Zwar kommt sie zuverlässig, wenn man sie ruft, aber sie entfernt sich grundsätzlich sehr weit und merkt oftmals gar nicht, dass ich einfach mal einen anderen Weg einschlage oder umdrehe (mache ich natürlich nur wenn das Gebiet "sicher" ist, also z.B. im Wald oder auf einem großen Feld).
Ein neugieriger Hund mit einem großen Bewegungsradius. Ich bin ja immer so nett und sage meinen Hunden, dass ich einen anderen Weg einschlage wen ich sehe, dass sie das gerade mal nicht mitbekommen.
Genauso wie deine Hündin, kommen meine Jungs dann IMMER. (Fast immer ... hatte da so eine kleine, nette, äußerst liebenswürdige Geschichte vor Kurzem. Ändert aber nichts an der Zuverlässigkeit meiner Jungs.) Was ist schlimm daran, einen Hund der so aufmerksam seine Welt erkundet, mal einen kurzen Hinweis zu geben, wo es jetzt langgeht?
Manchmal verstecke ich mich auch und sie kommt dann immer regelrecht panisch angerannt und freut sich halb tot, wenn sie mich gefunden hat, aber danach ist sie eben sofort wieder weg.
Na ja - so hast du ihr beigebracht, dass sie dich ja immer FINDET - du KANNST ihr also nicht verloren gehen.
An der Leine wird grundsätzlich überall geschnüffelt und dahin gezogen, wo man eben hinwill. Ich korrigiere sie wirklich STÄNDIG und konsequent - es interessiert sie nicht. Ich schicke sie beim Gassi gefühlte hundertmal wieder neben oder hinter mich, wenn sie mich überholen will und keine 10 Sekunden später eiert sie wieder vor mir rum.
Da hat sich etwas "verselbstständigt"; Ein Teufelskreis, weil es immer mehr solcher "Korrekturen" bedarf... die doch keinen Erfolg bringen.
Dein Hund hat gelernt, GEGEN deinen Widerstand zu arbeiten, und so zum Schnüffeln zu kommen.
Das Gefühl des Hundes FÜR die Leine, was es bedeutet, wenn er durch die Leine mit mir verbunden ist, habe ich mit allen meinen Hunden von Welpe an anders geübt.
Leine bedeutet bei uns: Der Spaß ist nicht zu ende, sondern die Bedürfnisse können weiter erfüllt werden - nur eben mit Rücksicht auf mich.
Wenn ich will dass meine Hunde ihren Bedürfnissen NICHT an der Leine nachkommen sollen, gibt es dafür das Kommando "Fuß" = JETZT Aufmerksamkeit hauptsächlich auf mich, und an meiner Seite bleiben.
Ich habe auch noch andere Signale im Laufe der Zeit etabliert, mit denen ich "Tempo" bei meinen Hunden rausnehmen kann: "Bleib bei mir", "langsam", "warte". Das sind Hinweise, die meinen Jungs und mir helfen, Situationen möglichst stressfrei zu gestalten.
Für mich geht es bei unseren Spaziergängen hauptsächlich um die Bedürfniserfüllung meiner Hunde - und die NEHMEN ihre Umwelt mit den Sinnen wahr, und bestimmte Sachen werden eingehender mit der Nase erkundet. Dem gebe ich Raum - ich gehe also mit meinen Hunden MIT, soweit das möglich ist.
Ich werde immer richtig traurig, wenn wir anderen Leuten mit Hunden begegnen und diese trotten unangeleint neben oder hinter ihrem Besitzer her, werfen ihm immer wieder einen Blick zu und gehen eben dahin, wo er hingeht, während Lia wie eine Bekloppte vorneraus prescht und augenscheinlich null Bezug zu mir hat.
Ich habe ein bestimmtes Bild von Hunden vor mir bei der Nutzung dieses Begriffes "trotten neben oder hinter dem Besitzer her" - und solche Hunde tun mir einfach nur leid!
Soche Hunde trotten desinteressiert durch die Welt, weil sie gelernt haben, dass für ihre Bedürfnisse kein Raum gelassen wird. Sie haben aufgegeben.
Ich kenne auch Hunde, die gelernt haben einen sehr kleinen Radius (10m) zu ihren Menschen einzuhalten bei den Spaziergängen. Mit diesen Hunden wird aber täglich GEARBEITET (Apportiertraining), wo sie viel Raum für ihren Bewegungsdrang haben und sich auch sehr weit von ihrem Besitzer entfernen müssen. Diese Hunde werden ganz anders ausgelastet, sodaß das eingeschränkte Erkundungsverhalten bei den Spaziergängen durch den vorgeschriebenen Radius für diese Hunde keinen Mangel bedeutet, und somit auch keinen Frust auslöst.
Beim Freilauf haben wir eigentlich nur "Hierher!" und "Stopp!" geübt. Beides beherrscht sie und sie setzt sich auch hin, wenn ich ihr über größere Distanz das "Sitz"-Kommando gebe.
Das ist doch super!
Von mir 3 Tipps und eine Frage:
Tipp 1: Fokussiere das Leinentraining darauf, dass dein Hund lernt: Seine Bedürfnisse werden auch an der Leine erfüllt, er soll nur nicht ZIEHEN. Dazu würden ich so Signale wie "langsam" und "warte" einführen, die den Hund zum Innehalten anleiten, aber in dem Bewusstsein, dass seine Bedürfnisse berücksichtigt werden. Das kannst du z. B. einüben, indem du für deinen Hund sichtbar ein Superleckerchen auf den Boden legst, und dann mit ihm gemeinsam aus zunächst 10m Entfernung dort hin gehst, und dabei mit "langsam" das Tempo beeinflusst.
Bitte bedenke: Du "arbeitest" gegen ein Verhalten, welches sich in 1,5 Jahren etabliert und gefestigt hat. Das Auslöschen und Ersetzen dieses Verhaltens durch ein neues (=Extinktion) dauert länger, und es geht in kleineren Schritten voran. Auf den Spaziergängen würde ich dort, wo er angeleint bleiben muss eine etwas längere Leine nutzen, und MIT DEM HUND mitgehen.
Tipp 2: Nutze seinen doch vorhandenen Gehorsam auch auf große Distanzen; lass ihn dort auch größere Entfernungen zu dir einnehmen, wo das gefahrlos für euch möglich ist.
Tipp 3: Nutze die Momente seiner Unaufmerksamkeit dazu, etwas Interessantes für ihn vorzubereiten: Ein tolles Leckerchen verstecken, z. B. in Baumhöhlungen, zwischen ein paar aufgeschichteten Ästen ...
Meine Frage: Was "arbeitest" du denn mit deinem Hund, also welche Beschäftigung (welchem Sport) gehst du mit ihm nach, der seinem Bedürfnis nach Einsatz der Nase entgegenkommt?
Deiner Beschreibung nach hast du hier einen Hund mit sehr großem "Nachholbedürfnis"; Die vorherige Haltung hat seinem Erkundungsbedarf null Raum gegeben - und JETZT kann er dem endlich nachkommen.