Wir haben ja nicht "nur" Jagen als Problem, er ist draußen immer unter Strom und ist angeknipst, sobald wir die Tür verlassen und grundsätzlich nicht dauerhaft gut ansprechbar, ich kann ihn nicht so runter fahren, dass er draußen wirklich sowas wie entspannt ist.
Das ist das Kernproblem: "Dauerhaft unter Strom" heißt einfach, die Stresshormone sind schon beim Spaziergang sehr aktiv - und daraus resultiert das gesamte Verhalten.
Ich kenne die Geschichte deines Hundes nicht, bin aber auch der gleichen Ansicht wie flying-paws:
Ich würde mir da was Neues erarbeiten mit Beginn im Haus. Dir fehlt die komplette Basis für Deine Fragestellung oben.
Lagurus Deiner Schilderung nach gerät das Stresssystem deines Hundes bei den Spaziergängen völlig durcheinander, der sympathische Teil des vegetativen Nervensystems ist dermaßen aktiv, dass ein ausgewogener Wechsel zwischen Spannung und Entspannung nicht möglich ist.
Je länger dein Hund in dieser Verfassung bleibt, umso weniger hast du die Chance, ihn irgendwie "herunter zu fahren".
Hier kam schon der Tip, dich mit ihm in deutlich reizfreieren, immer gleichen Umgebungen aufzuhalten; Diesen Tip würde ich noch kleinschrittiger umsetzen.
Wie beim Welpen: Mehrere, dafür sehr kurze Lösegänge am Tag, in den ersten 2 Wochen tatsächlich immer nur der gleiche Gang.
Sinn ist, schon die Erwartungshaltung deines Hundes herunter zu schrauben, auf: Es passiert NICHTS auf diesen kurzen Spaziergängen!
Erst wenn du merkst, dass diese immer gleichen, kurzen Spaziergänge für ihn kein besonderer Stress IST, kannst du in kleinen Schritten anfangen, kurze, neue Umgebungen (auch mit wenig Stress) kennen lernen zu lassen.
Parallel dazu gibt es zu Hause:
- ausreichend Futter (ein gefüllter Magen macht satt und glücklich)
- evtl. die Versorgung mit Tryptophan erhöhen (ist eine Vorstufe des Serotonin; dieses stärkt den Parasympathikus, welcher für Ruhe/Erholung des Organismus sorgt)
- längere Kausnacks anbieten (Rinderkopfhaut, gefüllter Kong, nur mal als Beispiele)
- ruhige Streicheleinheiten; hier kann z. B. Tellington-Touch sehr hilfreich sein
- mentale Beschäftigung im Haus, die später auch nach "Draußen" transportiert werden kann
Was ich bei einem Hund, der angesichts eines Reizes AUSFLIPPT, niemals machen würde: Ihn weiter diesen Reiz sehen lassen ...
Reize, die den Hund dermaßen anknipsen - da gehe ich WEG!
So weit weg, dass es dem Hund überhaupt erst mal möglich wird, wieder runter zu kommen.
Erst DANN bleibe ich vielleicht mal stehen, drehe mich zu diesem Reiz um, und lasse den Hund mal einen Blick "riskieren" - um dann zu sagen: "Siehste - uninteressant; Komm, wir gehen noch weiter weg!"
Pueppi.Schlappohr Beziehe das jetzt nicht auf Lola und dich - deine Lola hat schon die grundsätzliche Fähigkeit des SCHAUEN KÖNNENS mitgebracht (konnte das schon in anderen Situationen), weshalb du auf diese schon vorhandene Fähigkeit bei Wildsichtung zurückgreifen konntest - und es den von dir gewünschten Erfolg brachte. Das ist ein großer Unterschied zum Hund von Lagurus, bei dem ich hier eher ein grundsätzliches Problem in der Stressverarbeitung sehe.
Was ich bei einem Jagdhund IMMER machen würde: Ihn seine jagdlichen Fähigkeiten erlernen und verfeinern lassen - im Team mit mir, mit Beute, die ICH vorgebe.
Dazu gehört Spaß - und der fängt bei mir selber an: ICH muss Spaß daran haben, denn ohne diese Motivation, die ich mitbringe, bekomme ich keinen Spaß für die gemeinsame Arbeit mit mir in den Hund.
Hat der Hund nach drei Bröckchen Futter keine Lust mehr auf die Suche - dann höre ich bei ZWEI Bröckchen auf ... lieber mehrere, kurze Einheiten, bei denen ich die Freude am TUN beim Hund erhalte ... als dem Hund durch Überforderung beizubringen, dass er die Suche selber abbrechen kann, wenn ihm danach ist (oder er Interessanteres in der Nase hat). Immer aufhören, wenn es am Schönsten ist - das ist eine "Lebensweisheit", deren Sinn heute dank der Wissenschaft erklärt werden kann, Stichwort Dopamin.