Beiträge von Hundundmehr

    Diese Mauscheleien ... ja, die gibt es.

    Nicht nur im VDH, nicht nur im Bereich Hundezucht ... das gab, gibt und wird es immer und überall geben.

    Was ich an meinem Verein wirklich richtig gut finde: Die erforderlichen Grundlagen, um überhaupt züchten zu dürfen, deren Kontrolle - und die Betreuung, die bei Erstzüchtern erfolgt.

    Ja, es gibt einige, oft langjährige Züchter, die sehr ambitioniert sind. Nicht immer im Sinne des Vereins, oder auch der Hunde ... da werden einfach eigene Interessen verfolgt, und auch durchgesetzt.

    Der allergrößte Teil der Züchter ist aber nicht so Ambitionsbesessen - und da findet sich dann das, was für mich persönlich gute Zucht ausmacht:

    Keine Übertypisierung (also besondere Betonung eines oder weniger rassetypischer Merkmale; also keine Festlegung auf "besonders jagdlich ausgeprägt"; "besondere Farbe"; "besonders zutraulich"; "besonders familientauglich" ... etc.), sondern einfach Hunde, die im Rahmen des Standard sind, gesundheitsgeprüfte Eltern haben, die Auflagen für die Aufzucht werden (so) kundig (wie nötig) durchgeführt, betreut von einem erfahrenen Züchter (bei den ersten Würfen eines Nicht-Zuchterfahrenen).

    Also einfach ganz normale Welpen, bei denen nach bestem Wissen und Gewissen darauf geachtet wird, dass sie in den ersten Lebenswochen einfach alles mitbekommen, was benötigt wird für einen guten Start in ein hoffentlich langes, glückliches Hundeleben als Partner an der Seite "ihrer" Menschen.

    Da sind etliche drunter, die "einfach gerne einen Wurf von ihrer Hündin" haben wollten; oder auch solche, die einfach selber versuchen wollen zu züchten.

    Dass diese Menschen das tun unter Beachtung der Auflagen des Vereins (und die sind nicht überzogen, aber eben auch nicht niedrig) ist tausendmal besser, als "mal eben Nachbars Fiffi drüber zu lassen, weil der ja auch so süß ist und es bestimmt süße Nachkommen bei der Paarung mit der eigenen, süßen Hündin gibt ... ach was, die sind doch beide gesund, da passiert doch nix Schlimmes, und die Welpen sind dann bestimmt auch so süß ... wie - Erbkrankheiten? Quatsch, das sind doch Mischlinge, die sind gesünder! Und überhaupt - Erbkrankheiten, hab ich ja noch nie was von gehört, das passiert uns nicht ..." (ihr merkt, ich echauffiere mich gerade ... bitte nicht überbewerten :ops:).

    Genau diese Züchter, die eben nicht "den besonderen Hund" wollen, sondern einfach nur Welpen von geprüften Elterntieren, denen sie einen liebevollen, sachverständigen Start ins Leben geben, sind für mich diejenigen, die letztendlich die Rasse prägen (sollten...!).

    Ich brauche keinen Hund mit adeligem (=prämiertem) Stammbaum.

    Manchmal sieht Casper auch Vögel 5m vor sich. Sieht die Vögel kurz an, schaut wieder weg und geht einfach weiter (und mir fällt gerade auf, dass da mein Lob fehlt...) und da verstehe ich nicht, dass er das kann und sich da gar nicht dafür interessiert, dann aber im Gegenzug auf 50m Distanz hin will? Kann mir das jemand erklären?

    Mein Blick in die Glaskugel gibt mir folgende Antworten:

    - Casper war einfach im Seeking-Modus, auf der Suche nach irgendwas Interessantem, weil er Lust darauf hatte, mal etwas Energie loszuwerden.

    - Casper hatte Lust, sich gemeinsam mit dir zu beschäftigen. Losrennen-Stoppen lassen-Leckerchen/Lob abholen ... Menschen sind so leicht zu konditionieren tears-of-joy-dog-face

    - Caspers Hormone waren schon in Wallung, und es bedurfte nur eines kleinen äußeren Reizes, um eine impulsive Handlung abzustupsen

    Ich frage mich bei meinen Hunden nur noch selten, WARUM sie etwas gemacht haben.

    Ich beobachte sie lieber und versuche so im Vorfeld, mögliche Handlungen zu erkennen.

    Bei Amigo ist der Sympathikus z. B. sehr leicht anzukurbeln. Kommt dann noch seine jagdliche Ambition dazu, schrillen bei mir die Alarmglocken - da weiß ich einfach, dass die Wahrscheinlichkeit auf unerwartete Jagdausbrüche bei einer Skala von 0-10 bei 20 liegt ...

    Ich leine dann an (oder arbeite tatsächlich mit ihm) und gebe ihn wieder frei wenn ich merke, dass in seinem Hirn wieder Raum ist für Nicht-jagdlich-orientierte Umweltwahrnehmung. Pinkeln z. B. ....

    Ich leine dann übrigens IM LAUFEN ab. So ganz "nebenbei" an- und abzuleinen haben wir gelernt. Stehenbleiben zum An-/Ableinen ist eine Unterbrechung der eigentlichen Handlung, und das ist bei konzentrierter Arbeit nicht erwünscht. Ist auch im Alltag sehr praktisch.

    Nicht (mehr) auf jeden Reiz mit Jagdverhalten zu reagieren, habe ich mit Amigo nie gezielt geübt. Das hat sich im Laufe der Zeit eingestellt, und ist wohl als "Nebenergebnis" des gezielten Jagdtrainings anzusehen, welches ich tatsächlich schon recht früh bei ihm angefangen habe. So früh, dass wir schon Grundlagen hatten, bevor sich in seinem Junghundhirn die "jagdliche Selbsterkennung" so richtig anfing zu entfalten.

    Bei jagdlich interessanten Wahrnehmungen erst mal zu verharren, hat Amigo im Laufe der Jahre selber (intrinsisch) gelernt. Das wird jedes Mal von mir gelobt - und sofort daran bekommt er eine Handlungsanweisung von mir. Das reicht von "Gut! - Bleib!" über "Sehr schön! - Hiiier!" bis hin zu "Suuuper - komm schnell HIIIER :cuinlove:".

    Auch die Belohnungen variieren - von einem Leckerchen, über einen anschließenden Arbeitsauftrag bis hin zu einem "einfach-Spaß-Apportel-Hinterherpreschen" ist alles drin.

    Da zu variieren ist eine bewusste Entscheidung von mir:

    Zum Einen nutze ich damit bei Amigo die Motivation, die Erwartungshaltung auf den möglichen Super-Jackpot (den Beuteerwerb Apportel) hoch zu halten.

    Zum Anderen bleibt Amigo im Ungewissen darüber, welches Verhalten er damit bei MIR provoziert, denn eines ist mir völlig klar: Er setzt immer mal wieder ganz gezielt "Scheinjagdverhalten" ein, um sich einen "Arbeitsauftrag" zu ergattern ...

    Wir haben uns da im Laufe der Jahre gegenseitig sehr gut konditioniert xD - und: Ich lebe damit.

    Sehr gut sogar, denn es macht mich einfach nur unglaublich froh, diesem Hund den so nötigen Freilauf ermöglichen zu können, WEIL ich ihn so managen kann dass er für sich und seine Umwelt keine Belastung oder gar Gefahr bedeutet.

    Das alles wäre allerdings nie möglich gewesen ohne ausreichende Bedürfnisbefriedigung.

    Amigo weiß nicht, dass die Dummyarbeit ein "Ersatz" für "richtiges Jagderleben" ist.

    Er merkt nur, dass er bei der "Arbeit" Stöbern, Hetzen, Beute-Erwerben und Beute-Tragen kann.

    Damit streichel ich seine Seele - und halte sie in Balance.

    Galgöchen braucht ein Nebenan, das mit einer unerschütterlichen Selbstverständlichkeit und einem inneren Grinsen durch die Gegend schlendert. Oder es war einfach Zufall und die menschliche Befindlichkeit eh wurscht.

    Oder es ist ein Beweis dafür, dass auch Lernen in Kurven erfolgt?

    xD

    Humor ist, wenn man trotzdem lacht - und auch, wenn dir vielleicht IN den Situationen kein Lachen kommt, so hilft späterer Humor enorm beim Verarbeiten (und einsortieren) :bussi:

    Unterm Strich scheint es ja deutliche Fortschritte zu geben, und ja, ich finde deine Fähigkeiten im Umgang mit diesem Hund tragen enorm dazu bei!

    Ich bin gespannt wie es bei euch weitergeht (und freue mich auf die nächsten Beiträge von dir - auch wenn es dir kein Trost ist: Aber ICH hatte beim Lesen von Schmunzeln bis herzhaften Lachens die ganze Palette dabei :bindafür:)

    Wenn du nach dieser Situation noch 5 mal am Socken trainierst, dann wird es ein Marker.

    Wenn du nach dieser Situation je einmal an Katze im Garten, Mülleimer, Stuhlbein, offener Haustür und runtergefallenen Leckerli übst, dann wird es ein Abbruch. (es wird viel mehr als 5 mal brauchen, aber es ist vor allem bei Schnellmerkern wichtig, das nur das Abrechen der Handlung in allen Situationen gleich ist, ansonsten sollten die Situationen so unterschiedlich wie nur möglich sein, damit der Hund kein anderes Muster finden kann).

    Danke! So gut hätte ich es nicht erklären können :bussi:

    Für mich war das so klar, dass ich die Grundkonditionierung nicht in ein und derselben Situation/demselben Objekt übe, weil ich ja sonst damit die Situation daran knüpfe... :headbash:

    Edit: Wobei ich natürlich die Stärke des Außenreizes berücksichtigen muss.

    Auch hier gelten die Lerngesetze: Je stärker die Reiz-Reiz oder Reiz-Verhalten-Verknüpfung ist, umso resilienter ist sie gegenüber anderen Umweltreizen.

    Mit "richtiger Abbruch" war gemeint, dass es ausschließlich als Situationsunterbrechung wirkt und nicht nebenher als in diesem Fall unerwünschter Verstärker des Fehlverhaltens.

    Ah, okay.

    Wobei (auch wenn sich das jetzt kleinkariert liest, aber es macht eben doch einen Unterschied) eine UNTERBRECHUNG bedeutet, dass der Hund nach dem Abbruch (und der darauf folgenden Belohnung) das Verhalten wieder aufnimmt.

    Dann ist es nur unterbrochen - und DARAUS entwickelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit dann eben die Verhaltenskette: Das unerwünschte Verhalten wird belohnt!

    Natürlich muss der Hund irgendwann auch mal merken, dass ich dieses Verhalten nicht will.

    Ich lasse einen Hund doch nicht immer und immer wieder in so eine Situation reinrennen in der Hoffnung, er kommt irgendwann selber auf die Idee dieses Verhalten doof zu finden?

    Deshalb im Anschluss daran ein von mir initiiertes Alternativverhalten. Was ich übe, wird gefestigt und abrufbar. Das ist Konditionierung.

    Der Türöffner ist die mit positiver Emotion angewandte Überraschung. Diese verankert erst mal tiefer und nachhaltiger die Reaktion des Abbruchs.

    Dass dies auf freudiger Basis erfolgt, erhöht die Wahrscheinlichkeit auf Kooperation bei dem was ich danach tue.

    Wenn man jetzt klassisch davon ausgeht, das der Marker eher etwas positives markiert und eine hochwertige Belohnung ankündigt, wäre die Angst da, das das Signal einem sekundären Verstärker gleichkommt.

    Das verstehe ich jetzt nicht - welches Signal wird zum sekundären Verstärker? Der Marker oder mein Signal für den positiven Abbruch?

    So wie du es beschreibst, wird hier der Marker zum sekundären Verstärker, weil er die Funktion hat die hochwertige Belohnung anzukündigen.

    Ein Marker ist kein sekundärer Verstärker (auch wenn er beim klassischen Clickertraining zunächst erst mal mit der Kombination "Click = es gibt Leckerchen" konditioniert wird, um überhaupt eine Konditionierung auf diesen Reiz zu erzeugen, wird er bei richtiger Anwendung zu der Mitteilung für den Hund: "Das was du da machst ist gut". Im weiteren Verlauf kann dann daraus ein: "Das ist gut, mach so weiter" daraus entwickelt werden.)

    Der Clicker (Marker) ist ein Kommunikationsmittel mit dem Hund, welches zur Formung von Verhalten genutzt wird.

    Hund trifft wieder anderen Hund > letztes Mal gab es für's Pöbeln Kekse > Hund pöbelt wieder da lohnendes Verhalten. Wenn man in ruhiges Verhalten normal reinmarkiert, die Angst das der Hund eventuell abwiegt, denn der positive Abbruch (der ein unerwünschtes Verhalten vorraussetzt) wurde deutlich wertiger belohnt.

    Auch hier habe ich Verständnisprobleme: Du hast also Angst, dass du dir den normalen Marker kaputt machst, weil der Hund lernen würde: "Wenn ich das unerwünschte Verhalten zeige, bekomme ich noch bessere Belohnung - deshalb ignoriere ich den Marker und pöbel erst mal los!"?

    Dann lässt du folgende Mittel bei meinem Aufbau des positiven Abbruchs außer acht:

    Überraschung und starke positive Emotion, die konträr der beim Hund vorhandenen negativen Emotion wirkt.

    Wie wirkt Überraschung lernpsychologisch?

    Überraschendes wird schneller und tiefer im Gedächtnis verankert, als nicht-überraschende Informationen.

    Diese Überraschung verknüpfe ich mit einer sehr starken positiven Emotion.

    Das Sahnehäubchen auf diesem Glücksgefühl ist dann noch die Superbelohnung, die das schon vorhandene Glücksgefühl vertieft (verstärkt).

    ...............

    Was ist Konditionierung?

    Eine Reiz-Reiz- oder Reiz-Verhalten-Verknüpfung (Assoziation).

    Dabei wird diese Verknüpfung so lange geübt, bis sie zuverlässig (=reflexartig) auftritt.

    Ein Boxer lernt, Schlägen auszuweichen oder diese abzublocken.

    Ein Tennisspieler lernt, nicht mehr in den Ball zu rennen, sondern die Arm- und Schlägerlänge mit einzuberechnen.

    Ein Autofahrer lernt, das Auto zu fahren und gleichzeitig die Umgebung zu beachten.

    Was ich nie verstehen werde: Bei Problemverhalten von Hunden scheint die Meinung vorzuherrschen, dass die Lerngesetze nur in Verbindung mit negativen Reizen gelten und wirken.

    Positiv konditionierten Problemlösungen scheint man die Wirksamkeit abzusprechen.

    Mit einer Konditionierung erarbeite ich mir einen Reflex auf einen Reiz. Punkt.

    Beim positiven Abbruch mache ich mir dabei den Effekt der Überraschung zunutze, um eine sofortige, schnellere und tiefere Verankerung des dadurch ausgelösten Reflexes zu erreichen. Der Vorteil: Ich schaffe mir damit sofort eine positive Basis, die der Hund MIR gegenüber hat. Diese KANN ich nutzen, um daran eine Alternative zu knüpfen, die im weiteren Verlauf verhindert dass das zuvor abgebrochene, unerwünschte Verhalten wieder aufgenommen und fortgeführt wird.

    Was meinst du mit dem emotionsneutralem Marker?

    Die meisten Menschen transportieren mit ihrer Stimme Emotionen (barsch, freundlich, ängstlich, befehlend). Da Emotionen stark ein Handeln beeinflussen, ist das im Hundetraining oft unerwünscht.

    Um dieses emotionalen Faktor auszuschalten, und damit den sachlichen Inhalt einer Information (des Signals) zu betonen, werden Medien wie Clicker oder auch die Pfeife eingesetzt.

    Die zu Beginn genutzte Verknüpfung des Clicker-Signals mit der Gabe eines Leckerchens dient dazu, der INFORMATION des Click-Signals eine positiven Aspekt zu geben.

    Ich kenne nicht viele die mit dem Clicker arbeiten. Dafür habe ich schon ganz oft gehört/gelesen, dass man sich über das Arbeiten mit dem Clicker von Leckerchen abhängig macht. Ja, da ist tatsächlich passiert, dass der Clicker zum sekundären Verstärker wird und nur die Belohnung (das Leckerchen) ANKÜNDIGT.

    Bei einigen Videos von Montagsmodell sieht man allerdings, wie der Clicker als primärer Verstärker eingesetzt wird. Natürlich weiß auch der Terrorkrümel (Sandor), dass es im Anschluss eine Belohnung gibt. Es geht aber deutlich mehr um die Kooperation zwischen Hund und Mensch, bei der der Clicker ein ganz wichtiges Kommunikationsmittel geworden ist - dessen Einsatz sagt dem Krümel nämlich, ob er sich auf dem richtigen Weg befindet.

    Eines sollte klar sein: Ein Abbruch ist ein Notfallmanagement. Aus einem Abbruch alleine lernt ein Hund nichts. Möglicherweise zieht er seine eigenen Schlüsse, wenn ein Verhalten immer und immer wieder abgebrochen wird. Vielleicht erkennt er, dass dieses Verhalten unerwünscht ist, und lässt es irgendwann dauerhaft. Vielleicht bildet er auch eine eigene Verhaltenskette, basierend auf seine eigenen Gedanken.

    Wenn ich will dass ein Hund ein anderes, wünschenswerteres Verhalten zeigt, welches ich nicht mehr gezwungen bin abzubrechen - dann muss ich mir überlegen, wie ich ihm dieses Verhalten nahebringen kann.

    Das hat aber dann nichts mehr mit dem Abbruch zu tun, sondern mit den Lerninhalten die ich daran anschließe.