@DerFrechdax Du schreibst mir aus der Seele 
Die "Gleicheren unter Gleichen" und auch die "die sich an nix gehalten haben" gab es immer schon, aber sie sind als Ausnahmen aufgefallen.
Heute, scheint es, fällt man als Ausnahme auf, wenn jemand zu den "das macht man nichts"s zählt.
Auf diese Anekdote habe ich einen anderen Blickwinkel:
Und da fällt mir prompt wieder das Postkärtchen ein, das wir bei einem Elternabend geschenkt bekommen hatten, mit 5 Sätzen drauf, die jedes Kind gern hört;
Einer davon war "Du bist was Besonderes".
Klar sind meine Kinder für mich ganz besondere Menschen. Das wird auch immer so bleiben .
Aber, stellen wir uns mal vor, lauter Menschen würden um uns leben, alle mit der festen Überzeugung, jeweils etwas ganz Besonderes zu sein. Also, ein bißchen besonderer als der Rest zumindest . Wir hätten so lauter kleine Narzissten um uns herum, die gar nicht checken, wie schädlich ihr Egotrip für den Rest der Welt ist.
Daraus lässt sich natürlich der Gedanke ableiten, den Nährboden zur Entwicklung eines Narzissten zu legen.
Deine Gedanken dazu sind für mich sehr logisch und schlüssig.
Nimmt man sich diesen Satz "Du bist etwas Besonderes" tatsächlich unter diesem erhöhenden Aspekt, also im Sinne von "Du bist etwas Besonderes, weil du etwas Besseres bist", dann ist das eine Intention, die fatalerweise dazu führen kann, dass ein Kind eine völlig fehlgeleitete Selbstwahrnehmung entwickelt, die u. A. eben auch in die Richtung Narzissmus geht.
Das alleine ist aber nicht (zwingend) für eine narzisstische Persönlichkeitsstörung verantwortlich.
Ein großer Faktor ist die "Vorbildfunktion", im engen Familienkreis, im näheren Umfeld, aber auch in der weiteren Gemeinschaft, in der jemand lebt.
Aber auch die Informationen, die über die Medien zugänglich werden, haben darauf Einfluss.
Ich habe diesen Aspekt "Du bist etwas Besonderes!" unter einem anderen Blickwinkel jahrelang (arbeitsmäßig) bei Kindern praktiziert.
"Leben, einzeln und frei wie ein Baum, und brüderlich wie ein Wald - diese Sehnsucht ist unser." (Nazim Himet, türkischer Schriftsteller und Dichter; Nâzım Hikmet – Wikipedia )
Dieses Zitat ist mir irgendwann in meinem Leben begegnet, und verkörpert für mich das, was wesentlich ist für den Einzelnen.
Sich selber als Individuum zu sehen, mit Schwächen und STÄRKEN, andere als Individuen zu begreifen, mit ebensolchen Schwächen und STÄRKEN, und gemeinsam in einer Gemeinschaft zu leben, mit Raum für jeden, eben nach den Regeln dieser Gemeinschaft die dafür sorgen, dass jedes Individuum dort seinen Platz hat ...
In einer Welt, in der suggeriert wird perfekt sein zu müssen (und das wird heute noch forciert durch die Medien) ist kein Raum für FEHLER.
"Empathie: Bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden" (aus: Wikipedia)
Eben diese Bereitschaft, sich für die Empfindungen, Emotionen, Gednaken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu interessieren, verliert ihren Raum in einer Gesellschaft, in der sich die Überzeugung immer mehr verbreitet, "die Welt drehe sich nur um einen selber".
Die Fähigkeit zur Empathie gehört zur Grundausstattung des Menschen.
Menschen passen sich aber ihrer Umwelt an.