Bin davon ausgegangen, dass @Hundundmehr im Vorfeld die Unterstützung durch Medikamentation meinte, was u.U. dabei helfen könnte, erst einmal eine gewisse Ansprechbarkeit zu erreichen, indem man in den Hormonspiegel des Gehirns eingreift. (Ähnlich, wie im Humanbereich, sprich: Psychopharmaka).
Am besten kennen sich damit natürlich Mediziner aus, die sich auch mit Verhaltenstherapie beschäftigen, um zu gewährleisten, dass zu den richtigen Mitteln gegriffen wird (und nicht zu solchen, die u.U. das Problem verschlimmern). Und ich glaube auch, dass sie mehr gemeint hat, unterstützend, begleitend. Denn darüber sind sich vermutlich alle einige, am Trainer, Rassekenner, der sich gut mit solchen Ausprägungen auskennt, führt kein Weg daran vorbei. Was eben nicht heisst, dass man nicht noch zu unterstützenden Mitteln greifen könnte.
Ja, meine ich
Wobei ich noch mal besonders hervorheben möchte, was @Das Rosilein hier geschrieben hat: Es geht NICHT ohne entsprechendes Training!
Wobei mich dieser "Kurpfuscher" von Trainer, der es geschafft hat, bei Henry eine aggressive Reaktion gegenüber Menschen hervorzulocken, masslos ärgert 
Die Trainerin, die positiv mit Henry gearbeitet hat, ist mir dagegen äußerst sympathisch - weil sie erkannt und auch gesagt hat: Henry übersteigt ihre Fähigkeiten!
Schade dass sie nicht auf die Idee gekommen ist, einen Tierarzt mit der zusätzlichen Qualifikation von Verhaltenstherapie mit ins Boot zu holen.
Ich selber kenne persönlich nur eine Tierärztin, die auch mit Hunden trainiert: Maria Hense (tolle Frau!). ( Animal Team: Referenten )
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Flüchten (Meiden) und Wehr (Abwehr, Kampf) sind BEIDES Lebenserhaltungsfunktionen, die auf der Emotion FURCHT basieren. Das hat nichts mit Ängstlichkeit zu tun!
Es gibt Typen (bei allen Säugetieren, also auch beim Menschen), die in lebensbedrohlichen Situationen sofort Flüchten, und solche die in lebensbedrohlichen Situationen sofort wehren. (Eine Sonderform ist das Erstarren).
Die Situation mit dem plötzlich und völlig überraschend angreifenden Hund hat diese Gefahr "Furcht" ausgelöst - und Henry hat mit Wehr reagiert.
MMn ist es vorstellbar, und nicht an den Haaren herbeigezogen, dass dieses Erlebnis traumatische Konsequenzen für Henry hat.
Das heißt: Bei JEDER HUNDESICHTUNG wird dieses Gefühl, was bei dem traumatischen Erlebnis entstanden ist und sich fest im Gehirn von Henry eingebrannt hat, sofort wieder hervorgebracht - und damit auch die gesamten HORMONELLEN Reaktionen, die der Organismus von Henry bei diesem Erlebnis zur Abwehr produziert hat, wieder in Gang gesetzt.
Die Beschreibungen von @Sara.belegen, dass auch der kleinschrittige Versuch, irgendwo mit dem Erlernen eines Alternativverhaltens ansetzen zu können, gescheitert ist.
Hier könnte tatsächlich mit Einsatz von Medikamenten, die diesen Hormonprozess eindämpfen oder regulieren, zunächst überhaupt erst die Möglichkeit geschaffen werden, einen Zugang (=ansprechbares Level) zu erreichen.
Inwieweit eine rassetypische Neigung zu Artgenossenunverträglichkeit hier noch mit reinspielt, und auch eine rassetypische Neigung zu Wehrverhalten, weiß ich nicht.
Möglicherweise hatte Henry auch in seinem Vorleben (bei den Besitzern vor Sara.) ein ähnliches Erlebnis (beispielsweise eine derbe, unangemessene Maßregelung durch einen älteren Hund im Welpenalter - das passiert leider viel zu oft, wenn Menschen nicht sorgsam genug mit ihren Welpen umgehen).
Fakt ist aber, im Hier und Jetzt, dass durch diese Erfahrung das Verhalten von Henry maßgeblich beeinflusst wurde.
Traumatische Ereignisse sind im Erfahrungschatz eines Lebewesens nicht mehr auszulöschen.
Sie können aber verarbeitet werden, und auch behandelt.
Möglicherweise lebenslang.
@Sara.Ich bewundere dich für deinen Mut, und die Kraft, die du jetzt aufbringst. Du weißt, dass Henry nie wieder der alte sein wird. Es geht aber darum, so viel Lebensqualität zu bekommen, wie nur irgend möglich ist, und das wird erreicht, indem Henry in die Lage versetzt wird, eben NICHT MEHR so fürchterlich seinen Hormonen ausgesetzt zu sein, wie es derzeit der Fall ist. (btw.: Ob hier z.B. ein Eingriff in seinen Testosteronhaushalt eine Wirkung erzielt, die in der Gesamttherapie erfolgversprechend und damit sinnvoll ist, KANN nur jemand sagen, der Henry persönlich und mit entsprechenden Fachkenntnissen und MÖGLICHKEITEN begutachtet. Hier, als Ferndiagnose, eine solche Empfehlung auszusprechen, ist purer Dilettantismus ... ).
Ich mag dir nicht zu viel Hoffnung machen - ganz ehrlich, was ich jetzt tun würde?
Ich würde beim VÖK anrufen, dort das Problem schildern, und fragen, ob und welche Möglichkeiten in eurer erreichbaren Nähe sind.
(Also ICH würde tatsächlich Kontakt aufnehmen zu Maria Hense - aber das wären für mich auch nur knapp 200km - und sei es nur, um mir eine Empfehlung zu bekommen, wer näher an mir dran ist).
Was ich NICHT machen würde: Einen Trainer aufsuchen, der nicht zumindest mit einem verhaltenstherapeutisch ausgebildeten Tierarzt zusammen arbeitet, und in eurem Fall ENG zusammenarbeitet.