zu 1.: also du meinst, bei einem Hund, der durchaus ein großes Interesse an Beute hat, kann man die Anzeige auch z.B mit Zergeln belohnen oder mit dem Auslegen eines Dummies? Oder wie genau belohnst du "hochwertig"?
Ja, genau
Wobei ich ja weiter oben auch schon geschrieben habe, dass der Dopaminkick BEIM TUN erfolgt. Ich biete also dem Hund ein Aktion an, bei dem er den Dopaminkick bei meinem Angebot erhält.
Karo_95 schrieb:
zu 2.: jagdliche Beschäftigung ist bei dir der Dummy oder? Könnte aber auch etwas in die Richtung Mantrailing sein und muss nicht beim Spaziergang stattfinden?
[/quote]Bei mir ist das der Dummy, aber in all seinen Facetten. Dummyarbeit ist nicht einfach Werfen und Schluss. Mit dem Dummy kann ich tatsächlich ALLE Sequenzen des Beutefangverhaltens abdecken. Kommt auf die jeweilige Aufgabe an.
Karo_95 schrieb:
Also du hast bemerkt, dass Amigo da gerade etwas bemerkt und hast es aber nicht belohnt, sondern abgebrochen, verstehe ich das richtig?
[/quote]Öhm - nein, in dem Kontext nicht.
Dadurch dass ich tatsächlich recht früh mit ihm jagdlich bearbeitet habe (Dummyarbeit IST Jagdarbeit) hat Amigo die Erfahrung gemacht, dass sein jagdliches Bedürfnis durch und mit mir gut erfüllt wird.
Sein Bedürfnis bliebt also nicht unbefriedigt.
Mal als bildhaftes Beispiel: Ich liebe Schokolade, und wenn ich Lust darauf habe, kaufe ich sie mir und esse etwas davon.
So sinkt die Gefahr, dass ich in meiner Gier meinem Sitznachbarn die Schokolade von dessen Teller klaue, ungemein
Ich kann mich aber auch beherrschen, wenn ich weiß, dass ich später Schokolade essen kann, zu Hause z. B.
Wir lernen mit Bedürfnissen umzugehen.
Ein sehr starkes Bedürfnis, das nie befriedigt wird, erzeugt Frust.
Lerne ich aber, dass ein sehr starkes Bedürfnis befriedigt WIRD, aber eben nicht immer dann wenn ich es WILL - dann lerne ich die Momente auszuhalten, in denen dieses Bedürfnis nicht befriedigt wird.
Es entsteht kein Frust, oder eben deutlich weniger.
In DIESER Lage kann ich dann auch andere Dinge als lohnenswert und befriedigend wahrnehmen.
Dann werde ich nicht dominiert von meiner Gier auf das Stück Schokolade auf dem Teller meines Sitznachbarn, sondern empfinde Freude an dem Teller Erbsensuppe, der vor mir steht.
Bei meinem Amigo heißt das: ICH sorge dafür, dass sein großes Bedürfnis auf Jagd durch mich bedient wird - unter den von mir kontrollierten Bedingungen.
Der Nebeneffekt daraus ist: Viele Reize, die sonst sein Jagdbedürfnis sehr hoch ausgelöst haben, werden von ihm zwar wahrgenommen als Jagdreize - es gibt aber andere Dinge, die ihn dann mehr interessieren (z. B. weitergehen und statt dessen Nachrichten anderer Hunde lesen). Amigo reagiert also nicht mehr so sensibel - verhaltensvorprogrammiert - auf jagdauslösende Reize.
@Paulaxx Jetzt habe ich hier ziemlich viel geschrieben zu Motivationen, Bedürfnissen und Dopaminausschüttung - ist dir dabei deutlich geworden, dass wir wohl ein Missverständnis haben bei der "Grenze, die das Leckerlie-Schmeißen-und-Suchen hat" ?
Natürlich ist das richtig, wie du das handhabst: Du setzt nach dem erfolgreichen Abbruch die Futtergabe zur VERSTÄRKUNG des zuvor gezeigten Verhaltens (dem Abbruch) ein.
Die Grenze, die ich da erwähnt habe für jagdlich stark motivierte Hunde, ist eine andere: mMn kann man mit Futter die Motivation für ein erwünschtes Verhalten bei einem jagdlich hoch motivierten Hund nicht groß genug aufbauen, um dieses gewünschte Verhalten auch sicher bei sehr starken Reizen abrufbar zu machen.
Eine alte oder ältere Spur hat einen geringeren Reiz als eine ganz frische Spur.
Bei einer älteren Spur ist also der mit Futter verstärkte Abbruch sicher - bei einer frischen Spur NICHT.
Will ich den Weg der sicheren Konditionierung gehen, dann muss ich diesen Abbruch so lange üben, bis er als REFLEX auf das Signal ausgeführt wird. (Hier kommt dieses tausendfache Wiederholen ins Spiel, denn nur durch dieses - fehlerfreie!!! - tausendfache Wiederholen wird ein Verhalten als Reflex auf ein Signal ausgeführt. Genau dieses tausendfache Wiederholen wird aber in der Praxis, also im Alltag, von vielen Hundehaltern nicht gemacht. Ergebnis: "ungehorsamer" Hund).
Genau deshalb biete ich meinem Amigo eine erfolgversprechende Hatz an, wenn er auf der Hatz IST. Damit bekomme ich ihn "umgelenkt", was eine Sonderform des Abbruchs ist.
Ich hoffe, es ist damit verständlicher geworden, was ich in dem Zusammenhang mit "Grenze" meinte?