Welche Arten nutzt du denn als "Motivationskick"? Meinst du sowas wie einfach einen Schritt zurück oder sogar los rennen, wenn Hundi gerade überlegt, was sich mehr lohnt?
Hatte ich hier geschrieben:
(Wer jetzt meint, ich wäre besonders virtuos oder so - nö, kein Zauberwerk, das meiste davon macht ihr sicher auch: Noch mal ein freudiges: "Jaa komm schnell!", oder ein paar Schritte selber rückwärtsgehen, oder auch leicht in die Knie und die Arme dabei einladend ausbreiten, oder umdrehen und selber ein Stück rennen in die Richtung, in die der Hund soll, dabei Blick über die Schulter zum Hund, oder in die Hocke gehen, oder gar ganz auf den Boden in die menschliche Variante der Vorderkörpertiefstellung ... ich habe auch mal ein Rad geschlagen und mich anschließend grunzend und juchzend auf dem Boden gewälzt... nur, damit mein Hund auch ja KOMMT
Folgende Grundüberlegung: Oft liegen ja mehrere Motivationen vor, die in Konkurrenz zueinander stehen.
Im Fall der Jagdambition steht dieser Motivation die Motivation des Hundes, seinem Menschen/dessen Anweisungen zu folgen entgegen.
Ich versuche mit FREUDIGER Ansprache/Aktion der Motivation, MIR Folge zu leisten, noch mal einen "Kick" zu geben. Sehe ich also, dass mein Hund eigentlich schon "in meine Richtung zuckt" (erkennbar daran, dass der Hund kurz in seinem Verhalten innehält - ein Zeichen dafür dass die beiden Motivation tatsächlich gerade gegeneinander abgewogen werden), dann kann ich z. B. mit einem: "Jaaaaaaaaa
komm schnell HIIIIIER (zu mir)
!" und einem Wegrennen meinem Hund
- mit der (spiel-)freudigen Ansprache UND
- dem Bewegungsimpuls des von ihm Wegrennens
in genau dem Moment der Motivation, MIR zu folgen, einen entscheidenden Anstupser geben.
Je größer die konkurrierende Motivation als Gegenspieler war, umso größer ist dann die Party bei mir.
Ich flippe dann aber nicht immer tatsächlich vor lauter Freude aus - manchmal sogar ganz im Gegenteil...
Manchmal bediene ich dann ausgiebig, aber mit unglaublich viel Ruhe und Überlegung genau DAS Bedürfnis, welches mein Hund mir zuliebe gerade abgebrochen hat.
Dann gibt es - je nach Situation - ein spontan geworfenes Dummy, welches der Hund "hetzen" und anschließend apportieren kann, und im Amschluss daran gibt es noch mehr Apportaufgaben, die dann aber aus der Ruhe und so gestellt, dass der Kerl (Amigo) seinen Kopf einsetzen muss, um diese zu lösen.
Das sind alles Feinheiten, die - bei mir sehr individuell abgestellt auf meine kleine Jagdsau Amigo - im Laufe der Zeit von uns gemeinsam erarbeitet wurden.
Lola war gestern am Waldesrand wieder völlig drüber. Leine auf Anschlag, Nase in den Wald, am liebsten der ganze Hund. Warten und beruhigen: nope. Umdrehen wollte ich einfach nicht (wusste, dass es nicht weit entlang geht) und Abstand vergrößern war nicht drin, weil große Beerenhecken auf der anderen Seite des Weges.
Was ist da Mittel der Wahl? Als wir dann den Abstand vergrößern konnten, war das kein Problem. Also war der Reiz zu groß. Entweder zuuu spannendes Tier oder etwas normal spannendes einfach zu nah dran. Das weiß ich leider ja nicht, weil ich nicht weiß, auf was Lola da so reagiert.
Ganz spontan, nur ein Gedanke: Was ist hier mit "Sitz auf Distanz"?
Ich würde immer in solchen Situationen, wo der Hund total unter Jagdstrom steht (das kann durch einen einmaligen sehr großen Reiz ausgelöst werden, oder aber durch mehrere Reize, die kurz hintereinander folgen, ausgelöst werden - siehe Stichwort "Reizsummenregel"), die Distanz zu meinem Amigo verkürzen. Kommt er gar nicht zur Ruhe, beschäftige ich ihn. Zur Not lasse ich ihn an der Leine Leckerchen suchen. Ich bin da mittlerweile recht kreativ geworden und nutze meine Umgebung aus, um mir Ideen zu geben...
Wenn's geht, vergrößere ich den Radius, denn mit einem Hund, der den Kopf sonstwo hat, kann ich ja nicht arbeiten. Aber wenn das nicht geht? Hund dicht rannehmen und "Augen zu und durch"?
Verstehe ich das richtig - mit "Radius vergrößern" meinst du, du gibst deinem Hund mehr Spielraum an der Schleppleine? Eben weil dann mit ihm sowieso nicht zu arbeiten ist?
Würde ich nicht machen. Der Hund bleibt dann mit seinem Kopf völlig "in seiner Welt" und da nehme ich derzeit keinen Raum ein.
Was ich bei meinem Amigo machen würde: Die Gelegenheit seiner Unaufmerksamkeit mir gegenüber dazu nutzen, 1 oder 2 Apportel (oder Leckerchen-Suchaufgaben) auszulegen, dann gäbe es ein "Sitz auf Distanz" ... oder ich verkürze Stück für Stück die Leine, bis ich bei meinem Hund bin und mache ihn dann freudig darauf aufmerksam, dass ich etwas Interessantes für ihn habe.
Sowas bereite ich gerne vor, z. B. so: Ich reibe ein Dummy mit etwas Leberwurst ein, zücke das dann irgendwann beim Spaziergang, reibe das meinem Hund unter die Nase, lege es aus und lasse es apportieren. Dafür gibt es dann ein Stück Leberwurst.
Dieses Apportel lasse ich dann später bei günstiger Gelegenheit fallen, gehe ein paar Meter weiter, und mache dann Amigo auf mich aufmerksam: "Komm mal schnell, ich habe hier glaube ich etwas ganz tolles für dich - such mal da!
" Das mache ich natürlich in einem Moment, wo keine großartigen anderen Reize da sind.
Solche "Vorkonditionierungen" nutze ich, wenn ich ein ganz bestimmtes Problem (in deinem Fall: dein Hund schießt sich unter bestimmten Bedingungen völlig ins jagdliche Nirwana) ganz gezielt bearbeiten will.
Du kannst auch hingehen und dich Stück für Stück an der Schlepp bis zu deinem Hund vorhangeln, ihm dann freudig mitteilen dass du AUCH DA BIST ("Boah
was siehst du denn da?
"), bei der Gelegenheit heimlich mehrere Wurststücke ins Laub fallen lassen, darauf weisen (evtl. die Finger durchs Laub grabbeln lassen) und deinen Hund darauf aufmerksam machen: "Uihuihuih - ich glaube, ich habe hier was Interessantes für dich entdeckt, schau doch mal
".
Begib dich IN DIE WELT deines Hundes - und nehme teil daran. Bringt dich automatisch mit in dessen Welt - und er nimmt dich wieder wahr.
Als es vom Weg her ging, ist mein Mann ein Stück mit ihr gejoggt (ist ja alles matschig und vereist gewesen). Das half super, weil sie keine Zeit hatte, sich in den Wald zu orientieren. Aber geht eben auch einfach nicht immer und ist ja nicht das Ziel.
Richtig, das ist nicht das Ziel. Du kannst die Umweltreize nicht ausschalten, und du kannst die Nase/Jagdantennen deines Hundes nicht ausschalten.
Dein Hund kann aber lernen
- zu differenzieren (Diskriminationslernen), welche Reize relevant sind.
- welche Beute lohnenswerter ist
- das Jagd mir dir erfolgversprechend ist
- sein Bedürfnis bei dir und durch dich befriedigt wird
- seine Impulse selber zu kontrollieren
- dass diese Welt auch andere reizvolle Dinge parat hat, die interessant sind, obwohl sie keine Jagd auslösen