Beiträge von Hundundmehr

    "Das war jetzt aber unerzogen!"

    Sagte mir gestern ein Hundehalter - und ich musste ihm Recht geben.

    Erst ist Amigo ihn angesprungen :shocked: - und hat ihm anschließend das Apportel aus der hinteren Hosentasche geklaut :(

    Das Anspringen hat mich total verblüfft - das macht Amigo NIE!

    Leider hat das als Warnung an mich nicht ausgereicht, da hatte ich echt ein Brett vorm Kopf :wallbash:

    Ich hatte das Apportel in der hinteren Hosentasche des Mannes nicht gesehen...

    Ich habe Amigo in dieser Hinsicht nicht erzogen.

    Normalerweise bin ich erhöht aufmerksam, wenn andere Menschen (außerhalb des Hundeplatzes, das ist noch mal was anderes) mit Spielzeugen hantieren.
    Ich verhindere dann immer aktiv, dass Amigo sich darauf fokussiert, notfalls leine ich ihn an.

    Da habe ich echt gepennt - ich weiß, dass ich Amigo in dem Punkt nicht erzogen habe.

    Das war mir extrem peinlich, zumal das "Sahnehäubchen" obendrauf noch das anschließende "lustige" Zerrspiel war, welches Amigo mit dem Mann um das Spielzeug veranstaltete... und natürlich hat das "Aus" des Mannes ihn überhaupt nicht interessiert...

    Ich habe ihn dann mit einem Dummy + Apportauftrag abgelenkt...

    Boah war mir das peinlich ... :doh:

    Mit meinem Amigo habe (konnte) ich das anders erarbeiten.
    Zu dem Zeitpunkt - er war da noch kein Jahr alt - hatte ich allerdings schon die Grundzüge des Apport eingeführt (Bringen und abgeben war nicht so sein Ding, das war Fleißarbeit und auch viel Geduld meinerseits, ihm das Bringen schmackhaft zu machen...).

    Auf den Spaziergängen habe ich gezielt mit kleineren aber auch größeren Aufgaben sein Jagdbedürfnis bedient. Anschließend habe ich die Leine eingesetzt, um ihn aus seinem Jagdtunnel rauszuholen. Der bestand allerdings darin, dass Amigo perfekt "Fuß" lief, ohne meine Aufforderung ... weil er mit der "Arbeit" nicht aufhören wollte und "Mehr, mehr, MEEEEHR :cuinlove: " forderte.
    Leine bedeutete: Schluss!

    Es hat gedauert, bis das in sein Hirn sackte; Ich erinnere mich, dass ich zu Beginn tatsächlich einmal den kompletten Weg bis zum Auto mit am Knie klebendem Hund zurücklegte... das war sicher einerseits total "süß", diesen arbeitswilligen Hund mit seinen leuchtenden Augen zu sehen ... andererseits hat MICH das nur genervt, auch, weil ich meinen Hund SO nicht wollte ... (Am Auto fiel ihm dann auf: "Oh - Schexxxse ... Spaziergang zu ENDE :shocked: " Ich habe ihn sich dann noch mal am Waldrand lösen lassen, an der Leine, bevor wir gefahren sind.)
    Heute bin ich froh, dass ich hier über mehrere Monate nicht die Geduld verloren habe - wobei ich aber auch sehen konnte, dass es in kleinen Schritten, mit Rückfällen, besser wurde.

    Heute kommt Amigo sehr schnell "runter", sucht sich manchmal noch ein Stück Holz zum Tragen.
    Ich merke allerdings auch, dass er selber nach "Jagderlebnissen" sucht, wenn ich mal mehrere Tage gar nichts anbiete.

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    Das war im letzten Jahr leider sehr stark zu spüren, weil ich da über Monate ausgefallen bin, und meine Männer mit Apport nichts am Hut haben... Es hat ein paar Wochen gedauert, bis ich auf den Spaziergängen kein unterfordertes Nervenbündel mehr hatte, der auf jeden möglichen Reiz reagierte...

    Welches Buch liest du denn?

    Welches Buch?

    :ka: was du jetzt meinst - ob ich diese "Methode" aus irgendeinem Buch habe, in dem diese beschrieben wird?

    Nö, habe ich nicht. Gibt aber bestimmt irgendwo irgendeinen Trainer/Fachmann/-frau oder Kynologen, der so etwas in einem Buch beschreibt.

    Ich kenne die Lerntheorien, ein wenig von den Abläufen im Gehirn von Säugetieren, einen Überblick zu den Emotionssystemen (nach Panksepp), weiß welche Auswirkungen/Verhaltensabläufe durch Hormone gesteuert werden und welche Bedeutung das vegetative Nervensystem dabei spielt, und sehe das immer im Gesamten.

    So weiß ich, dass ein negativer Verhaltensabbruch immer das genetisch angelegte Aversionsverhalten nutzt. Das ist eine spezielle Lernschiene, um Verhalten so abrufbar zu machen, dass es möglichst reflexartig erfolgt.

    Das lässt sich aber auch über einen positiven Verhaltensabbruch erreichen.

    Beides ist einfach nur Konditionierung.

    Beide Wege nutzen dabei unterschiedliche Hirnareale, und sprechen unterschiedliche Emotionen an.

    Ich nutze lieber die freudigen Emotionen.

    Geht das auch "sanfter"

    Ja. Null aversiv, rein positiv.

    Du nimmst ein Verhalten des Hundes, was er total gerne macht (Zergeln, Apport, Suchspiel), und wo du selber eine Rolle bei spielst (du bist derjenige, der dieses Spiel initiiert, hast das notwendige Werkzeug dazu).
    Dieses Verhalten verknüpfst du mit einem FREUDIGEN Markerwort.
    Irgendwann, mit immer wieder üben, ruft dieses Markerwort diese freudig belegte Aktion reflexartig hervor. Erfordert, dass nach diesem Markerwort zwingend auch die damit verknüpfte Aktion erfolgt.

    Einfache Konditionierung, die auf freudiger Basis aufgebaut und mit Fleiß und auch Spaß seitens des Menschen ins Hundehirn zementiert wird.

    Das ist MEINE Lebensversicherung bei meinem Vollblutjäger Amigo.

    Aber da ich sie abgepflückt habe und sie nicht kam, konnte ich wenigstens schimpfen. Kurz.

    Ist eh passiert. Mache ich auch - aber erst bei einem erwachsenen Hund, wenn ich mir sicher bin dass er weiß: ER hat eine Fehler gemacht. Der Hund KENNT dann den Grund, warum ich sauer bin. Ich bemühe mich selber sehr darum, nur dann meinem Hund zu sagen: "Ich bin SAUER!" wenn er den Grund dafür kennen kann.

    Gelingt mir nicht immer ...

    Weißt du was ich gemacht hätte, als Korrektur?

    Meinen Hund nach dem Einfangen einfach kommentarlos und emotional neutral wieder ab in den Kofferraum, einen kleinen Moment warten, dann das gewohnte Procedere: "Hopp - Platz". Dafür dann Lob/Leckerchen - und gut ist.

    Danach natürlich in mein Hirn einmeißeln: Hopp- Platz IMMER!!! Zukünftig.


    Auf gepflasterten Parkplätzen hebe ich Lola sogar raus.

    Mache ich seit meinem Bandscheibenvorfall letztes Jahr nicht mehr.

    Ich habe das hier: Kleinmetall Hunderampe

    :hust: :hust: - du bist nicht allein xD

    Und im Training wirft mich das auch zurück, denn DAS merkt sich Lola. Son Scheiß und ich kann mir gerade nicht verzeihen.

    Ach herrjeh :bussi:

    Verzeih es dir - so Fehler passieren. Nicht darüber nachdenken, was alles hätte passieren können.

    Lieber froh sein dass es nicht übel ausgegangen ist, und aus diesem Fehler lernen. Das gehört nämlich zum Leben dazu.

    Verlernt hat Lola jetzt nix - aber du hast dazu gelernt.

    Meine Hunde dürfen ohne Kommando aus dem Wagen raus. Wenn ich ein Warten brauche, sage ich ihnen das einfach, sie tun das dann.

    Irgendwie habe ich verinnerlicht, dass Hunde auch einfach nur Lebewesen und keine Maschinen sind. Ich rechne eigentlich immer mit "überraschenden" Verhaltensideen, und sichere mich deshalb mit Umsicht ab. Das kann ich (mittlerweile) gut :nicken:

    Finde ich übrigens toll mit dem "Platz" nach dem Aussteigen, deine Begründung dass sie sonst in die Leine springen KÖNNTE (AUAAA!) als Intention dahinter ist mir sehr sympathisch.

    Danke für deine lieben Worte. Ich glaube, es kotzt mich so an, weil es so vermeidbar gewesen wäre.

    Gut, kotz dich hier aus :bussi: - ist besser als wenn du es bei Lola machst.

    Hast du da ein Rennen-Spiel veranstaltet, weil du Lola nicht sofort einfangen konntest?

    Die erste Lektion die Amigo mir beigebracht hat, war: "Wenn du meinst, ich hätte einen Fehler gemacht - sei bloß nicht sauer, SONST KRIEGST DU MICH NICHT!!!"
    Ich bekomme Amigo immer - er hat mir wirklich sehr gut Mäßigung beigebracht :lol:

    Katzen wären hier für uns auch ein Problem - wenn ich es zu einem machen würde.

    Vermute ich, dass Katzen da sein KÖNNTEN, leine ich an.

    Ich treffe Katzen im Ort - aber da ist sowieso Leinenpflicht - und manchmal auf den Spaziergängen an Bauernhöfen (die alle ungesicherte Zugänge haben, wenn sie nicht völlig frei sind). Ich übe das erst gar nicht, leine dann an.
    Es gibt so viele schönere, für unseren Alltag wichtigere Dinge, die es sich mehr zu üben lohnt.
    Weder meine Hunde noch ich sind perfekt - aber unser Handling reicht eben genau dafür aus, dass wir bequem, schadens- und problemfrei durchs Leben kommen, ohne anderen dabei zur Last zu fallen. Das fühlt sich für mich perfekt an.

    Andere Menschen fällen situationsbedingt Urteile. Die gleichen Menschen, die Lola in der Situation völlig ungezogen fanden, treffen dich beim nächsten Spaziergang und sagen dir: "Oh - ihr Hund hört aber toll!", weil sie eben nicht dem vorhüpfenden Reh hinterhergerannt ist ....

    Du allein weißt, wie schön und gut es mit Lola ist - also mach dich über diese vorschnellen Urteile keinen Kopp :bussi:

    Physiotherapie als begleitende Diagnose empfehle ich auch.

    Auch wenn ein Passgang nichts unnatürliches ist, könnte das im Zusammenhang mit der "Lahmheit" vorne ein Hinweis auf Schonhaltung sein - und die Ursache dafür kann ganz woanders liegen.

    Geschulte Hände erfühlen da ganz andere Sachen, und die bildgebenden Verfahren zeigen solche Baustellen eben nicht immer.

    Gut möglich, dass eine solche ganzkörperliche Bestandsaufnahme Hinweise gibt, wo dann mit weiteren bildgebenden Verfahren angesetzt werden soll.

    Ich drücke die Daumen, dass ihr die Ursache herausfindet und sie dann schnell behoben werden kann!

    Wenn der Shiba dann jemanden zum mobben hat, ist das für den auch keine tolle Erfahrung (bzw. für den Halter)

    Hunde können nur dann mobben, wenn die Menschen das zulassen.

    Selbst Hunde die zum Mobben scheinbar neigen, können

    - durch entsprechendes Management am Mobben gehindert werden
    - durch Lernerfahrungen ein breiteres Verhaltensspektrum lernen, wodurch das Zeigen des Merkmals "Mobben" spürbar herabgesetzt werden kann.

    Größentechnisch passt es noch zusammen (wobei ich jetzt nicht weiß, wie groß der Rüde derzeit ist?).

    Welche Information mir jetzt tatsächlich fehlt: Hat euer Hund denn Freilaufkontakte zu anderen Hunden? Wie ist sein Verhalten da?

    Ich bin davon ausgegangen, dass die Probleme nur an der Leine sind.

    Es geht aber auch um einen Nachbarshund, für mich macht es da schon Sinn, möglichst früh einen positiven Umgang anzustreben.

    Aus meiner Sicht ist da nur viel Umsicht nötig seitens der Menschen :ka:

    Der Hund soll auf Kommando warten (Körperhaltung und Blickrichtung egal, darf auch gerne dabei Zeitung lesen) bis ich aufgeschlossen habe. Da trainiere ich über Belohnung.

    So agiere ich auch. Dabei habe ich beim Welpen und auch den Jungspunden darauf geachtet, dass ICH immer in ausreichender Nähe blieb. So blieb die Distanz zu mir automatisch kürzer, mit wachsendem "Hundehirn" konnte ich dann Stück für Stück größere Distanzen zulassen.

    Meine Hunde haben beide keinen Radius, den sie einhalten müssen. Ich kann aber je nach Umgebung dafür sorgen, dass sie näher bei mir bleiben, wenn die Situation dies erfordert.

    Komisch - mir ist nie aufgefallen, dass ich damit den Radius meiner Hunde "bearbeite" - aber dadurch dass die Hunde warten bis ich aufgeschlossen habe (oder so nah wie ich wünsche dran bin um dann ein "Weiter" zu geben) beeinflusse ich natürlich aktiv die Distanz, die ich (situationsabhängig) wünsche xD

    Das Kommando ist an keinen Fehler in Verhalten des Hundes gebunden. Der Hund macht gerade alles richtig, wenn ich das abfrage. Da ich das über Belohnung trainiere, wird auch der Anfang der Verhaltenskette belohnt. Würde ich das also immer abfragen, wenn der Hund mir zu weit weg wäre, würde ich üben, dass er immer weiter weg läuft. Also das Gegenteil von dem was ich will.

    Habe ich auch nie drüber nachgedacht - aber klar, ich übe das nicht wenn der Hund einen Fehler macht, sondern wenn er meinem Wunsch (Signal, Kommando) auch entsprechen kann. So komme ich dazu, dieses Verhalten über Lob zu festigen, bis es irgendwann auch bei großen Distanzen wirkt.
    Hat natürlich bei beiden Hunden Grenzen. Die kenne ich aber, und manage vorausschauend.