Für mich liest sich das nach einem hormonellen Problem.
Möglicherweise ist bei deinem Hund vor Allem die Produktion von Cortisol ziemlich aus der Bahn geraten.
Das Ganze schon über einen längeren Zeitraum.
Das hat auf den gesamten hormonellen Ablauf bei deinem Hund Auswirkungen, hier ist vor Allem die Schilddrüse als Symptom besonders zu beachten.
Hast du deren Werte mal prüfen lassen?
Das Jagdproblem ist mMn eine (sicherlich im Alltagshandling sehr schwierige, weil beeinträchtigende) Nebenerscheinung.
Jagdliche Auslastung kann in einem Gesamtkonzept sicher genutzt werden, um den Hund zufriedener und damit ausgeglichener zu machen, ist aber scheinbar nicht die eigentliche Ursache für das Gesamtverhalten deines Hundes.
Ich würde tatsächlich einen Tierarzt mit verhaltenstherapeutischer Ausbildung aufsuchen, um festzustellen ob nicht in deinem Falle erst eine medikamentöse Behandlung die Basis für ein sinnvolles Training mit deinem Hund ermöglicht.
Dass dein Hund so auf die Katze reagiert hat, wundert mich nicht.
Zähle einfach mal zusammen, welche Stresssituationen er davor mitgemacht hat:
- Schulhof
- Gespräch auf dem Parkplatz, wo er ruhig einen anderen Hund aushalten musste
- Abliegen auf dem Parkplatz mit Passierendem Hund
- viel Wind auf dem anschließenden Spaziergang (Gerüche und Geräusche)
- Tierarztbesuch mit Blutabnahme
Bei all diesen Gelegenheiten werden neben den schnell wirkenden und abbauenden Stresshormonen Adrenalin und Noradrenalin auch das länger wirkende Stresshormon Cortisol produziert.
Cortisol hält den Organismus in "Alarmbereitschaft", je mehr Cortisol dem Organismus zur Verfügung gestellt wird, umso schneller und stärker reagiert der Organismus auf Reize - auch auf solche, die der Hund eigentlich schon weniger reagiert hat.
Dein Hund ist willenlos diesen Hormonen ausgeliefert, die Hormone bestimmen dann sein Verhalten.
Vielleicht kannst du es mit diesem menschlichen Szenario besser nachvollziehen, was mit deinem Hund passiert:
Du bist Nachts alleine auf dem Nachhauseweg, gehst dabei auf einer menschenleeren Straße an einem Park vorbei, mit wenig Licht. Plötzlich hörst du hinter dir ein Geräusch und Schritte (Jemand, der sich zum Pinkeln ins Gebüsch verzogen hatte).
Das Adrenalin haut dir in die Kniekehlen, und du beschleunigst um schnell nach Hause zu kommen.
Dein Atem geht immer noch schneller, als du in deiner Wohnung ankommst.
In dieser fühlst du dich normalerweise sicher - aber trotzdem schreckst du bei jedem normalerweise vertrauten Knacken hoch.
Das ist die Wirkung von Cortisol (möglicherweise auch noch Adrenalin und Noradrenalin).
Letztendlich kontrollierst du noch mal die gesamte Wohnung, ob dort nicht irgendwo etwas (jemand) ist ... und die Nacht verbringst du auch noch unruhig.
Je nach Wirkung eines Ereignisses kann es mehrere Tage dauern, bis der Cortisolspiegel sich wieder normalisiert hat.
Das hast du bei deinem Hund schon selber beobachtet.
Da er aber besonders stark auf solche Außenreize reagiert, kann sein Organismus sich gar nicht ausreichend erholen und für einen ausgewogenen Hormonhaushalt sorgen.
Dein Hund kann derzeit gar keine Gewöhnung an Reize aufbauen.
Meiner Meinung nach hätten die 5 Minuten auf dem Schulhof an dem Tag schon als Reiz für ihn ausgereicht, da hatte er schon genug zu verarbeiten für den Rest des Tages.
Das ist aber meine "Fernmeinung" ... hier sollte sich wirklich ein kompetenter Verhaltenstherapeut den Hund ansehen, und gemeinsam mit dir ein Gesamtkonzept erstellen.