Sollen wir nicht lieber statt "genetischer Verarmung" den Begriff "genetischer Flaschenhals" nutzen, bei dem auch IK (Inzuchtkoeffizient) und AVK (Ahnen-Verlust-Koeffizient) eine Rolle spielen?
Zum Aspekt: "Zucht verbessert"
Kann man das wirklich so als Fakt stehen lassen?
Also dass Zucht tatsächlich als Ziel die Verbesserung hat?
Natürlich gibt es Züchter, die eine "Verbesserung" nach eigenen Vorstellungen anstreben, dazu gibt es einige Dokumentationen in denen solche Züchter zu Worte kommen ...
Ich kenne aber auch etliche Züchter, die nicht dieses Ziel irgendeiner "Verbesserung" haben, sondern einfach nur gesunde Welpen innerhalb des Rassestandards haben wollen, und deren Ziel es ist, diesen Welpen den bestmöglichen Start ins Leben zu geben.
Der Rassestandard bietet einen Spielraum, innerhalb dessen phänotypische Merkmale festgelegt sind. Mehr erst mal nicht.
Bestimmte Trends - und dazu zählt nicht nur übermäßige Brachycephalie, sondern eben auch Showlinien - sind zwar immer noch innerhalb des Rassestandards, bewegen sich aber eindeutig stark zu dessen "Rand" hin.
Welche Probleme daraus entstehen bzw. entstanden sind, ist zwar nicht erst seit gestern, aber doch erst in jüngerer Zeit bekannt geworden.
MMn hängt das aber auch stark damit zusammen, dass Hundehaltung nicht mehr das Privileg einiger Menschen ist, sondern mittlerweile von nahezu jedem betrieben werden kann.
Daran hängt ein ganzer Sack voller Probleme (wie z. B. auch die Billigproduktion von Welpen).
Der genetische Flaschenhals vieler Rassen ist zum Einen durch die 2 Weltkriege entstanden (siehe dazu Sommerfeld-Stur in ihrem Buch "Rassehundezucht"), aber auch die Problematik des "popular sire" (Verstärkter Einsatz bevorzugter Rüden) als auch die Founder-Rassen (Rassen, deren Ursprung auf einige wenige Gründertiere beruhen, wie z. B. beim Kromfohrländer) verstärken diesen Effekt des IK und des AVK.
Das alles in einen Topf zu werfen und jegliche Reinzucht als Indikator für einen genetischen Flaschenhals zu bezeichnen, geht mMn am tatsächlichen Problem vorbei.