Beiträge von Hundundmehr

    Hm - habe gerade festgestellt, dass meine Antwort dir jetzt nicht wirklich hilft, einzuschätzen ob das noch akzeptabel ist oder nicht.

    Folgende Anzeichen wären für mich ein Zeichen, den Hund aus dieser Situation rauszuholen:

    Der Hund wird zusehends nervöser, das Gewicht wird noch mehr auf die Vorhand gebracht, der Hals wird nach Vorne gereckt, es scheint so, als könne man unter das Hinterteil eine Postkarte schieben, der Blick nach Vorne wird fixierend, es ist ein "Zucken" zu sehen, so als ob der Hund den Impuls hat loszusprinten, diesen aber gerade noch unterdrücken kann.

    Das sind so Zeichen an denen ich erkenne, dass ich die Schwelle des Ausreizens ansteuere - und dann ist es höchste Eisenbahn, den Hund vor dem Tunnel, den er da gerade ansteuert, abzubremsen und eine andere Richtung einzuschlagen.

    Haltet ihr die nachfolgende Sequenz noch für akzeptabel entspannt um den Hund gucken zu lassen?

    Wir gucken dort Möwen, Eisenbahn auf der anderen Elbseite und Radfahrer, ebenfalls auf der anderen Seite, die Entfernung sieht man circa auf dem Bild unten.

    Da schließe ich mich der Meinung von @Das Rosilein an - es fehlen einfach Informationen, um das beantworten zu können.

    Für mich wäre z. B. sehr wichtig, wie Lola aus dieser Situation wieder rauskommt, und wie schnell sie die im Video zu sehende Spannung dann wieder abbaut.

    Was ich in dieser kurzen Sequenz sehe: Einen Hund, der sehr gespannt IST. Lola ist bereit, loszusprinten. Das ist zu sehen an der Gewichtsverlagerung, das Gewicht liegt eindeutig auf der Vorhand, ihre ganzen Sinne sind auf das gerichtet, was sie da sieht.

    Ist sie da ansprechbar, wie leicht oder schwer ist das, lässt sie sich nach einem Moment leicht dort wegführen und kann sich dann wieder anderen Dingen zuwenden?

    Schön ist, dass Lola dort mit durchhängender Leine sitzt - aber ob sie schon bereit ist, solche Situationen auch ohne Leine zuverlässig auszuhalten und nicht dem Impuls nachzugeben, die Beute doch zu verfolgen, hängt stark von den Faktoren ab, die ich zuvor aufgeführt habe.

    (PS: so in etwa guckt meine Kleine auch ... aber ... ich sollte sie dann schon im Auge behalten und es nicht ausreizen, man weiss nie, welcher Reiz noch "plötzlich" dazu kommt ... )

    Genau das ist wichtig - denn welcher Reiz plötzlich noch dazukommt, lässt sich manchmal nicht beeinflussen. Genau dieser Reiz kann das Fass aber zum Überlaufen bringen (Reizsummenregel), weshalb hier - wie Das Rosilein schon sagt - ein erhöhtes Augenmerk und die Umsicht, das nicht auszureizen, geboten ist.

    Das Schauen macht Lola sehr schön, und so wie es auf dem Video zu sehen ist, wäre das auch für mich eine gute Basis, mit der sich arbeiten lässt.

    Das war keine Diagnose, sondern ein Vergleich

    (bin auch nicht davon ausgegangen, dass der Hund tatsächlich mit Speed gefüttert worden ist)

    Mich hat dieser Vergleich echt erschrocken :shocked:

    Keine Ahnung was ich gemacht hätte, wenn Amigo auch außerhalb der Spaziergänge solche Verhaltensänderungen gezeigt hätte - vermutlich zum nächsten TA gerannt :(

    Mir hat schon gereicht, dass er anscheinend auf den Spaziergängen nur noch Jagdinteresse hatte.

    Ich fand das furchtbar - ein Hund der nur noch auf jagdliche Reize fokussiert ist.

    Zu dem Zeitpunkt habe ich dann entschieden, seine "Passion", das Apportieren, auf den Spaziergängen gezielt einzusetzen, um am "Runterfahren-Können" zu arbeiten.

    Davor war das Apportieren auf wenige Male die Woche begrenzt, und klar vom Spaziergang getrennt.

    Nun, immerhin weiss ich jetzt, dass der Hund in dieser Phase keinesfalls "geplatzt" ist (auch nur ein Vergleich/Platzhalter, nicht wörtlich zu nehmen), seine Unruhe umgebungsabhängig war, sich unterwegs aufbaute, das Energielevel vorher und nachher normal gewesen zu sein scheint, der Hund somit runter fahren konnte.

    Wobei ich die Wahrscheinlichkeit, dass er genau das eben auch nicht mehr gekonnt hätte, wenn ich das Ganze einfach so weiter hätte laufen lassen, als sehr hoch ansehe.

    Beim Golden ist ja die Zucht auch sehr speziell und wenn ich mich recht erinnere ist Amigo Showzucht, als nicht aus jagdlichen Linien?

    Das hast du etwas falsch in Erinnerung. Meine Züchtern hat nie auf "Show" gezüchtet, gehört aber dem Verein an (GRC), der sich vor ca. 30 Jahren vom Retrieverclub (DRC) gelöst hat, um den Golden eben nicht mehr als reinen Jagdhund, sondern mehr als Familienhund zu züchten.

    Dieser "Familientrend-Hund" hat dazu geführt, dass die jagdlichen Eigenschaften zurück gestellt wurden - und das hat zu den Ausprägungen geführt, die die Showlinie zum Ergebnis hatte. Die jagdlichen Eigenschaften stehen beim GRC wieder im Mittelpunkt, und sind Pflicht, wenn ein Hund die Zuchtzulassung erhalten soll.


    Ich finde dass, ohne es abzuschwächen, was das für Mühe kostet, ein Jagdhund ist mit Jagdersatzausbildung immer besser in den Griff zu bekommen auch für den Hund selbst, als ein vergleichbar "durchgeknallter" Hütehund.

    Weil es keinen "Hüteersatz gibt".

    Ein "durchgeknallter" Hütehund - was das ist, hattest du an anderer Stelle mal sehr ausgiebig beschrieben, ist tatsächlich eine ganz andere Hausnummer, da stimme ich dir zu.

    Du beziehst dich da auf die besondere Problematik der BC-Zucht, nicht wahr? :bussi:


    Allerdings wird es nach einem Jagderfolg für den Hundehalter immer nochmal doppelt schwierig, diesen Hund wieder "auf Spur" zu bekommen.

    Ja, weshalb ich solche Jagderfolge auf Wild immer verhindert habe (und dennoch hatte Amigo zwei mal Erfolg - aber das war mein Fehler, und ZUM GLÜCK sind diese Erfolge erst passiert, als Amigo schon einen guten Ausbildungsstand HATTE. Hätte er diesen Erfolg als Jungsspund gehabt ... :( :


    DENNOCH, ist es falsch in meinen Augen diese Hunde von ihrer genetischen Veranlagung abhalten zu wollen. Denn erst daraus entstehen all die Zwangshandlungen und sie suchen sich je nach Charackter andere Entlastungen.

    Genau das war auch mein Gedanke, der mich dazu brachte zu überlegen, wie ich Amigos Passion bedienen kann und gleichzeitig aber auch dafür sorge, dass diese Passion eben nicht zu einer Sucht führt und sein ganzes Handeln bestimmt.

    @Das Rosilein

    Mir erschließt sich deine ADHS-Diagnose nicht so wirklich.

    Möglicherweise führt aber tatsächlich der Kontext in die Irre.

    Ich fand diese Entwicklung von Amigo sehr dramatisch, aber ich halte es für möglich, dass du anhand meiner Beschreibung ganz andere Bilder im Kopf hast (die vielleicht auf deinen eigenen Erfahrungen beruhen?)

    Vielleicht wird das Bild so klarer:

    Natürlich hat Amigo auch Urin und Kot abgesetzt. Nur nicht WÄHREND des Spaziergangs, sondern ein mal direkt nach dem Verlassen des Autos, und dann aber erst wieder, wenn ich ihn so 100m vor Ende des Spaziergangs angeleint habe bis zum Auto.

    Die Zeit dazwischen hatte er allerdings keine Zeit mehr dafür - da war er permanent in einer der Sequenzen des Beutefangverhaltens, mal wenig, mal mittelprächtig, mal hoch, aber eben IMMER die Jagdbrille auf.

    Ob es da einen Übergang gab - :ka:

    Wenn, dann habe ich den verpasst.

    Zu Hause war er wie immer - ruhig, hat viel geruht, gut und gerne gefressen.

    Mir war nur sehr schnell klar, dass dieses Verhalten in Sucht führt - und bei Sucht gibt es eigentlich nur ein wirkliches Gegenmittel: Lebenslanger Entzug der Droge.

    Also unterbinden jeglichen Jagdverhaltens, notfall durch dauerhafte Leine - und: KEIN Apporttraining mehr.

    Das hatten wir zu der Zeit begonnen, und es hätte mir nicht nur leid getan wegen der Begeisterung, die er da von Beginn an gezeigt hat; auch die Fähigkeiten, die sich da bei ihm auftaten, allem voran die Ernsthaftigkeit und die Konzentration, die er bei der "Arbeit" zeigte - ich hätte ihm damit genau DAS genommen, wofür er gemacht ist.

    Also habe ich einen anderen Weg gesucht, um ihm einerseits zu helfen, schneller wieder runter zu fahren, und andererseits diese Welt nicht nur aus den Augen des Jägers zu betrachten.

    Diesen Weg habe ich gefunden, und deshalb kann Amigo bei unseren Spaziergängen (meistens Wald, manchmal Feldwege) über 90 % im Freilauf genießen.

    Nur EINES wirst du bei mir nie erleben: Hunde im Freilauf und ich mit Handy am Ohr :D


    Einige Details habe ich jetzt ausgelassen, ich hoffe aber, das Bild ist jetzt für dich klarer geworden.

    Ich würd mir da echt nicht so viele Gedanken machen, wenn ich ehrlich bin hätt ich mich bei der Frau nicht mal entschuldigt.

    Na ja - so eine Entschuldigung zeigt aber auch eine gewisse Empathie.

    Natürlich ist die Reaktion der Mutter sehr überzogen gewesen (MIR käme wohl nicht in den Sinn, die Bewohner und mutmaßlichen Besitzer des Hundes zur Rede zu stellen), aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass die eigene Schreckreaktion und die des Sohnes (der vielleicht geweint hat? Das weiß ich jetzt natürlich nicht, ist nur eine Interpretation der Worte der Mutter) die Emotionen kurz hat sehr hochkochen lassen.

    Sowas passiert schon mal :ka: und ja, in solchen Momenten kommt der Verstand nicht mehr bei den Emotionen durch. Das ist menschlich.

    Ich fand die Reaktion von DerFrechdax gut, und ihr Mann ja das Ganze ja letztendlich gut auflösen können. Fürs nächste Mal weiß die Mutter halt Bescheid, dass dort ein Hund wohnt, der auch bellen kann. Wenn sie nicht auf Krawall aus ist, wird sie beim nächsten Mal wohl mehr Abstand einhalten, wenn sie dort vorbei geht.

    Mir würde ein solcher Vorfall auch ein paar Tage nachhängen (Schwanken zwischen Ärger über die völlig überzogene Reaktion der Mutter und Nachdenklichkeit, inwieweit sie doch Recht haben könnte).

    Soweit ich weiß, unterscheiden die Gerichte bei einer Haftungsfrage (die ja nur eintritt, wenn jemand zu Schaden gekommen ist), ob die Schreckreaktion angemessen war oder überzogen.

    In deinem Fall ist allerdings niemand zu Schaden gekommen, und nur erschrecken ist kein ausreichender Grund, um von jemandem einen Schadenersatz (oder Schmerzensgeld) einzufordern.

    Anders ist es, wenn dein Hund regelmäßig Menschen erschreckt, und diese aufgrund der örtlichen Gegebenheiten befürchten müssten, der Hund könne sie doch erreichen, oder diese Stelle ist sehr eng, und es gibt keine andere Möglichkeit zum Ausweichen.

    Dann könnte dies als Last für andere Menschen angesehen werden, die über das normal Erträgliche hinausgeht.

    Eine Konsequenz für deinen Hund hätte dies aber auch nicht - warum auch, er hat doch niemandem Schaden zugefügt.

    Gemäß meinen Erfahrungen mit dem Ordnungsamt (die zugegebenermaßen nicht sonderlich umfangreich sind) behaupte ich mal, dass du bei einer Rücksprache mit diesen mit ernstem Blick die Empfehlung bekommst: "Dann hängen Sie halt ein Schild auf, dass hier ein Hund wohnt der auch mal bellen kann." ....

    Wann fängt bei euch denn Jagen an?

    Das sagt Dir der Hund. Jeder Hund ist genetisch anders gestrickt und beamt sich daher mit anderen Jagdreizen weg - sofern er sich wegbeamen möchte.

    Auf diese Aussage von flying-paws war meine Antwort bezogen.

    "Wegbeamen möchte" heißt, der Hund hat eine Wahlmöglichkeit - und die zweifel ich an, genau wie du.

    Wo ist also dein Problem?


    Deshalb ist es schwierig, wenn hier zum Beispiel Hundundmehr immer nur von genau 2 oder 3 Hunden derselben Rasse berichtet und ihren Umgang mit den Hunden als allgemeingültige Regeln hinstellt.

    Das hier war meine Aussage, bei einem post zuvor:

    Das lässt sich nicht bei jedem Hund umsetzen, weil hier viele Faktoren eine Rolle spielen:

    Reizschwellen, Reaktionsnorm, Lernfähigkeit, Kooperationsbereitschaft, Erfahrungen, die Fähigkeit zur eigenen Impulskontrolle des Hundes, Nerventätigkeit, genetisch vorgegebenes Beuteschema - um nur mal einige zu nennen.

    Das beruht mitnichten auf Erfahrungen mit meinen Hunden - denn das sind Grundlagen der Verhaltensbiologie, die vor mir deutlich schlauere Köpfe als ich es bin gemacht haben.

    Ich bin nur Nutznießer dieser Erkenntnisse.

    Dass ich das am Beispiel meiner Hunde an manchen Stellen näher erläutere, erlaubt nicht den von dir gezogenen Rückschluss, ich hätte diese Erkenntnisse an meinen Hunden gewonnen (und würde daraus allgemeingültige Regeln ableiten ... wo habe ich DAS denn gemacht?????).

    :lachtot:

    Humor ist etwas Gutes - löst nicht immer jedes Problem, macht sie aber erträglicher xD

    Daraus erfolgen sich dann so Diskussionen um "wegbeamen" möchten. Bei anderen Rassen als den Golden Retrivern brauchts da keinen "freien Willen". Der Hund "möchte" nicht, der Hund MUSS (seiner Genetik entsprechend agieren)

    Öhm - die Bemerkung dass der Hund sich "wegbeamen MÖCHTE" kam nicht von mir, sondern von flying-paws .

    Mit meiner Anmerkung hatte ich diesen "freien Willen" angezweifelt - so wie du ja auch.

    Schade dass du das Mittel der Diskreditierung wählst, statt auf meine Erklärungen und Argumente einzugehen.

    flying-paws Nein, ich denke, ich habe dich schon richtig verstanden; Deine Frage zielte darauf ab, ob nicht durch das immer auf Spaziergängen wiederkehrende Angebot von Jagderleben der Hund erst zu der Annahme kommt, Spaziergänge generell als Jagdvergnügen zu betrachten.

    Meine Antwort und der Zusammenhang, den ich dort herstellte, war vielleicht nicht klar genug auf deine Frage bezogen.

    Deshalb noch mal so herum:

    Die genetisch determinierte Reaktionsnorm (Bandbreite des Jagdverhaltens zwischen minimalster und maximalster Ausprägung unter Berücksichtigung der Ontogenese dieses Hundes) ist bei Amigo so hoch angelegt, dass ein "Ausschalten" des Beutefangverhaltens für IHN nicht möglich ist.

    Er REAGIERT auf jagdliche Reize, ob er will oder nicht.

    Was ich getan habe, um DIESEN Hund kontrollieren zu KÖNNEN:

    - an der Erhöhung der Reizschwelle gearbeitet

    - Diskriminierungslernen (Beute/keine Beute)

    - Kooperationsbereitschaft

    - (mehr durch Zufall) Konditionierung eines Abbruchs bei gestartetem Jagdverhalten

    - ihn erfahren lassen, dass diese Welt nicht nur aus Jagd besteht, sondern durchaus auch andere, interessante Aspekte bietet.

    - ihn lernen lassen, schneller wieder "herunter" zu kommen, aus dem Jagdverhalten raus in einen "normalen" Modus.

    Es gab eine Zeit, da war Amigo nicht in der Lage, auf einem Spaziergang zu pinkeln und zu koten, so sehr war er in seinem Tunnel auf der Suche nach Jagderlebnissen.

    Das war eine sehr zähe, harte Zeit, in der ich nicht nur mit sehr großer Umsicht jeglichen Jagderfolg verhindern musste, sondern auch sehr viel Gleichmut und Geduld aufgebracht habe, damit dieser Hund lernt, die Welt nicht nur durch seine Jagdbrille zu betrachten.

    Der Erfolg, den ich habe? Einen Hund, der zu über 90% Freilauf hat, da wo Freilauf erlaubt und möglich ist.

    Last not least: Amigo hat schon als Welpe einen enormen Dickkopf gezeigt - bei Druck zeigt er ganz gepflegt die Mittelkralle ... und entzieht sich.

    Ein Hund, der gelernt hat dass er sich entziehen KANN, und dies als eine bewährte Methode erfahren hat um seinen Vergnügungen nachgehen zu KÖNNEN - den kann ich nicht frei laufen lassen.

    network Danke :smile:

    Es geht aber auch nicht nur um dummes/verantwortungsloses Verhalten.

    Manchmal spielt auch der Zufall mit - wenn der Vater wie jeden Morgen mit seinem kleinen Sohn zum Bäcker ums Eck in einer Fußgängerzone geht, um frische Brötchen zu holen, und der Kleine rennt die paar Meter vor... und steht ums Eck plötzlich vor einem Hund, Auge in Auge...