was ein Übergriff für IHN ist.
Ihn zu sichern (Maulkorb) und ihn Umlernen zu lassen, nicht mehr auf Menschen zuzugehen, ist dabei eine Soforthilfemaßnahme, die auch der TE Sicherheit geben soll.
Nicht jede merkwürdige Handlung als Übergriff anzusehen, die der Hund dann selber regelt, ist aber ein weiterer, notwendiger Aspekt.
Mit der Soforthilfemaßnahme allein verhindere ich die Handlung des Hundes.
Damit ändere ich aber nicht sein Verhalten, wie er auf Übergriffe reagiert.
@DeniseG Ist damit deine Frage, warum ich das nur als Teil der Lösung betrachte, erklärt?