Ich mag den Text
Ich auch. Da steckt sehr viel Informatives drin, was üblicherweise nicht zu lesen ist.
Die Entwicklung des Gehirns, was da eben auch eine Rolle spielt, dass Bewegungsreize wichtig sind - das ist so ganz meins
Nein, konkrete Tipps, die auf den individuellen Hund bezogen sind, kommen da nicht. Außer die Sache mit dem Freilauf - und genau diesen Hinweis finde ich gut!
Ich hoffe immer noch auf das Aha-Erlebnis der Verwunderten, dass sich das auf laufen an der Leine - was alles andere als natürlich ist - bezieht.
Ich lese sowas nie, wo findet man denn sowas?
Da zählt auch das Schleppleinentraining zu.
Allerdings kenne ich diesen "Leinenfokus" beim Welpen aus dem Reallife. Als mein Amigo kam, hatte ich ja zwei junge Hunde zur gleichen Zeit - Vasco war da noch keine 2 jahre alt, Amigo kam mit 8 Wochen dazu. Da habe ich mich dann ein wenig umgehört, welche Hundeschule in meinem Umfeld in Betracht kommen könnte. Ich war der Ansicht, ein geübtes Auge von Außen könnte sehr hilfreich sein, mir dabei zu helfen die Entwicklung BEIDER Hunde besser im Auge zu behalten.
Dazu habe ich mich häufig mit anderen Welpenbesitzern ausgetauscht (eigentlich JEDEM Welpenbesitzer, dem ich begegnete...), und habe dabei ausnahmslos von ihnen gesagt bekommen: Freilauf für Welpen außerhalb des häuslichen Umfeldes ausschließlich an der Leine, "BIS DIE GRUNDKOMMANDOS SITZEN" (O-Ton der Welpenbesitzer).
Spannend finde ich auch, dass Arbeitsrassen, die als Welpe regelmäßig drüber waren später bei der richtigen Arbeit meiner Erfahrung nach schneller in Stressverhalten kippen und schlechter lernen. Zumindest bilde ich mir das ein bei den Koppelgebrauchshunden zu beobachten.
Dieser "schlechtere" Gebrauch im späteren Alter ist eigentlich gut nachvollziehbar durch die Informationen in dem Text: Das Gehirn stellt Verknüpfungen an, ein Hund der häufig als Welpe überdreht, stellt genau diese Verknüpfung her - und das beeinflusst maßgeblich sein späteres Verhalten als junger und erwachsener Hund. Beim Welpen werden die Weichen gestellt für die hormonellen Abläufe, dass beim Überdrehen genau der Sympathikus aktiviert wird, und damit eben auch die Bereitstellung von Stresshormonen (Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol), macht sich dann im weiteren Entwicklungsverlauf bemerkbar.
Gerade solche frühen Fehlentwicklungen sind nicht reversibel; hier ist viel Arbeit und umsichtiges Management notwendig, um einen solchen fehlentwickelten Hund einigermaßen umweltkompatibel zu bekommen.
Den letzten Satz des Artikel finde ich bedenklich, denn "unbeschränkte Bewegung" scheint zu bedeuten, daß es nun mit Radfahren, Joggen oder Leistungssport losgehen kann. Was nicht der Fall ist.
Hier habe ich auch gestutzt, und musste mir noch einmal die anderen Fakten aus dem Text in Erinnerung rufen, um zu erkennen: Genau diese Überlastung mit zu frühem, übermäßigem Sport ist damit nicht gemeint.
Gehe ich zu Beginn bei einem Welpen sorgsam vor und sorge für alters- und entwicklungsentsprechende Bewegungsangebote, dann kann ich ab einer bestimmten Entwicklungsstufe diese große Umsicht außer acht lassen.
Achte ich beim Welpen z. B. darauf, dass er keinen Abhang runterpurzeln kann, so kann ich mich ab diesem Zeitpunkt der Entwicklung darauf verlassen, dass der Körper und auch die vorhandene Körperbeherrschung des Hundes einer solchen Herausforderung gewachsen ist.
Es geht um Bewegung ohne Schranken FÜR DEN HUND, aus dessen Perspektive betrachtet - und Radfahren, Joggen und auch Leistungssport ist KEIN SCHRANKENLOSES Bewegen aus der Sicht des Hundes. Denn genau bei diesen Aktivitäten ist der Hund BESCHRÄNKT in seinem Bewegungsspielraum - er kann weder Tempo, noch Dauer, noch Energieaufwand bestimmen...
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Sowohl Vasco als auch Amigo kamen als Zweithunde in unsere Familie; sie hatten von Beginn an einen "großen Hundekumpel", auf dessen Bedürfnisse ja auch noch geachtet werden musste.
In den ersten Wochen habe ich deshalb entweder mit der großen Runde für den Großen gewartet, bis ein weiteres Familienmitglied zu Hause war. Dieses konnte dann den Welpen betreuen, während ich mit dem anderen Hund unterwegs war und ihm den Raum verschaffte, der für IHN wichtig war.
Oder ich habe den Welpen mitgenommen und die Runde so gewählt, dass sie nicht zu umfangreich war, und ich den Welpen zwischendurch gut tragen konnte. So habe ICH quasi darauf geachtet, dass die Kraft des Welpen auf diesen großen Runden "eingeteilt" wurde.
Im weiteren Verlauf - so ein Golden Welpe wächst echt schnell und erreicht früh gewichtstechnische Dimensionen, die MEINE Kraft überschreiten - habe ich eben Einzelrunden mit dem Großen gemacht, und zusätzliche weniger anstrengende Runden mit dem Jungsspund.
Die 5-Minuten-Regel wurde mir von meiner Züchterin ans Herz gelegt - aber eben mit der Erläuterung, dass diese ihren Ursprung in der Überforderung eines Welpen gerade bei Ersthundehaltern hat. Dank ihrer Hilfe habe ich also weniger auf die Uhr geschaut, sondern gezielt darauf, meinen Ersthund weder geistig noch körperlich zu Überfordern.
Ich erlebe leider immer noch im Reallife Welpenbesitzer, die ihren Kleinen überall hin mitschleppen und dabei gar nicht mitbekommen, welche körperliche und mentale Überforderung das für ihren Hund ist.
Letztendlich: Die Informationen in dem Text KÖNNEN nur pauschale Grundrichtlinien sein, weil sie allgemein zu Hunden eine Aussage machen müssen.
Sie sollen zum DENKEN anregen, in keinem Fall aber dem jeweiligen Besitzer eines Welpen das DENKEN abnehmen.
P.S.: Ist noch irgend jemandem aufgefallen, dass als Quelle zu diesem Text u. A. ein Buch zur Entwicklung von Kindergartenkindern angegeben wurde? Geil, einfach nur geil